Junge Frau in Offenbach ins Koma geprügelt, eure Meinung dazu
03.06.2015 um 22:42
Als nächster Zeuge war der Rechtsmediziner aus Frankfurt dran, welcher zum einen als Zeuge und zum anderen als Sachverständiger fungierte. Dieser sollte, in Zusammenarbeit mit einem Arzt die Todesursache erläutern. Natürlich waren es erst mal viele Fachausdrücke, aber man konnte ganz gut folgen. Dieser Zeuge war natürlich sehr wichtig, da er klären sollte, wie genau Tugce starb. Es gab ja z.B. von der Bild die Theorie vor einigen Monaten, dass sich ein Ohrring in die auffallend dünne Schädeldecke bohrte. Auch war natürlich interessant, warum Tugce nach der Ohrfeige so kerzengerade, ohne jegliche Reflexe nach hinten kippte. Denn eigentlich führen Ohrfeigen ja nicht zur Ohnmacht... dachte ich jedenfalls bisher.
Zunächst wurde beschrieben, wie Sanel um 7:37, also etwa 3 Stunden nach der Tat, Blut abgenommen wurde und eine medizinische Untersuchung veranlasst. Er hatte, wenn man zurück rechnet, 0,53 Promille zu dieser Zeit, d.h. 0,86-1,4 zum Tatzeitpunkt. Wie ihr seht, schon ein sehr großer Rahmen. Urinprobe etc. ließen darauf schließen, dass er keine Drogen nahm. Auch habe er adäquat geantwortet, Pupillen normal, er sei bei einer Größe von 1,83 und 70 Kg zwar hager, aber doch kerngesund. Seine abgegebene Schriftprobe "Atmenlos durch die Nacht", sorgte selbst beim Richter für ein Schmunzeln. Sanel bliebt wie immer ausdruckslos. Was man definitiv sagen konnte: Dieser Alkoholwert kann zwar die Hemmschwelle herabsetzen, aber führt nicht zur Bewusstseinstrübung. Es war merkwürdig muss ich sagen, solche intimen "Körperfunktionen" von einer mir völlig fremden Person vorgelesen zu bekommen.
Nun ging es um Tugce. Der Rechtsmediziner erklärte, dass auch sie Alkohol getrunken habe, der Richter wollte es genau wissen. Leider hatte man in der Notversorgung (klar, wer misst da zuerst den Alkholgehalt!) nur eine ungenaue Labortmethode verwendet, d.h. man kann nicht sagen, wie viel Promille sie hatte. Da der Richter aber einen Richtwert wollte, hat er ihn dann mit dme Handy schnell berechnet. War auch schräg, v.a. als es hieß Tugce wiege ca. 65Kg. Ich denke, dass sie nicht mehr als 50 wog, da waren ihre drei Freundinnen im Gericht auch verwirrt.
Raus kam, dass sie ungefähr 0,7 gehabt haben musste, man das aber wirklich nicht sagen könne. Dann hieß es, das würde auf ca. 8 Shots schließen, naja, alles sehr vage! Nun zu den Hirnverletzungen. Natürlich kann ich nicht die medizinischen Begriffe wiedergeben, was aber klar ist, dass es eine schwere Einblutung in die linke Gehirnhälfte gab. Es muss also so gewesen sein: Sanel trifft sie an der rechten Schläfe. Entgegen aller Medienberichte: Die Stelle dort ist bei jedem Menschen dünner als woanders, d.h. sie hatte keine abnormal dünne Schädeldecke. Der Schlag, man kann seine Heftigkeit definitiv nicht einschätzen, hat dazu geführt, dass sie ohnmächtig wurde. Der Mediziner betonte, dass das der Fall sein kann. Bei manchen reicht schon ein schwachter Schlag mit der rechten Hand. D.h. wir können nicht sagen, ob Sanel fest zugeschlagen hat. Leider. Klar ist auch, dass der Mediziner an der Seite kein Hämatom gespürt hat, d.h. er widerspricht dem Anästhesisten. Klar ist auch, dass Tugce auf den Boden fiel mit der linken Seite. Interessant hierbei: Der Rechtsmediziner ist sich sicher, dass ein solcher Bruch, habe den Namen vergessen, nur dadurch entstehen kann eigentlich, wenn der Boden nicht eben ist, d.h. sie auf einen Gegenstand wie z.B. einen Stein fiel. Wäre er eben gewesen, dann hätte es einen Globus Bruch gegeben. Nun komm das Überraschende. Anscheinend hatte die Bild recht. Es wird vermutet, dass sich ihr linker Ohrring SO unglücklich verkeilte, dass er ihren Schädel durchdrang. Man kam auf die Hypothese, da der Ohrring 3 cm ist, genau wie die Eindringtiefe. Man kann also davon ausgehen, dass Sanels Schlag zwar den Aufprall verursachte, die massive Einblutung aber durch den Aufprall geschah. Auch wurde festgestelt: Nicht der Schädelbruch hat zum Tod geführt, sondern die ganz massive Hirnblutung, ausgelöst durch eine geplatzte Aterie. Aber klar, ohne Schlag kein Aufprall.
Ihre Organe waren alle ok, die wurden kurz nach dem Hirntod zur Spende freigegeben. War komisch, als der Mediziner es so nüchtern erzählte. Man hatte irgendwie den Eindruck, als spreche er über ein Objekt, welches man aushöhlt. Aber natürlich ist es schon richtig, das sachlich zu beschreiben. Man sah Tugces Mutter an, wie mitgenommen sie von der medizinischen Erläuterung war. Sehr verständlich, ich war auch sehr mitgenommen. Fazit ist also des Rechtsmediziners: Ein einigermaßer heftiger Schlag, auch mit der flachen Hand, kann zu einer Gehirnerschütterung führen und diese dann zur Ohnmacht. Tugce ist seiner Meinung nach "sehr unglücklich gefallen" und der Ohrring, falls es der Auslöser war, hat sich extrem unglücklich verkeilt. Sie ist an der Hirnblutung gestorben, nicht dem Bruch an sich.
Nach der Verhandlung haben sich Sanels "Groupies" wieder an die Scheibe gestellt. Ganz schreckliche Menschen, sorry, Die kichern während der ganzen Verhandlung, keine Ernsthaftigkeit. Das ist so respektlos einfach. Heute wären sie fast wieder rausgeschmissen worden. Sanel hat wie die Tage zuvor eigentlich nicht reagiert. Er sitzt, schaut meist nach vorne, oder auf die Unterlagen seines Anwalts Kuhn. Dieser erscheint mir übrogens sehr menschlich und wirkt in der Interaktion mit Sanel eher väterlich. Sanel selbst sitzt wirklich lange Zeit immer in der selben Position, er hat alle drei Tage die ich bisher da war, nicht ein einziges mal in den Zuschauerraum geschaut, d.h. auch zu seinen Freunden. Auch wenn der Richter außer Reichweite war. Finde es komisch und kann mir vorstellen, dass er vielleicht merkt dass es wirklich der falsche Umgang war. Ich weiß es nicht.
Ich bin jedenfalls verwirrter denn zuvor. Ich bin bis dato von Jugenstrafrecht und sogar einer Bewährungsstrafe ausgegangen, jetzt kann es wirklich sein, dass er als Erwachsener beurteilt wird. Aber wie zum Teufel soll ohne Gutachten festgestellt werden, ob er reifeverzögert ist?!
Ich persönlich bin beim Strafmaß sehr gespalten. Einerseits denke ich, dass er die Haft nutzen könnte, um seine Ausbildung zu machen, über seine Taten (auch die davor!) nachzudenken und sich von dem Umfeld abwenden. Obwohl das mit unrealistisch erscheint. Auch wäre eine Therapie im Gefängnis gut. Deswegen finde ich, dass anderhalb bis 2 Jahre NICHT auf Bewährung gut wären. Er hat nun mal auch viele Vorstrafen
Dagegen spricht, dass es eben eine Ohrfeige war, dessen Folge er nicht abschätzen konnte. Er hat den Tod eines Menschen verursacht und ich kann mir vorstellen, dass es ihn belastet. Dennoch kann es auch sein, dass er den Tod bereut, den Schlag aber als gerechtfertigt ansieht. Es ist schwierig, da ich denke dass das Wissen um den Tod ihn ein Leben begleiten wird. Und seien wir ehrlich, er muss eigentlich aus dem Rhein-Main Gebiet ziehen....