@KillingTimeKillingTime schrieb:Die intellektuelle und rhetorische Herausforderung mit dir nehme ich an. En Garde! ;)
OK, nochmal von vorne...
Die ursprüngliche Behauptung war:
Zellaktivator schrieb:Während lesbische Frauen überwiegend in festen Beziehungen leben, dominiert bei den "Männchen" meistens die wilde Promiskuität!
Du hast versucht, diese mit dem "Coolidge-Effekt" zu untermauern.
Definition Wikipedia:
Als Coolidge-Effekt wird in Biologie und Psychologie der wachsende Überdruss bezeichnet, der sich einstellt, wenn ein Individuum ohne Abwechslung immer wieder mit demselben Paarungspartner kopuliert.
Sonst nix. Das Geschlecht des Individuums findet hier keine Erwähnung.
Weiter schreibt Wikipedia:
Bei den ursprünglichen Experimenten aus dem Jahr 1956 wurde an Rattenmännchen nachgewiesen, dass wiederholter Geschlechtsverkehr mit demselben Weibchen den sexuellen Appetit des Männchens dämpft.[1] Andererseits ist eine gleichbleibende beziehungsweise gleichbleibend hohe sexuelle Aktivität zu beobachten, wenn immer andere Weibchen angeboten werden.[2]
Bei den Versuchen von Beach und Jordan wurde ein Rattenmännchen in einen Käfig mit vier bis fünf Weibchen gegeben. Es wurde beobachtet, dass das Männchen sich mit allen Weibchen bis zur eigenen völligen Erschöpfung wiederholt paarte. Ab diesem Punkt erfolgten keine Reaktionen des Männchens mehr auf weitere Stimulationen der Weibchen. Wurde nun ein weiteres Weibchen in den Käfig gegeben, konnte trotz der vorherigen Erschöpfung ein weiterer Paarungsakt mit dem neuen Weibchen beobachtet werden. Das bei den Versuchen mit den Wanderratten beobachtete Phänomen ist dabei nicht auf diese Spezies beschränkt.[3] Allgemein beruht der Effekt auf einer Erhöhung des Dopaminspiegels und den darauf beruhenden Auswirkungen auf das limbische System und den Nucleus accumbens.[4]
In den meisten Fällen wird der Coolidge-Effekt an männlichen Individuen demonstriert. Es wurden jedoch auch Experimente durchgeführt, um festzustellen, ob der Effekt auch bei weiblichen Individuen auftritt. Hierbei wurden die Experimente mit Hamstern durchgeführt und führten zu dem Ergebnis, dass der Effekt, obgleich schwächer ausgeprägt, auch bei Weibchen auftritt.
Den dann noch von dir verlinkten Focus-Link – in dem das Gleiche dann ebenfalls nochmal bei Rattenmännchen beschrieben und als rein männliches Phänomen deklariert wird – finde ich in hohem Maße unseriös und er besitzt ungefähr den empirischen Nährwert eines Cosmopolitan-Küchenpsychologie-Artikels, nämlich überhaupt keinen.
In den dort beschriebenen Versuchen hat man sich offensichtlich ebenfalls nicht mal die Mühe gemacht, das gleiche Szenario mit Rattenweibchen zu wiederholen und dann deren Dopaminspiegel zu messen – das beschriebene Experiment kann also eindeutig keinerlei Auskunft darüber geben, ob dieses Verhalten geschlechtsspezifisch ist.
Trotzdem ist man sich nicht mal zu schade, von "evolutionsbiologischer Sicht" zu sprechen, obwohl ich das höchstens noch als Evolutionspsychologie - die ja keine wissenschaftliche Grundlage braucht - durchgehen lassen würde.
Würde ich mir als seichte Unterhaltung, falls ich irgendwo zu lange im Wartezimmer sitze und nix zum lesen dabeihabe, vielleicht gerade noch gefallen lassen.
Aber mit Wissenschaft hat das beim besten Willen nix zu tun.
So ziemlich alle anderen Quellen, die ich zu dem Thema noch gefunden habe, bewegen sich übrigens auf ähnlichem Niveau...
Wir können also an diesem Punkt schon mal zusammenfassen, dass es für die Behauptung, der Coolidge Effekt könne eine potentiell höhere Bereitschaft zur Promiskuität bei männlichen Individuen begründen, bisher keinerlei valide Grundlage - außer deiner persönlichen Interpretation und der einiger Focus-Mitarbeiter – gibt, solange du keine Quellen bringst, die diesbezüglich irgendeine Aussagekraft besitzen.
Wenn du also tatsächlich darauf bestehen möchtest, dass das irgendwas mit seriöser Wissenschaft zu tun hätte, zeig mir dazu bitte eine Studie, wo die gleichen Versuche analog mit einer Kontrollgruppe mit weiblichen Individuen durchgeführt wurden.
Ansonsten hat das nämlich genauso viel Substanz als würde ich eine Umfrage zur Beliebheit von Pizza machen, dazu
ausschließlich Männer befragen und dann behaupten, ich hätte nachgewiesen, dass Männer gerne Pizza essen und Frauen nicht.
Weiter im Text...
Ich habe dann geschrieben:
raitoningu schrieb:Abgesehen davon, dass Versuche mit heterosexuellen Hamstern natürlich einen ganz tollen "wissenschaftlichen Beleg" für das Verhalten homosexueller Menschen darstellen...
Du hast dann
so versucht, diese Übertragbarkeit zu untermauern:
KillingTime schrieb:Willst du etwa behaupten, Homosexuelle haben im Gegensatz zu Heterosexuellen kein limbisches System? :ask:
Somit implizierst du, dass der Coolidge Effekt sich automatisch auf jedes Individuum übertragen lassen müsste, das ein limbisches System besitzt.
Anders ergibt deine Aussage nämlich keinen Sinn.
Allerdings soll er, um sicherheitshalber noch mal zur Grundthese zurückzukommen, deiner Ansicht nach ja belegen, dass Männer potentiell promiskuitiver sind als Frauen.
(Wobei es in der Ursprungsaussage ja speziell um Homosexuelle ging, aber ich glaube, das war für dich ursprünglich gar nicht relevant.)
Und an dieser Stelle wird deine Argumentation unlogisch. Wenn du die uneingeschränkte Übertragbarkeit der Versuche mit dem Vorhandensein eines limbischen Systems begründest,
müsstest du eigentlich automatisch davon ausgehen, dass der Effekt genauso auch Frauen betrifft.
Soviel zur ersten Diskussion...
Nächste Baustelle:
Erst schreibst du...
KillingTime schrieb:Fremdgehende Frauen erhöhen die genetische Diversität ihres Nachwuchses und sorgen somit für dessen größere biologische Fitness.
...dann...
KillingTime schrieb:Frauen überlassen es idR nicht dem Zufall, wer sie schwängern darf, sondern sie suchen sich das potenteste Alphamännchen mit den besten Erbanlagen gezielt aus.
Ist ein bisschen widersprüchlich, macht höchstens Sinn, wenn sich das erste Zitat auf mehrere Kinder von unterschiedlichen Vätern bezieht? Aber auch dann müsste man ja von einem insgesamt ziemlich monogamen Lebenswandel ausgehen, da sich Frau ja deiner Ansicht nach für jedes Kind wieder gezielt ein "potentes Alphamännchen" mit guten Erbanlagen aussuchen müsste?
Daher meine Fragen:
raitoningu schrieb: Soll aber auch schon vorgekommen sein, dass "so eben befruchtete" Frauen weiterhin mit verschiedenen Männern geschlafen haben. Inwiefern erhöht es denn die biologische Fitness, wenn sie quasi dem Zufall überlassen, wer sie schwängert, anstatt sich gezielt das genetisch ansprechendste Material herauszusuchen?
...und...
raitoningu schrieb:Nochmal: Dann begründe mir bitte mal sinnvoll, warum sie dann TROTZDEM mit mehreren Männern schlafen und nicht nur mit dem mit den besten Erbanlagen.
Darauf hast du lediglich mit einer Gegenfrage geantwortet:
KillingTime schrieb:Unter welchen Umständen tun sie das denn? Um diese Frage zu beantworten, müsstest du erstmal ein paar Rahmenbedingungen abstecken.
Mir ist nicht ganz klar, worauf du jetzt hinaus willst? Bestehende Schwangerschaft? Zyklus? Lebenssituation?
Oder Bett? Aufzug? Küchentisch?
Für Männer haben wir bisher diesbezüglich doch auch keine Rahmenbedingungen festgelegt?
Fakt ist: Menschen
beider Geschlechter gehen fremd, obwohl sie offiziell in einer monogamen Beziehung leben.
Menschen
beider Geschlechter haben wechselnde Sexualpartner, wenn sie nicht in einer Beziehung leben.
Nach meinen persönlichen Beobachtungen dürfte sich das quantitativ sogar ungefähr die Waage halten, aber die sind natürlich nicht repräsentativ.
Wirklich korrekte statistische Erhebungen zu konkreten Zahlen wird man dazu allerdings wohl nie durchführen können, weil sie immer auf Umfragen basieren, bei denen natürlich nicht jeder ehrlich antwortet.
Und der Vergleich dieser Zahlen vermutlich noch dadurch erschwert wird, dass aus Image-Gründen nach wie vor Frauen auf die Frage nach der Anzahl ihrer Sexualpartner eher unter- während Männer eher übertreiben.
Langer Rede, kurzer Sinn...
Wenn Männer aus evolutionären Gründen – und/oder wegen dem Coolidge Effekt - fremdgehen, weil es angeblich die biologische Fitness erhöht, warum tun Frauen es dann auch, obwohl beides bei ihnen ja nicht zutreffen soll?