@holzauge holzauge schrieb:bald jeder zweite hier reklamiert für sich die Instanz zu sein die das bestimmt was normal ist.
Genau das ist das Problem mit dem Normalitätsargument.
Bevor man eine Deutungshoheit für sich beansprucht, müsste man erst einmal definieren, in welchem Maßstab man den Begriff verwenden will.
Gemessen an den meisten religiösen Moralgefügen, wie auch in unserem christlich-abendländischen, ist Homosexualität nicht nur unnormal, sondern auch abartig und verdammenswert.
Übrigens ein Grund warum viele Menschen der Homosexualität ablehnend gegenüberstehen.
Was Gott nicht mag, dass muss der Mensch verdammen.
Wenn wir aber den Begriff "Normal" als Überbegriff in einem ethisch-humanistisches Weltbild hernehmen, dann ist "Normal" dass, was in der Gesellschaft niemandem schadet.
Die "Norm" ist, nach seinem Wunsch glücklich werden zu dürfen so lange man niemand anderen darin einschränkt, verletzt oder sonstwie schadet. In einer rein humanistischen Gesellschaft wäre Homosexualität so "Normal" wie Milch zu essen oder Kleidung zu tragen.
"Normal" im Maßstab von Kulturen kann vielfältig besetzt sein.
In einigen Kulturen gilt es als "Normal", kleinen Mädchen die Klitoris abzuschneiden und die Vulva zuzunähen, in anderen gilt es als "Normal" auf keinen Fall das Fleisch von Kühen zu verzehren. Wieder andere Kulturen finden es "Normal", dass Frauen komplett verschleiert durch die Welt gehen müssen.
Mit moralbasierten Normbegriffen kommt man da nicht weiter, weil diese Taten und Prinzipien auf der Moral und somit dem jeweiligen Normbegriff der Kultur basieren.
Beurteilt man Homosexualität anhand des gesamten Lebens auf der Welt, so ist sie so normal wie Regen und Frösche. Beurteilt man sie in engen moralischen Grenzen einer Gesellschaft, so wird sie schnell zur Randerscheinung und als "Unnormal" betrachtet.