@Wraithrider Du meinst, die richtige Antwort auf Hetzschriften gegen Reiche ist, sich über Arme voller Vorurteile und Besserwisserei zu äussern?
Also doch zu kurz gekommen
(...)
Sie können ihnen zumindest weniger Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Vielleicht auch weniger Sicherheit.
Weil es nicht zum Urlaub gereicht hat?
Ich hatte als Kind drei Paar Schuhe: Sandalen, Halbschuhe und Stiefel. Und ein paar Gymnastikschuhe für den Sport. Eine Sommerjacke, eine Winterjacke. Meistens hatte ich die Kleider von den Schwestern geerbt, bis ich grösser war als die beiden ... da erbten die von mir.
Es hat lange gedauert, bis mein Vater genug verdiente, dass wir uns einen Campingurlaub leisten konnten.
Dann gab´s auch mal mehr Geld, das ins Haus gesteckt wurde, und wieder keinen Urlaub.
Dafür haben dort immer Leute Unterschlupf gefunden, die sonst nicht wussten wohin, weil es viel Platz gab.
Mein Vater hatte zuletzt nichts mehr ... alles in eine Firma gesteckt und Schulden gemacht, das Haus bei der Scheidung meiner Mutter überlassen.
Vielleicht erbe ich mal ein Sechstel von dem Kasten, aber eher wird sie es verkaufen und das Geld selbst brauchen, wenn sie pflegebedürftig wird und ihre Töchter noch arbeiten. Ausserdem wird sie wenn möglich etwas meiner Nichte vererben, die Multiple Sklerose hat, und vermutlich irgendwann auch Pflege braucht.
Es hat mir aber weder grundlegend an Möglichkeiten, noch an Bildung, noch an irgendwas anderem gefehlt.
Mein Vater hat kein Geld vererbt, sondern feste moralische Grundsätze und soziales Verantwortungsgefühl.
Es gibt keine finanziellen Sicherheiten, aber die Eltern haben uns ein Gefühl von Sicherheit vermittelt: "Es kann Dir eigentlich nichts passieren. Du wirst nicht daran kaputtgehen, wenn Du mal nichts hast. Man kann mit wenig glücklich sein, aber nicht als A****loch."
Erbschaften haben in unserer Familie (und sehr oft auch bei anderen) zu viel Zank geführt. Auch wurde mal ein kleines Vermögen verschleudert, weil jemand lieber sofort Geld für ein Haus sehen wollte und ein Makler über Abrisskosten jammerte ... jetzt ist es eine Vorzeigeimmobilie in der feinsten Gegend von Hannover.
:)Die Grosstanten waren einander deshalb noch jahrzehntelang gram.
Da ist es auch wurst, ob es sowieso Geld in der Familie gibt: Angesichts von Erbschaften werden Leute gierig und feindselig, ziehen vor Gericht und zerstreiten sich Familien.
Selbst hieb- und stichfeste Testamente werden angefochten, und noch halbe Leben später fällt jemandem ein, dass das Bild (natürlich das kostbare, mit der Expertise) doch ihm versprochen war. Zwar hat er es schon vergessen gehabt, aber nun, da er es dort hängen sieht ...
Zwar ist er der Wohlhabendste in der Familie und hat ebensoviel geerbt wie die anderen, könnte sich auch selbst so ein Bild kaufen - aber dennoch hat er das Gefühl, dass ihm etwas vorenthalten wurde!
Nein, Vermögen und bessere Bildungsvoraussetzungen machen nicht automatisch bessere Menschen.