Ist das noch zu verantworten!?

Hallo ihr lieben :)
Ich habe nach krankenpflege gesucht und keinen Beitrag gefunden zu folgendem Thema.
Ich arbeite selbst in der Pflege und frage mich ob es noch zu verantworten ist, was da läuft.
Wenn man zu zweit im Dienst ist als examinierte kraft und mit einem Schüler, der bestenfalls seine erste Woche hat auf Station oder der gruppe hat, man aber 25-30 Patienten zu versorgen hat.
Kann die Pflege noch gewährleistet werden?
In meiner Ausbildung hat mir eine Schwester etwas, in meinen Augen, sehr deprimierendes gesagt:
Solange die grundpflege gewährleistet ist, ist mir alles egal.
Wie kann man so abstumpfen!?
Werden wir alle früher oder später so!?
Deswegen habe ich mich entschieden den Bereich zu wechseln und arbeite nun in einem Haus mit mehreren wohngruppen für Menschen mit Beeinträchtigung, von denen die meisten schwerst mehrfach behindert sind.
Aber selbst hier ist es schwer seine Arbeit ordentlich zu machen ohne dem nachfolgenden dienst ein Chaos zu hinterlassen.
Und wehedem du machst Überstunden.
Auszahlen rentiert sich kaum und abfeiern ist leider kaum möglich.
Naja soviel erst mal von mir.
Was habt ihr für Erfahrungen!?
Dürft auch gerne fragen stellen :) und falls es doch was zu diesem Thema gibt rügt mich und sagt Bescheid :D

Mein Bruder ist Altenpfleger und hat mir mal das gleiche gesagt. Es ist anstrengend und stressig. Das wichtigste ist eben, dass man auf die Grundpflege achtet und der Rest ist je nach Personal, Mensch und Kraft zu gewährleisten.

Mein Bruder lebt in einem Behindertenwohnheim und wird dort auch 24h betreut. Vor den Pflegern (egal in welchem Bereich) habe ich den höchsten Respekt.

Die Arbeitszeiten, die Verantwortung, die körperliche Anstrengung und das alles für einen minimalen Lohn... Traurig!!! Bei meinem Bruder wechselt das Personal auch ständig durch, einfach weil es nicht genug Leute gibt. Die wissen nie, wo sie den nächsten Monat sind... Das ist natürlich auch eine Belastung für die Bewohner, die sich immer wieder auf neue Gesichter einstellen müssen. Meinem Bruder merkt man den Stress teilweise wirklich an. Leider ist es in sozialen Berufen weit verbreitet, dann man chronisch unterbesetzt ist, die Arbeit für 3 machen muss und einfach nicht die Zeit hat, sich angemessen um Patienten zu kümmern. Da bleibt nur noch die Zeit und die Kraft, um die Grundversorgung sicherzustellen.

Ja vorallem soll man rückenschonend arbeiten mit Liftern, Drehscheibe, etc. Aber das ist von der Zeit her leider auch nicht zu bewältigen.

@Pika
Aber Grundpflege alleine reicht doch nicht? Für mich ist Grundpflege: Essen anreichen, waschen und evtl. Windel wechseln für die, die nicht mehr alleine zur Toilette können. Aber das ist doch kein Leben. Die Menschen wollen beschäftigt werden.
In einem Pflegeheim, in dem sich die Schwestern auch noch um die Beschäftigung kümmern müssen, ist natürlich alles zu viel. Meine Mutter arbeitet als Alltagsbegleiterin. D.h. sie arbeitet in einem Altenheim, wo sie den ganzen Tag etwas mit den Leuten unternimmt, wie z.B. vorlesen, spielen, spazieren, Bingo-Runden, singen. Aber solche Arbeitskräfte, die nur zum beschäftigen da sind kosten natürlich wieder extra für die Arbeitgeber.

@Ciela

Ciela schrieb:Aber Grundpflege alleine reicht doch nicht?

Du fragst einen Erzieher. ;) Also Nein! Aber man kann nichts machen wenn die Pflegekräfte überfordert nicht.

Das ist leider so... Für meine bewohner ist es schon das tollste auf der Welt wann man sich abends noch mal ans Bett setzt und 15min was vor liest.
Leider haben wir die 15min zu selten...

@Pika
Ich weiß nicht, wie das Fragezeichen da hin gekommen ist. :D
Also Grundpflege reicht nicht. Punkt. Man kann das vergleichen mit dem Experiment, wo die Babys nur gewickelt und gefüttert wurden, ohne sich mit ihnen zu beschäftigen oder sie zu umarmen. Irgendwann sind sie dann gestorben.
Im Pflegeheim ist das natürlich nicht so krass und die Leute sterben wahrscheinlich nicht davon, aber jeder Mensch wünscht sich Aufmerksamkeit, Liebe oder dass jemand zuhört. Manche Menschen brauchen auch einfach mal nur eine Umarmung und sind danach so glücklich :)

Ciela schrieb:m Pflegeheim ist das natürlich nicht so krass und die Leute sterben wahrscheinlich nicht davon, aber jeder Mensch wünscht sich Aufmerksamkeit, Liebe oder dass jemand zuhört.

Jup weil wir Rudeltiere sind. Ich meine stell dir vor du bist im Pflegeheim und keiner besucht dich. Wofür lebst du dann?, werden sich die meisten noch fragen. Die warten dann einfach nur auf den Tod weil sie allen egal geworden sind. Ist ja klar dass man sich dann freut wenn sich wer die Zeit findet etwas mit einem zu machen. Selbst wie die deine genannte Umarmung ist schon was. :) Punkt aus.

@Dr.AllmyCoR3

Dr.AllmyCoR3 schrieb:Solange die grundpflege gewährleistet ist, ist mir alles egal.
Wie kann man so abstumpfen!?
Werden wir alle früher oder später so!?

Der Großteil des Pflegepersonals stumpft früher oder eben später ab.

Ob das bei dir auch der Fall sein wird, hängt ganz von deiner Einstellung ab. Klar, du musst dich abgrenzen und wenn du den Arbeitsplatz verläßt, hast du keine Gedanken an die Hilfsbedürftigen zu verschwenden. Denn deine Freizeit gehört dir und das ist auch gut so.

Wie sehr du dich in deinem Beruf engagierst, hängt aber nicht von dir ab, sondern vom Personalschlüssel. Auch du kannst nicht mehr als arbeiten.

Was dich nicht daran hindern soll, den Menschen ein gutes Wort, eine Lächeln und Aufmerksamkeit zu schenken, denn das geht nebenbei und kostet nicht extra Zeit.

Das ist wohl wahr und ich gebe mir immer die größte Mühe.
Bezahlt wird es mit geschimpfe der Kollegen ich soll einen Zahn zu legen.
Was mir in dem Moment egal ist ich möchte ja auch in meinem Beruf wissen das ich wirklich geholfen habe.
Ansonsten kann ja auch irgend ein Roboter meinen Job machen

@Dr.AllmyCoR3

Druck umkehren, von unten nach oben. Dazu brauchts allerdings Mitarbeiter mit Chuzpe und Durchsetzungsvermögen- und natürlich dem Willen zur Veränderung/Verbesserung.
In vielen Einrichtungen/Betrieben herrscht ein ziemlich ungesunder Personalschlüssel/Betreuungsschlüssel vor, das sollte sich -zugunsten der Arbeitsqualität- tatsächlich vielerorts ändern. Nur muss dies dann auch entsprechend "nach oben" kommuniziert werden und das Duckmäusertum überwunden werden. Maul aufmachen.

Ein

Dr.AllmyCoR3 schrieb:Das ist leider so...

finde ich zu gleichgültig und inakzeptabel, verstehe aber auch dass der nötige "Mut" zur Veränderung fehlt.

Naja wir wollen hier ja nicht alles über einen Kamm scheren...

Es gibt auch gute Altenheime mit motivierten Mitarbeitern, sind zwar selten aber es gibt welche die
sich von den Soylent Green Fabriken unterscheiden.

Aber wenn man sich für den Beruf des Altenpfleger(in) entschieden hat liegt es auch in der PFlicht zu melden wenn was nicht rundläuft und zuerst an die Heimleitung und wenn da nix läuft direkt an die nächst höher gelegenen Stelle und am besten noch allen lokalen Medien dazu.

Und heult nicht rum von wegen ich verlier meinen Job wenn ich was sage... wenn ich in einer Anstalt arbeiten würde wo man alte Menschen die ihre Pflicht für die Gesellschaft getan haben auf so abgefuckte weise erniedrigt dann kündige ich und räum danach auf.

Ihr Pfleger habt den Job gelernt weil ihr helfen wollt und stumpft dann ab weil ihr die Zustände die in vielen Altenheimen herschen euch auf der Seele liegen. Solange ihr die Zustände schluckt und nix sagt
wird es so weiter gehen. Die meisten alten sind zu Stolz was zu sagen und die was sagen sind Querolanten..

2Cent

SCHMANDY schrieb:Solange ihr die Zustände schluckt und nix sagt
wird es so weiter gehen.

:sign:

@SCHMANDY Naja du musst dich mal in die Lage versetzen der pflegenden.
Da der personalschlüssel so beschissen ist bekommst du nur noch sehr schwer einen guten Job.
Es heißt immer es wird händeringend gesucht aber davon merkt keiner was. Ich hatte nur unheimliches Glück das ich einen befristeten Vertrag bekommen hat.
Mittlerweile musst du nehmen was du bekommst.
Leider...

@Dr.AllmyCoR3

Hmh warum gehste du davon aus das ich mich nicht in das Pflegepersonal versetzen könnte?

Dr.AllmyCoR3 schrieb:Mittlerweile musst du nehmen was du bekommst.
Leider...

Ist das so?

Einen Job anzunehmen den man mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann ist seelische Prostitution
und wenn man es lange genug macht wird man selber zum Zuhälter, abgestumpft gegenüber jeglicher Emotionen verdammt für die Geldgeilen in den oberen Etagen anzuschaffen und die Idealisten die den Job machen um eine Aufgabe zu haben in den selben dunklen Strudel der Abgestumpfheit zu ziehen in den man selber nie landen wollte.

Wie gesagt ich scheiss auf arbeit die mich in meinen ethisch und moralischen Prinzipien untergräbt und wenn ich sowas mitkriege sorge ich dafür das der ganze Laden untergeht.
Wir haben hier doch Medien die sich auf jeden Skandal stürzen wie die Geier auf nen verwesendes Tier im Straßengraben.

Hallo @Dr.AllmyCoR3,

Ich beschäftige mich schon seit längerem mit dem Thema, weil ich einige kenne, die aus der Branche kommen.
Erstmal an alle die so einen Job machen: Respekt! Ich könnte es nicht.

Aber - alle die ich kenne "heulen" sich in Facebook Gruppen, Flashmobs, Foren usw. aus, das ist FALSCH!
Ich nehme an, alle sind unzufrieden, ihr müsst euch zusammen tun und auf den Tisch hauen!
Wenn einer nur den Mund aufmacht und bei allem meckert und jammert, ist die Chance zu Fliegen hoch - tut ihr euch zusammen, dann könntet ihr auch mal was erreichen! So wie es auch @SCHMANDY geschrieben hat!

Eine alte Schulfreundin von mir arbeitet in der Altenpflege, sie ist körperlich am Ende, weil das heben, drehen der Bewohner mit der Zeit einfach nur noch anstrengend ist! Sie sind auch zu wenige, sie kann nur schnell die Grundpflege machen (wenn überhaupt!), beim essen, wird den Bewohnern alles schnell "reingeschoben" usw usw. einem anderen ehemaligen Schulkollegen von mir, geht es auch so! Er jammert in Facebook und Liked andere Beiträge, von Usern die sich beschweren - davon wird es nicht besser!

Haut auf dem Tisch!

Ok hab was vergessen

LittleDarky schrieb:Erstmal an alle die so einen Job machen: Respekt! Ich könnte es nicht.

Dito

Und noch was an alle Angehörigen die vielleicht lieber wegschauen
ihr müsst auch auf den Tisch hauen

Ich finde es traurig, dass es erst einen Riesen Skandal (siehe Burger King) geben muss, damit sich alle anderen auch endlich mal trauen den Mund aufzumachen!
Dann ist es zu spät, dann haben schon zig tausend Menschen gelitten - irgendwann könntest du mal einer dieser Menschen sein!

Ich hab mich gewehrt (andere Branche, aber schlimme Arbeitgeber!)! Ich hab meinem ehemaligen Arbeitgeber das Geld aus der Tasche gezogen! Mit mir konnten die das nicht abziehen!
Ich hab die Schweine Bluten lassen, sowas machen die nicht nochmal...!

Darf man fragen, warum man den Beruf eines Altenpfleger erlernt, wenn er so grausam ist?
An der guten Bezahlung kann es doch wohl kaum liegen. Warum schließt ihr euch nicht zusammen und geht mal auf die Barrikaden?
Wir leben doch in einem Land, wo für jeden und alles Geld locker gemacht wird, nur anscheinend nicht für die Menschen, die teilweise diesen Staat wieder mit aufgebaut haben.