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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

3.182 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Emanzipation, Linguistik, Berufsbezeichnungen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 00:19
@schokoleckerli
Zitat von schokoleckerlischokoleckerli schrieb:gibt ja auch weibliche Kaufleute, die rechnen können
Nur nicht bei der Emma....


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15.03.2015 um 00:20
@inci2
deshalb haben sie wahrscheinlich auch Probleme :D


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15.03.2015 um 00:23
@nananaBatman
Zitat von nananaBatmannananaBatman schrieb:Ich sehe das sogar als großes Problem, denn in der Wissenschaft haben politische Ideologien nichts zu suchen.
z.B dieser/diese/dieses Lann Hornscheid schein seinen/ihren Lehrstuhl nur für seine/ihre eigene politische Agenda zu verwenden. zumindest habe ich bisher diesen Eindruck gewonnen.
Auch mir drängt sich dieser Eindruck auf den Hodensack. Als ich das Thema eröffnet habe, war mir auch noch gar nicht in dem Maße bewusst, welche Faktoren in Bezug auf das gM überhaupt eine Rolle spielen, mir war nur klar, dass es politisch unverdächtig ist und von daher wollte es mir nicht in den Kopf, warum so dagegen propagiert wird.

NUN aber, im Verlaufe dieser Diskussion, die wirklich gut ist, kommen immer mehr Details zum Vorschein, die weniger ein linguistisches Bild als ein politisches Bild ergeben, und da bin ich wieder ganz bei Dir, denn politische Ideologien haben an den Unis nichts verloren.


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 00:40
@fumo
In meinem Fachgebiet gibt es auch einige komische Gestalten, die Professor sind, aber die haben zumindest wissenschaftlich etwas beigetragen, bevor sie durchgedreht sind:D
Ok was der Lann Hornscheid so noch macht, weiß ich jetzt gar nicht.


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15.03.2015 um 01:00
@schokoleckerli
Zitat von schokoleckerlischokoleckerli schrieb:Hier geht es um keine Diskriminierung
Na, damit wäre das Thema ja dann beendet! :troll:


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15.03.2015 um 01:04
Wäre damit eigentlich wirklich durch oder fällt jemandem noch etwas ein? O.O


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15.03.2015 um 01:06
Thread kann geschlossen werden. Danke!


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15.03.2015 um 01:06
Zitat von fumofumo schrieb:Wäre damit eigentlich wirklich durch oder fällt jemandem noch etwas ein? O.O
Mir nicht. Aber man könnte warten, bis neue Sprachforderungen der Kampffeministen kommen. Dürfte nur eine frage der Zeit sein.


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15.03.2015 um 01:10
@nananaBatman
Zitat von nananaBatmannananaBatman schrieb:Aber man könnte warten, bis neue Sprachforderungen der Kampffeministen kommen. Dürfte nur eine frage der Zeit sein.
Derweil könnte ich aber mindestens eine Folge Dr. Who schauen, oder? :troll:


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 01:14
@fumo
Du kannst es versuchen:D es sei denn Dr. Who wurde bereits zum "Doctx Which" gegendert:D


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 01:26
@inci2
@Interested
@Kältezeit
@nananaBatman
@Ilvareth
@cassiopeia88

Diesmal scheint die hereinbrechende Dunkelheit über der Welt noch einmal abgewendet worden zu sein, doch wo auch immer zukünftig eine Erzäbtissin der Schwesternschaft ihre Klauen nach dem generischen Maskulinum ausstrecken wird, um es zu schänden, dort werden auch Fumo und sein treuer Gehilfe nananabatman sein, um es zu retten! :alien:

Elmo-Super-Grover-sesame-street-116946 1


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 06:53
@1ostS0oul
Noch ein kleiner Nachtrag: Es gibt andere Aussagen, dass sich Mädchen in Mathematik weniger zutrauen und zwar auch dann, wenn sie im Pisatest gleich abschneiden. Gerade in Deutschland sei dieser Umstand besonders extrem. Dies wird zwar auch u.a. auf die Eltern zurückgeführt, aber dieser Effekt müsste doch in der Schule aus den uns bekannten Gründen mehr als ausgeglichen werden???
Wie passt das also zusammen?

Da unsere Diskussion aber eigentlich in diesem Thread OT ist (vgl. Threadtitel): Wir können das gerne vertiefen, aber dann würde ich PN bevorzugen.


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 07:17
na ist ja supi, dass die Gegner jetzt entschieden haben, dass jedwede sprachliche Änderungen total unnötig und hirnrissig sind. Aber wenigstens seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden.....


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 08:04
Warum bist Du so aggro?
Das kann ich dir erklären: Weil ich am Anfang mal ernsthaft diskutieren wollte, aber von den "Diskussionspartnern" nur hirnverbrannte Scheiße kam
Als ich das Thema eröffnet habe, war mir auch noch gar nicht in dem Maße bewusst[...]Ok was der Lann Hornscheid so noch macht, weiß ich jetzt gar nicht.[...]neue Sprachforderungen der Kampffeministen[...] Erzäbtissin der Schwesternschaft ihre Klauen[...]um es zu schänden
Leute, die nicht das geringste Sprachgefühl haben, wollen über so ein Thema reden.
Und dann entblödet sich fumo hier noch ständig die Definiton vom generischen Masculinum zu zitieren und wieder und wieder zu plärren "aber da steht doch was von neutral in der Definition".

Himelarschundzwirn, wennn er nur ein halbe Sekunde mitdenken würde, statt hier das dumpfeste stumpfeste Stamtischgelaber abzulassen, dann hätte ihm auffallen MÜSSEN, dass ein MASCULINUM wohl kaum NEUTRAL sien kann.

Wenn das gM neutral wäre, wäre es ein generisches Neutrum und kein Masculinum!
Ich unterscheide nicht und diskriminiere somit auch niemanden.
Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll?
Welcher Zusammenhang besteht zwischen nicht-unterscheiden und nicht-diskriminieren?
Und ja, DU unterscheidest einfach. Warum? Sind für Dich nicht alle Menschen gleichwertig? Also nicht solche wie ich jetzt...ich laber ja nur Dünnschiss^^
Ob du das 'nur' tust kann ich nicht beurteilen.
Aber diese deine von mir so kommentierte Aussage fällt definitiv in die Katorie
Na und hier beginnt das Problem, wenn man versucht, alles zu zerlabern, was eigentlich klar sein sollte und bei der geforderten Differenzierung erst eine Diskriminierung entstehen lässt, die niemals so vorgesehen war und niemals das im Sinn hatte


ch sehe es hier so. Die Diskriminierung erfolgt erst durch die, die da eine Unterscheidung fordern. Diese betrachten sie nämlich anders und nicht die, die das sprachlich nicht trennen!

Sollte man mal drüber nachdenken.
Weder kann man 'Neger' unrassistisch benutzen - man kann es wohl gedankenlos benutzen, aber das ist nicht das gleiche.
Das gleiche gilt für das gM.

Die Begriffe werden nicht diskriminierend, weil jemand drüber spricht, sondern es muss darüber gesprochen werden um weniger sensiblen Zeitgenossen zu erklären, was sie so reden.


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 09:06
@Groucho
darauf lässt sich aber niemand ein, weil es offenbar nicht klar ist oder mittlerweile einigen unmöglich, Sprache so zu verwenden, dass das ausgesagt wird, was gemeint ist. Dabei ist Sprache so schön und gibt einem so viele Möglichkeiten, allerdings nicht, wenn man sich nicht damit auseinandersetzt und mal ernsthaft darüber nachdenkt, was man sagen will/wollte und warum man es so sagt und ob man es nicht anders sagen könnte. Ist eben alles wohl zu anstrengend und Veränderung scheint ja sowieso etwas total schlimmes zu sein. Ich finde es schade, denn je mehr ich mich damit befasse, desto bewusster wird einem, wie ungenau man eigentlich spricht, das Gegenüber aber gefälligst trotzdem zu wissen hat, wie es gemeint ist, denn das ist ja "klar", woher allerdings dem Gegenüber "klar" sein soll, was ich meine, ohne das ich mich entsprechend ausdrücke, das erklärt hier niemand.


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 09:39
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb: Ich finde es schade, denn je mehr ich mich damit befasse, desto bewusster wird einem, wie ungenau man eigentlich spricht, das Gegenüber aber gefälligst trotzdem zu wissen hat, wie es gemeint ist, denn das ist ja "klar", woher allerdings dem Gegenüber "klar" sein soll, was ich meine, ohne das ich mich entsprechend ausdrücke, das erklärt hier niemand.
Ja, ein weites und spannendes Feld. Ich mache mir auch manchmal den Spaß Leute wörtlich zu nehmen, das gibt dann oft Verwirrung. :D

Und manchmal weiß ich nicht, was jemand meint, weil eine Aussage mehrdeutig ist, frage dann nach und ernte irritierte Blicke, weil dem Sprecher die Mehrdeutigkeit gar nicht auf- oder eingefallen war.
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:...und Veränderung scheint ja sowieso etwas total schlimmes zu sein
Ja, zumindest, wenn es nicht "zum eigenen Vorteil ist", der hier auch nur darin besteht ein paar Wörter weniger zu reden.


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 10:21
@Tussinelda
@Groucho

Vielleicht ist es leichter somanches einfach als menschlich abzutun.
Wir machen fehler, und denken vielleicht ein woche später dran, oder jahre später.

Oder es erwischt uns selber auch mal, und denken dann nach.

Wollen wir ein perfekte Welt. Besser wie jetzt klar, nur perfekt ?

Keine aufgabe mehr? Alles ist vor diktiert worden.

Was ist wenn wir zu sensibel werden?

Ist das gut? Oder sollen wir lernen auch ein bisschen abzuhärten.
Es lernt uns sich etwas durchzusetzen, mit aufgaben fertig zu werden etc.

Sprache, fäuste, sie sprechen beide eine sprache. Nur was ist wenn wir uns gar nicht mehr wehren, weil alles ist perfekt durch organisiert.

Mh...
Soll nicht mehr emotionen wecken ?

Nur noch liebes gesprochenes, überlegtes, keine spontanität mehr.


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 10:58
Ich finde gerade bei den Berufsbezeichnungen in Stellenanzeigen, die Verwendung von Binnen-I sehr sinnvoll. Steckt doch in vielen noch ein altes gedankliches Muster der geschlechtlichen Zuortbarkeit bei diversen Berufen in den Köpfen.
Argumente gegen das generische Maskulinum

In der Ausgabe des Grammatik-Dudens von 1998 heißt es: „Besonders bei Berufsbezeichnungen und Substantiven, die den Träger bzw. die Trägerin eines Geschehens bezeichnen (Nomina agentis), wird die Verwendung des generischen Maskulinums immer mehr abgelehnt.“
Geringerer gedanklicher Einbezug von Frauen

Mit der Frage, ob generische Maskulina geschlechtsneutral oder geschlechtsspezifisch interpretiert werden, beschäftigen sich die Psycholinguistik und die Kognitionspsychologie. Seit Beginn der 90er Jahre (und vereinzelt auch davor) wurden im deutschsprachigen Raum verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen zur kognitiven Verarbeitung des generischen Maskulinums durchgeführt, deren Ergebnisse darauf hindeuten, dass diese sprachliche Konvention nicht geschlechtsneutral rezipiert wird.[2][20] Vielmehr tritt bei Personenreferenzen im generischen Maskulinum ein Male bias ein: Frauen werden in geringerem Maße gedanklich einbezogen und repräsentiert als bei alternativen Sprachformen wie der Aufzählung weiblicher und männlicher Personen oder des Binnen-Is.

Eine der ersten Untersuchungen zum generischen Maskulinum stammt vom Sprachwissenschaftler Josef Klein. Im Jahr 1988 hat er mit 290 Probanden Befragungstests mit Lückentexten durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass die Versuchsteilnehmenden generisch maskuline Personenbezeichnungen deutlich stärker auf Männer als auf Frauen bezogen. Laut Klein sei „die Benachteiligung der Frau durch das generische Maskulinum also keine feministische Schimäre, sondern psycholinguistische Realität”.

Seither wurde eine Vielzahl von Studien durchgeführt, die zu ähnlichen Ergebnissen kamen. Frauen werden beim generischen Maskulinum in geringerem Maße gedanklich einbezogen bzw. repräsentiert. Das zeigt sich in vielfältigen psychologischen Maßen wie der Häufigkeit geschlechtsbezogener Satzergänzungen bzw. Geschichtenfortführungen, der Genauigkeit und Schnelligkeit geschlechtsbezogener Erinnerungen und der Häufigkeit und Geschwindigkeit von Zuordnungen von Personen zu Geschlechtskategorien. In einer systematischen Übersichtsarbeit kommen die Psychologinnen Lisa Irmen und Vera Steiger zu dem Schluss, dass „angesichts der breiten empirischen Befundlage […] das generische Maskulinum weder als sprachökonomische Konvention verstanden werden [kann], die konsistent auf beide Geschlechter verweist, noch als ein rein grammatikalisches, von Denkstrukturen völlig losgelöstes Phänomen.“

Diese Ergebnisse finden sich auch im Englischen. So führt das Personalpronomen he, das auch geschlechtsneutral sein soll, im Vergleich zu she/he und they zu einer mentalen Überrepräsentation von Männern.
Praktische Konsequenzen

Das generische Maskulinum führt nicht nur zu einer mangelnden mentalen Repräsentation von Frauen, sondern nimmt zudem auch Einfluss auf die Verhaltensebene. Eine Reihe von englischsprachigen Studien beschäftigte sich mit generischen Maskulina in Stellenbeschreibungen. In einer Studie lasen Versuchsteilnehmer Stellenangebote, in denen neutrale, feminine und maskuline Pronomen und Berufsbezeichnungen verwendet wurden. Frauen waren deutlich weniger bereit, sich für den Job zu bewerben, wenn die Stellenbeschreibung in der maskulinen Form verfasst war. Auch Männer zeigten weniger Interesse an dem Arbeitsplatz, wenn das Stellenangebot feminine Pronomen und Berufsbezeichnungen benutzte. Da allerdings nur die männliche Form generisch verwendet wird, deutet das Ergebnis der Studie darauf hin, dass Frauen sich von Stellenangeboten, die generische Maskulina verwenden, weniger angesprochen fühlen und deshalb von einer Bewerbung absehen. In einer anderen Untersuchung mussten Studierende Stellenbeschreibungen lesen, in denen das generische he, he or she oder they benutzt wurden. Weibliche Versuchsteilnehmende zeigten ein größeres Interesse an dem Beruf, wenn geschlechtsneutrale Beschreibungen anstelle des generischen he gewählt wurden. In einer weiteren Studie lasen Studierende einen Auszug aus einem Text über die ethischen Standards für Psychologen. Psychologie wurde als weniger attraktiv für Frauen eingeschätzt, wenn der Text das generische he im Vergleich zu he and she und she and he enthielt. Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2013 zeigte, dass die Formulierung von Stellenbeschreibungen einen Einfluss darauf hat, wie Kinder einen Beruf wahrnehmen und welches Interesse sie dafür entwickeln. 809 Grundschulkinder bezogen Frauen gedanklich deutlich weniger ein, wenn eine Stellenbeschreibung das generische Maskulinum (z. B. „Ingenieure“ statt „Ingenieurinnen und Ingenieure“) verwendete. Außerdem zeigten Mädchen bei Stellenbeschreibungen mit dem generischen Maskulinum weniger Interesse an dem Beruf.

Im Bereich der Rechtsgeschichte gab es eine Vielzahl von Auseinandersetzungen um die Interpretation von maskulinen Formen. Als Ende der 1920er in der Schweiz versucht wurde, das Frauenstimmrecht durch Interpretation des Wortes „Stimmbürger” im Sinne des generischen Maskulinums durchzusetzen, wurde das Gesuch durch eine geschlechtsspezifische Auslegung des Wortes abgelehnt: „Wenn man nun behauptet, dass der Begriff auch die Schweizer Frauen in sich schliessen sollte, so überschreitet man die Grenzen der zulässigen Interpretation und begeht damit einen Akt, der dem Sinne der Verfassung widerspricht … Die Beschränkung des Stimmrechts auf die männlichen Schweizer Bürger ist ein fundamentaler Grundsatz des eidgenössischen öffentlichen Rechts.” Laut Ursa Krattiger wurde den Schweizerinnen das Wahlrecht bis 1971 mit dem Argument vorenthalten, dass im Gesetz von „Schweizern“ und nicht von „Schweizerinnen“ die Rede war. Seit 1971 werden Frauen in der Verfassung explizit genannt. Eine Untersuchung der Rechtswissenschaftlerin Marguerite Ritchie, die mehrere hundert Jahre des kanadischen Rechts analysierte, kam zu dem Ergebnis, dass die Mehrdeutigkeit des generischen Maskulinums es Richtern ermöglichte, Frauen in Abhängigkeit vom Zeitgeist und ihren eigenen Vorurteilen einzubeziehen oder auszuschließen. Exemplarisch sei z. B. der Fall einer Juristin, die 1905 in New Brunswick auf Zulassung als Anwältin klagte. Sie argumentierte, dass sich der in der Zulassungsordnung verwendete Ausdruck Person und die maskulinen Pronomen auf Männer und Frauen gleichermaßen bezogen. Die Richter bestritten dies und wiesen ihre Klage ab. Über ein anderes Beispiel berichtete Courtenay 1929. Eine promovierte Medizinerin durfte nicht an der Moskauer Universität habilitieren, weil der zuständige Minister für Volksaufklärung sich laut Courtenay auf „den wortlaut des statuts [stützte], der einzig und allein dozenten, aber keine dozentinnen voraussah”. Im Nationalsozialismus wurde Frauen die Ausübung juristischer Berufe durch Erlasse des Reichministeriums der Justiz untersagt. Die maskulinen Personenbezeichnungen der Gesetzestexte („der Rechtsanwalt”, „der Richter”), die kurz zuvor generisch ausgelegt worden waren und Frauen den Eintritt in die Berufswelt ermöglicht hatten, wurden wieder männlich interpretiert. Diese unterschiedliche Auslegung des Gesetzes rechtfertigte den Ausschluss von Frauen.

Der Einfluss der Rechtssprache auf die Entscheidungen von Geschworenen wurde von Hamilton, Hunter und Stuart-Smith 1992 untersucht. Dazu rekonstruierte die Forschergruppe einen realen Mordprozess, in dem die Geschworenen entscheiden sollten, ob die angeklagte Frau in Notwehr gehandelt hatte. Die Versuchsteilnehmenden erhielten wie die Geschworenen im echten Verfahren eine Definition von „Notwehr”, die durchgängig das generische he verwendete. Als Kontrolle wurde einigen Teilnehmenden eine abgewandelte Definition vorgelegt, die he or she oder she benutze, ansonsten aber identisch mit der originalen Definition war. Das Ergebnis der Studie lautete, dass Versuchsteilnehmende, welche die she- bzw. he or she-Versionen der Definition lasen, deutlich eher bereit waren, Notwehr anzuerkennen. Das Forscherteam vermutete, dass die Entscheidung der Geschworenen im realen Mordprozess durch einen ähnlichen male bias beeinflusst wurde und dass generisch maskuline Formen auch andere juristische Entscheidungen beeinflussen.
Wikipedia: Generisches Maskulinum


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 12:08
@CosmicQueen
Zitat von CosmicQueenCosmicQueen schrieb:Ich finde gerade bei den Berufsbezeichnungen in Stellenanzeigen, die Verwendung von Binnen-I sehr sinnvoll. Steckt doch in vielen noch ein altes gedankliches Muster der geschlechtlichen Zuortbarkeit bei diversen Berufen in den Köpfen.
Ich weiß ja nicht, wie alt die Mitdiskutanten sind, aber ich kann mich
daran erinnern, daß es jahrzehntelang Usus war, Stellenanzeigen so
zu formulieren.

"Zum 1.9.1985 suchen wir für die Leitung unserer Flugabteilung
einen erfahrenen Reiseverkehrskaufmann (m/w)

Voraussetzungen:
Abgeschlossene Berufsausbildung
IATA-Kenntnisse...."

und so weiter, und so fort.

Und da massenhaft Frauen in der Touristik gearbeitet
haben, kann das so abschreckend nicht gewesen sein.

Der Zusatz (m/w) spricht beide Geschlechter an,
wobei das wichtigste in der Stellenanzeige die Punkte
erfahren, die abgeschlossene Berufsausbildung und die IATA-Kenntnisse
sind.

Wer also nicht mindestens 3 Jahre oder mehr nach Abschluss
der Ausbildung, und keine IATA-Kenntnisse hatte, hatte keine
Chance auf diese Stelle.

Aber sicher wird es Leute geben, die das ebenfalls als Diskriminierung
empfinden könnten. Zum Beispiel, weil das "erfahren" ein gewisses
Mindestalter unterstellen könnte, so daß man hier eine Diskriminierung
wegen das Alters anführen könnte. Um aber eine leitende Tätigkeit ausüben
zu können, braucht man erfahrungsgemäß ein gewisses Maß an Erfahrung
und Kenntnissen in dem Bereich.

Etwas, was durch den Gleichstellungswahn ebenfalls ausgeblendet wird,
denn so wird die bisherige Arbeitsleistung negiert und als unwichtig abgetan.

Finde ich auch nicht richtig.


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Pseudo-Emanzipation aus linguistischer Sicht! (Generisches Masculinum)

15.03.2015 um 12:15
Zitat von inci2inci2 schrieb:Der Zusatz (m/w) spricht beide Geschlechter an,
Na eben, deshalb braucht man sich auch nicht über den Zusatz "BäckerIn" mokieren, denn es scheint ja wohl notwendig diesen Zusatz zu verwenden, da sich womöglich nur Männer angesprochen fühlen könnten. ;)


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