ligala schrieb:Weiter unten schreibt er noch:
Hätte ich, als Elizabeth...mir die Tat gestand, nur den leisesten Verdacht gehabt, dass dieser Mann ( der Komplize) existierte, dann wre ich niemals auf die Idee gekommen, die Schuld auf mich zu nehmen..."
Ich seh grade, die von dir zitierte Stelle steht nur in der deutschen Version, nicht in der ursprünglichen, online veröffentlichten englischen Version. Und wurde offensichtlich erst nach der Buchanan-Zeugenaussage eingefügt:
[...] fast sechsundzwanzig Jahre nach jener Nacht, ist ein neuer Zeuge aufgetaucht und hat vor laufender Videokamera meinen Anwälten den Mann beschrieben, der aller Wahrscheinlichkeit nach Elizabeths Komplize bei den Morden war. Hätte ich, als Liz mir die Tat am 31. März 1985 gestand, auch nur den leisesten Verdacht gehabt, dass dieser Mann existierte, dann wäre ich niemals auf die Idee gekommen, ihre Schuld auf mich zu nehmen. Ich war verliebt in Liz und bereit, mich für sie zu opfern – aber ganz sicher nicht für sie und meinen Nebenbuhler.
Ich versteh das dann mal so, dass er 1990 bei seinem Prozess noch gar nicht konkret an einen Komplizen gedacht hat.
ligala schrieb:Wenn man seiner Logik folgt, so ist er ja 1985 nach ihrem Geständnis fest davon ausgegangen, sie habe die Tat allein begangen.
ligala schrieb:Ich habe das so verstanden, als sei ihm der Gedanke, dass es noch einen Tatbeteiligten gab, erst gekommen sei, nachdem Elizabeth mit ihm gebrochen hatte.
Naja. Es gibt drei Elemente in der Geschichte: Drogen - Dealer - Mord unter Drogeneinfluss. Was hat er denn geglaubt, was passiert ist? Klar kann man - wenn man seiner Logik folgen mag - irgenwie nachvollziehen, dass ihm das erst später mit dem Komplizen dämmerte. Er wollte zwar die Tat auf sich nehmen, aber auch nicht geschnappt werden. Die ein oder andere Frage, ob sie auf dem Weg zu ihren Eltern gesehen wurde, ob sie davor irgendwo war, und ob es möglicherweise Zeugen dafür gibt, wären schon naheliegend gewesen. Aber nun gut.
Und er hat ja das Fass aufgemacht: er hätte - wie Elizabeth es im umgekehrten Fall machte - einfach sagen können: Sie hat mich gebeten, doppelte Kinokarten zu kaufen. Ich hab zwar nicht verstanden, warum. Aber - verliebt wie ich war - hab ich es eben gemacht.
Wenn man sich den Ausschnitt aus der Doku anschaut, wo er das mit den Kinokarten erklärt, spürt man geradezu, wie wenig ihm da geglaubt wird. Als er das mit den zwei Tickets erwähnt, dann wirkt sein kurzes Lachen so, als ob er selbst nicht dran glauben mag.
(Das wäre vielleicht ein Punkt, dem man seinem Anwalt vorwerfen könnte, dass er Söring nicht an die kurze Antwort-Leine nahm. Aber hätte es sich Söring nehmen lassen, sich so darzustellen, wie er es nun mal tat?)
Es mag ja sein, dass Elizabeth es ihm so erzählte, wie er es im Buch darstellt und vor Gericht wiedergibt. Dass es sich alles genau so zutrug - aber am Ende des Tages stand für ihn doch auch fest, dass das, was sie ihm erzählt hatte, irgendwie nicht stimmen konnte.
Warum schreibt er in seinem Buch seitenlang über etwas, was eigentlich irrelevant ist? Oder erzählt davon ausführlich vor Gericht? Wie es dazu kam, dass er Alibis herstellte, obwohl er fand: "das Alibi war idiotisch", "unnötig", und obwohl er glaubte, die Sache mit den Eintrittskarten "würde nicht funktionieren". Aber dennoch kann er sich Jahre später noch bis ins kleinste Detail daran erinnern?
Die Geschichte, wie es dazu kam, dass er Alibis herstellte, hat ja doch beachtlich viele Elemente:
Sie gesteht, noch Heroin zu nehmen - sie bittet ihn um Vergebung - er vergibt ihr - er entschuldigt sich bei ihr, dass er die erneute Sucht nicht bemerkt habe - sie sagt, sie wolle aufhören - sie gesteht, bei ihrem Dealer Schulden zu haben - er bietet ihr an, die Schulden zu begleichen - sie sagt, nicht nötig, sie habe schon ein Arrangement: Kurierfahrt zum Ausgleich der Schulden - Dealer will sie bei Eltern verpfeifen (dass sie Drogen nehme, mit Söring ein Wochenende verbringe), falls sie es nicht mache - er bietet an mitzukommen - sie lehnt ab, da er zu auffällig sei - Das mit der Kurierfahrt muss sofort passieren - Problem: würde das reichen, den Dealer vor weiteren Erpressungen abzuhalten? - Lösung: Kinokarten als Alibi, als "Beweis", dass sie mit Söring in Washington war - da Söring keine Drogen nehme, könnte der Dealer sie nicht mehr mit ihrer Drogensucht erpressen - dass er sie damit erst recht erpresst könnte, dass sie Zeit mit Söring verbringt, scheint das kleinere Übel zu sein - sie setzt ihm am Kino ab, fährt weg.Und das ist ihm noch alles präsent, obwohl er davon ausgehen muss, dass nichts von dem vermutlich stimmte?
Irgendwie mag ich ihm da nicht mehr folgen.