@a.lina - Ich stimme dir total zu.
Ich finde auch, dass das Kino sehr löchrig ist. Würde ich wirklich ein Alibi wollen, dann würde ich dafür sorgen, dass sich jemand an mich erinnert. Und für die Eltern ... das Mädchen hatte 24 Stunden am Tag Zeit, Drogen zu nehmen, wo ist der Sinn, den Abend abzudecken.
Er war so sehr in sie verliebt, dass er einen Doppelmord entweder (mit)begangen hat oder zumindest gestanden. Und dann bleibt er in Washington zurück, während seine Freundin irgendwelche Drogenkurierfahrten macht? Da wäre ich zumindest mitgefahren, zumindest einen Teil des Weges. Das ist doch die Frau, die er liebt.
Ich glaube, was passiert ist, war folgendes: Er war ein Nerd und Außenseiter. Als Deutscher nie richtig irgendwo Fuß gefasst, die Familie zog immer wieder um. Hochintelligent, aber sozial nicht besonders begabt. Bei Mädchen (trotz Interesse) sehr unbeliebt. Er schreibt ja selbst, dass er zum Prom kaum ein Date bekam.
Dann kommt dieses Mädchen, dass ihm auf den ersten Blick sehr ähnlich ist - sehr intelligent, aus priviligiertem Elternhaus. Im Gegensatz zu ihm angesagt und hipp. Er verliebt sich total heftig und diese Gefühle überwältigen ihn völlig. Sie nutzt diese Lage aus, um einen gemeinschaftlichen Doppelmord zu begehen. Er ist auch etwas überheblich und glaubt fälschlicherweise an seinen nicht vorhandenen Diplomatenstatus.
Sie begehen den Mord. Da sie logischerweise nicht gleichzeitig in Washington sein können, fischen sie nachts noch ein paar alte Kinotickets aus dem Müll. Es kommt zur Flucht ... zur Verhaftung in London ... und irgendwann wacht er aus seinem "Rausch" auf. Die Frau weg, sein Leben ruiniert.
Man findet wenig Sympathisanten, wenn man sagt, "ja, ich war schuldig, aber ...". Wahrscheinlich ist es auch nicht leicht für ihn, mit der Schuld zu leben. So redet er sich selbst ein, dass er es nicht war. Er kann ja mit niemandem darüber reden. Wahrscheinlich hat er sich selbst auch überzeugt, vermutlich ist ihm der Mann, der da so unkontrolliert gemordet hat, heute selbst sehr fremd, denn er macht ja einen sehr strukturierten, sachlichen Eindruck.
Diese "ich Opfer" und "sie alleinige Täterin" finde ich auch sehr schwarz-weiß gemalt. Wer seine Eltern so bestialisch hasst, muss dafür auch einen Grund haben. Somit muss sie auch Opfer sein. Sie wurde jahrelang nach England abgeschoben (Internat). Und Vorwürfe des sexuellen Mißbrauchs stehen im Raum. Und die Alkoholpegel der Ermordeten lassen die vorsichtige Vermutung zu, dass sie durchaus einen gewissen Alkoholkonsum gewöhnt waren.
Elizabeth als "pathologische Borderlinerin und Lügnerin" hinzustellen finde ich von der Warte aus sehr problematisch, dass ja auch Jens Söring oft gelogen hat -er hat mehrfach gestanden. Er hat über Wochen Scheckbetrug durchgeführt.
Das mit dem Richter ist ein Witz, aber, ich glaube, dass die Menschen in Virginia einfach insgesamt konservativer sind - und die Amerikaner glauben eben nicht so sehr an Resozialisierung wie wir. Ob ein anderer Richter anders entschieden hätte, glaube ich nicht.