@Oskura Oskura schrieb:Stimmt,die Ziele habe ich gleich zu Anfang der Therapie genannt,allerdings wusste ich da auch noch nicht, dass ich unter einem ausgeprägten Narzissmus leide...habe ja auch noch andere Diagnosen,die mich schon lange begleiten,z.B.eine Zwangsstörung und eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung,auch wahnhafte Symptome gehören leider dazu.Und trotzdem geht all das miteinander einher,kann meines Erachtens nicht getrennt betrachtet werden.Eines bedingt das andere.
Ja und vieles von dem verschwindet auch zusammen.
Die Grundidee dabei ist die, dass hinter einer bunten Mischung sekundärer neurotischer Symptome, Zwänge, Ängste und so weiter eine grundlegende schwere Persönlichkeitsstörung stehen kann (nicht muss, aber bei dir ist das anscheinen so) und wenn die gelöst ist, verschwindet der Rest mit oder lässt sich zumindest anders behandeln.
Wie macht sich der Wahn bei dir denn bemerkbar, bzw., ist es gesichert, dass es sich um Wahn handelt?
Oskura schrieb:Mein Ziel war, grob fomuliert, erstmal diese Symptome zu lindern,also weniger zwanghaft zu werden,stabiler zu werden(dazu gehört auch,dass ich nicht mehr unter diesen quälenden,sehr schmerzhaften Verlustängsten bei symbiotischen Beziehungen leiden muss,die ja auch ein Aspekt meines Narzissmus sind..),einen sicheren,festen Halt in sich zu finden..dabei hat mir mein Therapeut bisher auch echt gut geholfen,das muss man ihm lassen.
Gut. Und das würde ich als echten therapeutischen Fortschritt deuten.
Oskura schrieb:Und ich habe schon viele Therapeuten kennengelernt,die dies nicht schafften..ich denke also wirklich,dass er kompetent ist..aber seine Aussage, dass ich,bzw.der Narzissmus unheilbar wäre,lässt mich nun ernsthaft daran zweifeln..
Solange du von der Therapie profitierst, ist alles okay, wenn du dienen Therapeuten sozusagen als Facharbeiter sehen kannst (ohne ihn zu entwerten), aber natürlich ist mir bewusst, dass die Beziehung zwischen Therapeut und Patient eine besondere ist, und das was du vor hast.
Oskura schrieb:Genau das habe ich auch bei meiner heutigen Therapiestunde vor.Er reagierte auch auf die Mail,die ich ihm vor ein paar Tagen schrieb,wo ich erwähnte,dass mich seine Aussage mit dem unheilbar-sein zutiefst verunsichert hat und auch mein Vertrauen in ihn erschüttert hat.
Er antwortete dann,dass er es gut findet,das ich seine These anzweifele und mich zur Wehr setze.
Bin mal gespannt wie das Gespräch heute abläuft..
Die Antwort hätte ich auch gegeben.
Es ist eine Fortschritt, wenn man sich als Narzisstin traut, eine Menschen zu kritisieren und gleichzeitig merkt, dass die Beziehung gefährdet ist und man Sorge um die Beziehung hat. Narzissten empfinden Kritik die sie bekommen oft als vernichtenden Angriff auf die ganze Person, auch dann, wenn die Kritik fair und konstruktiv ist. Demzufolge kritisieren sie andere auch eher ungern. Sie wollen sich nicht unbeliebt machen und auch ihre Kritik ist oft eine radikale Entwertung des anderen. Wenn es gelingt zu sagen – und zu fühlen! - dass man jemanden, in bestimmten Teilbereichen kritisieren kann, ohne ihn als gesamten Menschen zu entwerten und ihn im Gegenteil immer noch mag und kompetent findet, dann sind das jene realistischen Beziehungen die angestrebt werden.
Oskura schrieb:Hm,sorry,ich fürchte ich kann dir hier nicht ganz folgen und verstehe den Bezug zum eigentlichen Thema (der Aussage Narzissmus sei unheilbar) nicht.
Ich bin da glaube ich auch zu weit ins theoretische entrückt, danke, für den Hinweis.
Noch mal klipp und klar meine Einstellung: Nach allem was ich dazu gelesen und gehört habe und so wie ich Narzissmus theoretisch verstehe, besteht zu der Aussage Narzissmus sei unheilbar absolut kein Grund. Prognostisch ungünstig sind antisoziale Züge bei Narzissten (die Sache mit dem Über-Ich), aber selbst dann kann man bis zum Syndrom des malignen Narzissmus Menschen therapeutisch erreichen.
Normaler Narzissmus, ohne antisoziale Züge ist gut zu behandeln und zu heilen und mit jedem Lebensjahrzehnt werden die Aussichten besser (konträr etwa zur infantilen PST, wo die Aussichten mit zunehmendem Alter immer schlechter werden).
Da bei allen schweren PST eine Ich-Schwäche vorliegt, die sich auf verschieden Weise bei den unterschiedlichen schweren PST manifestiert und man sehr genau weiß, wo Narzissten ihre Defizite haben, kann man sehr genau sagen, wie Heilung in dem Fall aussieht.
Die Identitätsdiffusion muss verschwinden, daran hängt eine Rückgang der Spaltung, realistischen Beziehungen und so weiter, ein längerer Weg, sicher, aber absolut möglich. Sowohl zu testen, u.a. im strukturellen Interview, als auch vom Betroffenen zu merken, in einem echten Interesse an anderen, in einer Verlagerung von auf das Ich bezogener Scham zu auf andere bezogene Schuld, in einem Rückgang der unablässigen Selbstbeobachtung, in einem veränderten Umgang mit Kritik, in einem Rückgang sekundärer neurotischer Symptome, also jede Menge, was da passieren kann und auch passiert.
Oskura schrieb:Eigentlich habe ich von meinem Therapeuten bisher nicht erwartet, dass er ein Genie ist oder mal eben "Schnipp" machen kann und ich bin geheilt.
Mir ist schon bewusst,dass ich zur Heilung viel an mir selbst arbeiten muss und dass es ein langer Prozess ist..
Umso besser, dann vergiss den Teil einfach, könnte auch eher ein Thema des männlichen Narzissmus sein.
RoseHunter schrieb:
Die Höchsleistung ist im anderen den Buddha oder Erleuchteten zu sehen.
Hmm,aber wäre nicht genau das auch wiederum eine Form des Narzissmus,nämlich den anderen zu idealisieren,eine Stufe höher zu stellen als man selbst ist und denjenigen anzubeten?
Oder meintest du damit was ganz anderes?
Kann man so sehen, muss man aber nicht. Wenn man die Buddhanatur in jedem anderen sieht ist das ja keine Idealisierung, da Idealisierung ja meint, da ist jemand, der nahezu perfekt ist, den man bewundert und mit dem man verschmelzen möchte, inmitten einer Masse von Idioten, mit denen man nichts zu tun haben will. Wenn man aber buchstäblich in jedem den Buddha sieht und man selbst nur Buddhanatur hat, wenn man sie in jedem anderen sieht, dann ist da wenig Raum für Idealisierung und Entwertung.