@fumo Gut, ich versuche mal alles, was mir dazu bekannt ist, geballt wiederzugeben.
Ich möchte mit dem - vermeintlich - leichteren beginnen: Onanie/Selbstbefriedigung.
Zuerst vielleicht etwas zur Begriffsgeschichte. Wie so vieles leitet sich die Onanie aus dem AT ab. Dort wird von einer Person namens "Onan" berichtet, die sich weigert nach dem Tode ihres Bruders dessen Ehefrau und seine Schwägerin in die sogenannte "Leviratsehe" zu überführen. Die Leviratsehe war die Verpflichtung der Juden, Ehefrauen verstorbener Familienmitglieder zu sich zu holen und in einem eheähnlichen Verhältnis existenziell zu versorgen(im alten Israel gab es keine Witwenrente o. ä.).
Doch statt diesen Ritus zu vollziehen ließ Onan seinen Samen auf die Erde fallen(masturbierte bildhaft). Diese Weigerung führt dazu, dass Gott Onan tötet.
8 Da sprach Juda zu Onan: Gehe zu deines Bruders Weib und nimm sie zur Ehe, dass du deinem Bruder Samen erweckest. 9 Aber da Onan wusste, dass der Same nicht sein eigen sein sollte, wenn er einging zu seines Bruders Weib, ließ er's auf die Erde fallen und verderbte es, auf dass er seinem Bruder nicht Samen gäbe. 10 Da gefiel dem Herrn übel, was er tat, und er tötete ihn auch.
Das wäre die Situation aus jüdischer Sicht. Die Kirche wiederum argumentiert von einer anderen Ausgangssituation her kommend, in der Dinge wie Leviratsehe keine Rolle mehr spielen.
Vielmehr legt die katholische Kirche den Fokus auf die übersteigerte und damit zur Sucht gesteigerten Masturbation. Eine Sucht, sei es Trinksucht, Spielsucht, Herrschsucht oder andere Süchte, führt den Menschen immer weiter weg von Gott, indem der Mensch die Sucht bzw. das Objekt seiner Sucht vergöttlicht und ihm einen Stellenwert einräumt, der über dem Gottes steht. Das heißt die Kirche nicht gut, was ich nachvollziehbar finde.
Ob der "Götze", den der Mensch durch die Sucht verehrt, nun Alkohol, Glücksspiel oder Delikatesse heißt, ist daher irrelevant zur Beurteilung des Sachverhaltes.
Des Weiteren halten wir Onanie für eine fehlgeleitete Form der Sexualität, aus dem Grund heraus, da sie das "Du", auf das sich sexuelle Liebe richtet, ausschließt. Sie ist in diesem Sinne eine selbstsüchtige und selbstverliebte Liebe.
Was nun die Masturbation innerhalb des Zölibats betrifft, so fällt sie wohl unter die obigen Kategorien. Doch nicht in dem Sinne, dass sie geächtet würde, sondern sie soll, im "forum internum", ein Thema für den Beichtvater oder geistlichen Begleiter sein.
Lange Rede, kurzer Sinn und um die Ausgangsfrage zu beantworten: Ja, t h e o r e t i s c h ist die Selbstbefriedigung im Priesterstand möglich.