Warum denken depressive Menschen sie wären schlechter als andere?

@Eya

Ich sag ja ich könnt hier stundenlang schreiben. Hab soviel erlebt und durchlebt. Ein Nagel zum Sarg war auch, dass ich Angst hatte, ich würde mit meiner ehrlichen Meinung Streit und Ärger provozieren, den ich vermeiden wollte.

Erst später eigentlich nach dem Durchschreiten des Tiefpunkts wird ein gewisser Lebenswille erzeugt, bei dem nur das eigene Überleben zählt. Ich hab den Leuten meine Meinung gesagt und es war mir scheißegal wie sie reagieren oder was sie empfinden, oder von mir denken. Ich wollte nur, dass alles wieder normal wird. Das alles endlich vorbei ist.

Und ich habe erkannt dass dabei nix zu Bruch ging in meinem Umfeld. Es hat sich später alles eingerenkt. Aber auf der richtigen Spur. So wie ich es wollte.

Eya schrieb:Ich wünsche es niemandem, dieses Gefühl in sich selbst gefangen zu sein, ein Häftling im eigenen Körper durch die eigenen Gedanken.

Ich weiß nicht ob du dir vorstellen kannst wie sich Taubheit anfühlt.

Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ihr alle von der selben Depression sprecht. Das was du berichtest klingt fast schon wieder nach etwas was in Richtung Dissoziation geht. Da muss man allmählich mal aufpassen, und die Depressionen nicht als gleichartig verstehen, sondern als Symptom auffassen.

Ich weiß dass die Medizin das selbst nicht wirklich gründlich genug tut. Aber das liegt mit Sicherheit auch daran, dass es effizienter ist einfach mal Depressionen zu diagnostizieren und dann die Einheitsmedis zu verschreiben.

Spirit2015 schrieb: Ein Nagel zum Sarg war auch, dass ich Angst hatte, ich würde mit meiner ehrlichen Meinung Streit und Ärger provozieren, den ich vermeiden wollte.

Das trifft es sehr gut.
Unsicherheit, Zweifel wird ja genährt durch Unsicherheit und Zweifel. Im Prinzip ist das ein Teufelskreis, aus dem man kaum entkommen kann.
Um andere nicht zu verschrecken, zieht man sich immer mehr zurück - was zu noch mehr Unsicherheit führt.
Irgendwann hat man das Gefühl, man ist allen eine Last.

@Eya

Ohja die Taubheit. Als würde einem die Seele aus dem Leib operiert. Kein Lachen. Alles traurig. Aussichtslos. Der Eindruck dass die Welt untergeht und keiner es merkt, ausser einem selber. Diese Träume, emotionslos, keine Mimik in Gesichtern, als wenn es fremde Träume wären. Fremde Personen.

@Spirit2015

genau so, man fühlt dass man nichts mehr fühlt, ein Zombie.

@Eya

Ja :-( Man weiß noch, dass man die Menschen liebt. Seine Geschwister und Eltern. Aber man kann es nicht mehr fühlen.

@Spirit2015
Die Patienten klagen über ein Gefühl der
Leere im Kopf, das Gefühlserleben wird als
unpersönlich beschrieben, die eigenen Handlungen
erscheinen dem Patienten mechanisch

Sowas in der Art?

Also Leere im Kopf hat ich nicht. Ich hatte 1000 Gedanken auf einmal, wieder und wieder. Wie eine CD im Repeat.

Unpersönlich trifft es gut. Als benutze man das Leben eines völlig Fremden. Man empfindet nichts für "seine Familie", fährt sein Auto, hat aber nicht den Eindruck, dass es einem gehört. Man versucht mit Gewalt alles so zu machen wie vorher in der Hoffnung dass es wie ein Schrittmacher wirkt, der alles wieder in Gang setzt.

Ich weiß noch gut, wie ich mir im Geiste meine eigene Geschichte immer und immer wieder von vorn erzählte. Um zu beschreiben, wie alles so passierte und was genau passiert ist. Wem auch immer.

@Spirit2015
Ich kann nur mein Buch zitieren. Worauf ich hinweisen will ist allerdings, dass das was ihr jetzt thematisiert nach meinem Empfinden nicht mehr wirklich was mit dem Thema Depression zu tun hat weil so eine Selbstentfremdung kein unbedingt notwendiges Merkmal ist.

Die Patienten berichten über ein Gefühl des Losgelöstseins von den eigenen psychischen Prozessen oder ihrem eigenen Körper. Oft wird über ein Gefühl der Leere im Kopf oder ein stumpfes Druckgefühl geklagt. Das Gefühlserleben wird als unpersönlich beschrieben, die eigenen Handlungen erscheinen dem Patienten mechanisch. Manche Patienten geben an, sie fühlten sich wie ein Roboter oder „wie im Traum“. Dabei bleibt zwar das Wissen über die Integrität des eigenen Körpers erhalten, aber dieser rationale Vorgang löst sich vom gefühlsmäßigen Erleben (Tab. B-8.7). Die Depersonalisation kann mit dem Erlebnis der Derealisation verbunden sein. Darunter wird eine Veränderung der Wahrnehmung der Umgebung verstanden. Das Gefühl für die Realität der Außenwelt geht verloren, diese scheint verändert, verfremdet und nicht mehr selbstverständlich. Das Symptom der Depersonalisation und der Derealisation ist eine unspezifische psychische Reaktionsweise und bei einer Vielzahl anderer Erkrankungen zu beobachten. Einzelne kurze Episoden sind auch vielen ansonsten gesunden Menschen bekannt. So treten Depersonalisationssymptome z. B. bei ausgeprägter Erschöpfung auf und halten in der Regel nur einige Sekunden an.

Da geht es übrigens um eine Depersonalisationsstörung, eine Störung aus dem Bereich der dissoziativen Störungen.

Und die eigentliche Frage bleibt ja: Wieso empfindet man sich minderwertig? Ist das nicht unsinnig, wenn man mal rational darüber nachdenkt?

Ok Thrax ich machs kurz.

Wenn du Psychologe werden willst, stürz dich auf die Bücher.

Wenn du wirklich wissen willst, was Depressionen sind, wie sie wirken und was man empfindet, dann bring sie runter zu der großen blauen Tonne und komm dann wieder zurück zu uns.

@Dr.Thrax

weil rationales denken da nicht möglich ist.

Versuchen die Gedankengänge eines Depressionspatienten mit Rationalität nachzuvollziehen ist so, als würdest du mit Jamie Oliver ernsthaft gut Kochen lernen wollen.

Spirit2015 schrieb:Wenn du Psychologe werden willst

Gott bewahre! Aber da derartige Lehrwerke auch die Grundlage für den Eingangspost sind, und im Übrigen auch Grundlage für psychiatrische Behandlungen, werde ich nicht umher kommen, das immer mal wieder zu Rate zu ziehen.

@Spirit2015
Auch wenn ich da die Eitelkeit des Depressiven mit kränken könnte: Ich glaube schon dass sich die Natur dabei was Gedacht hat, als sie sich entschloss das menschliche Gehirn depressiv werden zu lassen.

Wow, der Brief hat mich irgendwie berührt. Die Frage ist doch, warum ist jemand deppressiv? Ist es vererbt, oder erworben usw.

@Miss_Hippie

Manchmal beides!

@Dr.Thrax

Wem glaubst du eher. Depressionspatienten und ihren Erfahrungen, oder irgendwelchen Doktoren die alle Bücher kennen, die wiederrum Doktoren geschrieben haben, die selber aber auch noch nie Depressionen hatten.

Fragst du nicht lieber einen Audifahrer, wie sich das Auto fährt, als einen Freund, der jemand kennt der ein Buch darüber gelesen hat, dass derjenige geschrieben hat, der das Fahrwerk analysiert hat aber damit keinen Meter gefahren ist.

Auch wenn ich da die Eitelkeit des Depressiven mit kränken könnte: Ich glaube schon dass sich die Natur dabei was Gedacht hat, als sie sich entschloss das Gehirn depressiv werden zu lassen.

@Dr.Thrax
Dann wünsche Dir, die Natur meint es gut mit Dir.

@DTO
Ganz schön schwieriges Thema, ich glaube, erforscht ist es noch gar nicht richtig, oder?
Vor allem, wie merkt man, dass man deppressiv ist, oder ein Mensch im nahen Umfeld. Jeder hat mal solche deppressiven Verstimmungen, sämtliche Symptome, die dafür sprechen.
Es ist schwer, sowas zu erkennen.