Warum denken depressive Menschen sie wären schlechter als andere?

@Uthred
Ich weiß gar nicht ob Lob gegen Depressionen überhaupt hilft. Ich glaube eher dass Depressive jemanden brauchen, der ihnen in den Arsch tritt und der ihnen das Gefühl gibt, dass es in Ordnung ist zu scheitern, wenn man sein Möglichstes getan hat.

Das ist meiner Meinung nach nämlich der wichtigste Punkt, den man lernen sollte. Scheitern ist in Ordnung, wenn man alles getan hat, was man tun konnte.

@Dr.Thrax
ich denke das ist der springende punkt.....zu lernen mit dem scheitern umzugehen.
man schöpft seine möglichkeiten ja gar nicht aus, weil man angst hat zu scheitern bzw weil man von vornerein weiss das man scheitern wird.

na plumpes Lob vielleicht nich - eher sowas wie ein akzeptierendes Umfeld.

Und die Arschtritte - weiß nich ob die vielleicht auch schädlich sein können.
Die Sichtweise is klar, aber ob das bei Depressiven wirklich hilft?
Depressiven wird eigentlich alles egal.

@Uthred
Da sieht man, dass du keine Ahnung hast wie es ist wirklich depressiv zu sein.

zum Glück

Die Depression ist eine Krankheit, die uns darauf hinweist, dass etwas im Leben nicht in Ordnung ist, das etwas fehlt, wenn man vielleicht nie Liebe spüren durfte...
Vielleicht liegt eben darin der Sinn zu erkennen, dass etwas im Leben nicht stimmt...

Liebe Grüße
Luma30

@Dr.Thrax
Ich möchte dir mal von meinen persönlichen Erlebnis mit der Depression schildern. Sie wird dir zwar vielleicht nicht gerade weiter helfen, aber dennoch vielleicht das eine oder andere bestätigen, was manche User hier dir schon geschrieben haben.

Es stimmt schon. Einsamkeit, keine Anerkennung, keine Ziele im leben. Das können Ursachen von Depression sein. Bei mir war es so. In der Kindheit denkt man oft anders. Wenn man nicht zu einer Gruppe gehört, dann macht man sich nicht so starke Gedanken darüber. Erst im nachhinein kamen bei mir dabei negative Gedanken. Basierend auf diese Gedanken, beginnt man dann oft nachzudenken. Hat man in der Vergangenheit Fehler gemacht? Warum kann ich nicht offener werden? Sollte ich vielleicht mein Aussehen ändern um anderen zu gefallen?
Das sind nur einige Gedanken die ein Mensch in manchen "vordepressiven Phasen" hat.

Irgendwann kommt eben der Punkt, an den man wütend über sich selbst wird. Man bekommt dann keine Lust mehr auf andere Menschen. Und sollte man sich dann doch entschließen etwas zu ändern, und dieser Versuch scheitert ein paar mal, dann denkt man wieder daran, was wohl falsch gelaufen ist. Eines Tages sieht man z.B. am Stadtplatz die Menschen lachen, wie sie Spass haben und ihre Sorgen vergessen. Oder auch wie sich zwei Lieben. (Entschuldigung für die Kitschigkeit)

Im Kopf und im denken folgt dann eine gewisse Resignation. Man gibt sich selbst teilweise auf. und genau basierend auf diese Resignation werden Minderwertigkeitskomplexe. Von diesen Zeitpunkt aus denkt man dann eben, man hätte weniger ein Recht auf Spaß und/oder auf Leben als andere. Deshalb denkt man, man wäre nicht gut genug.

So ist eben meine Denkweise

@Dr.Thrax

sie brauchen Halt, einfach nur Halt und niemanden der mit dem Finger auf einen zeigt. Unverständnis ist Gift.

@Luma30
sehr gut beschrieben.

@Uthred
egal ist es ihnen eben nicht.

@Eya

das wollt ich da oben andeuten, Arschtritte sind oft mit erhobenen Zeigefinger verbunden und beinhalten auch oft ein gewisses Unverständnis.

Niederbayern88 schrieb:Von diesen Zeitpunkt aus denkt man dann eben, man hätte weniger ein Recht auf Spaß und/oder auf Leben als andere. Deshalb denkt man, man wäre nicht gut genug.

Das ist der Punkt, an dem ich dir widersprechen muss. Ich finde deinen Gedankengang nämlich sehr gut, und von überhaupt keinem Krankheitswert, würdest du nicht den alles entscheidenden Fehler machen und von einem Recht sprechen. Das ist der Fehler, der sich in dieser Gedankenwelt eingeschlichen hat. Du siehst eine übergeordnete Instanz, die irgendein Recht definiert, welches dich als Loser dastehen lässt. Stimmt aber nicht. Das hast du in Wirklichkeit alles selbst in der Hand. Und das ist etwas was ein Depressiver einfach verstehen muss. Alles andere mag ja wohl stimmen, ist aber veränderbar. So einfach ist das in der Theorie. Praktisch muss das aber neu gelernt werden. Und das ist ein langwieriger Prozess.

@Uthred
Aber genau das ist das Problem glaube ich. Jedes Lob das ein Depressiver erfährt, so kommt es mir manchmal vor, wird als Mitleid empfunden. Als hätte man damit schon etwas geleistet.

Ich persönlich bin eher der Meinung, dass man noch mehr fordern muss. Immer mehr, bis sie endlich das leisten, was sie leisten können. Und wenn es Rückschläge gibt? Who cares? Das Leben ist ein Spiel und wir sind die Akteure.

@GuteLaune

stimmt falsches Wort

eher völlig zurückgezogen und apathisch werdend.

@Dr.Thrax

nee, bei dem letzten glaub ich nich, daß das klappt - jedenfalls nich mit der Härte wie sie anklingt.

Das Lob muß aus der Gruppe kommen, aus dem Verhalten anderer, das Scheitern muß reflektiert und aufgearbeitet werden - einfach nur immer versuchen, seh ich eher als Gegenteilig.

Uthred schrieb:nee, bei dem letzten glaub ich nich, daß das klappt - jedenfalls nich mit der Härte wie sie anklingt.

Das Lob muß aus der Gruppe kommen, aus dem Verhalten anderer, das Scheitern muß reflektiert und aufgearbeitet werden - einfach nur immer versuchen, seh ich eher als Gegenteilig.

Das gefährliche am Lob ist, dass man sich darauf ausruht wenn man es so lange nicht mehr bekommen hat. Dann gibt einem das das Gefühl dass man was erreicht hat, und das gibt Zufriedenheit. Und Zufriedenheit ist ein Killer. Zufriedenheit ist um jeden Preis zu vermeiden.

Jemand der zufrieden ist in dieser Welt, und zum Nachdenken und Reflektieren in der Lage ist, muss krank werden. Man braucht neue Ziele, und wenn man selbst zu lethargisch ist sich welche zu stecken, braucht man jemanden der nach hilft. Unterstützung demonstriert man nicht mit Lob. Unterstützung demonstriert man indem man da ist wenn der andere mal gescheitert ist.

Das machen wir Menschen nämlich ganz gerne. Wenn jemand was hinkriegt, beschäftigen wir uns mit ihm, loben ihn etc. aber wenn er auf die Fresse fliegt, wenden wir uns ab. Das ist viel entscheidender.

Ursache von Depressionen sind häufig Hormonstörungen im Gehirn. Glückshormone werden vorzeitig abgebaut, Angst oder Stresshormone bleiben bestehen. Einfache Chemie.

Wenn man unter Depressionen leidet hat man meist auch ein Selbstwertgefühl unter Null. Den Wert sucht man durch andere bekommen, was jedoch nichts bringt, weil sämtliche Komplimente nicht haften bleiben. Kritik aber verstärkt wirkt. Es entstehen starke Selbstzweifel.

Hinzukommt, dass man den Sinn des eigenen Lebens hinterfragt, andere für Lebenswerter und Wertvoller sieht.

Es ist eine Spirale nach unten.

Ich könnte noch Stunden weiterschreiben...

Fakt ist, ich hab viele Abschiedsbriefe gelesen und ich kann nur sagen es ist sehr sehr schlimm, was Depressionen mit einem Menschen machen.

Der Weg in die Normalität ist seeeehr lang und mit viel Arbeit verbunden.

Dr.Thrax schrieb:Das hast du in Wirklichkeit alles selbst in der Hand. Und das ist etwas was ein Depressiver einfach verstehen muss. Alles andere mag ja wohl stimmen, ist aber veränderbar. So einfach ist das in der Theorie. Praktisch muss das aber neu gelernt werden. Und das ist ein langwieriger Prozess.

Da liegst Du richtig

aber hier

Dr.Thrax schrieb:Ich persönlich bin eher der Meinung, dass man noch mehr fordern muss. Immer mehr, bis sie endlich das leisten, was sie leisten können. Und wenn es Rückschläge gibt? Who cares? Das Leben ist ein Spiel und wir sind die Akteure.

liegst Du falsch
Wenn man depressiv ist kann man nicht so viel leisten, es kostet einfach alles immens viel mehr Kraft als normal
Die Frage ist was fordert man wie.
Leistung zu fordern, oder Anwesenheit oder... erzeugt druck stürzt einen immer tiefer in den Abwärtzstrudel

@Uthred

gerade die Menschen die einem unbedingt helfen wollen machen mehr kaputt als was sie helfen, durch ungeduld und Forderungen oder der Floskel so jemand würde nur jammern und bräuchte nur Aufmerksamkeit, nur weil man nicht funktioniert. Dies bestätigt einen Depressiven nur in seinem Denken und bestärkt ihn sich noch weiter zurück zu ziehen.

@Spirit2015

das kann ich bestätigen .. genau so fühlt es sich an.

Dr.Thrax schrieb:Ich persönlich bin eher der Meinung, dass man noch mehr fordern muss. Immer mehr, bis sie endlich das leisten, was sie leisten können. Und wenn es Rückschläge gibt? Who cares? Das Leben ist ein Spiel und wir sind die Akteure.

Diese Ansicht kann ich nich teilen. Es gibt eben Menschen die des Lebens wirklich müde geworden sind und diese lahme Spielchen (ein Lob zur Belohnung für den Zirkusaffen und Missachtung bei
schlechter Leistung) niemals mehr spielen wollen.
Eben weil es langweilig geworden ist und man deshalb resigniert.