Warum denken depressive Menschen sie wären schlechter als andere?

@Missesfee

Missesfee schrieb:Das nennst Du ans Selbstvertrauen appelliern? himmel Du bist so ahnungslos wie ein neu geborenes Kind.

Sorry, aber ich weiß nicht, wie ich darauf eingehen soll... Etwas mehr Substanz würde dem Einwand guttun.

@Aldaris Weiss ich nicht, ob das wissenschftlich ergründet wurde, aber eine Depression setzt
eine gewisse Komplexität vorraus bzw kann sie zb auch nur durch simple Existenzangst ausgelöst werden.
Zum einen kommt es dann auf die eigene Biologie an, zum andern muss die Depression logisch
und berechtigt erklärt werden.
Da tun sich jetzt komplexe Zusammenhänge auf...die ich wahrscheinlich heute nicht mehr beantworten kann.
Ehm...man muss eben kämpfen... und das erledigt der Verstand ganz allein, wenn man einen hat.

@Orbiter...
Lies mal was zu Dysthymie, falls noch nicht geschehen. Kommt der Beschreibung näher.

Orbiter... schrieb:Zum einen kommt es dann auf die eigene Biologie an, zum andern muss die Depression logisch
und berechtigt erklärt werden.

Das ist der Knackpunkt. Offensichtlich helfen depressiven Menschen Anti-Depressiva wie Lithium oder andere chemische Substanzen. Zumindest unterstützen diese Medikamente den Heilungsprozess und das heißt, es fokussiert sich nicht (allein) auf die Intelligenz der betroffenen Person. Meiner persönlichen Erfahrungen nach, die @vincent scheinbar auch hatte, sind "weniger intelligente" Menschen auch so betroffen von derartigen Erkrankungen. Es sind aber in der Tat persönliche Erfahrungen, deshalb hatte ich ja auch danach gefragt, ob es diesbezüglich wissenschaftliche Studien gibt. Das würde mich echt interessieren.

@vincent Ne, so geht das nicht.... das ist eine Beschreibung eines Symptoms.
Bei der Masse der Leute, die daran leiden, lässt sich keine "Breitbandlösung" finden.
Das ist das Problem, dass die immer fabrizieren.
Die Fülle der Einzelfaktoren, die zu sowas führen checken die
einfach nicht und gehen das chemisch an.
Symtpombekämpfung halt.... und so naja...ich bin weder noch irgendwas...
Ich bin nur ein Spieler...Beobachter und ...

@Orbiter...
Mir ist nicht ganz klar, was du meinst.

Aber nur mal so, das mit der Dysthymie war jetzt nur auf die durch simple Existenzängste verursachte "Depression" bezogen. Ist halt ne leichtere Form, die soweit ich jetzt in Erinnerung habe auch nicht so oft mit traumatischen Erinnerungen etc zu hat. Aber da bin ich mir gerade unsicher.

@vincent Hm... bleiben wir beim Thema...

Des Te s beschreibt Komplexe aus einer Depression heraus.
Wahrscheinlich ist der TE ziemlich jung.

Vermutlich wird er irgendwann später herausfinden,
dass es nicht nötig war, sich evtl schlechter deswegen
zu fühlen, insofern er anstrebt konstruktiver bzw erfolgreicher
zu werden.

@Draiiipunkt0

du kannst nicht wissen wie es einer depressiven Person geht, wie sie sich fühlt, wozu sie noch fähig ist.
Es ist gut, dass du das nicht weisst sonst hättest du auch Depressionen durchleben müssen...

Ein Depressiver Mensch ist nicht fähig seinen Verstand richtig zu benutzen.
Das an den Verstand appelieren kann so nicht funktionieren.

Vielleicht ist es Vergleichbar mit einem offenen Beinbruch...jetzt kannst du da ja sagen, machs nicht schlimmer als es schon ist, mach nen verband drauf und dann steh auf weil liegenbleiben bringt dich nicht weiter...
nur ist in diesen Fall klar, dass niemand einem raten würde mit einem offenen Beinbruch aufzustehn... warum nicht ?
weil es ebenb offensichtlich ist, dass dies die situation verschlimmern würde. die Knochen würde aus der Wunde gedrück, Muskeln zerrissen, riesige schmerzen...

Beim der Depression ist nicht ersichtlich wie das genau aussieht im Menschen drin. Also sieht man gar nicht dass da eine Wunde ist, geschweige denn ein offener Bruch.
Für aussenstehende, die sich nich auskennen, sieht es wahrscheinlich wirklich so aus als ob man die Person etwas aufmuntern sollte...oder eben an den Verstand appelieren.
Das Rationale Denken, der Verstand, logische überlegungen, etc sind dann eben "kaputt", nicht richtig funktionstüchtig...das wäre dann der offene Bruch. Den aussenstehende nicht sehen können.

Deine Argumentation ist von deinem Standpunkt aus logisch und völlig nachvollziehbar.
aber auf eine Depressive Person wirken sie, wie wenn du dem Typen mit dem offenen Beinbruch ein bisschen in der Wunde rumspielen würdest, die Knochen bisschen wackeln lassen, bisschen blut rausdrücken...

Wenn jemand "an den Verstand appeliert" fühlt sich der Depressive nicht ernst genommen, ja sogar verspottet.
Es löst dann ein Gedankenkreisen aus oder verstärkt dieses wodurch das schon sehr tiefe selbstwertgefühl nur noch tiefer sinkt... nunja, diese Gedankengänge, die ganze Mechanik, hier komplett auszuführen sprengt wohl den Rahmen dieses Beitrags. Wenn jedoch Interesse besteht mach ich das sonst schon.

Warum denken Depressive sie wären schlechter als andere...

Erst einmal,
verallgemeinern kann man das nicht. Da wird jeder Betroffene seine eigenen Gründe für haben.

Mein Grund ist, weil ich es in den Augen der Gesellschaft einfach bin. Wenn du nicht in der Lage bist Emotionen wie jeder Gesunde zu empfinden, auszudrücken und zu leben, bist du immer der merkwürdige Freak. Ein verstoßener, ein Mensch den man ungerne um sich herum hat.

Wie soll man es erklären...
Das menschliche Miteinander und die Kommunikation funktioniert in zwei Grundformen. Die erste Varianten ist die Harmonie und die zweite Form ist die Dissonanz.

Stell dir vor, du bist in einem Laden und fragst eine Verkäuferin wo du Produkt XY findest.
Harmonie: Sie lächelt dich an und macht sich freundlich mit dir im Schlepptau auf dem Weg. Erklärt dir vielleicht auch noch das Produkt XX besser und günstiger ist und das, auf eine nicht aufdringliche Art. Du erwiderst automatisch die Emotion, die dir entgegen gebracht wurde. Du behälst die Person in guter Erinnerung.

Dissonanz: auf deine Frage nach dem Fundort erhältst du die Antwort: Blind oder blöd? Durch die Dissonanz wandelt sich dein Empfinden zur Harmonie und du patzt die Person ebenso an, beschwerst dich beim Vorgesetzten und hast einfach Wut in dir.

Und jetzt kommt die depressiv Gleichgültigkeit ins Spiel:
Die Verkäuferin schaut nett und freundlich aus, ignoriert dich aber gänzlich. Erst wirst du sie freundlich ansprechen. Dann wirst du recht neutral nachfragen ob sie dich nicht verstanden hat. Irgendwann wirst du sie anmeckern, weil du dich verarscht fühlst. Und sie lächelt durchgehend weiter wärend sie einen anderen Kunden hilft und dich wie Luft behandelt. Am Ende gehst du frustriert weg während in dir Gefühlschaos herrscht.

Das Problem ist, gesunde Menschen kommen mit Gleichgültigkeit nicht klar. Die erwarten einfach eine Emotion, egal ob gut oder schlecht. Hauptsache sie können eine Empfinden spiegeln. Nur Gleichgültigkeit kann man eben nicht einfach spiegeln.
Das schlimmste was du einer Person antun kannst ist Gleichgültigkeit. Ein Gefühl was jeder nur für sich leben kann und dem Rudelverhalten des Menschen völlig widerspricht.


Was hat das mit dem schlecht sein Depressiver zu tun?
Mal ein Beispiel aus meinem Leben.
Meine damalige Freundin nahm mich mit zu ihrer besten Freundin. Ich hatte gerade wieder ein tief. Auf dem Regal stand ein Foto von einem Säugling. Ich schaute mich um, kein Anzeichen eines Kindes. Also fragte ich: Wer ist den das Kind mit der urigen Mütze? Ihr Blick senkte sich und sie stammelte: das WAR mein Sohn. Meine unüberlegte Antwort aus fehlenden Mitgefühl: ah ist kaputt. Dachte schon, was bist du denn für eine Rabenmutter, weil hier nirgends Spielzeug rumfliegt.

Wer ist wohl heute, etliche Jahre später, wohl immer noch das Ar****och? Ich natürlich, weil mir die Bremse der gesellschaftsfähigen Emotionen gefehlt hat.

Und ich könnte ein ganzes Buch darüber schreiben wie und wo ich alles angeeckt bin, weil ich in einer anderen Gefühlswelt lebe.

@MVirus Das ist der Punkt. Verschlechtert man etwas, obwohl es nicht real so schlecht ist, oder
sieht man nur einen berechtigten logisch nachvollziehbaren Negativfaktor.

Die Stimmung führt einen manchmal auf Irrwege und....

so...muss man abwägen, was am "Richtigsten" erscheint.

Es ist aber schwierig.... es gibt soviel Subwissen, über das garnicht gesprochen
wird und in der Regel läuft das meiste oberflächlich ab.

Ich sag mal..Hauptsache, es kommt einem nicht die Logik und Beweiskraft abhanden.

Natürlich kommt es auch darauf an, wie glaubwürdig man da steht in der Gesellschaft

WolfsSchild schrieb am 18.12.2013:Und ich frage mich jetzt, ob es einen rationalen Grund geben könnte, weshalb sich depressive Menschen als minderwertig empfinden?

Manchmal die Gesellschaft.

Gibt es vielleicht sogar einen evolutionsbiologischen Nutzen? Immerhin passiert doch nichts grundlos in der Natur.

An was würdest du da denken?

@Agnodike

Agnodike schrieb:Manchmal die Gesellschaft.

Ich habe schon oft mit depressiven Menschen gesprochen. Viele hielten sich für wertlos, langweilig usw.. Als ich nachfragte wieso, kam meistens immer als Hintergrund, dass sie gemobbt werden/wurden, wegen Aussehen, wegen Kleidung etc.. Das haben sie dann wohl so übernommen und halten sich deswegen oder sehen sich selbst so an.
Ich finde, dass die Gesellschaft auch einen nicht unerheblichen Teil dazu beiträgt, dass Menschen depressiv werden.

Weil sie besser sind als andere es aber ihr Anstand nicht erlaubt so zu empfinden.

Regenerate schrieb:Ich habe schon oft mit depressiven Menschen gesprochen. Viele hielten sich für wertlos, langweilig usw.. Als ich nachfragte wieso, kam meistens immer als Hintergrund, dass sie gemobbt werden/wurden, wegen Aussehen, wegen Kleidung etc.. Das haben sie dann wohl so übernommen und halten sich deswegen oder sehen sich selbst so an.
Ich finde, dass die Gesellschaft auch einen nicht unerheblichen Teil dazu beiträgt, dass Menschen depressiv werden.

Da ist viel wahres dran, habe es auch schon so gehört.

petronius schrieb:Weil sie besser sind als andere es aber ihr Anstand nicht erlaubt so zu empfinden.

Zu wenig, klingt zu theatralisch. ;)

@Agnodike
Dann redet weiter um den heißen Brei herum,in der Hoffnung nicht unangenehm aufzufallen.
Es ist wie ich sage.
Denk logisch und frei von Konventionen.

Agnodike schrieb:Gibt es vielleicht sogar einen evolutionsbiologischen Nutzen? Immerhin passiert doch nichts grundlos in der Natur.

Das musst Du Dir noch beantworten lassen, von wem das auch immer stammt.

Reagieren muss man auf Depressionen schon, fragt sich nur wie....

@Agnodike

petronius schrieb:Dann redet weiter um den heißen Brei herum,in der Hoffnung nicht unangenehm aufzufallen.
Es ist wie ich sage.
Denk logisch und frei von Konventionen.

Ich versuche eigentlich nie um den heißen Brei zureden, aber dieses Thema muss man mit Einfühlsamkeit angehen.

Orbiter... schrieb:Das musst Du Dir noch beantworten lassen, von wem das auch immer stammt.

Auf diese Antwort bin ich gespannt.

Orbiter... schrieb:Reagieren muss man auf Depressionen schon, fragt sich nur wie....

Das ist von Fall zu Fall verschieden, du weißt doch bestimmt, jeder Mensch reagiert da anders, da gibts kein Grundrezept, da heißt es zuhören, wenn man denn die Kraft und die Muse dazu hat, das hilft schon viel.

@Agnodike
Mit Einfühlsamkeit?
Definiere diesen Begriff konkret.
Nein,lass es besser denn Du kannst dabei nur verlieren.
---
Gut,machen wir es mal ganz simpel.
Der "normale"Mann macht mit Mitte 50 bis Mitte 60 die Erfahrung der eigenen Sterblichkeit.
Herzinfarkt,Schlaganfall,irgendwelche Zipperlein bis hin zum Schniedel der nicht mehr so
kann wie der äffische Eigner will.
Der Depressive macht im Regelfall diese Erfahrung in aller Konsequenz weitaus früher.
Ergo,...mehrere Klassen übersprungen,besser als der Rest!:)

Meine Frau war wegen Depressionen schon einige Jahre in Behandlung. Sie bekam Medikamente die Symtome wurden unterdrückt, die Krankheit selbst wird dadurch nicht überwunden. Man merkte ihr das nicht an. Sie war manchmal gut drauf und lustig und dann gab es auch stille Momente, eigentlich wie bei jedem normalen Durchschnittsmenschen auch. Das Einzige war, dass sie ab und zu am Abend anfing zu heulen, ohne ersichtlichen Grund. Am nächsten Tag ist sie dann wieder locker und lebensfroh zur Arbeit gegangen. Heute denke ich, dass war nur Schein. Jedenfalls hat sie sich vor ein paar Wochen mit Tabletten das Leben genommen. Ehrlich gesagt, ich bin damit total überfordert. Die Tücke die in dieser Krankheit steckt macht mir Angst. Wir haben Kinder und hatten Pläne, jetzt ist alles zu spät. Ich mache mir Vorwürfe, weil ich es nicht erkannt und eingegriffen habe.