alibert schrieb: Zudem gibt es den "geilen Scheiß", zumindest im Hobbybereich, in der Regel eh nur online und nicht beim Händler in der Stadt.
Das Problem bei vielen Hobbygeschäften ist, dass sie riesig sind und versuchen, den gesamten Hobbymarkt abzudecken. Wenn du dann aber was Bestimmtes suchst, ist die Auswahl sehr gering. Wenn sich das Personal dann nicht noch selbst sehr für Trends interessiert ... wir haben hier ein kleines Wollgeschäft - die Inhaberin strickt und häkelt den gesamten Tag, hilft bei Problemen, berät kompetent, hält selbst Workshops ab ... ich denke, sie macht einen guten Umsatz - ist wirklich oft was los.
A propos Häkeln: Meine Freundin (anderer Teil Deutschlands) wollte bei Corona auch gezielt das lokale Wollgeschäft unterstützen. Rief also an und hinterließ eine Nachricht auf dem AB. Kam nie ein Rückruf. Versuchte es dann nochmals ... es wurde behauptet, sie hätte nie angerufen. Gut. Wollte drei Probeknäuel kaufen, um sich dann zu entscheiden und eben wissen, welche Farben vorrätig waren. Konnten sie per Whatsapp ein Bild verschicken? Nee ... ging nicht. Die drei Probeknäuel wurden ausgeliefert - fast eine Woche später, als man "ohnehin in der Gegend war" (Luftlinie zum Laden weniger als 1km). Meine Freundin sich einen ausgesucht, angerufen, wollte für fast 150€ bestellen - so viel hatte man aber nicht vorrätig und die "nächste Lieferung käme nach Corona". Aufgegeben und im Internet bestellt.
Stan_Marsh schrieb:In einem Fahrradgeschäft mit angeschlossener Werkstatt konnte man z.B. kein Industriekugellager für eine Felge bestellen und einbauen, in einem Fachgeschäft für Haushaltswaren und Küchengeräte konnte man keinen Dichtgummi für einen älteren Schnellkochtopf bestellen, bei einem Schuster konnte dieser kein passendes Lederband (Abmessungen und Farbe und Lederqualität) für eine Tasche bestellen.
Das Problem ist, dass niemand Interesse an Reparaturen hat. Oft kaufen Leute halt auch neu, wenn man ihnen erzählt, dass man das nicht reparieren könnte. Wir hatten mal einen Fernseher, der ging zwei Tage nach Garantieende kaputt. Erst hieß es, man schaue, wegen Kulanz, dann rief man an, der sei kaputt kaputt, da ginge nichts mehr. Auf die Nachfrage, was denn kaputt sei, konnte man keine Antwort geben.
Den dann zu einem Hobbybastler ein Dorf weiter gebracht - der Anschalter war hinüber. Für 30€ bzw. zwei gute Flaschen Wein repariert, lief noch weitere acht Jahre.
Stan_Marsh schrieb: Ausbeutung von Mitarbeitern hat doch nicht nur was mit Online zu tun, das findet man im Einzelhandel auch. Fällt halt nicht so auf, wenn die Kids des kleinen Lebensmitteleinzelhändlers am Samstag an der Kasse sitzen.
Das Problem ist die Anspruchshaltung und das Preisbewusstsein. Mr Mary arbeitet u.a. in einem Gastrobetrieb, wo samstags oft Hochzeiten sind. Da kommt es nun immer häufiger vor, dass der Fotograf (der von morgens 8 bis spät in die Nacht Bilder macht) eiskalt gesagt bekommt, er soll seine eigene Verpflegung organisieren und bezahlen. Das gibt wohl auch oft Zoff, wenn der sagt, er arbeitet von 8 - Mitternacht zu einem Festpreis, die Kirche wird zu zweit fotografiert - Megarumgeheule, ob er nicht doch ohne Extrazahlung noch zwei, drei Stunden bleibt ....
Das Gleiche mit der Band. Da wird schon probiert, zu ködern mit Onkel X aus der Musikindustrie, der vielleicht einen Deal machen könnte ... geht es vielleicht umsonst? Oder mit einem Discount?
Oder die Hochzeitsgesellschaft, die im Hotel übernachtet: Normalerweise ist Check-out 11 Uhr am Sonntag. Immer häufiger wird gleich ein "late check out" gegen 13 Uhr verhandelt, immerhin feiert man ja auch lange. Oft auch Diskussion mit dem Frühstück - ab 12 Uhr laufen halt parallel die Mittagessen. Oft steht um 15 Uhr schon eine Reisegruppe da und will die Zimmer. Bedeutet für den Hotelbesitzer, dass er in der Zeit von 13 Uhr - 15 Uhr alle Zimmermädchen antreten lassen muss, die er hat, um die Zimmer möglichst sofort wieder bezugsfertig zu haben, ohne dass die eine Gruppe klagt, sie musste zu früh raus oder die andere, dass die Zimmer nicht fertig waren (und daraufhin das Hotel wechseln - also längerfristig, bei der nächsten Gruppenreise). Da werden ein Haufen Leute für zwei Stunden einbestellt, was sich für niemanden rechnet.