Onlinehandel vs. Einzelhandel
11.05.2021 um 17:47kleinundgrün schrieb:Aber es sollten die Nachteile benannt werden. Gerade beim Onlinehandel ist die Ausbeutung der Lieferdienste in meinen Augen sehr problematisch und eine Folge einer "Lieferflat".Ich wäre ja für eine deutlich Erhöhung der Kosten für die Lieferung an die Haustüre und Erhöhung der Löhne der Zusteller. Das ist aus meiner Sicht auch ein veraltetes Konzept aus einer Zeit, in der nur ein Bruchteil an Paketen zugestellt wurde und eher mal jemand zu Hause war. Heute verstopfen die Lieferfahrzeuge die Straßen und zwingen die Zusteller, wilde Parkmanöver zu wagen, damit sie nicht zu viel Zeit verlieren. Auch die meist ungefragte Abgabe beim Nachbarn ist doch blöd und natürlich ist es auch unpraktisch auf ein angekündigtes Paket den ganze Tag zu Hause zu warten (und sich ggf. nicht mal aufs Klo zu trauen).
Würden Kunden schlicht diese Kosten real tragen, wären Lieferdienste entlastet und vor allem stiege die Chance auf eine vernünftige Bezahlung.
Ich nehme zwar gerne die Pakete meiner Nachbarn an, aber ab und zu passt es dann doch weniger. Ich lasse mir daher alles in die Stationen schicken. Für die Fahrer ist das viel praktischer, weil sie zumindest bei meinen Stationen direkt davor parken können, keine Treppen steigen müssen und nicht auf die Reaktionsgeschwindigkeit der Leute (wie lange muss man nach dem klingen warten?, klingelt man gleich bei allen Nachbarn usw.?) angewiesen sind.
Dwarf schrieb:Stimmt, das ist ein Problem.Der Verpackungsmüll ist natürlich ein Problem, wobei man im Einzelhandel auch ne Menge Müll erzeugt, man sieht es als Kunde nur nicht. Was man auch nicht sieht, sind die riesigen Mengen an unverkaufter Ware, die dezentral natürlich deutlich schlechter steuerbar ist als in einem zentralen Verkauf.
Die unverkäuflichen Warenmengen aus dem Einzelnhandel, die nach einiger Zeit über unterschiedliche Kanäle abgeschleust werden sind doch auch immens. Wenn das Zeug dann für einen Euro rauschgeramscht wird und der Käufer im Ramsch- und Postenladen das Zeug nur zum Spaß kauft, weil es so billig war und einige Zeit später dann wieder entsorgt, dann ist auch niemandem geholfen.
Das kann ein Versandhändler mit einem großen Zentrallager und guten heuristischen Modellen deutlich optimaler gestalten, so dass erst gar nicht so viel unverkäufliche Waren eingekauft und eingelagert werden.
Interessant wäre mal der Ressourcenaufwand für die Herstellung und dem Recycling der Kartonagen. Wenn ich mir den Luxus von 2 Paketen pro Woche erlaube und ein Paket in Schuhkartongröße wiegt mit Polsterpapier ca. 200g (hab eben eins gewogen), also ca. 20kg Karton pro Jahr.
Wie viel Ressourcen werden da verbraucht im Vergleich zu anderen Sachen, z.B. wie viele Kilometer kann ich mit dem Auto stattdessen fahren 100km? 1000km?
Ein Indikator wäre zumindest mal der Preis, der ja Energieverbrauch und Rohstoffe zumindest teilweise abdeckt. Ein Karton dieser Größe kostet ab ca. 50 Cent, wären also 100€ pro Jahr "Ressourcenkosten" für die 100 Pakete.
Für 100€ bekommt man ca. 75 Liter Benzin bei 8l/100km kommt man damit ca. 1000km weit. Wenn man pro Tag 2,7km mit dem Auto fährt, hat man einen ähnlichen Ressourcenverbrauch, wie wenn man sich jede Woche zwei Pakete schicken lässt. (bezogen auf die Kartonage, nicht enthalten sind Transportaufwände der Pakete aber auch keine Herstellaufwände des Autos)
Nun, für den einen sind 1000km schon ein beachtlicher Teil der Gesamtfahrleistung pro Jahr. Ich kenne aber auch Leute, die so was an einem Wochenende durchziehen. Das muss man meiner Meinung nach schon irgendwie in einen Kontext bringen. Einfach nur die Paketempfänger den schwarzen Peter zustecken und dann ne Runde mit der Karre zum Baumarkt fahren ist nicht ganz fair.