..
shionoro schrieb:Für mich kommt es bei einer beziehung (oder auch freundschaft) darauf an, dass da zwei leute die ganz grundsätzlichen Pole ihrer Beziehung kennen und die auch pflegen. Und das ist einfacher, wenn man damit anfängt und nicht mit allerlei romantischen Gesten um irgendwen zu beeindrucken.
Ist ja nicht so, als könnte man danach keine kleinen romantischen Gesten in der Beziehung haben. Klar hab ich auch mal für sie gekocht, und es gab gegenseitige geschenke und so weiter. Aber das sind halt sachen, die echt sind. Das haben wir gemacht, weil wir uns gern hatten, nicht, weil man den anderen davon überzeugen will, wie toll man ist.
Ich muss gestehen
@shionoro, ich habe mich vorrangig über die Formulierung abgerollt.
:D Im Prinzip kann ich nachvollziehen was Du sagst. Bei mir war es eine Mischung. Ich war ja sehr lange alleine und hatte lediglich stetig wechselnde Affären, meist auch mehrere gleichzeitig. Das war so gewollt und meine Art mich auszuleben. Direkt in meinem Leben wollte ich niemanden haben. Dann stolperte ich über eine Publikation meines älteren Partners, fand diese toll und googelte ihn. Dachte mir, wow, der wärs (für eine Affäre) und kontaktierte ihn unter einem Vorwand im Kontext Job. Ich hatte eigentlich nicht erwartet, das er so extrem anspringen würde, wie er es dann tat.
Jedenfalls wollte er innerhalb kürzester Zeit aus der Affäre (innerhalb der er balztechnisch aufdrehte wie nichts Gutes) etwas Festes machen und ich bekam, vermutlich auch genau wegen diesem "Überwältigenden", was er mir lieferte, so was von kalte Füße, dass ich ihn sehr unschön absägte und versuchte komplett aus meinem Leben zu werfen. Aber er ließ mich nicht und blieb als Freund. Die kommenden Jahre wurde er zu meinem besten Freund und als ich dann mit Burnout zusammen klappte, saß er im Auto, kam zu mir und war für mich da. Seit dem sind wir ein Paar.
Wir kennen uns in- und auswendig. Wissen beide, wie speziell wir sind, auch durch unsere psychische Verfasstheit. Und ich, die ich eigentlich niemals jemandem vertraue, stellte fest, dass ich das bei ihm tatsächlich tue. Darauf basiert eigentlich unsere Bindung. Nicht darauf, dass er mir solch eine unglaubliche "Performance" geliefert hätte, die bei mir eher dazu führte, dass ich die Flucht ergriff. Insofern, wenn ich darüber nachdenke, war es nicht richtig, was ich schrieb, dass bei mir ein Galan ruhig ordentlich aufdrehen könne, jedenfalls damals nicht; da wollte ich im Grunde noch nichts Festes.
Mein zweiter Partner drehte dann extrem auf und überzeugte uns beide von sich. Da konnte ich das annehmen und es gefiel mir auch. Vermutlich, weil sich meine ganze innere Einstellung verändert hat, seit ich mich überwunden habe eine feste Bindung zuzulassen; was für mich ein Riesenschritt war und vermutlich auch nie passiert wäre, wäre ich nicht völlig zusammengebrochen. So hatte auch das, im Rückblick, sein Gutes, weil ich dadurch lernte, wie unglaublich gut es tut, wenn jemand für einen da ist. Ich hatte immer Angst vor Einschränkung, jetzt erlebe ich es als Bereicherung.
Man könnte schon sagen, dass ich massiv bindungsgestört war. Und ich persönlich vermute, dass das gar nicht so selten sein dürfte. Vermutlich nicht in Kombination mit einer solchen Gesamtverfasstheit wie der Meinen, aber für sich genommen. Ich denke häufig, dass viele Menschen (oder zumindest ein signifikanter Anteil), die darüber klagen, dass ihre Bindungen immer wieder scheitern, schlichtweg nicht in der Lage sind, sich wirklich tief in so etwas hinein geben zu können. Und so kommt man dann über die "Anfangsperformance" nicht langfristig hinaus. Auch in vielen langjährigen Bindungen wird ja öfter mal das "Kribbeln" vermisst. Da ein rechtes Maß zu finden, das ist wohl die Kunst. Daran arbeiten wir hier auch kontinuierlich.
Aber beeindruckend finde ich meine Partner nach wie vor und immer wieder. Und ich glaube, das ist auch wichtig. Dass der Partner zwischendurch Dinge tut, für die man ihn ein bisschen bewundert und "ankulten" kann. Das brauche ich persönlich auch für die erotische Komponente.
LG Marina