Soley schrieb:Manchmal frage ich mich ja, ob die Menschen, die sich geschlechtsmäßig nicht festlegen können oder wollen, dann auch im realen Leben immer so unentschlossen sind...
In dem Fall kann ich nur für mich und meine Denk- und Empfindungsweise sprechen und kann sagen, das hat nichts mit "Unentschlossenheit" zutun, mehr mit Identität und Identität ist nicht unbedingt fixiert oder statischer Natur. Im Leben aller Menschen existiert eine Dynamik der Mensch der du vor einigen Jahren warst hat bis heute mit ziemlicher Sicherheit auch die eine oder andere Veränderung erlebt und durchlebt. Es gibt neben dem Reifungsprozess immer auch einen Selbstfindungsprozess, nach und nach wird man sich seiner Selbst bewusster und möchte sich auch in seinem Körper, Denken und Empfinden geborgen fühlen. Androgyne Menschen sind meist nicht unentschlossen sondern sie leben einfach ihr Selbst zwischen Kategorien, nicht weil sie nicht wissen zu welcher sie gehören, sondern weil sie einen Zustand leben der ihrer Selbst im Denken, Empfinden und auch Verhalten sowie Äußerlichkeiten entspricht. Mit anderen Worten wenn sich ein Mensch mit sich selbst im reinen ist, so ist er sogar sehr entschlossen, das ist gänzlich unabhängig von seinem Geschlecht, auch nicht von seiner Herkunft oder seinen Vorlieben.
Es gibt allerdings auch wirklich Menschen die nicht entschlossen sind und wirklich auch psychische Probleme bei der Selbstfindung erleben, sei es durch innere Probleme oder durch äußere, manche haben sogar Angst ihr inneres gefühltes Geschlecht zu leben, aus Angst ausgeschlossen zu werden oder gar abgelehnt. Gerade Transgender sind davon sehr oft betroffen und durchleiden neben inneren Qualen auch äußere. Die Selbstmordrate spricht für sich und nicht selten werden in besonders konservativen Regionen Menschen mit diesem Empfinden in ihrer Selbstverwirklichung blockiert, manche sogar ermordet. Das sind einfach inhumane Bedingungen unter denen viele von ihnen leiden. Es ist nicht ihre Absicht so zu leben, sie sind einfach so, es ist ihre Natur, der einzige Wunsch solcher Menschen ist es sich selbst zu verwirklichen als das was sie fühlen und Geborgenheit und Liebe zu erfahren wie jeder andere Mensch auch. Das ist ein menschliches Bedürfnis und keines bestimmter Geschlechter und Identitäten oder sexueller Orientierungen.
Ich bin sehr entschlossen und hab ein klares Weltbild, ich kenne mich selbst und bin mir meiner sicher, meine Androgynität im Denken und hier und da im äußerlichen sind kein Mangel an Entschluss, nein es sind Eigenschaften meiner Selbst, so wie ich bin, hoffe du verstehst mich da?
:)CrvenaZvezda schrieb:Ich kenne den Pejic, ist mein Landsmann.
Das ist interessant, hast du ähnliches durchlebt wie Andrej zur Zeit des Krieges? Er/Sie ist ja als Kind mit seiner Mutter in einem Flüchtlingslager gewesen und später dann nach Australien. Ich finde die Lebensgeschichte sehr bewegend wenn man überlegt das er später mal Model wurde, für Frauen und Männermode gleichermaßen. Ab und zu scheint er ja auch wieder in die Heimat zurück zu reisen. Jugoslawien, Serbien und Kroatien hatten schon eine bewegte Vergangenheit die scheinbar ja leider noch immer recht aktuell ist, jedenfalls wenn es um Spannungen geht.
CrvenaZvezda schrieb:Persönlich finde ich das nicht hässlich oder abstossend, nein, eher befremdlich und nicht "meins", wenn du verstehst? Es mag eine art Kunst sein, die ich nicht verstehe und mit der ich mich nicht "anfreunden" kann, aber die ich ohne Weiteres sein lassen kann, wo sie ist und wie sie ist.
Dann ist doch alles gut
:)Würde auch keiner was anderes erwarten, in dem Fall kann ich nur für mich sprechen und sagen ich mag einfach alles feminine so auch androgyne. In diesem Sinne is es auch egal wie jemand empfindet, solange man andere so sein lässt wie sie sind, sie schaden damit keinem und verfolgen damit auch keine Absicht, aber ich kann sagen wenn es um die Sexualität geht kann man sich sicher sein das man wenn man als Mann feminines beim Gegenüber mag, sei es ein femininer Mensch wie Andrej oder eine sehr weibliche Frau, das man noch absolut sicher sein kann das man hetero ist, das bezieht sich auch auf Trans Frauen wie auch Bio Frauen. Wer als Mann das feminine mag ist hetero oder zumindest im Ansatz bi. Nur mal am Rande
;)CrvenaZvezda schrieb:Was aber Freundschaften angeht, da würde ich wohl eher weniger auf solche Sachen wie Sexuelle Orientierung, Geschlecht etc achten sondern viel eher auf die Persönlichkeit, gemeinsame Interessen usw.
So seh und lebe ich das auch
:)Soley schrieb:Mir sind Menschen eben suspekt, die sich nicht festlegen können und nicht wissen was sie wollen oder wer sie sind? Was ist so schwierig daran, sich für eine Seite zu entscheiden? Was bitte ist soll toll daran, nicht eindeutig definierbar zu sein?
Darum geht es nicht! Ein Mensch (sei es androgyn oder transgender) wählt sich das nicht einfach so aus wie eine Mode oder einen Trend, es ist Teil ihrer Persönlichkeit, sie sind wie sie sind, das hat weder mit Entscheidung noch mit Abgrenzung zutun, es ist so wie es ist. Ich bin so wie ich bin und mache das nicht aus Unentschlossenheit, es ist mein Wesen, meine Natur.
Soley schrieb:Heutzutage ist es ja sowas von in, sich von der bösen Schafherde abzuheben....und wenn man dazu seine gegebenen Körperverhältnisse zum Vorteil macht....naja...
Stell dir einfach mal für den Moment vor du bist homosexuell und bist in Saudi Arabien geboren, du darfst nicht dein inneres Wesen verwirklichen, du bist gezwungen dich anzupassen, lebt eine Lüge. Doch nun passiert es und du kannst nicht mehr anders und zeigst jemanden was du empfindest, wirst jedoch nicht nur ausgeschlossen (keiner will ich abgrenzen, besonders nicht wenn man Geborgenheit erfahren möchte), sondern im schlimmsten Fall sogar hingerichtet. Oder stell dir vor du willst als Frau dort Autofahren, darfst es jedoch nicht. Was denkst du? Kämpfst du für deine Rechte oder passt du dich an und unterdrückst dich damit selbst?
Denkst du Menschen suchen sich ihre Sexualität und Geschlechtsidentität aus? So einfach ist das leider nicht, im Gegenteil die meisten leiden darunter weil sie nicht als das akzeptiert werden was sie sind und viele erfahren keine Liebe und Geborgenheit, meist nur Ablehnung und Ausgrenzung. Keiner will ausgrenzt werden, es sei denn man wird zum Aussteiger
;)