@pokpok Die Leerstände im Osten sind JETZT.
Beispiel:
Wohnungsleerstand im Osten steigt
Markus Tiedke
Leipzig. In Ostdeutschland wird der Wohnungsleerstand nach Einschätzung des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW weiter ein zentrales Problem bleiben. Zugleich müssten die Unternehmen von den Altschulden entlastet werden.
Vor Vertretern seines Verbandes forderte GdW-Präsident Lutz Freitag am Dienstag in Leipzig die zügige Bereitstellung der zur Fortsetzung des Stadtumbaus Ost erforderlichen Mittel durch Bund und Länder. Die Kosten dafür betrügen bis 2016 etwa 1,8 Milliarden Euro. In der zweiten Phase des Stadtumbaus Ost sollen weitere 200 000 Wohnungen abgerissen werden.
Freitag bewertete die Ende vergangenen Jahres ausgelaufene erste Phase des Programms als vollen Erfolg. Namentlich kommunale Wohnungsunternehmen oder Genossenschaften hätten dabei in Ostdeutschland etwa eine Viertel Million Wohnungen zurückgebaut.
Diese Marktbereinigung habe entscheidend dazu beigetragen, den enormen Leerstand in den Kommunen auf rund zehn Prozent zu begrenzen. Im gleichen Zeitraum seien zudem über zehn Milliarden Euro in die Modernisierung von Wohnungen geflossen.
Diese Erfolge könnten indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch immer rund eine Million Wohnungen in Ostdeutschland leerstünden, sagte Freitag weiter. Zusätzliche Brisanz erhalte dieser Umstand durch die jüngste Bevölkerungsprognose des Statistischen Bundesamtes. Danach wird die Einwohnerzahl der neuen Bundesländer bis 2060 um 37 Prozent schrumpfen. "Die allgemeine demografische Entwicklung findet hier im Zeitraffer statt", so Freitag. Deshalb müssten weiterhin Wohnungen "vom Markt genommen werden". Heftige Kritik übte der GdW-Chef an privaten Hauseigentümern. Diese hätten bislang trotz gegenteiliger Beteuerungen keinen nennenswerten Beitrag zur Marktbereinigung geleistet.
Als "offene Flanke" erweisen sich nach den Worten Freitags auf den Liegenschaften der Verbandsmitglieder lastende Altschulden von rund 800 Millionen Euro aus DDR-Zeiten. Von den Unternehmen könne nicht erwartet werden, im Dienst der Gesellschaft Bestandswohnungen abzureißen, aber dennoch auf diesen Schulden sitzenzubleiben. Redlicherweise müsse hier der Bund einspringen. In diesem Zusammenhang sagte Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, kurzfristig Unterstützung zu. Die Frage der Altschulden werde "nicht auf die lange Bank geschoben".
Der Stadtumbau Ost startete 2002 als Maßnahmeprogramm zur Verbesserung der Wohnsituation in den neuen Ländern. Angesichts drastisch schrumpfender Einwohnerzahlen in den neuen Ländern reduzierten seither vor allem kommunale Wohnungsgesellschaften und genossenschaftlich organisierte Träger ihre Bestände durch Abriss oder Rückbau und erhielten dafür finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder.
Zugleich wurden Wohngebiete durch gezielte Infrastrukturmaßnahmen aufgewertet. Dafür stellen auch die Kommunen Geld bereit. Allein im Jahr 2009 flossen etwa 120 Millionen Euro an Bundesmitteln in das Programm, eine ähnlich hohe Summe kam aus den Landeshaushalten. Die Fortsetzung des Stadtumbaus Ost wurde im Juni 2009 vom Bundestag beschlossen und ist auch im aktuellen Koalitionsvertrag festgeschrieben.
© LVZ-Online, 23.02.2010, 22:53 Uhr
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Wohnungsmarkt
Leerstand greift um sich
Deutschland diskutiert steigende Immobilienpreise und horrende Mieten. Und das, obwohl nur 15 der 80 Millionen Bundesbürger in Regionen leben, in denen das Wohnen in den vergangenen Jahren tatsächlich teurer geworden ist. Vielmehr wird der Wohnungsleerstand zu einem immer größeren Problem – nicht nur für ländliche Regionen im Osten, sondern auch für Großstädte im Westen.
Das zeigen neue Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Die IW-Wissenschaftler haben für ihre Analyse die Nachfrage nach Wohnfläche für alle 402 Landkreise und kreisfreien Städte vorausberechnet. In verschiedenen Szenarien haben die Wissenschaftler unter anderem berücksichtigt, dass sich der Pro-Kopf-Bedarf an Wohnraum unterschiedlich entwickeln könnte.
Im Szenario mit konstantem Pro-Kopf-Bedarf ginge schon bis zum Jahr 2030 die Nachfrage nach Wohnraum in 240 der 402 Landkreise und kreisfreien Städte zurück. Davon betroffen wären sogar Metropolen wie Essen oder Dortmund. Am härtesten träfe die Entwicklung allerdings Regionen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg. Den größten Zuwachs bei der Nachfrage hätten indes nicht etwa Berlin oder Hamburg, sondern das Münchner Umland, also Erding, Ebersberg, Dachau und Freising. Doch ganz gleich, welches Szenario Realität wird: Im Jahr 2050 wird der Gipfel bei der Wohnungsnachfrage auf jeden Fall überschritten sein – selbst bei jährlich 200.000 Zuwanderern aus dem Ausland und einem weiteren Anstieg der Pro-Kopf-Nachfrage. IW-Immobilienexperte Professor Michael Voigtländer: „Wichtig ist, dass wir aus den absehbaren Entwicklungen die richtigen Schlüsse ziehen und mit einer Vielzahl langfristiger finanzieller Maßnahmen die Potenziale im ländlichen Raum bündeln.“
(Institut der deutschen Wirtschaft)