@wupptich Ich habe nachgefragt, weil diese Quote Deinen Standpunkt ja nicht gerade stützt.
Ich komme anhand dieser Zahlen erstmal zu einer anderen Schlussfolgerung: Versuche ich als SB dem Leistungsempfänger auf einer menschlichen Ebene zu begegnen statt mit Sanktionen zu drohen, habe ich mehr Erfolg, weil diese dann bereit sind mitzuarbeiten.
Rein theoretisch betrachtet gebe ich Dir grundsätzlich sogar recht. Rein theoretisch ist klar, dass gewisse Voraussetzungen erfüllt werden müssen, Pflichten erfüllt werden müssen.
Aber wer von uns funktioniert schon theoretisch. Jeder von uns will als Mensch, als Individuum ernst genommen werden und wehrt sich, wenn dies nicht der Fall ist.
Die SBs haben einen schweren Job und sind tagtäglich mit Schicksalen konfrontiert. Sie werden verarscht und belogen, dumm angeredet und teilweise sogar bedroht, mittlerweile sogar schlimmeres.
Anerkennung für die tägliche Arbeit gibt es - vermute ich mal - eher nicht, Familie und Freunde vielleicht, ganz sicher - zumindest in der breiten Masse - nicht vom Klientel.
Ich halte es in diesem - ohnehin schon anstrengenden - Arbeitsumfeld für durchaus möglich, dass dann Weisungen "von oben" bereitwilliger gefolgt wird, mein Hemd ist mir näher als meine Jacke. Warum sollte ich meinen Job, meine Karriere für irgendeine "Nummer" riskieren?
Grundsätzlich kann ich daher schon nachvollziehen, warum ein SB erstmal was ihm erzählt wird kritisch gegenüber steht, bei der 350igsten Wiederholung sich keine großen Gedanken mehr über die Folgen einer verhängten Sanktion macht. Hat er schon eine gefühlte Million Mal gehört.
Aber: Sie haben diesen Job nur, weil wir einen Sozialstaat haben und diese Leistungen gewährt werden. Es ist ihre Aufgabe sich mit Menschen in dieser Lebenssituation auseinander zu setzen und jeden einzelnen ernst zu nehmen. Ein Fehler im System ist mE nach, dass die SBs da nicht besser unterstützt werden, z. B. Supervision die Regel ist.
Es ist ihr Job zu beraten. Dazu gehört auch ausreichend zu informieren, sowohl dahingehend welche Unterstützungen möglich sind (auch wenn es der Antragsteller noch nicht weiß), über Art und Umfang der Pflichten zu informieren (und den Antragsteller nicht auflaufen lassen, z. B. aber das steht doch in Broschüre xyz, haben sie dich nicht gelesen?) und - mE das Wichtigste - den Antragsteller/ Leistungsempfänger trotz der Tatsache, dass dieser gerade oder schon länger erwerbslos ist, wie einen Menschen zu behandeln.
Und gerade am menschenwürdigen Umgang krankt es meiner Meinung nach erheblich.
Ich hatte bislang das Glück jeweils nur wenige Monate mit dem Arbeitsamt zu tun zu haben. Allein schon aufgrund meiner Ausbildung bin ich wahrlich nicht unbewandert mit Beamtendeutsch, war informiert über meine Pflichten, hatte die Fristen im Blick. Ich weiß mich durchaus verständlich auszudrücken und kann auch nur mündlich erteilte Auskünfte verstehen.
Nur als Beispiel: Arbeitsverhältnis wurde gekündigt. Es war klar, dass ein Umzug in ein anderes Bundesland ansteht, die 3-Monatsfrist für die Meldung der drohenden Arbeitslosigkeit war der Knackpunkt: Wenn ich bis nach dem Umzug warte ist diese nicht gewahrt.
Blauäugig habe ich beim Arbeitsamt angerufen und mich erkundigt, ob eine Meldung sofort erfolgen müsse oder am neuen Wohnort ausreicht. Auskunft: reicht am neuen Wohnort. Hab ich so gemacht. Folge: Sperrzeit wegen verspäteter Meldung.
Dass ist für mich nichts weiter als verarsche.
Vergleichbares Spielchen bei einer Umzugsmeldung. Diese wurde dem Sachbearbeiter vorab mündlich mitgeteilt, rechtzeitig schriftlich abgeschickt, lag angeblich trotzdem nicht vor. Was ich mir bei telefonischen Nachfragen anhören musste war jenseits von Gut und Böse, die Bemerkungen als hämisch zu bezeichnen ist noch freundlich.
Sonderbarerweise war die Umzugsmeldung plötzlich zu finden nachdem ich die Namen der Sachbearbeiterin aufgenommen habe und mich mit ihrem Vorgesetzten verbinden ließ.
Ein Fehler meinerseits lag - nachweislich - nicht vor.
Was soll sowas?
Und das ist Lebensrealität für H4-Empfänger.
@kaffeejunkie
Ah ja, und wohin sollen H4-Empfänger wechseln?