Was haltet ihr von Abtreibung?
05.06.2008 um 16:41
Minderjährigen-Geburtenrate in einzelnen Ländern
Minderjährigen-Mutterschaftsrate
bei 1000 Frauen im Alter von 15-19 Jahren
Südkorea 3
Niederlande 5
Tunesien 7
Australien 16
Vereinigtes Königreich 20
Russland 30
Vereinigte Staaten 53
Indonesien 55
Südafrika 66
Brasilien 73
Bangladesch 117
Niger 233
Die BRD liegt m.W. irgendwo zwischen Südkorea und den Niederlanden.
Hier mal ein paar Zahlen aus meiner Geburtsstadt:
Altersspezifische Geburtenziffern in Hamburg 2000 - 2002
Lebendgeborene auf 1000 Frauen in Hamburg insgesamt
Alter2000 2001 2002
15 2,62 3,97 4,29
16 7,25 6,96 6,77
17 12,24 13,66 10,81
18 20,64 23,79 19,72
19 33,65 31,59 32,30
Ob hier Anzeichen für einen anhaltenden Trend der Zunahme von Geburten bei jüngeren Mädchen vorliegen lässt sich daraus (noch) nicht ableiten. Zumindest ergibt sich hier ein Anhaltspunkt für den auch von vielen Expertinnen und Experten geäußerten Eindruck, dass die Zahl der minderjährigen Mütter etwas zugenommen habe.
Aufschlussreich ist weiterhin eine differenzierte Betrachtung des ethnischen Hintergrunds der Jugendlichen. Durchgängig bei allen Altersgruppen liegt der Anteil der Geburten von Kindern nicht-deutscher Staatsangehörigkeit bei Minderjährigen weit über deren
entsprechendem Anteil an der gleichaltrigen Bevölkerung. Das heißt, Jugendliche nicht-deutscher Staatsangehörigkeit zählen deutlich mehr zu den minderjährigen Müttern (und Vätern) als ihre Altersgenossen mit deutscher Staatsangehörigkeit.
Von 1990 bis 1996 liegt der Anteil der als Nicht-Deutsche geborenen Kinder der 14- bis 15-Jährigen bei ca. 70 %. Danach nimmt er etwas ab, wobei ab 2000 die Angaben über
Staatsangehörigkeit generell weniger aussagekräftig sind. In der Altersgruppe der 16- bis 17-Jährigen liegt der Anteil der als Nicht-Deutsche geborenen Kinder von 1990 bis 1999 im Schnitt bei ca. 50 %. Das heißt, dass jugendliche Mütter (und Väter) zu einem erheblichen Maße nicht-deutscher Herkunft sind. Es ist davon auszugehen, dass dies mit den unterschiedlichen Lebenslagen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund zusammenhängt, insbesondere wenn frühe Familienbildung für sie bzw. in ihren Kulturen einen anerkannten Wert darstellt.
Diese Differenz wird auch bei einem Vergleich der Geburtenziffern von deutschen und nicht-deutschen Frauen für die Jahre 1990 bis 2002 deutlich, wobei hier kein Trend in irgendeine Richtung auszumachen ist.
Altersspezifische Geburtenziffern in Hamburg 1990 - 2002
Lebendgeborene auf 1000 Frauen (1990 – 2002)
Alter deutsch nicht-deutsch
Niedrigster Wert/höchster Wert Niedrigster Wert/höchster Wert
15 0,19 / 1,15 2,32 / 8,97
16 1,88 / 5,06 5,31 / 16,55
17 5,11 / 8,02 14,92 / 30,26
18 10,1 / 19,25 23,43 / 54,18
19 15,89 / 25,01 45,00 / 94,62
Genauere Angaben, z.B. in Bezug auf unterschiedliche Nationalitäten, sind der Bevölkerungsstatistik nicht zu entnehmen.
Festgehalten werden kann, dass der Anteil der Kinder von Jugendlichen mit deutscher Staatsangehörigkeit seit 1997 vergleichsweise zunimmt, wobei dies sowohl ein Hinweis
darauf sein kann, dass die Zahl der Jugendlichen deutscher Herkunft, die Kinder bekommen relativ größer wird als auch auf mehr Einbürgerungen bei den Migrantenfamilien bzw. veränderte Staatsangehörigkeiten bei den Kindern der Migrantenfamilien
nach dem neuen Staatsangehörigkeitsgesetz.
Zusammenfassend lässt sich also zunächst feststellen, dass sich den amtlichen Statistiken für Hamburg weder erheblich gestiegene Zahlen minderjähriger Mütter noch ein signifikanter
Trend zu einer allgemeinen Zunahme der Zahlen minderjähriger Mütter in Hamburg entnehmen lassen. Allerdings ergeben sich Anhaltspunkte für eine gestiegene Zahl an sehr jungen (15-jährigen) minderjährigen Müttern in den letzten drei Jahren.
Interessant wäre hierzu eine statistische Auswertung für die einzelnen Bezirke, da alles darauf hindeutet, dass von einer Zunahme an Schwangerschaften bei jüngeren Mädchen
aus sozial schwierigen Verhältnissen, bzw. in den sog. sozialen Brennpunkten ausgegangen werden muss. Vom Prinzip her ist eine solche Auswertung möglich. S(...)
Bleibt ein Blick auf die Jugendhilfestatistik, die ebenfalls Anhaltspunkte zur Zahl der minderjährigen Mütter in Hamburg ermöglicht:
Die Jugendhilfestatistik weist in ihrer Übersicht an ausgewählten Leistungen der Jugendhilfe die Zahl der Kinder unter gesetzlicher Amtsvormundschaft aus. Hier beziehen sich bis auf einige wenige Ausnahmen so gut wie alle ausgewiesenen Angaben auf die
Kinder von minderjährigen Müttern, die im Regelfall unter gesetzliche Amtsvormundschaft gestellt sind. Die Werte sind kompatibel mit den Angaben der Bevölkerungsstatistik,
berücksichtigt man, dass sich Verschiebungen in der Altersstruktur ergeben, da die Bevölkerungsstatistik auf das Alter bei Geburt des Kindes und die Jugendhilfestatistik
auf die gesetzliche Minderjährigkeit der Mutter bei Jahresende Bezug nimmt. Demnach liegt die Zahl der minderjährigen Mütter in Hamburg, für die eine gesetzliche Amtsvormundschaft
besteht in den letzten 10 Jahren im Schnitt bei 244. Auch hier gilt die oben beschriebene Aussage, dass kein Trend in Richtung Zu- oder Abnahme festgestellt werden kann und dass der Anteil der jugendlichen Mütter nichtdeutscher Staatsangehörigkeit
vergleichsweise hoch ist.
Aus: Minderjährige Mütterund ihre Kinder
Hilfebedarfe und Hilfeangebote in Hamburg
(Behörde für Soziales und Familie, Hamburg)