@knopper Dieses "auf der Welle mitschwimmen" klingt ein bisschen so, als wäre es ein Trend und jede Frau "will" auch mitmachen. So ist das nicht. Zum einen hat manchen Frauen vielleicht jahrelang der Mut gefehlt, und erst durch diese "Welle" erkennen sie, dass das Thema doch ernster genommen wird als gedacht. Zum anderen, und so ist es bei mir, bemerken manche Frauen durch die öffentliche Thematisierung erst, dass das, was ihnen passiert ist, per Gesetz schon unter sexuelle Belästigung fällt.
Ich hab mich auch erst wegen diesem Thread näher damit beschäftigt und mir ist aufgefallen, dass ich meinen Ex-Chef und zwei ehemalige Kollegen wegen sexueller Belästigung hätte anzeigen können. Und das bedeutet nicht, dass ich deren Verhalten bis dahin nicht schlimm fand und jetzt bloß wegen der Gesetzeslage metoo schreien will. Ich fand es schlimm. Es war ekelhaft und peinlich, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ich was dran ändern kann. Bei dem einen Kollegen war es wirklich so schlimm, dass ich ihn direkt aufgefordert habe, aufzuhören, er hat mich aber nur verhöhnt und gemeint, da wäre nichts dabei, ich sei wohl verklemmt. Bei meinem Chef habe ich mich einfach nicht getraut, was zu sagen, weil es erstens mein Chef war und weil er sein Verhalten unter einem harmlos wirkenden Deckmäntelchen verborgen hat.
Das Ganze jetzt so zu behandeln, als würden Frauen, die erst nach Jahren ihren Mund aufmachen, nur auf einer Welle mitschwimmen wollen, oder etwas hochspielen, um sich interessant zu machen, finde ich unfair. Man weiß nicht, wie sie es in dem Moment empfunden haben, ob sie sich vielleicht hilflos und chancenlos gefühlt haben oder ob in Zukunft genau solche Formulierungen dazu führen, das jetzt wieder welche lieber den Mund halten. Mit deinen Worten: Die Welle wird wieder abebben.