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Gedichte aus aller Welt

813 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Literatur, Gedichte, Lyrik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte aus aller Welt

07.01.2013 um 20:21

Interlude With Gypsies and Tambourines

Wait a minute. We're not finished with you.
We were discussing the Indefatigable Ones
at a time of Maximum Perforation and Wonders,
the bodies of crows plummeting earthward,

stiffly, thudding onto your porch and you,
you were wearing your Silence Helmet as if it
were a crown, as if it were a kind of prayer.
You can't pay attention to this world on your knees.

And desire isn't a tin can taken into the woods
and shot at; it's a tin can shot to hell
and swallowed, piece by piece, while a crow
laughs—bouncing through the limbs—insanely.

You were checked for explosive residue.
You spread your legs. You emptied your days
into a white plastic bucket. You removed your belt.
You removed your shoes. You removed your heart,

a fistful of shrapnel. You were asked to step aside,
you were asked to step outside, onto the tarmac,
onto a plane—you were being deported,
although no ships were within sight,

and the others that were with you began
to hold hands, began to stammer a song, whoso
list to hunt, in the bee-loud glade,
drowned out by turbines, shifting metal flaps,

along a string of lights the plane taxied,
it made a right and kept moving, it made a right
and kept moving, it made another right
and kept moving—we never left the ground.

We were growing old. We started families.
We call ourselves a nation. We have many children.
This is our flag. It will fit in your pocket.
Thank you for the coffee. Can we go now?

Christian Hawkey
(USA)



Zwischenspiel mit Zigeunern und Tamburin

Warte mal. Wir sind noch nicht fertig mit dir.
Wir diskutieren gerade die Unermüdlichen
in Zeiten Größter Durchdringung und Wunder,
Krähenkörper stürzen stocksteif zur Erde,

schlagen auf deine Veranda und du,
du trägst deinen Stille-Helm
wie eine Krone, eine Art Gebet.
Du wirst die Welt nicht raffen, wenn du kniest.

Und Lust ist keine Bierdose für Schießübungen
im Wald, Lust ist eine in die Luft gesprengte
Bierdose, deren Fetzen man schluckt, während
eine Krähe kichert – durch Bäume – verrückt.

Man durchsucht dich nach Sprengstoff. Du
spreizt die Beine, schüttest deine Stunden
in eine Plastikschale. Du legst deinen Gürtel
aufs Band, deine Schuhe. Du legst dein Herz ab,

eine Faustvoll Schrapnelle. Man bittet dich
zur Seite, man bittet dich nach draußen,
auf die Rollbahn, in ein Flugzeug – du wirst
deportiert, obwohl kein Schiff in Sicht ist.

Alle um dich herum halten sich jetzt
an den Händen, stammeln ein Lied, whoso
list to hunt, in the bee-loud glade, übertönt
von Turbinen, scheppernden Bordklappen,

neben einer Lichterkette fährt das Flugzeug an,
biegt nach rechts, rollt weiter, biegt nach rechts,
rollt weiter, biegt wieder nach rechts
und rollt weiter – wir heben nie ab.

Wir werden älter. Wir gründen Familien.
Wir nennen uns eine Nation. Wir haben viele Kinder.
Das ist unsere Fahne. Sie passt in deine Tasche.
Danke für den Kaffee. Können wir jetzt gehen?

Christian Hawkey
(USA)




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Gedichte aus aller Welt

09.01.2013 um 15:21
Variación

El remanso del aire
bajo la rama del eco.

El remanso del agua
bajo fronda de luceros.

El remanso de tu boca
bajo espesura de besos.

- Federico García Lorca, Spanien -


Variation

Die Stille in der Luft
unter dem Ast des Echos.

Die Stille im Wasser
unter dem Laub der Sterne.

Die Stille deines Mundes
im Dickicht der Küsse.

***


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Gedichte aus aller Welt

09.01.2013 um 18:19
Hallo @jofe
hast du vllt in deiner erlesenen Gedichtsammlung eine deutsche Übersetzung von

'The Goblin Market' von Christina Rossetti?

Ich habe bisher noch keine entdeckt. Meine eigene Übersetzung ist höchst unbefriedigend und ich werde der ganzen sprachlichen Subtilität nicht gerecht. Oder kannst du mir einen Tipp geben wo ich fündig werden könnte?? Das wäre wirklich sehr nett :)


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Gedichte aus aller Welt

09.01.2013 um 19:45
@Birkenschrei
Sorry ... kann Dir da leider auch nicht weiterhelfen! :(





The World’s Hub
(after Pier Paolo Pasolini)

Not poor, but adjacent to that, I lived
in an outer suburb, undistinguished but
for the mauve-blue mirrored panels of glass

alongside the feeder lanes. Not country
and no sort of city. Everyone drove, to all points
within the limits of nowhere; the rest

incarcerated on public transit: packed
in the high-wattage strip light
sat the poor, the mad, the adolescent

and license-suspended, the daylight
drunk, and Malton’s newly arrived.
Hours-long treks through air-quality

alerts, fingering vials of hash oil and
transfers back. Or earlier, at the thin edge
of long dusks, the Bookmobile

dripping grease on clean tarmac
nudging the lower leaves of young maples,
I kissed a Jamaican boy with three

names, his loose jheri curls
looked wet and right, black helices
in the bay windows’ blue glow.

And something inside me took root;
a thing mine that I didn’t own, but cared
for, as I had for a pink-eyed rabbit,

loved without reason and was returned
nothing in kind, and so what? The flurry
of rose-brick façades being raised

on cul de sacs without sidewalks, outlets
and outlets, the sameness, and grimmer storeys
of the projects beyond the ballpark

were a weird history I was casting love
upon even as I wanted to leave it. I worked
retail, weekends, from within an awareness

of myself as Self; the brown carpeted tiers
of the library, ravine parties, parading
my young body through malls. The world’s

hub, improbably, here, under untranslatable
verses of powerlines, kestrels
frozen above vast grassland of what used

to be farm. November like a tin sheet
blown up from the lake over Mimico, with
garbage and refuse I’d build

a hilltop to the moon over Mississauga —
chip bags, flattened foil wrappers, shopping
carts growing a fur of frost, the shocking

volume and echo of squat women’s voices,
here from blasted South Balkan huts
via Budapest; Filipinos, Croatians

with income come to make good
and did, dressed us in suede pantsuits
at ten, or terry summer halters, confident

with adults, curious, clean. Damp
electrical storms, bloated purgings
of rain turning the avenues to linked lakes.

The low slung buses veering, Albion-bound
but stalled in a monoxide cloud
somewhere on the usual grid . . .

it was the world’s hub.
If you feel otherwise, that it constituted negative
space, I can only say it’s a postulate

without need of proof but for the love
I had for it. I knew before I could speak
of it — that great, horrible sprawl

folded under airport turbulence, advancing inland
each year, breeding signposts, arteries, housing —
it was life as it was lived. Raspberries. The smell of gas.

Ken Babstock
(Kanada)



Die Nabe der Welt
(Nach Pier Paolo Pasolini)


Nicht arm, doch auch nicht reich, so lebte ich
in einer vorstadt, weiter draußen, unwichtig, bis auf
das malvenblaue blitzen in den fensterscheiben

entlang der ausfallstraßen. nicht land
doch auch nicht stadt. Ein jeder unterwegs, wohin
auch immer in den grenzen ihres nichts; wer übrig

bleibt gefangen im öffentlichen nahverkehr: gepfercht
in tausend-watt-leuchtstreifen
hockten die armen, die irren, adoleszenten

und führerschein-verlierer, die schon am tagbesoffenen,
und Maltons neuankömmlinge.
stundenlange trecks durch smog

alarm, haschöl-ampullen und gutscheine
zur weiterfahrt. Oder, früher noch, am blassen ende
langer sonnenuntergänge, von der fahrbibliothek

tropfte schmiere auf dem sauberen asphalt, die untren
blätter jungen ahorns auf dem scheitel, küsste ich
einen jamaika-jungen mit

drei namen, seine losen locken
sahen feucht und echt aus, spiralen, schwarz
im blauen schein des erkerfensters.

Und irgendwas schlug wurzeln in mir;
etwas in mir, das ich nicht selbst besaß, doch ich sorgte
dafür, wie ich es mit einem pinkäugigen hasen getan hatte,

liebend ohne grund und nichts derlei
zurück bekam, und war das nicht egal? Das labyrinth
der ziegelstein-fassaden, die aufwärts ragten

entlang der sackgassen ohne bürgersteig, geschäftshallen
über geschäftshallen, das immergleiche, und die trostloseren stockwerke
der sozialwohnungen hinter dem baseballfeld

erzählten eine seltsame geschichte, die
ich mochte, doch ich wollte immer weg. An den
wochenenden jobbte ich als verkäuferin, tief im bewusstsein

meiner selbst als selbst; die braunen beläge in den fluren
der bibliothek, die parties in den schluchten, so paradierte
mein junger körper durch die hallen. die nabe

der welt, unglaublich, doch hier, unter dem unübersetzbaren
versgemurmel der starkstromnetze, der turmfalken
frierend über dem riesigen grasland, das einmal

eine farm war. november wie ein blechlaken
vom see über Mimico hochgeblasen, mit
müll und abfall würde ich einen gipfel bauen

bis zum mond über Mississauga –
chipstüten, bündel von alufolien, einkaufswagen,
denen ein fell von frost gewachsen ist, das schockierende

organ und sein echo in den stimmen untersetzter frauen,
herübergekommen aus den zerschossenen hütten des südlichen balkan
über Budapest; Filipinos, Kroaten

gekommen, um mit geld zu begleichen,
was auch immer sie taten, als wir zehn waren, kleideten wir uns
in velour, hosenanzüge aus leder oder rückenfreie frotteetops, ohne scham

vor den alten, neugierig, rein. Der dunst
von gewitterstürmen, der regen und der fluß
im rinnstein, der anschwoll, der die straßen zu seen verband.

Die tiefhängenden busse scherten aus, nach Albion unterwegs
doch versackt in einer wolke von monoxid
irgendwo in der üblichen vorstadtgeometrie...

das war die nabe der welt.
Falls du meinst, hier ist von einem miesen
ort die rede, kann ich nur sagen, nimms als postulat

das braucht mit nichts bewiesen werden, das braucht nur die liebe, die
ich dafür empfand. Das wusste ich, bevor ich eine sprache
dafür hatte – für dieses grosse, schreckliche wuchern,

zurechtgedacht unter den wirbelstürmen eines flughafens, das sich jedes
jahr weiter
ins innere des landes frißt, schilder gebährt, arterien, wohnsilos –
Es war das leben, wie man es lebte. Himbeeren. Der geruch von benzin.

Ken Babstock
(Kanada)




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Gedichte aus aller Welt

09.01.2013 um 19:48

Compatibilist

Awareness was intermittent. It sputtered.
And some of the time you were seen
asleep. So trying to appear whole

you asked of the morning: Is he free
who is not free from pain? It started to rain
a particulate alloy of flecked grey; the dogs

wanted out into their atlas of smells; to pee
where before they had peed, and might
well pee again — though it isn’t

a certainty. What is? In the set,
called Phi, of all possible physical worlds
resembling this one, in which, at time t,

was written ‘ Is he free who is not free —’
and comes the cramp. Do you want
to be singular, onstage, praised,

or blamed? I watched a field of sun-
flowers dial their ruddy faces toward
what they needed and was good. At noon

they were chalices upturned, gilt-edged,
and I lived in that same light but felt
alone. I chose to phone my brother,

over whom I worried, and say so.
He whispered, lacked affect. He’d lost
my record collection to looming debt. I

forgave him — through weak connections,
through buzz and oceanic crackle —
immediately, without choosing to,

because it was him I hadn’t lost; and
later cried myself to sleep. In that village
near Dijon, called Valley of Peace,

a pond reflected its dragonflies
over a black surface at night, and
the nuclear reactor’s far-off halo

of green light changed the night sky
to the west. A pony brayed, stamping
a hoof on inlaid stone. The river’s reeds

lovely, but unswimmable. World death
on the event horizon; vigils with candles
in cups. I’ve mostly replaced my records,

and acted in ways I can’t account for.
Cannot account for what you’re about
to do. We should be held and forgiven.

Ken Babstock
(Kanada)



Kompatibilist


Das bewußtsein war am flackern. Es stotterte.
Und ein paar momente lang konnte man
dich schlafen sehn. Im versuch, als jemand ganzes aufzutauchen

heultest du den morgen an: Ist der frei,
der nicht frei von schmerzen ist? Es begann zu regnen
ein granuliertes grau, ein fleckiges gemisch; die hunde

wollten raus in ihren atlas von gerüchen; zum pissen
wo sie schonmal gepisst, und gut
noch einmal pissen könnten – doch dafür

gibt es keine garantie. Worauf schon? In dieser menge
genannt Phi, aller möglichen faßbaren welten, die
jener gleichen, in der, zu einer zeit t,

geschrieben wurde: ´Ist der frei, der nicht frei ist –`
kollaps und sendepause. Willst du ganz
bei dir bleiben, auf der bühne, bejubelt

oder blamiert? Ich sah, wie ein feld von sonnen-
blumen ihre errötenden gesichter dem zuwandten,
was sie brauchten und was gut war. Mittags

waren sie kelche, kerzengerade, goldumkränzt,
und ich lebte in demselben licht und fühlte mich doch
allein. Ich beschloß, meinen bruder anzurufen

um den ich mich sorgte, und ich sagte es.
Er flüsterte, tonlos. Er hatte
meine plattensammlung verloren, beängstigender schulden wegen. Ich

vergab ihm – durch die schwache verbindung,
in diesem summen und ozeanischen knistern –
sofort, ohne es beschlossen zu haben,

weil er es war, den ich nicht verloren hatte; und
später weinte ich bis in den schlaf. In jenem dorf
bei Dijon, genannt Tal des Friedens,

spiegelte ein tümpel seine libellen
über der schwarzen oberfläche zur nacht und
des reaktors weit entferntes alpenglühn

von grünem licht machte etwas aus dem himmel dieser nacht
im westen. Ein pony brüllte, einen huf
aufs pflaster schlagend. Das schilf des flusses,

reizend, aber baden geht hier nicht. Totenstille,
nichts steht an; mahnwachen mit kerzen im
becher. die meisten meiner platten habe ich ersetzt,

und ansonsten so getan, als wüßte ich von nichts.
Keine ahnung, was du jetzt
machen wirst. Man sollte uns halten und vergeben.

Ken Babstock
(Kanada)




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Gedichte aus aller Welt

09.01.2013 um 19:50

rebel song

give me a pen
so I may sing
that life is not in vain

give me a season
an autumn a spring
to see sky with open eyes
when the peach tree vomits its white plenitude
a tyranny will be brought to earth

let mothers lament;
may breasts become dry
and wombs shrivel
when the scaffold finally weans its own

give me that love
which won't rot between fingers,
give me a love like this love I must give you,
my dove

grant me a heart
that will pulsate its throb
more strongly than the white thrashing
heart of a terrified dove in the dark
knock louder than bitter bullets

give me a heart
small fountain of blood
to spout blossoms of bliss
for blood is never for naught

I need to die before I'm dead
when my heart is still fertile and red
before I eat the darkened soil of doubt

give me two lips
and bright ink for tongue
to write the earth
one vast love letter
swollen with the milk of mercy

sweeter day by day
spilling all bitterness
burning as summer
burns sweeter

then let it be summer
without blindfolds or ravens
allow the gallows to give the peach tree
its red fruit of satisfaction

and grant me a love song
of doves of atonement
so I may sing my life was not in vain

for as I die
to wide eyes
under sky
my red song will not lie
my red song will never die

Breyten Breytenbach
(Südafrika)



Rebellenlied

gib mir einen Stift
denn ich will singen
dass das Leben nicht vergeblich ist

gib mir eine Jahreszeit
einen Frühling oder Herbst
ich will mit offenen Augen Himmel sehen
wenn der Pfirsichbaum sein weißes Treiben speit
wird auf die Erde eine Tyrannei gebracht

lass die Mütter klagen;
mögen Brüste versiegen
und Schöße schrumpfen
wenn endlich das Schafott die Seinen stillt

gib mir diese Liebe
die zwischen Fingern nicht verfault
gib mir eine Liebe dieser gleich, die ich dir geben muss
meine Taube

gewähre mir ein Herz
dessen Schläge stärker pulsen
als das weiße, panisch rasende
Herz einer Taube im Dunkeln
das lauter klopft als dumpfe Kugeln

gib mir ein Herz
einen kleinen Brunnen aus Blut
ich will Glücksblüten ausspucken
denn Blut ist nie vergeblich

ich muss sterben, noch bin ich nicht tot
solang mein Herz noch fruchtbar ist und rot
bevor ich diese dunkle Zweifelerde schlucke

gib mir zwei Lippen
für die Zunge leuchtende Tinte
ich will der Erde
einen riesigen Liebesbrief schreiben
angeschwollen von der Milch der Gnade

täglich süßer
alle Bitterkeit vergießend
brennend wie der Sommer
süßer brennt

dann lass es Sommer werden
ohne Augenbinden ohne Raben
lass den Galgen jetzt dem Pfirsichbaum
die roten Früchte der Genugtuung zurückgeben

und gewähre mir ein Liebeslied
von Tauben der Versöhnung
denn ich will singen dass mein Leben
nicht vergeblich war

wenn ich dann sterbe
offenen Auges
unterm Himmel
wird mein rotes Lied nicht lügen
wird mein rotes Lied nicht in der Erde liegen

Breyten Breytenbach
(Südafrika)




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Gedichte aus aller Welt

09.01.2013 um 19:54

in a burning sea


how often were we wrapped in coolness on the floor
the smell of turpentine and fire
the canvases white to our empty eyes
night's indifference
and the moon a smile somewhere outside
out of sight
days decompose like seasons beyond the panes
leaves of rain, a face, a cloud, this poem
I wanted to leave my imprint on you
to brand you with the flaming hour
of being alone
no fire sings as clear
as the silver ashes of your movements
and your melancholy body
I wanted to draw that sadness from you
so that you might be revealed
the way a city opens
on a bright landscape
filled with pigeons and the fire of trees
and silver crows also out of sight in the night
and the moon a mouth that one can ignite
and then I wished that you could laugh
and your body bitter
my hands of porcelain on your hips
your breath such a dark-dark pain
a sword at my ear
how often were we here
where only silver shadows stir
only through you I had to deny myself
through you alone I knew I had no harbor
in a burning sea

Breyten Breytenbach
(Südafrika)



In einem brennenden Meer

wie oft waren wir in Kühle eingehüllt, am Boden
der Geruch von Terpentin und Feuer
die Leinwand war in unseren leeren Augen weiß
die Nacht gleichgültig
der Mond ein Lachen irgendwo da draußen
das man nicht mehr sehen konnte
Tage zersetzen sich wie Jahreszeiten, hinter Scheiben
Regenblätter, Antlitz, eine Wolke, dies Gedicht
ich wollte meinen Abdruck auf dir hinterlassen
dich brandzeichnen mit der glühenden Stunde
des Alleinseins
kein Feuer singt so rein
wie die Silberasche deiner Glieder
dein melancholischer Körper
ich wollte diese Trauer von dir nehmen
um dich zu enthüllen
wie eine Stadt, die sich
in leuchtender Landschaft öffnet
voller Tauben und den Flammen der Bäume
und Silberkrähen, die man auch nicht sehen kann
und der Mond ein Mund, den man entzünden kann
dann wünschte ich, du könntest lachen
und dein bitterer Körper
meine Hände aus Glas an deinen Hüften
dein Atem ein so dumpf-dunkler Schmerz
eine Klinge in meinen Ohren
wie oft waren wir hier schon verloren
wo sich nur die Silberschatten regen
durch dich allein musste ich mich verleugnen
durch dich allein wusste ich, dass ich ohne Hafen war
in einem brennenden Meer

Breyten Breytenbach
(Südafrika)




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Gedichte aus aller Welt

10.01.2013 um 20:41

Den instängda staden

Djuren kände oron tidigare än människorna,
De vandrade i stora hjordar rakt ut mot solnedgången.
Den vita korpen flaxade med vingarna.

Rättssalen fylldes av offrets och mördarens vänner.
De hade alla tagit sig ledigt från skolan.
Små japanska kvinnor fastställde kycklingens kön.

För äggproduktionens skull dödades alla hankycklingarna.
Förvånade hängde de en stund på transportbandet
innan de maldes ned i avfallskvarnen,

Den artonårige mördaren ritade en serie över mordet.
Både han själv och offret förvandlades till streckgubbar.
Flickan hade inget kön men en fyrkantig kjol.

Halsen är blottad. Staden belägrad.
Geten med guldtänderna slaktad.
Förgäves försäker lastbilarna närma sig den instängda staden.

Eva Ström
(Schweden)



Die eingeschlossene Stadt

Die Tiere spürten die Unruhe früher als die Menschen,
Sie wanderten in großen Herden direkt in den Sonnenuntergang.
Der weiße Rabe schlug mit den Flügeln.

Der Gerichtssaal füllte sich mit den Freunden des Opfers und des Mörders.
Sie hatten sich alle schulfrei genommen.
Kleine japanische Frauen stellten das Geschlecht des Kükens fest.

Der Eierproduktion zuliebe wurden alle männlichen Küken getötet.
Verblüfft hingen sie einen Moment auf dem Transportband
ehe sie in die Abfallmühle gemahlen wurden,

Der achtzehnjährige Mörder zeichnete ein Comic über den Mord.
Sowohl er selbst als auch das Opfer wurden in Strichmännchen verwandelt.
Das Mädchen hatte kein Geschlecht, aber einen viereckigen Rock.

Der Hals ist entblößt. Die Stadt belagert.
Die Ziege mit den Goldzähnen geschlachtet.
Vergeblich versuchen die Lastwagen, sich der eingeschlossenen Stadt zu nähern.

Eva Ström
(Schweden)




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Gedichte aus aller Welt

10.01.2013 um 20:42

Hesekiel

Hör du sången inifrån kyrkan?
Vem sjunger därinne? Spruckna röster, gamla kvinnor?
Ligger någon i kistan? Är den tömd, plundrad?
Finns det någon där, döda ben, överklädda med senor,
döda senor, ihopväxta med muskler, kött?

En fågel i sandlådan med blodiga fjädrar
är täckt av små, små flugor.
Den bakteriella processen fortgår.

Sången stillnar, stenen blöder.
Bönerna skaver mot stenen. Rösterna skaver
mot bönen. Sången skaver mot stenen.

Eva Ström
(Schweden)


Hesekiel

Hörst du den Gesang aus der Kirche?
Wer singt in ihr? Gebrochene Stimmen, alte Frauen?
Liegt jemand im Sarg? Ist er geleert, geplündert?
Ist dort jemand, tote Knochen, überzogen von Sehnen,
toten Sehnen, verwachsen mit Muskeln, Fleisch?

Ein Vogel im Sandkasten mit blutigen Federn
ist bedeckt von kleinen, kleinen Fliegen.
Der bakterielle Prozess setzt sich fort.

Der Gesang verklingt, der Stein blutet.
Die Gebete scheuern gegen den Stein. Die Stimmen scheuern
gegen das Gebet. Der Gesang scheuert gegen den Stein.

Eva Ström
(Schweden)




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Gedichte aus aller Welt

10.01.2013 um 20:47

Regensburg


Ahogy élnem kéne. Ezzel a szánalmas mondattal
kezdődik minden. A vörösmárvány sápadt erein
húzom végig az ujjam. Az oltár előtt két gyerek
áll összeölelkezve. A padlóba süllyesztett sírokon
verekednek később. Vakuk villognak, érzem a
kupola ívét, azt a hajlásszöget, ami az egészet,
engem, összetart. A nyitott kapukon át bezúduló
fényben két apáca áll. Csak a körvonalaikat
látom, a huzat felém fújja a belőlük áradó
öregségszagot. Mikor majd átlépem a küszöböt,
az odakinti hőség elolvaszt bennem mindent,
csak valami erősödő zakatolás marad, az agy
és a szív konok lüktetése a nyálkás sötétben.
Mintha a testem minden apró darabját külön-
külön érezném. Az a benti hűvösség nem
létezik kint, az ég alatt.

Ákos Györffy
(Ungarn)


Regensburg

Wie ich leben müsste. Mit diesem erbärmlichen Satz
beginnt alles. Ich ziehe meinen Finger über die blassen Adern
des roten Marmors. Vor dem Altar stehen zwei einander
umschlingende Kinder. Sie schlagen sich später auf den Gräbern,
die in den Boden versenkt sind. Blitzlichter blinken, ich fühle
den Bogen der Kuppel, jenen Neigungswinkel, der das Ganze,
mich, zusammenhält. In dem durch die offenen Tore herein-
strömenden Licht stehen zwei Nonnen. Ich sehe nur ihre Umrisse,
der Luftzug bläst den ihnen entströmenden Altersgeruch
mir zu. Wenn ich die Schwelle durchschreiten werde,
wird die Hitze von draußen alles in mir auflösen,
nur ein zunehmendes Holpern bleibt zurück, das zähe
Pulsieren des Hirns und des Herzens im schleimigen Dunkel.
Als ob ich jedes kleine Stück meines Körpers einzeln
spüren würde. Jene innere Kälte gibt es draußen, unter
dem Himmel nicht.

Ákos Györffy
(Ungarn)




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Gedichte aus aller Welt

12.01.2013 um 21:23

Se puede, apaciguado y taciturno

Se puede, apaciguado y taciturno, mear
tartamudeando la banda de sonido que más
se le cante a tus bolas hasta que se vuelva
una deprecación constante
se puede dejar en el suelo lo que otros
podrían tener interés en llegar a levantar
y porque día tras día en este lugar
la luz mengua esquemáticamente
como si de verdad hubiera un jehová
que desde un eje a todo le echa un ojo
se puede tomar impulso sobre
la silla giratoria y
rotar un rato.

Martín Gambarotta
(Argentinien)



Man kann friedlich und einsilbig pinkeln

Man kann friedlich und einsilbig pinkeln
und den Soundtrack summen, der einem
ganz und gar unter die Haut geht, bis er nur
noch ein endloses Wimmern ist
man kann auf den Boden stellen, woran andere
Interesse haben könnten und es mitnehmen
und weil das Licht an diesem Ort
Tag für Tag schematisch schwindet
als hätte es wirklich einen Jahwe gegeben
der von einer Achse aus auf alles einen Blick wirft
kann man sich auf dem Bürostuhl
selbst einen Schubs geben und
ein wenig drehen.

Martín Gambarotta
(Argentinien)




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Gedichte aus aller Welt

12.01.2013 um 21:28

Los árboles

Hablan poco los árboles, se sabe.
Pasan la vida entera meditando
y moviendo sus ramas.
Basta mirarlos en otoño
cuando se juntan en los parques:
sólo conversan los más viejos,
los que reparten las nubes y los pájaros,
pero su voz se pierde entre las hojas
y muy poco nos llega, casi nada.

Es difícil llenar un breve libro
con pensamientos de árboles.
Todo en ellos es vago, fragmentario.
Hoy, por ejemplo, al escuchar el grito
de un tordo negro, ya en camino a casa,
grito final de quien no aguarda otro verano,
comprendí que en su voz hablaba un árbol,
uno de tantos,
pero no sé qué hacer con ese grito,
no sé cómo anotarlo.

Eugenio Montejo
(Venezuela)



Die Bäume

Die Bäume sprechen wenig, wie man weiß.
Ihr ganzes Leben verbringen sie meditierend
und bewegen ihre Äste.
Es genügt, sie im Herbst zu betrachten,
wenn sie sich in den Parks versammeln:
es unterhalten sich nur die Ältesten,
die, die Wolken und Vögel verteilen,
aber ihre Stimme verliert sich im Laub
und sehr wenig erreicht uns, fast nichts.

Es ist schwierig, ein schmales Buch zu füllen
mit den Gedanken der Bäume.
In ihnen ist alles vage, bruchstückhaft.
Heute zum Beispiel, beim Hören des Schreis
einer schwarzen Drossel, bereits auf dem Weg nach Hause
(des letzten Schreis von ihr, die keinen Sommer mehr erwartet),
verstand ich, dass aus ihrer Stimme ein Baum sprach,
einer von so vielen,
aber ich weiß nicht, was ich mit jenem Schrei anfangen soll,
weiß nicht wie ihn aufschreiben.

Eugenio Montejo
(Venezuela)




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Gedichte aus aller Welt

12.01.2013 um 21:30

Mi amor

En otro cuerpo va mi amor por esta calle,
siento sus pasos debajo de la lluvia,
caminando, soñando, como en mí hace ya tiempo…
Hay ecos de mi voz en sus susurros,
puedo reconocerlos.
Tiene ahora una edad que era la mía,
una lámpara que siempre se enciende al encontrarnos.
Mi amor que se embellece con el mal de las horas,
mi amor en la terraza de un Café
con un hibisco blanco entre las manos,
vestida a la usanza del nuevo milenio.
Mi amor que seguirá cuando me vaya,
con otra risa y otros ojos,
como una llama que dio un salto entre dos velas
y se quedó alumbrando el azul de la tierra.

Eugenio Montejo
(Venezuela)



Meine Liebe

In einem anderen Körper geht meine Liebe durch diese Straße,
ich spüre ihre Schritte im Regen,
sie geht und träumt schon seit einiger Zeit in mir...
In ihrem Flüstern erklingen Echos meiner Stimme,
ich erkenne sie wieder.
Sie ist jetzt so alt, wie ich damals war,
eine Lampe, die aufleuchtet, wenn wir uns begegnen.
Meine Liebe, die schöner wird durch das Übel der Zeit,
meine Liebe auf der Terrasse eines Cafés,
weiße Hibiskusblüten in den Händen,
gekleidet, wie es im neuen Jahrtausend üblich ist.
Meine Liebe, die bleiben wird, wenn ich aufbreche,
mit einem anderen Lächeln und anderen Augen,
wie eine Flamme, die von einer Kerze auf eine andere überspringt,
um weiter die blaue Erde zu erhellen.

Eugenio Montejo
(Venezuela)




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Gedichte aus aller Welt

12.01.2013 um 21:32

El duende

En esta misma calle, pero antes,
a bordo de mis veinte,
de noche en noche, con tabaco y lámpara,
escribía poemas.

Alrededor la multitud dormida
soñaba con dinero
y alguna que otra estatua recosía
el azul de su sombra.

Nunca supe qué duende a mis espaldas
─volátil e insistente─,
fijos los ojos me seguía
frase por frase y letra a letra.

No, no era aquel azul casi corpóreo
arrancado del mármol,
ni mi ángel de la guarda anochecido
y en ardua vela,

ni tampoco un espectro hamletiano,
veraz hasta el misterio,
ni ninguna presencia subitánea
de aquella época.

Nada de nada ni de nadie,
sino yo mismo, yo mismísimo.
Pero no aquél de entonces: ─éste
que cifra ya sesenta,
─éste era el duende…
El que aquí vuelve buscándome de joven,
en esta misma calle, a medianoche,
y me llama
y no es sueño.

Eugenio Montejo
(Venezuela)




Der Kobold

In genau dieser Straße, nur früher,
an Bord meiner Zwanziger,
von Nacht zu Nacht, mit Tabak und Lampe,
schrieb ich Gedichte.

Ringsherum die schlafende Menge
träumte vom Geld
und so manche Statue flickte
das Blau ihres Schattens.

Nie wusste ich, welcher Kobold hinter meinem Rücken
flatterhaft und hartnäckig
mit starrem Blick mir folgte
Satz um Satz und Buchstabe um Buchstabe.

Nein, es war nicht jener fast körperhaft Blaue,
dem Marmor entrissen,
noch mein übernächtigter Schutzengel
auf beschwerlicher Wache,

kein hamlethaftes Gespenst,
wahrhaftig bis zum Geheimnis,
auch keine plötzliche Erscheinung
jener Epoche.

Nichts von alledem und niemand von all jenen,
sondern ich selbst, ich höchstpersönlich.
Aber nicht jener von damals: dieser
in den Sechzigern,
dieser war der Kobold …
der mich wieder hier als Jungen sucht,
in genau dieser Straße, um Mitternacht,
und mich ruft
und es ist kein Traum.

Eugenio Montejo
(Venezuela)




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Gedichte aus aller Welt

15.01.2013 um 18:59

Nikah Pisau

aku sampai entah di mana. berputar-putar
dalam labirin. perjalanan terpanjang
tanpa peta. dan inilah warna gelap paling
sempurna. kuraba gang di antara sungai
dan jurang.

ada jerit, serupa nyanyi. mungkin dari
mulutku sendiri. kudengar erangan, serupa
senandung. mungkin dari mulutku sendiri.

tapi inilah daratan dengan keasingan paling
sempurna: tubuhmu yang bertaburan ulatulat
kuabaikan. sampai kurampungkan kenikmatan
sanggama. sebelum merampungkanmu juga: menikam
jantung dan merobek zakarmu, dalam segala
ngilu.

Dorothea Rosa Herliany
(Indonesien)



Vermählung, scharf wie ein Messer

mich hat es verschlagen, ich weiß nicht wohin.
ich drehe mich im Kreise, wie in einem Labyrinth.
endlos lange Reise, ohne Karte, ohne Plan.
und diese Dunkelheit ist die vollkommenste.
ich ertaste den Pfad zwischen
Abhang und Fluss.

ein Seufzen, wie ein Lied. aus meinem Mund
vielleicht. ich hör ein Klagen, es klingt wie
eine Melodie. aus meinem Mund vielleicht.

doch dies ist das Land, dessen Anderssein
vollkommen ist: dein Körper ist mit Maden übersät
das stört mich nicht. bis ich ein Ende setze
meiner Lust am Koitus, bevor ein Ende
ich auch dir bereite: ein Messer
stech ich in dein Herz, dein Glied
zerfetze ich, in tiefstem Schmerz.

Dorothea Rosa Herliany
(Indonesien)




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Gedichte aus aller Welt

15.01.2013 um 19:01

Buku Harian Perkawinan

ketika menikahimu, tak kusebut keinginan setia.
engkau bahkan telah menjadi budak penurutku.
dunia yang kumiliki kubangun di atas bukit batu
dan padang ilalang. kau bajak jadi ladang subur
yang mesti kupanen dalam setiap dengus nafsuku.
kupelihara ribuan hewan liar, kujadikan prajurit
yang akan menjaga dan memburumu.
dan kutanam bambu untuk gagang tombak dan sembilu.

berlarilah sejauh langkah kejantananmu, lelaki!
bersembunyilah di antara ketiak ibumu,
membaca gerak tubuh dan persemaian segala
tumbuhan bijak: ajarilah aku membangun rumah dan
dindingtakberpintu. memenjara penyerahanku
yang kaubaca dengan bahasamu.

tapi aku menikahimu tidak untuk setia.
kubiarkan diriku bertarung di setiap medan peperangan.
aku panglima untuk sepasukan hewanhewan liarku
--yang selalu bergairah memandangmu
di atas meja makan.

sekarang biarlah kudekap engkau,
sebelum kulunaskan puncak laparku!

Dorothea Rosa Herliany
(Indonesien)



Aus dem Tagebuch der Ehe

bei unsrer Heirat sprach ich nicht von Treue.
und mittlerweile tust du alles, was ich will.
ich baute meine Welt auf Felsenhügeln
und auf Steppengras: du pflügtest dieses Land
bis dass es fruchtbar war, ich erntete
in den Atemzügen meiner Lust.
tausende von wilden Tieren halt ich mir
als Soldaten, die dich überwachen und dich jagen.
ich pflanze Bambus, daraus schnitze ich
spitze Speere, spitze Messer.

lauf, Mann, so weit dich deine Männerbeine tragen!
versteck dich in den Achselhöhlen deiner Mutter.
schau auf diesen sich räkelnden Körper und verstreue
weise deine Saat: lehre mich
ein türenloses Haus zu bauen. sperr
meine Unterwerfung ein, die du
in deiner Sprache liest.

doch nicht um treu zu sein, heiratete ich dich.
ich nehme mir das Recht, auf jedem Schlachtfeld
meinen Kampf zu führen. Truppen
von wilden Tieren führ ich an
die stets darauf versessen sind
dich auf dem Esstisch gierig zu betrachten.

doch jetzt umarm ich dich
bevor ich meinen heißen Hunger stillen werde!

Dorothea Rosa Herliany
(Indonesien)




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Gedichte aus aller Welt

15.01.2013 um 19:03

Nikah Pelacur Tak Punya Tubuh

kau bawa aku ke bukit asing: pengembaraan matahari
yang menyebarkan harum keringat golgota. kematian dan
kebangkitan: ekstase dari perjalanan abjad dan kitab.

“yesus, kaupetakan nikmat pencarian dan ziarah.
perjalanan berabad di antara doa dan mazmur tak
diucapkan. kucari peta dan kubaca arah yang mengabur
di telapak tangan dan sabda nabinabi.”

aku cuma pelacur yang tak punya surga. kubawa tubuh
kemanamana. kutawarkan geliat kekosongan dan
dongengdongeng cinta. dalam sebait nafas dan keringat.
serigala yang melolong. dendam malam di antara gigil
ketakutan hewanhewanliar.

aku membawa hati di antara kekosongan cinta yang
amat kusut. kutawarkan kepada semua lelaki
yang melukis angin di matanya.



“yesus, beri aku kenikmatan cinta yang asing
beri aku ledakanledakan dan derak ranjang yang asing.
beri aku segala yang tak dipunyai lelaki.
tapi bukan surga!”

aku merangkak di bukitbukit entahapa. segala habis
di antara kekosongan angin dan katakata. di antara
suara gumam para pembaca ayatayat malaikat dan
loncenglonceng berkeleneng. aku cuma pelacur yang
enggan mencari pintu dan derak bangkubangku
di antara doa.

aku cuma pelacur yang menawarnawarkan dosa, tapi
kusimpan di antara ayatayat yang tak pernah dibaca,
yang mencari ladang dan membajak bukitbukit.
menanam keringat dan gemetar luka yang tumbuh
jadi kebun mawar.

lelaki, mencibirlah di antara dekapanku!

Dorothea Rosa Herliany
(Indonesien)





Vermählung einer Hure ohne Körper

du geleitest mich auf einen seltsam-fremden Hügel: Durchwanderung
der Sonne, die den Duft des Schweißes Golgathas verbreitet.
Tod und Auferstehung: Verzückter Höhepunkt des Wegs
von Alphabet und Schrift.

»Jesus, du verzeichnetest die Wonnen von Suche und von Pilgerfahrt.
den Weg durch die Jahrhunderte zwischen Psalmen und Gebeten
die nie gesprochen, nie gesungen wurden. auf der Karte suchte ich
die Richtung zu erkennen, sie verschwamm auf der Fläche meiner Hand
in den Worten der Propheten.«

eine Hure bin ich nur, habe keinen Himmel. meinen Körper schleppe ich
überallhin. ich biete die Gesten der Leere an und die Märchen
von der Liebe. in einem Vers von Atem und von Schweiß.
Wölfe heulen. erfüllt von Hass und Rache ist die Nacht, ich
schaudere vor Angst vor wilden Tieren.

ich bringe dar mein Herz in sinnloser verworrner
Liebe. allen Männern diene ich es an
die den Wind in ihren Augen malen.

»Jesus, schenk mir neue wundersame Liebeswonnen
schenk mir Eruptionen und ein laut’ Geknarr der Liegestatt.
schenk mir alles, was die Männer nicht besitzen.
doch schenk mir nicht das Himmelreich!«

ich kriech auf irgendwelchen Hügeln. alles verliert sich
in der Leere zwischen Wind und Wort. taucht unter
in gehauchten Engelsversen und dem Geläut von Glocken.
ich bin nur eine Hure, die nicht bereit ist, eine Tür zu suchen
oder das Geknarr von Bänken mitten im Gebet.

ich bin nur eine Hure und biete meine Sünden an, doch
halt ich sie verborgen unter Versen, welche ungelesen.
ich suche Äcker, pflüge Hügel. ich pflanze Schweiß und
Wundenpein, daraus erwächst ein Rosengarten.

ihr Männer in meinen Armen
was stört mich euer Spott und Hohn!

Dorothea Rosa Herliany
(Indonesien)




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Gedichte aus aller Welt

15.01.2013 um 19:08

Ég er bréfshaus

Ég er dagsetning, staður

Ég er formlegt kurteisisávarp.

Ég er opnunarsetning. Ég er kynningarsetning. Ég er
setning sem rekur erindi, sem rekur erindi, rekur erindi. Ég er sár
bón örvæntingarfullrar manneskju. Ég er reiðinnar býsn af hógværð.
Ég er lýsing á stórkostlegum afrekum. Ég er ítrekun hógværðar. Ég
er upptalning, upptalning, upptalning.
Ég er frekari útskýring, nánari útlistun. Ég er ítrekun
sárinda, frásögn af eymd. Ég rek fingur í gröft opinna sára. Ég
höfða til mennskunnar. Ég höfða til samviskunnar. Ég höfða til
sektarkenndar vegna atburða horfinna tíma. Ég fer viljandi með
ósannindi.
Ég er upphaf frásagnar. Ég er útskýring á aðstæðum. Ég er
vísun í aðra sögu. Ég er miðja frásagnar. Ég er ris. Ég er uppgjör. Ég
er frágangur. Ég er málsháttur sem tekur saman söguþráðinn á
einfaldan hátt. Ég er ný túlkun á boðskap sögunnar.
Ég er uppástunga um málalyktir. Ég er enn frekari ítrekun
sárinda. Ég er bruðlun óljósra hótana. Ég er aumkunarvert
sársaukaóp. Ég er örvænting að níu tíundu hlutum og reiði að
einum tíunda hluta. Ég er boð um kynferðislega greiða. Ég er lýsing
á staðsetningu og tíma. Ég er símanúmer.


Ég er formleg kurteisiskveðja.

Ég er undirskrift
Ég er nafn


Eiríkur Örn Norðdahl
(Isalnd)



Ich bin ein Briefkopf

Ich bin ein Ort, ein Datum


Ich bin eine förmliche, höfliche Anrede,

ich bin ein Eröffnungssatz. Ich bin ein Einleitungssatz. Ich bin ein
Satz, der ein Anliegen vorbringt, der ein Anliegen vorbringt, ein
Anliegen vorbringt. Ich bin die schmerzliche Bitte eines verzweifelten
Menschen. Ich bin eine ganze Menge Bescheidenheit. Ich bin eine
Beschreibung großartiger Taten. Ich bin eine Wiederholung der
Bescheidenheit. Ich bin eine Aufzählung, eine Aufzählung, eine
Aufzählung.
Ich bin eine weitere Erklärung, eine nähere Erläuterung. Ich
bin eine Wiederholung des Flehens, eine Erzählung vom Elend. Ich
lege den Finger in offene Wunden. Ich appelliere an die
Menschlichkeit. Ich appelliere an das Gewissen. Ich appelliere an
Schuldgefühle aufgrund von Ereignissen, die weit zurückliegen. Ich
verkünde absichtlich Unwahrheiten.
Ich bin der Beginn einer Erzählung. Ich bin eine Beschreibung
von Zuständen. Ich bin eine Andeutung, die auf eine andere
Geschichte verweist. Ich bin der Mittelteil der Erzählung. Ich bin ihr
Höhepunkt. Ich bin eine Abrechnung. Ich bin ihr Abschluss. Ich bin
ein Sprichwort, das die Handlung auf eine einfache Art und Weise
zusammenfasst. Ich bin eine neue Interpretation der Botschaft dieser
Geschichte.
Ich bin ein Kompromissvorschlag. Ich bin eine weitere
Wiederholung des Flehens. Ich bin eine Verschwendung unklarer
Drohungen. Ich bin ein kläglicher Schmerzensschrei. Ich
bin zu neun Zehnteln Verzweiflung und zu einem Zehntel Wut. Ich bin
ein Angebot, sexuell zu Diensten zu sein. Ich bin eine Angabe von
Ort und Zeit. Ich bin eine Telefonnummer.

Ich bin ein förmlicher, höflicher Gruß.

____________Ich bin eine Unterschrift____________
Ich bin ein Name


Eiríkur Örn Norðdahl
(Isalnd)




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Gedichte aus aller Welt

15.01.2013 um 19:11

母亲

如果梦见你的脸 你就再次诞生
轮回 这棵肉质的孱弱的树
早该坠满了果实
如果沙滩上你光着脚
雪白的盐粒 从浮肿的脚踝朝肩头爬
像你曾爬进一条早晨的隧道
鞋脱在门外
用一对聋耳忽略孤儿的呼喊
死亡 才是我们新的家庭
每年的烛光下 死者都成为女性的
你在隔壁的房间里更衣
像童年那样 不在乎衬裤中的细节
离开我 也离开一个世界的耻辱
而我被谁领进这梦里 参观一场病
血液在学校里笨拙描写的 只是你的病
你停在你死去的地点 让我追赶
追上你的年龄
隔着玻璃仿佛隔着一滴干透了的奶
我从你一瞥中目睹自己在变形
一场雨后 躯体都是别处
你一直站在那里
我却越来越远地死于缩小的距离
在一场梦或一个末日与你会合

Yang Lian
(China)




Mutter

Erschiene mir dein Antlitz im Traum, wärest du wiedergeboren.
Wanderung einer Seele. Dieser Baum, so stämmig, so anfällig,
hätte längst schwer sein sollen unter seinen Früchten.

Weiltest du barfuß am Strand, stiege dir
von geschwollenem Knöchel weißes Salz die Schulter empor,
so wie du einmal in den Tunnel der Frühe gekrochen bist, die Schuhe vor dem Eingang,
die Ohren taub für den Schrei der Waisen.

Allein der Tod ist unser neues Heim.
Unter dem Kerzenschein Jahr für Jahr ist alles Sterbende weiblich.
Du wechselst das Kleid im Zimmer nebenan
wie in der Kindheit ohne Blick für die Details der Leibwäsche.
Der Abschied von mir ist auch ein Abschied von der Schmach der Welt.

Doch wer führt mich zur Besichtigung einer Krankheit in diesen Traum?
Was das Blut einfältig in der Schule entwarf, war dein Siechtum.
Du hältst am Ort deines Sterbens inne, damit ich eile,
dein Alter ereile.

Hinter Glas wie hinter ein wenig getrockneter Milch
werde ich ein anderer in deinem flüchtigen Blick.
Nach dem Regen sind alle Leiber fremden Orten eigen.
Dort stehst du unabweislich.
Ich aber sterbe immer ferner in schwindender Distanz
dir zu, zum Traum oder zum Jüngsten Gericht.

Yang Lian
(China)




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Gedichte aus aller Welt

16.01.2013 um 20:52

Cánh đồng con ngựa chuyến tàu

Trên cánh đồng hoang thuần một màu,
Trên cánh đồng hoang dài đến đỗi
Tàu chạy mau mà qua rất lâu.
Ngựa rượt tàu, rượt tàu, rượt tàu.
Cỏ cây, cỏ cây lùi chóng mặt.
Gò nổng cao rồi thung lũng sâu.
Ngựa thở hào hển, thở hào hển.
Tàu chạy mau, vẫn mau, vẫn mau.
Mặt trời mọc xong, mặt trời lặn.
Ngựa gục đầu, gục đầu, gục đầu.
Cánh đồng, a ! cánh đồng sắp hết.
Tàu chạy mau, càng mau, càng mau.
Ngựa ngã lăn, mình mướt như cỏ,
Chấm giữa nền nhung một vết nâu.


Tô Thùy Yên
(Vietnam)



Das Feld - das Pferd - der Zug

Auf dem leeren Feld all-ein-farbig,
Auf dem leeren Feld weit, unendlich weit,
Der Zug fährt schnell, doch zieht er vorbei, sehr langsam.
Das Pferd verfolgt den Zug, verfolgt den Zug, verfolgt den Zug.
Gräser und Bäume, Gräser und Bäume laufen zurück, kopfschwindlig,
Hügel schwellen hoch an, dann Täler tief.
Das Pferd schnauft schwer, schnauft schwer.
Der Zug fährt schnell, so schnell, so schnell,
Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter,
Das Pferd senkt den Kopf, senkt den Kopf, senkt den Kopf,
Das Feld! Ah! Das Feld geht bald zu Ende.
Der Zug fährt schnell, noch schneller, noch schneller,
Das Pferd fällt um, das Fell geschmeidig feucht wie Gras
Malt auf dem samtenen Hintergrund einen braunen Fleck.

Tô Thùy Yên
(Vietnam)




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