Literatur
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Gedichte aus aller Welt

813 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Literatur, Gedichte, Lyrik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte aus aller Welt

28.12.2012 um 12:34
Der Handschuh

Vor seinem Löwengarten,
Das Kampfspiel zu erwarten,
Saß König Franz,
Und um ihn die Großen der Krone,
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz .

Und wie er winkt mit dem Finger,
Auf tut sich der weite Zwinger,
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt,
Und sieht sich stumm
Rings um,
Mit langem Gähnen,
Und schüttelt die Mähnen,
Und streckt die Glieder,
Und legt sich nieder.

Und der König winkt wieder,
Da öffnet sich behend
Ein zweites Tor,
Daraus rennt
Mit wildem Sprunge
Ein Tiger hervor,
Wie der den Löwen erschaut,
Brüllt er laut,
Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif,
Und recket die Zunge,
Und im Kreise scheu
Umgeht er den Leu
Grimmig schnurrend;
Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder.

Und der König winkt wieder,
Da speit das doppelt geöffnete Haus
Zwei Leoparden auf einmal aus,
Die stürzen mit mutiger Kampfbegier
Auf das Tigertier,
Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen,
Und der Leu mit Gebrüll
Richtet sich auf, da wird's still,
Und herum im Kreis,
Von Mordsucht heiß,
Lagern die gräulichen Katzen.

Da fällt von des Altans Rand
Ein Handschuh von schöner Hand
Zwischen den Tiger und den Leu'n
Mitten hinein.

Und zu Ritter Delorges spottenderweis
Wendet sich Fräulein Kunigund:
»Herr Ritter, ist Eure Liebe so heiß,
Wie Ihr mir's schwört zu jeder Stund,
Ei, so hebt mir den Handschuh auf.«

Und der Ritter in schnellem Lauf
Steigt hinab in den furchtbarn Zwinger
Mit festem Schritte,
Und aus der Ungeheuer Mitte
Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.

Und mit Erstaunen und mit Grauen
Sehen's die Ritter und Edelfrauen,
Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,
Aber mit zärtlichem Liebesblick –
Er verheißt ihm sein nahes Glück –
Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:
»Den Dank, Dame, begehr ich nicht«,
Und verlässt sie zur selben Stunde.

Friedrich Schiller


melden

Gedichte aus aller Welt

30.12.2012 um 23:56

Kukua

Apirilaren hasieran entzun zuen aurrena kukua.
Urduri zebilelako beharbada,
kaosa ordenatzeko joera horrengatik beharbada,
kukuak zein notatan kantatzen zuen jakin nahi izan zuen.

Hurrengo arratsaldean, hantxe egon zen basoan zain,
diapasoia eskuan, kukuak noiz kantatuko.
Diapasoiak ez zioen gezurrik.
Si-sol ziren kukuaren notak.

Aurkikuntzak bazterrak astindu zituen.
Mundu guztiak frogatu nahi zuen benetan
nota horietan kantatzen ote zuen kukuak.
Baina neurketak ez zetozen bat.
Bakoitzak bere egia zuen.
Fa-re zirela zioen batek, Mi-do besteak.
Ez ziren ados jartzen.

Bitartean, kukuak kantari jarraitzen zuen basoan:
ez si-sol, ez fa-re, mi-do ezta ere.
Mila urte lehenago bezala,
kukuak kuku, kuku kantatzen zuen.

Kirmen Uribe
(Spanien)


Der Kuckuck

In jenem Jahr hörte er den Kuckuck Anfang April.
Vielleicht aus Ruhelosigkeit,
vielleicht im Wahn das Chaos zu ordnen
wollte er herausbekommen, welche Noten er sang.

Am nächsten Nachmittag war er dort im Wald,
mit einer Stimmgabel und wartete.
Nach einer Weile hörte er ihn:
die Stimmgabel log nicht:
h-g waren die Noten des Kuckuck.

Die Entdeckung wurde überall bekannt.
Alle wollten prüfen, ob der Kuckuck
wirklich diese Noten sang.
Aber die Ergebnisse stimmten nicht überein.
Jeder sagte seine Wahrheit.
Einige meinten, es wären f-d, andere e-c.
Sie konnten sich nicht einigen.

Derweil sang der Kuckuck weiter im Wald.
Weder h-g noch f-d noch e-c.
Wie schon seit tausend Jahren
sang er: Kuckuck, kuckuck.

Kirmen Uribe
(Spanien)




melden

Gedichte aus aller Welt

31.12.2012 um 00:01

EMGANN KERGIDU

Mamm a c’hoarie «lakez du»
Gant ar speredoù klañv
Strewet ’r stered tu pe du
Gant an avel d’an traoñ
Dister-treut-ki ha toc’hor
Ar c’houlaouenn er c’hav
Ar porzhier a rae e babor
An devezhioù ’ veze mezv

Hag eo dav mont diouzhtu
Da emgann Kergidu ?

E stal-levrioù ar Gwiomarc’h
’veze savet deñved
Displuet-mik korf an alarc’h
Gouel ha pred d’ar preñved
Eil kenderv an horolajer
Ne sune ’met laezh tev
Feunteun Lolori-momeder
’strilhe chouchenn verv

Hag eo dav mont diouzhtu
Da emgann Kergidu ?

An amiegez disalanet
’rede war-zu Kammlann
Alan Al Louarn dilostet
’ribote an amann
Pesketerien ’gase en dro
O rouedoù goullo
’tre an Triagozh hag an Tarv
Edo gwele ar marv

Hag eo dav mont diouzhtu
Da emgann Kergidu ?

Bugale vac’hagnet ar porzh
’voumoune o anken
Kaouadoù erc’h eus tu an norzh
A stanke ar vorlenn
Bommoù galleg ’ deue iñgal
Digant an abostol
Kazeg ’ bet o c’hwizinkal
War traezh ruz porzh ar skol

Hag eo dav mont diouzhtu
Da emgann Kergidu ?

Bernez Tangi
(Frankreich)


Die Schlacht von Kergidu

Mutter spielte „lakez du“
Mit den kranken Geistern
Sterne hier und da verstreut
Vom Südwind
Die Kerze im Keller
Spärlich-dünn und sterbend
Der Pförtner spielte den Alleskönner
Die Tage waren trunken

Sollen wir wirklich gleich
Zur Schlacht in Kergidu?

In Gwiomarc’hs Buchladen
Wurden Schafe gezüchtet
Gänzlich gerupft ist der Schwanenkörper
Fest und Mahl für die Würmer
Der Großcousin des Uhrmachers
Saugte nur eingedickte Milch
Der Lolori Brunnen – wie ein Metronom
Verspritzt kochenden Met

Die atemlose Nachbarin
rannte nach Kammlann
Alan der Fuchs ohne Schwanz
Machte Butter
Fischer kamen zurück
Mit leeren Netzen
Zwischen Triagozh und Tarv
Lag das Bett des Todes

Sollen wir wirklich gleich
Zur Schlacht in Kergidu?

Die verkrüppelten Kinder im Hof
Hätschelten ihre Ängste
Schneeschauer aus dem Norden
Versperrten die Bucht
Der Apostel sprach
Immer wieder französische Sätze
Kein Pferd wieherte
Auf dem roten Sand des Schulhofs

Sollen wir wirklich gleich
Zur Schlacht in Kergidu?

Bernez Tangi
(Frankreich)




melden

Gedichte aus aller Welt

31.12.2012 um 17:17
@jofe
Welche Sprache ist das denn von Bernez Tangi? Jedenfalls kein französisch... :D


melden

Gedichte aus aller Welt

31.12.2012 um 18:04
@Birkenschrei
Bretonisch!


melden

Gedichte aus aller Welt

01.01.2013 um 12:28

Morgen-Andacht

Der beglänzte Mond erbleichet
Von der nahen Sonne Pracht/
Aller Sternen Heer entweichet
Mit der hingelegten Nacht:
Auff mein Hertz/ und laß der Sünden
Finsterniß und Schlaff dahinden.

Den gewölbten Himmels-Bogen/
Den Saffirnen Wunder-Bau/
Hielt die dunckle Nacht umzogen/
Die geraume Sternen-Au
Hegte zu des Höchsten Ruhme
Manche Licht- und Feuer-Blume.

Ihre Zier muß nun erblassen/
Ihr entlehnter Glantz stirbt hin;
So muß auch der Mensch verlassen
Ehre/ Wollust und Gewinn:
Mühe dich das Licht zu finden/
Das zu keiner Zeit kan schwinden.

Muß die Welt die Sternen missen/
Und ohn alle Lichter stehn/
Eh sie kan die Sonne grüssen/
Also pflegt es uns zu gehn/
Daß wir durch des Todes Schatten
Erst zur Ewigkeit gerathen.

Folgt der schnöden Eitelkeiten
Wandelbarer Mond der Nacht/
Weist sich doch zur andern Seiten
Des verjüngten Tages Pracht;
Ach/ daß diese Morgen-Röthe
Deiner Sünden-Nacht ertödte!

Schau das Gold der Sonne gläntzen
Und am Himmel steigen auff/
Da es in gewissen Gräntzen
Muß vollführen seinen Lauff;
Laß die Menge solcher Wunder
Seyn der todten Andacht Zunder.

Sieh/ die Perlen-Thränen thauen/
Zu erquicken Laub und Graß/
Wo du deiner Wangen Auen
Machst in wahrer Busse naß/
Wird sich Gottes Gnad eräugen/
Himmel-Schlüssel bey dir zeugen.

Dencke/ wie ohn alles Weinen/
Ohne Nacht und Tunckelheit/
Wird die Lebens Sonne scheinen
In der frohen Ewigkeit/
Da du mit verklärtem Hertzen
Gleichen wirst den Himmels-Kertzen.

Auff! und schwinge dich bey Zeiten
Gleich den Vogeln Himmel an/
Eine Stelle zu bereiten/
Die dich ewig bergen kan:
Da du kanst in Ruhe stehen/
Wenn die Welt muß untergehen.

Ubersteig die Sternen-Bühne/
Suche dir ein heller Licht/
Wünsch/ ach/ daß der Tag erschiene/
Der die Welt in Stücke bricht/
Daß mein Licht/ mein Jesus käme/
Und mich ewig zu sich nehme!

Der erblaßte Monden ziehet
Sein geschwächtes Silber ein/
Und der Sternen Heer entfliehet
Vor der Sonne nahem Schein/
Auff/ mein Hertz/ und laß der Sünden
Trübe Nacht bey dir verschwinden.

Schau wie Lerch und Nachtigallen/
Die man früher hört als sieht/
Gott zu Ehren lassen schallen
Ein erfreutes Morgen-Lied/
Folge nach/ mein Hertz / und singe
Gott dem Schöpffer aller Dinge.

Herrscher über Tod und Leben/
Meister über Nacht und Tag/
Dir muß billich Ehre geben
Was nur Athem ziehen mag/
Und dich/ seine Pflicht zu weisen/
Mit den Morgen-Sternen preisen.

Himmels-Fürst und Erden-König/
Grosser Herr der Herrligkeit/
Meine Zung' ist viel zu wenig/
Daß sie deinen Ruhm ausbreit/
Aber laß dir doch das Lallen
Deines Kindes wohl gefallen.

Daß ich deiner Sonne Blincken
Und des hellen Tages Zier/
Daß ich deiner Sternen Wincken
Und diß gantze Welt-Refier
Deiner Wercke voll gesehen/
Ist durch deine Macht geschehen.

Daß ich mit gesundem Leibe
Frölich Athem schöpffen kan/
Und in meinem Stande treibe
Was mir ist befohlen an/
Daß ich Kleid und Nahrung habe/
Nenn ich billich deine Gabe.

Daß ich freudig im Gewissen/
Frey von Sünd/ und Höllen Noth/
Auff dein theures Blutvergiessen/
Geh durch Sorge/ Schmertz und Tod.
Daß ich ewig dich soll sehen/
Ist/ und wird/ durch dich geschehen.

Fahre fort mich so zu pflegen/
Halt mich unter deiner Hutt/
Kröne mich mit deinem Segen/
Gieb was hier und ewig gutt/
So soll dir mit Engel-Zungen
Werden Lob und Danck gesungen.

Hans Aßmann Freiherr von Abschatz




melden

Gedichte aus aller Welt

01.01.2013 um 23:18

In den Wind gesungen

Wenn ich, an ihren Brüsten hingesunken,
Den heiligsten der Tränke tief getrunken:

Komm, Drache Tod, lass mit dem letzten Hauch
Uns in die Luft vergehn wie blasser Rauch,

Und lass uns noch nach hunderttausend Jahren
Vereint als Sturmwind durch die Lüfte fahren!

Li-hung-tschang
(aus dem Chinesischen von Klabund)




melden

Gedichte aus aller Welt

02.01.2013 um 17:28

Moostee

Sechzehn Jahr’ - und wie ein greiser
Alter sitz ich, matt und krank;
Sieh, da senden mir der Geiser
Und der Hekla diesen Trank.

Auf der Insel, die von Schlacken
Harter Lava und von Eise
Starrt, und den beschneiten Nacken
Zeigt des arkt’schen Poles Kreise;

Über unterird’schen Feuern,
In nordlichterhellten Nächten,
Bei den Glut- und Wasserspeiern
Wuchsen diese bittern Flechten.

Aus den dampfumrollten Kegeln,
Aus der Berge schwarzem Tiegel,
Gleich blutroten Sagenvögeln -
Flammenzungen ihre Flügel -

Sahn sie feurig auf zum schwarzen
Himmel mächt’ge Steine sprühen,
Und ein Meer von heißen Harzen
Durch das Schneegefilde ziehen.

Von den Jökuln zu den Fjorden
Durch das dän’sche Inselland,
Breit, ein riesiger Dan’brogorden,
Schlängelt sich das Flammenband.

Wolken, Rauch und Asche wallen,
Und am Strand die Robben winseln,
Und die roten Steine fallen
Nieder auf entfernten Inseln;

Die zerrißnen Berge zittern,
Und das Eismeer schäumt und braut -
Dorten wuchsen diese bittern
Flechten, wuchs dies herbe Kraut. -

Daß die kranke Brust gesunde,
Und sich freue neuer Kraft,
Biet ich träumerisch dem Munde
Ihren dunkelgrünen Saft.

Feuer zuckt durch meine Nerven,
Vor mir liegt das wüste Land;
Die weitoffnen Krater werfen
Himmelan den flüss’gen Brand.

Kühner fühl ich mich und stärker
Bei dem Lodern dieser Glut,
Und die Wildheit der Berserker
Tobt durch mein genesend Blut.

Lavaschein und Nordlicht röten
Mein Gesicht; die Pulse schlagen
Schneller; Edda, laß mich treten
Vor die Helden deiner Sagen!

Ha! wenn dieser Insel Pflanzen
Mir den Lebensbecher reichen,
Mög’ ich dann in meinem ganzen
Leben dieser Insel gleichen!

Feuer lodre, Feuer zucke
Durch mich hin mit wildem Kochen;
Selbst der Schnee, in dessen Schmucke
Einst mein Haupt prangt, sei durchbrochen

Von der Flamme, die von innen
Mich verzehrt: wie rot und heiß
Hekla Steine von den Zinnen
Wirft nach der Faaröer Eis:

So aus meinem Haupt, ihr Kerzen
Wilder Lieder, sprühn und wallen
Sollt ihr, und in fernen Herzen
Siedend, zischend niederfallen!

Ferdinand Freiligrath




melden

Gedichte aus aller Welt

03.01.2013 um 17:11

An Frog sa Bhucaeid

Tá frog sa bhucaeid.
Cá fhad anois ansin é? Is ar éigean beo:
Ní bhogann an scornach,
Tá mogall ar na súile,
Tá an craiceann iomlán tirim,
Ina ghlóthach seirgthe,
Ar dhath luaithreach na móna thart air,
Ina chac tirim caora ag an mhóin,
Ina chamal caillte sa ghaineamhlach shinciarainn

Tiontaigh an bucaeid bun os cionn,
Nó ní cónra mhiotail é dá leithéid shoineanta
Nár thuill an cillín buí.
Amharc air. Bogann sé, suíonn ceart,
Droim íota le spéir, géaga le sráid,
Súile leat. Ní iarrann. Fanann.

Buacaire an chlóis taobh leat, ní haon rud mór
Boiseog a shilt anuas air, braon ar bhraon.
Amharc a dhroim, dathanna ag filleadh ar an chraiceann leis an bhaisteadh.
Tógann sé a dhá lámh mar chosaint ar a shúile
Nó malaí agus fabhraí níor bronnadh air san ubh.

Greágóir Ó Dúill
(Irland)


Frosch im Eimer

Der Frosch ist im Eimer.
Seit wann ist er dort? Das Leben entweicht ihm.
Reglos sein Hals, das Auge von Lidern verdunkelt
Staubtrocken die Haut, ist er dörriger Laich.
Von der Farbe der torfblonden Asche, die ihn umhüllt.
Schafsköttel, über Torfflamme gedörrt - das ist er.
Er ist - in der Wüste aus Wellblech verloren -
Ein irres Kamel.

Leer den Eimer aus.
Seiner Unschuld entspricht kein scheppernder Sarg,
Noch eine pissgelbe Zelle.
Seh ihn dir an. Er regt sich, richtet sich auf,
Seinen verwüsteten Rücken zum Himmel, die Glieder hofwärts,
Die Augen dir zu. Fragt nicht. Wartet.

Der Wasserhahn im Hof ist nahebei, es ist dir ein Leichtes
Mit zum Napf geformten Händen, ihn zu befeuchten, Tropfen für Tropfen,
Von oben. Sieh an - wie das heilsame Wasser auf seiner Haut
Die Farben entdeckt.
Ohne Brauen geboren hebt er beide Hände
Zum Schutz seiner unbewimperten Augen.

Gute Arbeit. Du kannst gehen.
Wenn du, nicht vor Ablauf einer halben Stunde, nachsiehst, ist er weg.

Greágóir Ó Dúill
(Irland)




melden

Gedichte aus aller Welt

03.01.2013 um 17:13

Sionnach

Tráthnóna beag, siúlaimid i dtreo an tábhairne,
Blianta ár gcaidrimh mar chraiceann tiubh ar chomhrá.
Dul ó sholas, agus scáileanna ar thalamh,
Bícearnach codlatach éan, anonn’s anall na n-ialtóga.

Chím é, ag siúl na seaniomairí fada, é íseal, ceart,
Trasna ó chlaí go claí, ar a choimhéad ach ag seilg:
sionnach.
Imíonn díreach, gan mhoill gan deifre, ar chosa tapa,
Smut íseal, eireaball ag scuabadh drúchta. Stánaimid.

Baineann sé amach an t-ard beag, tiontaíonn,
Amharcann siar orainn faoi amhras, rian den dúshlán ann.
Fios aige nach aon díobháil sinn, téann faoi thom.
Pógaimid. Athraíonn mian. Fillimid ar theach.

Greágóir Ó Dúill
(Irland)


Der Fuchs

Der Abend senkt sich und wir gehn in Richtung Kneipe.
Die langen Jahre unsrer Zweisamkeit patinieren, was wir sagen.
Im letzten Licht verlängern sich die Schatten auf den Feldern.
Das schläfrige Schelten der Vögel, der stöbernde Fledermausflug.

Dann seh ich ihn, kurzläufig, die langen Ackerfurchen queren,
Von Hecke zu Hecke, ein Jäger auf der Flucht: ein Fuchs.
Er läuft geradeaus, ohne Eile, ohne Rast, auf flinken Pfoten,
Die Schnauze zu Boden, die Rute wischt über den Tau. Wir starren.

Auf einem kleinen Hügel angekommen, wendet er sich um
Und schaut zurück - in seinen Zweifel mischt sich Vorwitz.
Sich sicher, dass wir harmlos sind, schleicht er unter einen Busch.
Wir küssen uns. Das Begehren kehrt sich um und wir nach Hause zurück

Greágóir Ó Dúill
(Irland)




melden

Gedichte aus aller Welt

04.01.2013 um 23:04

Na Het Feest

laat de wereld nu maar vloeibaar worden laat de stemmen opkomen als ze slaapt het glas is gebroken beschonken gaat het dromen te zee opent het water is dronken mijn lachen was hard te hard mijn draagkracht bracht traag ratelende telefoons ten gehore mijn spraak droop van wanden af en kietelde gastentenen kon het ze niet kwalijk nemen dat mijn gezicht me in de steek liet als ze me aankeken schaamlachte ik mij paars en moest alweer naar boven om iets anders aan te trekken langs het ramen lappen het stokstijf braken van dagen het vervormen van haar gezicht in mijn gedachten alsof ze niet meer van mij houdt dadelijk vliegen de verwijten de tranen en vaders bespringen paradepaardjes terwijl ze zich gewillig laten bijschenken ik draal ik draaf naar beneden dacht ik het feest is af maar ik nog midden in het gedruis de fraaie wagens praalden met inzittenden en ik wuif dag mensen dag gasten iemand nog wat mee van overgebleven eten ik had dat nog willen zeggen wentelen met sterren door in de spaak gereden nachten had ik willen zeggen ik had willen zeggen let niet op mijn woorden laat tollen wat tussen ons tot stilstand komt in bevroren blikken en trek dan je bek maar open ik zal me bij het gezegde voegen en zacht aan je haren trekken mijn vacht verkopen me op ons gesprek toeleggen met een en al oor je de rug toekeren zodat je mijn kont kunt kussen en mijn paarden mennen het blijft bij me echt bij me ook als jij je een weg baant weg met kapmeswapen weg van mij met een ander begint aan te pappen ook als mijn gehoor van je stem verstoken blijft trek ik mij je gelijk aan je slapende gelijk

Tsead Bruinja
(Niederlande)


Nach Dem Fest

lass jetzt die Welt flüssig werden lass die Stimmen kommen wenn sie schläft das Glas ist zerbrochen besoffen geht das Träumen zur See öffnet das Wasser ist betrunken mein Lachen war laut zu laut meine Tragfähigkeit brachte träge ratternde Telephone zu Gehör meine Sprache troff von den Wänden runter und kitzelte Gästezehen konnte es ihnen nicht übelnehmen dass mein Gesicht mich im Stich ließ wenn sie mich anschauten schamlachte ich mich violett und musste schon wieder rauf mir etwas anderes anzuziehen am Fensterputzen entlang das stocksteif Auskotzen von Tagen das Entstellen ihres Gesichts in meinen Gedanken wie wenn sie mich micht mehr liebte wenn ich nicht mehr darf gleich fliegen die Vorwürfe die Tränen und Väter bespringen Paradepferde während sie sich willig nachgießen lassen ich zögere renne hinunter dachte ich das fest ist fertig aber ich noch mitten im Trubel die wunderschönen Wagen brüsteten sich mit Insassen und ich winke tschüss Leute tschüss Gäste jemand der noch vom übriggebliebenen Essen etwas mitnehmen möchte das hätte ich noch sagen wollen sich wälzen mit Sternen durch in die Speichen gegriffene Nächte hätte ich sagen wollen ich hätte sagen wollen achte nicht auf meine worte lass kreiseln was zwischen uns zum Stillstand kommt in gefrorenen Dosen und sag mal endlich was Sache ist und ich werde zum Gesagten gehören und dich sanft an den Haaren reißen meinen Pelz verkaufen mich auf unser Gespräch konzentrieren ganz Ohr dir den Rücken zuwenden so dass du mich am Arsch lecken kannst und meine Pferde lenken es bleibt bei mir echt bei mir auch wenn du dir einen Weg bahnst mit Buschmesserwaffe weg von mir einen anderen anmachst auch wenn mein Ohr deine Stimme weiterhin entbehren muss gehst du mir schlafend und unerschütterlich unter die Haut

Tsead Bruinja
(Niederlande)

Übersetzung Ard Posthuma




melden

Gedichte aus aller Welt

04.01.2013 um 23:14

sedert

ons die pad begin loop
het, het die irisse
uitgeblom die verla-
te oogballe van die
ligbloues die gevou-
de stil vlermuise van
die perses sedert ons

die pad begin loop het
het die gras in die saad
gekom het die botter-
blomme hulle blare soos
naelknipsels laat val
die japonikas wat
soos kamerjasse tus-
sen die seders hang is

bruin van die takke ge-
pluk sedert ons die pad
begin loop het, het die
bloureën se blink ponie-
sterte uitgeblom het
die waterval banksias
haar ineenstorting vol-
tooi sedert ons die pad

begin loop het, het die
swaels begin terugvou
die jasmyne diep uit
hul slagare begin
geur die sneeu op die spit-
se gesmelt sedert ons
die pad begin loop het
het ‘n man geluidloos

agteroor gekantel
deur die lug wat ons in-
asem ag, dis al die
lug van die aarde oor-
weldig met die dun ge-
luid van verdriet sedert
ons die pad begin loop
het word ons saans donker

van tong en vertaal ons
ontbinding ons enkels
ruik reeds die reuk. maar god!
hoe sterk ons dye hoe
vurig hoe vlug van fi-
ligraan die hart wat ha-
merend die niet in neuk



Antjie Krog
(Südafrika/Afrikaans)


seit wir

seit wir zu gehen begannen
auf diesem weg hörten die schwertlilien
zu blühen auf die stillen
verlassenen augäpfel der
hellblauen die vornehmen
hängenden fledermäuse der lila reihe seit

wir diesen weg gehen das
gras keucht nun samen hervor
die butterblumen ließen
ihre blätter fallen wie nagelabfälle
der bademantel der kamelie
zwischen den zedern welkte von den

ästen seit dem beginn
des weges die harten pferde-
schwänze der glystinien
gerieten in verruf der
banksien wasserfall
beendete seinen tödlichen sturz seit wir

diesen weg zu gehen begannen
kamen die schwalben zurück wir
können den jasmin riechen von
seiner halsader der schnee
schmolz von den bergen
seit wir begannen stürzte ein mann rück-

wärts in all diese luft
was wir atmen ist die luft
dieser ganzen welt der himmel
überwältigt in texten
vom schmerz in der dämmerung werden auch wir
dunkelzüngig bei der übersetzung

des zerfalls unsere
knöchel stinken sterblich doch
bei gott wie stark unsere schenkel geworden
sind seit wir diesen weg
gingen wie grimmig wie wild
unser filigranes während das herz entsetzt hämmert

Antjie Krog
(Südafrika)




melden

Gedichte aus aller Welt

04.01.2013 um 23:18

rondeau in vier dele


1.
van binne van buite
van binne buite van buite binne
van binneste buite na buitenste binne
van binne en buite benoemers na binne en buitenste berg

van binne van buite
van binne buite hang buite binne saam
hang binne benoemers met buitenste berg van binne na buite
van buite na binne
van binne buite

van binne Camissa van binne soet water
van binne Camissa van buite vars water
van binneste binne vars water vars soet
van binne van buite

van buite Golfo van buite Golfo dentro
van buite Golfo dentro das Serras van buite
van buite Golfo
van buite van binne

van binne buite van buite buite
van bobaas benoemers van die berg van die water
van buitenste binne na binneste buite

van binne van buite
van noem en van vat
van vat en verwoes
van verwoes en verrot
van binne van buite
van binneste vat van buitenste noem


van toevlug van uitvlug
van uitvlug van skeidslyn
van skeidslyn as lyn tussen orde en chaos
van buitenste buite
van binne

ek sien ’n portaal ek sien’n bewaker
ek sien ‘n plek ek sien net soet water
van binne van buite
van noem en van vat
van toevlug van uitvlug
van berg van die see van berg van die tafel
van binne van buite
van binneste binne van buitenste binne

van hoop van apart
van apostel van governor
van hoofman van vat van hoofman van gee
van ruilplek van stormplek
van godplek van geeplek
van vat en van vat

2.
van binne van buite
van binne buite van buite binne
van binneste buite na buitenste binne
van binne en buite benoemers na binne en buitenste berg

van binne van buite
van binne buite hang buite binne saam
hang binne benoemers met buitenste berg van binne na buite
van buite na binne
van binne buite

van binne Camissa van binne soet water
van binne Camissa van buite vars water
van binneste binne vars water vars soet
van binne van buite

van buite Golfo van buite Golfo dentro
van buite Golfo dentro das Serras van buite
van buite Golfo
van buite van binne

van binne buite van buite buite
van bobaas benoemers van die berg van die water
van buitenste binne na binneste buite

van Tafelberg Klipman van buite Mons Mensa
van binne van buite
van binne buite van buite binne
van tafel van klip van binne van buite
Mons Mensa van klip en van buite
Mons Mensa van klip en van Mensa
Hoerikwaggo van binne van buite
van binneste buite Hoerikwaggo van buite
Hoerikwaggo van binne Hoerikwaggo van buite
Hoerikwaggo van binneste buite

sonder godsdiens van buite
is hulle diere van binne
as diere het hulle geen siele van binne
van buite

sonder siele van binne
is hul gedoemdes van buite
is daar geen regte van binne
van diegene van buite
op land of op lewe



3.
van binne van buite
van binne buite van buite binne
van binneste buite na buitenste binne
van binne en buite benoemers na binne en buitenste berg

van binne van buite
van binne buite hang buite binne saam
hang binne benoemers met buitenste berg van binne na buite
van buite na binne
van binne buite

van binne Camissa van binne soet water
van binne Camissa van buite vars water
van binneste binne vars water vars soet
van binne van buite

van buite Golfo van buite Golfo dentro
van buite Golfo dentro das Serras van buite
van buite Golfo
van buite van binne

van binne buite van buite buite
van bobaas benoemers van die berg van die water
van buitenste binne na binneste buite

Umlindi
Umlindi We
Umlindi Wemingizi
Umlindi Wemingizimu
van binne van buite
van binneste buite Umlindi
Umlindi Wemingizimu
Umlindi kwaggo
Hoeri Umlindi
Hoerikwaggo Umlindi
Umlindi Wemingizimu Hoerikwaggo Mons Mensa

berge van buite is die wêreld van binne
is buite nou binne en binne nou buite

party bestyg berge om verder te sien
party bestyg berge om die self af te lê
party bestyg berge om ’n God te aanbid
party bly bloot teen die hange

party bestyg berge om hulleself te toets
party bestyg berge om grense te skep
party bestyg berge om hulde te bring
party bly in grotte bloot teen die hange

party bestyg berge om daaroor te heers
party bestyg berge om verdeling te bring
tussen binne en buite
en binneste binne en buitenste buite
binneloos buite buiteloos buite
buitenste buiteloos buite
buitenste buite van buite
wanneer gaan binne en buite van binnebuite tot niet

4.
van binne van buite
van binne buite van buite binne
van binneste buite na buitenste binne
van binne en buite benoemers na binne en buitenste berg

van binne van buite
van binne buite hang buite binne saam
hang binne benoemers met buitenste berg van binne na buite
van buite na binne
van binne buite

van binne Camissa van binne soet water
van binne Camissa van buite vars water
van binneste binne vars water vars soet
van binne van buite

van buite Golfo van buite Golfo dentro
van buite Golfo dentro das Serras van buite
van buite Golfo
van buite van binne


van binne buite van buite buite
van bobaas benoemers van die berg van die water
van buitenste binne na binneste buite
van buite van binne
binbuite buitbinne
buitbinnende buite binbuitende binne
van binte van buide
van buidbintende buide
van buide binte van binte buide
van buidenste binte van bintenste buide
van binbuid
bnuid bnid
bnidbnuid
bnud

gebenedyde

Antjie Krog
(Südafrika/Afrikaans)



Bergrondo in vier Teilen

1.
von innen von außen
von innen außen von außen innen
vom innersten außen zum äußersten innen
von inneren und äußeren Namensgebern zum inneren und äußersten Berg

von innen Camissa von innen Süßwasser
von innen Camissa von außen Frischwasser
vom innersten innen Frischwasser frisch süß
von innen von außen

von außen Golfo von außen Golfo Dentro
von außen Golfo Dentro das Serras von außen
von außen Golfo
von außen von innen

von innen von außen
vom Benennen und Nehmen
vom Nehmen und Verwüsten
vom Verwüsten und Verrotten
vom Nehmen und Nehmen und Nehmen

2.

von innen von außen
von innen außen von außen innen
vom innersten außen zum äußersten innen
von inneren und äußeren Namensgebern zum inneren und äußersten Berg

von innen Camissa von innen Süßwasser
von innen Camissa von außen Frischwasser
vom innersten innen Frischwasser frisch süß
von innen von außen


von außen Golfo von außen Golfo Dentro
von außen Golfo Dentro das Serras von außen
von außen Golfo
von außen von innen

vom Tafelberg Klipman von außen Mons Mensa
von innen von außen
von innen nach außen von außen nach innen
von der Tafel aus Stein von innen von außen
Mons Mensa aus Stein und von außen
Mons Mensa aus Stein und von Mensa
Hoerikwaggo von innen von außen
Vom innersten außen Hoerikwaggo von außen
Hoerikwaggo von außen Hoerikwaggo von innen
Hoerikwaggo vom innersten außen

Sie sind verloren von außen
Sie haben keine Rechte von innen
Auf Land auf Leben
Auf einen lebendigen Stamm auf Nachleben

3.
von innen von außen
von innen außen von außen innen
vom innersten außen zum äußersten innen
von inneren und äußeren Namensgebern zum inneren und äußersten Berg

von innen Camissa von innen Süßwasser
von innen Camissa von außen Frischwasser
vom innersten innen Frischwasser frisch süß
von innen von außen

von außen Golfo von außen Golfo Dentro
von außen Golfo Dentro das Serras von außen
von außen Golfo
von außen von innen


von innen nach außen von außen nach innen
von meisterhaften Namensgebern zum Berg vom Wasser
vom äußersten nach innen vom innersten nach außen

Umlindi
Umlindi We
Umlindi Wemingizi
Umlindi Wemingizimu
Von innen nach außen
Vom innersten außen Umlindi
Umlindi Wemingizimu
Umlindi kwaggo
Hoeri Umlindi
Hoerikwaggo Umlindi
Umlindi Wemingizimu Hoerikwaggo Mons Mensa

Manche steigen auf Berge um weiter zu sehn
Manche steigen auf Berge um das Selbst abzulegen
Manche steigen auf Berge um zu fliehn
Manche leben einfach an Hängen
Manche steigen auf Berge um sich zu prüfen
Manche steigen auf Berge um Grenzen zu ziehn
Manche steigen auf Berge um Huld zu erbringen
Manche leben in Höhlen
Manche leben leicht an den Hängen

4.
von innen von außen
von innen außen von außen innen
vom innersten außen zum äußersten innen
von inneren und äußeren Namensgebern zum inneren und äußersten Berg

von innen Camissa von innen Süßwasser
von innen Camissa von außen Frischwasser
vom innersten innen Frischwasser frisch süß
von innen von außen


von außen Golfo von außen Golfo Dentro
von außen Golfo Dentro das Serras von außen
von außen Golfo
von außen von innen

innen außen bläst außen aus
vom äußersten innen bläst innerstes aus
von außen bläst innen
in-außen blas-innen
aus-innerstes aus gebläst äußerstes ein
von geblas-äußerstes innerlich
von geausblas aus ein
von gesaus-blasin
von gesinnet aus
gsgnt

gesegnet

Antjie Krog
(Südafrika)




melden

Gedichte aus aller Welt

05.01.2013 um 11:21
Es bricht ein Gedicht
aus mir heraus.
Es soll aber nicht sein,
also tu' ich's wieder rein.


melden

Gedichte aus aller Welt

05.01.2013 um 12:28
Komm, süßer Tod, komm, selge Ruh!
Komm, führe mich in Friede,
weil ich der Welt bin müde,
ach komm, ich wart auf dich,
komm bald und führe mich,
drück mir die Augen zu.
Komm, selge Ruh!



melden

Gedichte aus aller Welt

06.01.2013 um 17:04

ΒΙΒΛΙΟΘΗΚΗ

Σ' αυτό το μαυσωλείο των λέξεων
κάθε σελίδα φρουρεί
μια μνήμη αβέβαιη,
μια σκονισμένη αθανασία

Κάποτε,
σ' ώρες απρόβλεπτες,
ένας ξένος ξεφυλλίζει αργά το κενό
κι απ' των σελίδων το βυθό
μια παγωμένη μουσική
παίρνει να τρίζει

Kostas Koutsourelis
(Griechenland)


BIBLIOTHEK

In diesem Mausoleum der Wörter
jede Seite bewacht
eine ungewisse Erinnerung,
eine verstaubte Unsterblichkeit

Manchmal,
zu unvorhergesehener Stunde,
durchblättert ein Fremder langsam die Leere
und aus der Tiefe der Seiten beginnt
eine gefrorene Musik
zu knirschen

Kostas Koutsourelis
(Griechenland)




melden

Gedichte aus aller Welt

06.01.2013 um 17:07

TextEskimoder-øvelse


Min eskimoder
Er som min baby
Jeg bærer på ryggen
Oprejst
Stolt
Som en ægte orsoq-inuit
Jeg lugter godt og
Stærkt som min skønne eskimoder

Min eskimodersprog
R skrevet på pæredansk
Orville lærer det på engelsk
Fordi det er så godt som Levende
Det er så levende at det bliver
Betragtet som et af de truede arter
Som dna’et du ikke kan læse
Dig ind til

Min eskibaby
Lugter og smager godt
Som orsoqbacon
Ovenpå sælstegen
Der ikke er ydryddelsstruet

Eeri er her skrevet på grønlandsk
Bare så du ved det
Min eskimodersprog siger det der står at læse.

Jessie Kleemann
(Grönland)


Eskimutter-Übung


Meine Eskimutter
ist wie mein Baby
das ich auf dem Rücken trage
aufrecht
stolz
wie eine echte Orsoq-Inuit
ich rieche gut und
stark wie meine wunderbare Eskimutter

Meine Eskimuttersprache
geschrieben in perfektem Dänisch
Orville lernt sie auf Englisch
weil sie beinahe lebendig ist
so lebendig, dass sie als eine bedrohte
Art betrachtet wird
als DNA, über die du dich
nicht definieren kannst

Mein Eskibaby
riecht und schmeckt so gut
wie Orsoqschinken
auf einem Robbenbraten
der nicht vom Aussterben bedroht ist

Eeri ist hier auf Grönländisch geschrieben
nur damit das klar ist
meine Eskimuttersprache sagt, was es zu lesen gibt.

Jessie Kleemann
(Grönland)




melden

Gedichte aus aller Welt

06.01.2013 um 17:11

ástarljóð

(ástarljóð)


á milli okkar
vegir
þaðan hingað
þangað héðan

*

silkistálglerolíahálmur
sameinaokkur

*

ég - þú

*

frá brjósti þínu
að lófa mínum
að lófa þínum
frá brjósti mínu

*

þú og ég

*

silkiégstál
þúglerég
olíaþúhálmur

*

eitraður regnbogi!
eitraður regnbogi!

*

við eftir rauða strikinu
við yfir bláu línuna
hjartað hjartað hjartað
mitt þitt
á milli okkar


(ástarljóð)


Sjón
(Island)



liebesgedicht

(liebesgedicht)



zwischen uns
wege
von dort nach hier
nach dort von hier

*

seidestahlglasölstroh
vereinen uns

*

ich - du

*

von deiner brust
zu meiner hand
zu deiner hand
von meiner brust

*

du und ich

*

seideichstahl
duglasich
öldustroh

*

ein giftiger regenbogen!
ein giftiger regenbogen!

*

wir entlang dem roten strich
wir über die blaue linie
das herz das herz das herz
meinsdeins
zwischen uns



(liebesgedicht)

Sjón
(Island)




melden

Gedichte aus aller Welt

06.01.2013 um 17:12

stjörnufræði hins svanga

óseðjandi mánar
fylgja honum heim
á degi jafnt sem nóttu

þeir svífa yfir húsþökunum
snapandi sér í svanginn

vetur-sumar-vor-og-haust

uppáhaldsmaturinn
pízza með fjallagrösum
og rjómaís

þeir eru það sem þeir borða

Sjón
(Island)


sternkunde des hungrigen

unersättliche monde
begleiten ihn nach hause
am tage sowie in der nacht

sie schweben über den hausdächern
erbetteln sich etwas in den magen

winter-sommer-frühling-und-herbst

das lieblingsessen
pizza mit isländischem moos
und sahneeis

sie sind was sie essen

Sjón
(Island)




melden

Gedichte aus aller Welt

07.01.2013 um 20:19

Unwritten Poems

One was tied to a fence post, bawling.
Another was little more than a smudge
left behind by a forehead resting
on a pane of glass. A third
was traumatized, during childhood,
by a water pick, while another formed
a deepening fetish for the rudders
of submarines. One had a bloodshot eye,
one eyelash left, while another poem
was a cell phone, hurled into a toilet.
One poem was arrested for excessive
public prayer; another,
excessive pubic hair. One
fell in love with the word “prong.”
One was a necklace of living bees.
One moved like a grasshopper
trying to outrun a lawnmower.
Another bushwhacked in the nerve-factory.
One spent the entire poem holding,
out of boredom, a socket wrench
up to its eye socket, while another
argued vision is a kind of invisible
suction action. This particular poem was unable
to pull its eyes away from the TV.
This poem had a round, golf-ball-sized hole
in the back of its head. This poem the light
shining, when it sleeps face down, from that hole.

Christian Hawkey
(USA)



Ungeschiebene Gedichte

Eins schluchzte, an einen Zaunpfahl gebunden.
Das nächste war höchstens ein Fettfleck
am Fenster, hingelehnt
von einer müden Stirn. Das dritte
hatte ein Kindheitstrauma von einer
Munddusche, derweil ein anderes
seinen Fetisch für U-Bootruder
vertiefte. Das vierte trug ein blutrotes Auge
& nur eine Wimper, während das nächste
ein in der Toilette verendendes Handy war.
Ein Gedicht wurde wegen exzessiver
schamanischer Praxis verhaftet; ein
anderes wegen exzessivem Schamhaar.
Eins verfiel dem Wort „Strunk“.
Eins war ein Halsband summender Bienen.
Eins benahm sich wie ein Grashüpfer
auf der Flucht vor einem Rasenmäher.
Das nächste malochte im Nervenwerk.
Eins hielt sich, solange es dauerte,
vor Langeweile einen Steckschlüssel
ans Auge, während ein anderes
behauptete, Sehen sei eine Art
unsichtbares Saugen. Dieses Gedicht
kam nicht vom Fernseher los. Dieses Gedicht
hatte ein rundes, golfballgroßes Loch im Hinterkopf.
Dieses Gedicht das Licht, wenn es mit dem
Gesicht nach unten schläft, aus diesem Loch.

Christian Hawkey
(USA)




melden