Gedichte aus aller Welt
27.08.2021 um 10:06JOHN HÖXTER
Café Wolkenkuckucksheim
Dies rauchige Café ist unser Reich,
Vor Gott und dem Kellner sind alle gleich.
Anfänger und Prominente
Zahlen ihm zehn Prozente.
Der allerwürdigste Barde
Gleich dem grünsten der jungen Garde
Hält treu zu unserem, Union Jack‘:
Kaffeeschwarz, Herzrot und Gold-Tabak,
Zwar trifft man auch manchmal leider
Gevatter Schuster und Schneider.
Sie kriechen hervor aus ihrem Kolk
Und mischen sich unter das Künstlervolk.
Die Allgemeinschaft der Bohème
Scheint ihnen puncto Liebe bequem.
Doch Mimi Pinson hat Rasse,
Sie fordert Geist oder Kasse:
Und so kühn sie manch Loch in die Kasse reißt,
Nie sündigt sie gegen den heil’gen Geist,
Stets kehrt sie vom Haus am Scharmützelsee
Ins Chambre garnie heim, ins Atelier,
In das Bild, in den Traum und in den Reim
Der Gäste vom Wolkenkuckucksheim!
Aus Wikipedia: John Höxter (geboren 2. Januar 1884 in Hannover; gestorben 15. November 1938 in Potsdam) war ein Maler und Schriftsteller des Expressionismus und Dadaismus.
Ich ergänze: Er war auch Bohemien, Sonderling, "Schnorrer", Stammgast im Romanischen Café und im Café des Westens. Mit seinem schillernden Auftreten überspielte er wohl seine Einsamkeit und Verzweiflung. Und als die Nazis an die Macht kamen musste er um sein Leben bangen, denn er war Jude. Er kam den Nazis zuvor, indem er sich selbst das Leben nahm.
Er bewegte die Gemüter mancher seiner Zeitgenossen, so dass er in vielen Büchern auftaucht, in Biografien, Autobiografien und mancherlei Büchern/Erzählungen über das Berlin jener Zeit.
Es wurden auch Gedichte über ihn geschrieben, eines davon ist von Friedrich Hollaender:
Ich pendle langsam zwischen allen Tischen.
Ab zwanzig Uhr beherrsch ich dieses Reich.
Ich will mir einen edlen Gönner fischen.
Vor mir sind Rassen und Parteien gleich.
Irrenärzte, Komödianten,
Junge Boxer, alte Tanten,
Jeder kommt mal an die Reihe
Jeder kriegt von mir die Weihe:
Könnse mir fünfzig Pfennige borgen?
Nur bis morgen?
Ehrenwort!
Café Wolkenkuckucksheim
Dies rauchige Café ist unser Reich,
Vor Gott und dem Kellner sind alle gleich.
Anfänger und Prominente
Zahlen ihm zehn Prozente.
Der allerwürdigste Barde
Gleich dem grünsten der jungen Garde
Hält treu zu unserem, Union Jack‘:
Kaffeeschwarz, Herzrot und Gold-Tabak,
Zwar trifft man auch manchmal leider
Gevatter Schuster und Schneider.
Sie kriechen hervor aus ihrem Kolk
Und mischen sich unter das Künstlervolk.
Die Allgemeinschaft der Bohème
Scheint ihnen puncto Liebe bequem.
Doch Mimi Pinson hat Rasse,
Sie fordert Geist oder Kasse:
Und so kühn sie manch Loch in die Kasse reißt,
Nie sündigt sie gegen den heil’gen Geist,
Stets kehrt sie vom Haus am Scharmützelsee
Ins Chambre garnie heim, ins Atelier,
In das Bild, in den Traum und in den Reim
Der Gäste vom Wolkenkuckucksheim!
Aus Wikipedia: John Höxter (geboren 2. Januar 1884 in Hannover; gestorben 15. November 1938 in Potsdam) war ein Maler und Schriftsteller des Expressionismus und Dadaismus.
Ich ergänze: Er war auch Bohemien, Sonderling, "Schnorrer", Stammgast im Romanischen Café und im Café des Westens. Mit seinem schillernden Auftreten überspielte er wohl seine Einsamkeit und Verzweiflung. Und als die Nazis an die Macht kamen musste er um sein Leben bangen, denn er war Jude. Er kam den Nazis zuvor, indem er sich selbst das Leben nahm.
Er bewegte die Gemüter mancher seiner Zeitgenossen, so dass er in vielen Büchern auftaucht, in Biografien, Autobiografien und mancherlei Büchern/Erzählungen über das Berlin jener Zeit.
Es wurden auch Gedichte über ihn geschrieben, eines davon ist von Friedrich Hollaender:
Ich pendle langsam zwischen allen Tischen.
Ab zwanzig Uhr beherrsch ich dieses Reich.
Ich will mir einen edlen Gönner fischen.
Vor mir sind Rassen und Parteien gleich.
Irrenärzte, Komödianten,
Junge Boxer, alte Tanten,
Jeder kommt mal an die Reihe
Jeder kriegt von mir die Weihe:
Könnse mir fünfzig Pfennige borgen?
Nur bis morgen?
Ehrenwort!