Gedichte aus aller Welt
Gedichte aus aller Welt
22.09.2021 um 09:36Nachtschwärmen
Die alte Pappel schauert sich neigend,
Als habe das Leben sie müde gemacht.
Ich und mein Lieb – hier ruhen wir schweigend –
Und vor uns wallt die drückende Nacht.
Bis sich zwei schöne Gedanken begegnen, –
Dann löst sich der bleierne Wolkenhang.
Goldene, sprühende Funken regnen
Und füllen die Welt mit lustigem Klang.
Ein trüber Nebel ist uns zerronnen.
Ich lege meine in deine Hand.
Mir ist, als hätt ich dich neu gewonnen. –
Und vor uns schimmert ein goldenes Land.
Gedichte aus aller Welt
24.09.2021 um 08:48GABRIELE D'ANNUNZIO - La pioggia nel pineto
Der Regen im Pinienhain
Schweige. Auf der Schwelle
des Waldes höre ich
die menschlichen Worte nicht,
die du sagst. Aber ich höre
neue Worte;
die von weit entfernten Tropfen und Blättern erzählen.
Höre. Es regnet
aus zerrissenen Wolken.
Es regnet
auf salzige, trockene
Tamarisken,
Es regnet
auf die schuppigen und stacheligen Pinien;
Es regnet
auf die göttliche Myrthe,
auf die unzähligen Blüten des leuchtenden Ginsters,
auf Wacholder voller duftenden Beeren,
Es regnet
auf unsere waldesgleichen Gesichter,
Es regnet
auf unsere bloßen Hände,
auf unser leichtes Gewand,
auf die reinen Gedanken,
die den neuen Geist erwachen lassen,
auf das schöne Märchen,
das gestern dich verzauberte, das heute mich verzaubert.
Oh Ermione.
Hörst du? Der Regen fällt,
auf das verlassene Grün,
Mit einem endlosen, wechselnden Plätschern in der Luft,
je nachdem ob das Laub dichter ist
oder weniger dicht.
Höre. Es antwortet
auf den Regen der Gesang
der Zikaden,
die sich weder durch südliches Rauschen
noch durch den grauen Himmel
abschrecken lassen.
Und die Pinie
erklingt und die Myrte
erklingt anders und der Wacholder
wieder anders, verschiedene Instrumente
unter unzähligen Fingerschlägen.
Und verschlungen
sind wir im Waldgeist,
eines Baumes gleich lebend;
Und dein nasses Gesicht
gleicht einem von Regentropfen
bespicktem Blatt,
und deine Haare
verbreiten den Duft
leuchtendes Ginsters,
ich du Nymphe des Waldes,
die du den Namen Ermione trägst
Höre, höre. Der Ton
der luftigen Zikaden
wird nach und nach
dumpfer
unter heftigerem Regen;
aber ein Gesang mischt sich ein
der rauer ist
und von dort hinten kommt,
aus feuchten verborgenen Schatten.
Möchten Sie Italienisch lernen?
Dumpfer und schwächer werdend
verklingt er.
Nur eine Note
schwingt noch und verklingt,
blüht wieder auf, schwingt und verklingt.
Man hört das Rauschen der Wellen nicht.
Jetzt hört man auf allen Blättern
den silbernen Regen prasseln,
der wäscht,
und das Prasseln
das sich im dichter
oder weniger dichten Laub verändert.
Höre.
Die Tochter der Lüfte schweigt, die Tochter der Erde jedoch,
die Unke,
singt im entfernten Schatten!
Wo nur – wo?
Und der Regen fällt auf deine Wimpern,
Ermione!
Er benetzt deine schwarzen Wimpern,
als weintest du aus Freude;
einem Baum entsprungen scheinst du.
Und das ganze Leben in uns ist jung und frisch,
und das Herz wie eine unberührte Frucht,
deine Augen gleichen Quellen in der Wiese,
deine Zähne bitt’ren Mandeln.
Eng umschlungen oder gelöst
wandeln wir durch das Dickicht.
Fast umschlingt das kräft’ge Grün uns’re Knöchel,
rankt sich um uns’re Knie
wo nur – wo?
Es regnet
auf unsere waldesgleichen Gesichter,
es regnet auf unsere bloßen Hände,
auf unser leichtes Gewand,
auf die reinen Gedanken,
die den neuen Geist erwachen lassen,
auf das schöne Märchen,
das gestern dich verzauberte,
das heute mich verzaubert.
Oh Ermione.
Gedichte aus aller Welt
24.09.2021 um 14:22Marianne48 schrieb:Möchten Sie Italienisch lernen?Diese Zeile hat im D'Annunzio Gedicht nichts zu suchen .^^ Die kann weg!
Gedichte aus aller Welt
24.09.2021 um 14:56Und so ist die Darstellung schlussendlich richtig, mit den Abständen zwischen den Zeilen.
GABRIELE D'ANNUNZIO - La pioggia nel pineto
Der Regen im Pinienhain
Schweige. Auf der Schwelle
des Waldes höre ich
die menschlichen Worte nicht,
die du sagst. Aber ich höre
neue Worte;
die von weit entfernten Tropfen und Blättern erzählen.
Höre. Es regnet
aus zerrissenen Wolken.
Es regnet
auf salzige, trockene
Tamarisken,
Es regnet
auf die schuppigen und stacheligen Pinien;
Es regnet
auf die göttliche Myrthe,
auf die unzähligen Blüten des leuchtenden Ginsters,
auf Wacholder voller duftenden Beeren,
Es regnet
auf unsere waldesgleichen Gesichter,
Es regnet
auf unsere bloßen Hände,
auf unser leichtes Gewand,
auf die reinen Gedanken,
die den neuen Geist erwachen lassen,
auf das schöne Märchen,
das gestern dich verzauberte, das heute mich verzaubert.
Oh Ermione.
Hörst du? Der Regen fällt,
auf das verlassene Grün,
Mit einem endlosen, wechselnden Plätschern in der Luft,
je nachdem ob das Laub dichter ist
oder weniger dicht.
Höre. Es antwortet
auf den Regen der Gesang
der Zikaden,
die sich weder durch südliches Rauschen
noch durch den grauen Himmel
abschrecken lassen.
Und die Pinie
erklingt und die Myrte
erklingt anders und der Wacholder
wieder anders, verschiedene Instrumente
unter unzähligen Fingerschlägen.
Und verschlungen
sind wir im Waldgeist,
eines Baumes gleich lebend;
Und dein nasses Gesicht
gleicht einem von Regentropfen
bespicktem Blatt,
und deine Haare
verbreiten den Duft
leuchtendes Ginsters,
ich du Nymphe des Waldes,
die du den Namen Ermione trägst
Höre, höre. Der Ton
der luftigen Zikaden
wird nach und nach
dumpfer
unter heftigerem Regen;
aber ein Gesang mischt sich ein
der rauer ist
und von dort hinten kommt,
aus feuchten verborgenen Schatten.
Dumpfer und schwächer werdend
verklingt er.
Nur eine Note
schwingt noch und verklingt,
blüht wieder auf, schwingt und verklingt.
Man hört das Rauschen der Wellen nicht.
Jetzt hört man auf allen Blättern
den silbernen Regen prasseln,
der wäscht,
und das Prasseln
das sich im dichter
oder weniger dichten Laub verändert.
Höre.
Die Tochter der Lüfte schweigt, die Tochter der Erde jedoch,
die Unke,
singt im entfernten Schatten!
Wo nur – wo?
Und der Regen fällt auf deine Wimpern,
Ermione!
Er benetzt deine schwarzen Wimpern,
als weintest du aus Freude;
einem Baum entsprungen scheinst du.
Und das ganze Leben in uns ist jung und frisch,
und das Herz wie eine unberührte Frucht,
deine Augen gleichen Quellen in der Wiese,
deine Zähne bitt’ren Mandeln.
Eng umschlungen oder gelöst
wandeln wir durch das Dickicht.
Fast umschlingt das kräft’ge Grün uns’re Knöchel,
rankt sich um uns’re Knie
wo nur – wo?
Es regnet
auf unsere waldesgleichen Gesichter,
es regnet auf unsere bloßen Hände,
auf unser leichtes Gewand,
auf die reinen Gedanken,
die den neuen Geist erwachen lassen,
auf das schöne Märchen,
das gestern dich verzauberte,
das heute mich verzaubert.
Oh Ermione.
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24.09.2021 um 15:38Marianne48 schrieb:Aber da eine Bitte von mir um Löschung vermutlich zwecklos istMeinen Bitten um Löschung von Beiträgen, wenn ich Murx baue, wird immer nachgekommen.
Gedichte aus aller Welt
24.09.2021 um 16:24Narrenschiffer schrieb:Meinen Bitten um Löschung von Beiträgen, wenn ich Murx baue, wird immer nachgekommen.Das ist vermutlich bei allen anderen Mitgliedern auch so, jedenfalls habe ich noch nie was anderes gehört.
Ausser bei mir! Ich habe deswegen sogar einen Thread in der Rubrik "Allmystery" erstellt, das ist noch gar nicht so lange her.
:merle:
Gedichte aus aller Welt
25.09.2021 um 23:14Herbst
Auf einmal mußte ich singen ...
Und ich wußte nicht warum.
Doch abends weinte ich bitterlich.
Es stieg aus allen Dingen,
Ein Schmerz und der ging um –
Und legte sich auf mich.
Stürmische Wolkendepeschen
Erschrecken den Weltenraum;
Und die Beeren der Ebereschen
Die winzigen Monde am Baum.
Gedichte aus aller Welt
26.09.2021 um 09:49Mondscheinklage eines alten Herrn
Als ich noch viele Haare hatte,
Da waren mir die Mädchen hold,
Und manche Muntre, manche Matte
Hat mir die Kringel aufgerollt,
Als ich noch viele Haare hatte.
Und manche Muntre, manche Matte
War meiner frechen Jugend gut.
Er bebte der betrogne Gatte,
Die Mutter bebt' um ihre Brut,
Als ich noch viele Haare hatte.
Es bebte der betrogne Gatte,
Jetzt gibt er mir sein Weib in Hut.
Denn bei dem Glanzlicht meiner Platte
Vergißt das süße junge Blut,
Daß ich einst viele Haare hatte.
Das treue Glanzlicht meiner Platte
Schützt euer Schifflein vor Gefahr.
Und streichl' ich euch die Haut, die glatte,
Fragt ihr zerstreut, wie's früher war,
Als ich noch viele Haare hatte.
Gedichte aus aller Welt
26.09.2021 um 10:17Marianne48 schrieb:Er bebte der betrogne Gatte,Das müsste doch sicher "es bebte" heissen!
Herrgott nochmal! Ich muss mir endlich angewöhnen, die Gedichte durchzulesen, BEVOR ich sie abschicke, nicht erst
nachher! ^^
Gedichte aus aller Welt
26.09.2021 um 10:21Die muntre Mörderin
Kennt ihr die schwarze Annelie?
Ach, seit ich die, ach, seit ich die
Zum erstenmal gesehen,
Wenn ich nur ihre Nähe fühl,
Dann wird mir schwül, dann wird mir schwül,
Kann kaum mehr aufrecht stehen.
In jeder Woche nur zweimal
Seh ich sie in dem Tanzlokal,
Sie wird so streng gehalten
Von ihrem Alten.
Mein Mann, der ist ein guter Mann,
Wenn ich ihn auch nicht ausstehn kann,
Er geht mir auf die Nerven.
Und wenn er mit mir zärtlich tut,
Die Qual, die Qual in meinem Blut,
Die kann er nur verschärfen.
In jeder Woche nur zweimal
Werd ich erlöst von meiner Qual
Im Tanz mit meiner Kleinen. --
Es ist zum Weinen.
Ich glaub', es wird das Beste sein,
Ich geb dem guten Mann was ein,
Was Saures in die Suppe.
Er ruht von seinen Leiden aus,
Und ich nehm ganz zu mir ins Haus
Die süße schwarze Puppe.
Nicht in der Woche nur zweimal,
Nicht immer nur im Tanzlokal,
Nein stets im Tête-à-tête
Von früh bis späte.
Und kommts heraus, was ich gemacht,
Daß meinen Mann ich umgebracht,
Dann wird man mir vergeben.
Die guten Richter sehn es ein,
Man kann nun mal nicht anders sein
Als man veranlagt eben.
Laßt mich zu meiner Annelie!
Ich kann nicht leben ohne sie!
Die ich im Herzen fühle
So schwül, so schwüle!
Gedichte aus aller Welt
28.09.2021 um 08:04JOACHIM RINGELNATZ
Im Park
Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen Baum
still und verklärt wie im Traum.
Das war des Nachts elf Uhr zwei.
Und dann kam ich um vier
Morgens wieder vorbei.
Und da träumte noch immer das Tier.
Nun schlich ich mich leise - ich atmete kaum -
gegen den Wind an den Baum,
und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips.
Und da war es aus Gips.
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Gedichte aus aller Welt
30.09.2021 um 22:47Abschied
Lass mir deinen Rosenmund
noch für einen Kuss.
Draußen weiß ein ferner Hund,
daß ich weiter muss.
Lass mir deinen hellen Schoß
noch für ein Gebet.
Mach mich aller Schmerzen los!
- horch, der Seewind weht.
Lass mir noch dein weiches Haar
schnell für diesen Traum:
Dass dein Lieben Liebe war -
lass mir diesen Traum!
Gedichte aus aller Welt
30.09.2021 um 22:53Liebeslied
Weil nun die Nacht kommt,
bleib ich bei dir.
Was ich dir sein kann,
gebe ich dir!
Frage mich niemals:
woher und wohin -
nimm meine Liebe,
nimm mich ganz hin!
Sei eine Nacht lang
zärtlich zu mir.
Denn eine Nacht nur
bleib ich bei dir.
Gedichte aus aller Welt
01.10.2021 um 11:01O lieb‘, solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Und sorge, dass dein Herz glüht
Und Liebe hegt und Liebe trägt,
Solang ihm noch ein anderes Herz
In Liebe warm entgegenschlägt!
Und wer dir seine Brust erschließt,
O tu ihm, was du kannst, zulieb'!
Und mach' ihm jede Stunde froh,
Und mach ihm keine Stunde trüb!
Und hüte deine Zunge wohl,
Bald ist ein böses Wort gesagt!
O Gott, es war nicht bös gemeint, –
Der andre aber geht und klagt.
O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Dann kniest du nieder an der Gruft
Und birgst die Augen, trüb und naß,
– Sie sehn den andern nimmermehr –
Ins lange, feuchte Kirchhofsgras.
Und sprichst: O schau' auf mich herab,
Der hier an deinem Grabe weint!
Vergib, dass ich gekränkt dich hab'!
O Gott, es war nicht bös gemeint!
Er aber sieht und hört dich nicht,
Kommt nicht, dass du ihn froh umfängst;
Der Mund, der oft dich küßte, spricht
Nie wieder: Ich vergab dir längst!
Er tat's, vergab dir lange schon,
Doch manche heiße Träne field
Um dich und um dein herbes Wort –
Doch noch – er ruht, er ist am Ziel!
O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Mehr dazu -----> Was schaut ihr gerade auf Youtube? (Seite 241) Um 10:52
Gedichte aus aller Welt
04.10.2021 um 01:19Es ist Nacht
Es ist Nacht,
und mein Herz kommt zu dir,
hält's nicht aus,
hält's nicht aus mehr bei mir.
Legt sich dir auf die Brust,
wie ein Stein,
sinkt hinein,
zu dem deinen hinein.
Dort erst,
dort erst kommt es zur Ruh,
liegt am Grund
seines ewigen Du.
Gedichte aus aller Welt
05.10.2021 um 16:11Reise
Da du sonst rassistisch wirst
Und am Ende glaubst dass deine Hautfarbe die einzig richtige ist
Dass deine Sprache die romantischste ist
Dass du der erste warst im Erster sein.
Reise
Denn wenn du nicht reist werden deine Gedanken nicht gestärkt
Dann lassen sie sich nicht mit Ideen füllen.
Träume werden mit zerbrechlichen Beinen geboren,
Und dann glaubst du an Fernseher
Und an diejenigen, die Feinde erfinden die perfekt zu deinen Albträumen passen
Um dich in Angst und Schrecken leben zu lassen
Ohne dich zu grüssen
Ohne Danke
Ohne Bitte
Ohne sich zu zeigen
Reise
Denn Reisen lehrt, allen guten Morgen zu wünschen
Egal von welcher Sonne wir kommen
Denn Reisen lehrt, allen gute Nacht zu wünschen
Ungeachtet der Dunkelheit, die wir in uns tragen.
Reise
Denn Reisen lehrt dich zu widerstehen, nicht abhängig zu werden
Andere nicht nur so zu akzeptieren wie sie sind,
Sondern auch dafür, wie sie nie sein werden.
Um zu wissen, wozu wir fähig sind,
Um sich Teil einer Familie zu fühlen
Jenseits der Grenzen, jenseits der Schranken,
Jenseits von Traditionen und Kultur.
Reisen lehrt uns, darüber hinaus zu sein.
Reise
Sonst glaubst du am Ende, nur für eine Aussicht gemacht zu sein
Und stattdessen gibt es doch noch wundervolle Landschaften, die du besuchen kannst.
Viaggiate - Gio Evan
Viaggiate
che sennò poi diventate razzisti
e finite per credere
che la vostra pelle è l’unica
ad avere ragione,
che la vostra lingua
è la più romantica
e che siete stati i primi
ad essere i primi
Viaggiate
che se non viaggiate poi
non vi si fortificano i pensieri
non vi riempite di idee
vi nascono sogni con le gambe fragili
e poi finite per credere alle televisioni
e a quelli che inventano nemici
che calzano a pennello con i vostri incubi
per farvi vivere di terrore
senza più saluti
né grazie
né prego
né si figuri
Viaggiate
che viaggiare insegna
a dare il buongiorno a tutti
a prescindere
da quale sole proveniamo,
che viaggiare insegna
a dare la buonanotte a tutti
a prescindere
dalle tenebre che ci portiamo dentro
Viaggiate
che viaggiare insegna a resistere
a non dipendere
ad accettare gli altri non solo per quello che sono
ma anche per quello che non potranno mai essere,
a conoscere di cosa siamo capaci
a sentirsi parte di una famiglia
oltre frontiere, oltre confini,
oltre tradizioni e cultura,
viaggiare insegna a essere oltre
Viaggiate
che sennò poi finite per credere
che siete fatti solo per un panorama
e invece dentro voi
esistono paesaggi meravigliosi
ancora da visitare.
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05.10.2021 um 16:47Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen,
Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben,
Und alle Menschen gehen ihre Wege.
Und süße Früchte werden aus den herben
Und fallen nachts wie tote Vögel nieder
Und liegen wenig Tage und verderben.
Und immer weht der Wind, und immer wieder
Vernehmen wir und reden viele Worte
Und spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.
Und Straßen laufen durch das Gras, und Orte
Sind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen,
Und drohende, und totenhaft verdorrte ...
Wozu sind diese aufgebaut? und gleichen
Einander nie? und sind unzählig viele?
Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen?
Was frommt das alles uns und diese Spiele,
Die wir doch groß und ewig einsam sind
Und wandernd nimmer suchen irgend Ziele?
Was frommts, dergleichen viel gesehen haben?
Und dennoch sagt der viel, der "Abend" sagt,
Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt
Wie schwerer Honig aus den hohlen Waben.
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06.10.2021 um 20:34HUGO BALL (1886 - 1927)
Abschied
Sag mir, daß du dich im Föhnwind sehnst
Und daß du trauern würdest,
Wenn ich ginge.
Sag mir, daß diese Tage schön sind
Und daß du weinen wirst,
Wenn ich nicht singe.
Sag mir, daß du dem Leben gut bist.
Sag meiner Stimme, daß sie nie verwehe ...
Sag, daß du heiter und voll frohen Muts bist,
Auch wenn ich lange Zeit dich nicht mehr sehe ...
Sag mir, daß ich ein töricht Kind bin,
Und streichle mich, wie eine junge Meise.
Sag mir, daß ich zu dir zurückfind,
Auch wenn die Nächte dunkel sind,
Durch die ich reise ...
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06.10.2021 um 22:18Epitaph (Für mich selbst)
Der gute Mann, den wir zu Grabe tragen,
Sieht wächsern aus und scheint erstarrt zu sein;
Doch war er so verliebt in allen Schein,
Daß man sich hüten muß, ihn totzusagen.
Er liebte es in allen Lebenslagen
Dem Unerhörten nur Gehör zu leihn.
Umgeben so von hundert Fabulein
Kann man nur zögernd ihm zu glauben wagen.
Drum wenn auch jetzt sein schmaler Maskenmund
Geschlossen liegt und nicht mehr sprechen mag:
Er lauscht vielleicht nur in den Schöpfergrund…
Und steht dann wieder auf wie jeden Tag.
Laßt ihn getrost bei seinem Leichenspiele.
Er lächelt schon… und wir sind kaum am Ziele…
Ludwig Harig: Zu Hugo Balls Gedicht Epitaph