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7.359 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bücher, Lesen, Literatur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

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02.12.2024 um 16:51
Zitat von lapis_lazulilapis_lazuli schrieb:dazu kann ich echt die Verfilmung mit Bjarne Mädel empfehlen, falls du sie noch nicht gesehen hast.
Nope, wie gesagt, die sind noch auf meiner Watchlist.
Ich hoffe, ich kann sie kommendes Wochenende gucken.


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05.12.2024 um 17:10
Von Arno Strobel

Der Trackt

Etwas verwirrend, aber das sind die Strobel - Thriller am Anfang immer


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07.12.2024 um 13:22
Ursula Poznanski - Saeculum

Poznanski-Saeculum

Dieser 2011 veröffentlichte Thriller der österreichischen Star-Autorin Ursula Poznanski wurde von Presse und Fachwelt gefeiert, und mich haut er nicht um. Auf dem Reißbrett wurde ein Thriller nach dem Muster von Blair Witch gestaltet.

Eine 15-köpfige Gruppe von jungen Menschen um die 20 aus Köln fahren mit der Mittelalter-Rollenspielgruppe Saeculum in ein naturbelassenes Waldstück bei dem niederösterreichischen Ort Wieselburg, um eine fünftägige Konvention abzuhalten, bei der nur mittelalterliche Gegenstände zugelassen sind. Auch moderne Medikamente sind verboten. Es geschieht Eigenartiges, Leute verschwinden, der Gruppenneuling Bastian (Sohn eines berühmten Chirurgen und strebsamer Medizinstudent) wird langsam zum Ziel, da der Organisator Paul sein von dem gemeinsamen Vater verleugnete Halbbruder ist. Als die Gruppe in einem Burgkeller mit einer Gruft, wohin sie wegen eines Gewitters geflohen sind, durch einen Felssturz eingesperrt ist, wollen etwa 10 esoterisch Durchgeknallte der Gruppe auf Basis einer Ortssage, laut der ein Bastard des Burgherrn einen Fluch ausgesprochen hat, der nur durch den Tod eines rechtmäßigen und reichen Erbsohnes aufgehoben werden kann, Bastian töten. Doch Paul (wie Bastian ein Muskelpaket) schützt ihn und sperrt ihn in ein schwer zugängliches Verlies, wo Bastian verdursten und verhungern soll. Und siehe da, plötzlich findet die Gruppe einen andern Weg ins Freie.

Am Ende löst Poznanski die mysteriösen Ereignisse auf. Paul, der ein Jahr lang geplant hat, um seinen Halbbruder Bastian in diese Falle zu locken, holt seinen Vater zum Verlies, um die ausständigen Alimente zu erpressen. Und nicht nur das, der um seinen Ruf besorgte Chirurg lässt auch einen Hubschrauber einfliegen, um einen Schwerverletzten in ein Krankenhaus zu fliegen.

Nebenhandlung: Die 17-jährige Harfinistin Iris wird von ihrem rothaarigen psychopathischen Exfreund Simon gestalkt, der sich rächen will, weil sie von ihm davongelaufen ist, und Paul hat ihn als "Mann fürs Grobe" für diese Konvention angeheuert. Warum ihn, wird nicht erklärt. Als er Iris gewaltsam zwingen will, mit ihm wegzugehen, fügt ihm Bastian, der in Iris eine Seelenverwandte sieht, eine schwere Beinwunde mit einem in der Gruft rumliegenden Schwert zu. Da Simon im Krankenhaus eine Pflegerin attackiert, wird er in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Die Geschichte von dem Burgkeller mit der Gruft glaubt ihm kein Mensch. Welche Story der Chirurg seinen Kollegen aufgetischt hat, bleibt im Dunkeln.

Ein Spannungsbogen wie nach Literaturwerkstattlehrbuch ist vorhanden, doch die Charakere bleiben eindimensional und die Geschichte ist sowas von konstruiert, dass bei mir nie Spannung aufgekommen ist. Allesamt waren die Teilnehmer:innen sowas von durchgedreht und unsympathisch. Dazu kommt, dass die deutsche Gruppe einen Naturwald in Österreich vollkackt, sodass beinahe Freude aufkam, wenn der nächsten Person was passiert ist.

Erhellend über den Literaturbetrieb sind die Dankesworte von Poznanski am Ende des Buchs:
Ich danke ... meiner Agentur, der AVA international - namentlich Roman Hocke und Dr. Uwe Neumahr, die aus dem Bummelzug meiner Autorenlaufbahn einen ICE gemacht haben
Da steht wohl im Hintergrund eine Maschinerie, welche nun seit über einem Jahrzehnt das Phänomen Poznanski vorantreibt. Ein Thriller mit aktuellen Themen nach dem anderen. Und talentiert ist sie ja.

Wobei mir einfällt, ab nächstem Jahr wollen Verlage Manuskripte von einer KI prüfen lassen, ob sie ein Verkaufsschlager werden können. Ob wir dann viel Poznanski-Style AKA Poznanski-Epigonen bekommen?


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10.12.2024 um 15:40
Ich lese gerade den Hobbit. Eigentlich wollte ich mich an den Herr der Ringe heranwagen (als mein zweites Buch, seitdem ich angefangen hab zu lesen) aber, wie gesagt, der Hobbit wurde an mich herangetragen.

Das Buch ist gut geschrieben bzw. gut übersetzt. ABER: Ich bin jetzt in den letzten zügen. Ich finde die Geschichte schlecht. Die Darstellung der Zwerge ist richtig mies! Die tragen nix nützliches zu dieser Unternehmung bei. Sie haben sich ohne Plan in dieses Abenteuer gestürzt und sie müssen sich immer nur von anderen aus der Klemme helfen lassen.

Wenn nicht am Ende heraus kommt, das Gandalf irgendwie vorausgesehen hat, das die Geschichte genauso verläuft, wie sie verläuft oder es einen anderen Twist gibt, kann ich nicht anders, als zu sagen, das dieses Buch schlecht ist.

Der Hobbit sollte bei mir die Vorfreude auf der Herr der Ringe steigen. Bewirken tut es das Gegenteil.

Diese Geschichte wirkt nicht, als sei sie von einem Meister (zu dem Tolkin erhoben wird) geschrieben worden.


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11.12.2024 um 22:22
Bin nun durch mit dem Hobbit.
Ja, das Buch war schön zu lesen. Die Beschreibungen erzeugten so manch schöne Bilder.

ABER ich bleib dabei. Die Geschichte hat ein wackliges Fundament. Und alles mit Schicksal zu erklären, ist doch sehr schwach. ... oder, ich erwische mich gerade selber, wie ich mache Situation anders bewerte, wenn man davon ausgeht, das Gandalf einfach der Überkrasse Typ ist, der, wenn es brenzlig geworden wäre, das Abenteuer noch gerettet hätte.

SpoilerDas Bilbo den Ring findet, war kompletter Zufall. Wie wäre die Geschichte weitergegangen? Mal angenommen. Es wäre nicht viel anders abgelaufen und sie hätten den Düsterwald überlebt. Gandalf hat das alles geplant. Er wusste um die Gier der Zwerge. Und er kannte das Gemüt der Hobbits. Da war immer noch ein Drache im Berg. Hat Gandalf Bilbo dem Drachen zum fraß vorgeworfen? Er konnte doch nicht wissen, wie Smaug auf den sichtbaren Bilbo reagieren würde.

Bilbo konnte dank des Rings die Schwachstelle des Drachen herausfinden, weil er ihn so lange bequatscht hatte. Wäre Bilbo ohne den Ring tatsächlich wieder Lebend aus dem Hort heraus gekommen?

Und aus Sicht der Zwerge. Was war deren Plan? Offenbar sich irgendwie zum Einsamen Berg durchschlagen und dann? Nachschauen, ob der Drache noch da ist? Falls ja, wieder gehen? Die Zwerge hatten tatsächlich schnell eingesehen, als Bilbo bemerkte, das es unmöglich war, den Schatz unter dem Drachen davonzutragen.


Ich hätte einiges anders gelöst:
- Die Zwerge hätten einen besseren Plan haben müssen.
- Es hätte nicht Zufall sein dürfen, das Bilbo den Ring bekommt.
- Darstellung der Zwerge hätte kompetenter wirken können.
- Bilbo hätte schon bei den Trollen eine wichtigere Rolle spielen können.


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12.12.2024 um 06:06
"The Stand" von Stephen King.

Bisher sehr langatmig. Wirklich.
Aber dafür eine hervorragende Einschlafhilfe.


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13.12.2024 um 14:09
Karl May - Winnetou 1

May-Winnetou1

1893 erschien die Winnetou-Trilogie von Karl May, der deutsche Kolonialismus steckte noch in seinen Kinderschuhen und so war es ein Leichtes, nicht nur das genozidale Verhalten der anglo-irischen Weißen in den USA anzuprangern, sondern auch einen deutschen Übermenschen (heute heißt es wohl: Superhelden) mit dem Vornamen Karl zum Protagonisten eines Abenteuerromans zu erheben.

Karl hängt seinen Job als Hauslehrer an den Nagel und zieht als Landvermesser für eine Eisenbahnfirma in das Land der Apachen, welche die Eisenbahn ablehnen. Die Eisenbahntruppe ist wild und Sam Hawkens, ein drolliger alter Mann, wird zu Karls Lehrer, wie sich im Westen das Zusammenleben gestaltet. Karl ist wohl einer, den man heute in gewissen Kreisen "Ehrenmann" nennen würde: er gebietet Respekt und wer diesen nicht zollt, der bekommt mit der Faust eine auf die Schläfe, sodass er KO geht. Old Shatterhand (Alte Schmetterhand) daher sein Kampfname (Spitzname). Auch für sich selbst beansprucht er Treue, Loyalität und Vertragstreue. Und dies ermöglicht es ihm auch, Kontakt zu Apachen-Häuptlingen aufzunehmen, deren Ehrenkodex sehr ähnlich ist.

Den Kontakt zu den Apachen eröffnet ein anderer Deutscher, der bei den Apachen als Lehrer lebt (sie selber sind halt noch nicht so entwickelt, wie May immer wieder schreibt). Dessen angenommener Name ist Klekih-petra und bereut seine Zeit in Deutschland als Freigeist und Revolutionär. Als ehemaliger Propagandist hält er sich für schuldig am Tod der Revolutionäre von 1848, die aufgrund seiner Reden und Schriften in den Kampf gezogen sind.
Ich war ein Dieb, denn ich habe viel, ach so viel gestohlen! Und das waren kostbare Güter! Und ich war ein Mörder. Wie viele, viele Seelen habe ich gemordet! Ich war Lehrer an einer höheren Schule; wo, das zu sagen, ist nicht nötig. Mein größter Stolz bestand darin, Freigeist zu sein, Gott abgesetzt zu haben, bis auf das Tüpfel nachweisen zu können, daß der Glaube an Gott ein Unsinn ist. Ich war ein guter Redner und riß meine Hörer hin. Das Unkraut, welches ich mit vollen Händen ausstreute, ging fröhlich auf, kein Körnchen ging verloren. Da war ich der Massendieb, der Massenräuber, der den Glauben an und das Vertrauen zu Gott in ihnen tötete. Dann kam die Zeit der Revolution. Wer keinen Gott anerkennt, dem ist auch kein König, keine Obrigkeit heilig. Ich trat öffentlich als Führer der Unzufriedenen auf; sie tranken mir die Worte förmlich von den Lippen, das berauschende Gift, welches ich freilich für heilsame Arznei hielt; sie stürmten in Scharen zusammen und griffen zu den Waffen. Wie viele, viele fielen im Kampf! Ich war ihr Mörder, und nicht etwa der Mörder dieser allein. Andere starben später hinter Kerkermauern. Auf mich wurde natürlich mit allem Fleiß gefahndet; ich entkam.
Nun lebt Klekih-petra tiefreligiös bei den Apachen.

Karl selbst ist nicht nur der Mann mit der Schmetterfaust, sondern ein Wunderwuzzi sondergleichen.
Der Kerl hat eine Kraft wie ein Büffel, Muskeln wie ein Mustang, Flechsen und Sehnen wie ein Hirsch, ein Auge wie ein Falke, Gehör wie eine Maus, und so ein fünf oder sechs Pfund Gehirn im Kopf, wenn man nach seiner Stirn geht. Er schießt wie ein Alter, reitet wie der Geist der Savanne und geht, trotzdem er noch keinen gesehen hat, auf den Büffel und auf den Grizzly los, als ob er es mit Meerschweinchen zu tun hätte.
Also: Er ist intelligent, stark, flink, ein guter Schütze, mit besten Sinnen ausgestattet. Im Genpool hat er den Jackpot gewonnen.

Wie kaltblütig Karl handeln kann, ist in einem Duell zwischen ihm und dem Häuptling der Kiowa nachzulesen: Der Superschütze zerschießt beide Knie seines Kontrahenten. Wenn es jedoch um einen Weißen geht, so erbittet er den Gnadentod anstelle des Martertods für den Mörder von Klekih-petra.

In verschiedenen Abenteuerepisoden kommen sich Winnetou und Old Shatterhand näher, sie verbindet der ähnliche Ehrenkodex, auch wenn sie sich zeitweise als Gegner gegenüberstehen, und schließlich werden sie Blutsbrüder. Während einer schweren Verletzung, die ihm Winnetou im Kampf zufügt, als er dessen Vater niedergeschlagen hat, wird er in einem Pueblo von der Schwester Winnetous, Nscho-tschi, gepflegt und nähert sich den Apachen wieder an, da sie dessen Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit wie auch Tapferkeit erkennen.

Nscho-tschi möchte in einer weißen Stadt leben, um die Gebräuche der weißen Frauen anzunehmen, um Karl heiraten zu können. Doch auf dem Weg in die Stadt werden sie und der Vater von Goldräubern ermordet. May findet wohl keinen Weg, die beiden zusammenführen zu können. Er lässt Karl einmal äußern, dass er keine Nicht-Christin zur Frau haben könne.

Aber es sind die Frauen, welche das stockkonservative Menschenbild Mays durchbrechen und auch seine Bewunderung für die indigene Kultur zum Wanken bringt. Winnetou beklagt die Kaltherzigkeit der weißen Frauen, die an Männervergnügen wie Pferderennen teilnehmen und als Sklaventreiberinnen ihre Sklaven auspeitschen. Entgegengehalten wird, dass die Frauen der Apachen - wie bei allen Indigenen Nordamerikas - die Frauen nicht am gemeinsamen Mahl teilnehmen, jedoch zu härtesten Arbeiten herangezogen werden, während die Männer sich ausschließlich der Jagd und dem Kampf widmeten.

Am Ende trennen sich die Wege Old Shatterhands und Winnetous. Letzterer jagt den Mörder seines Vaters und seiner Schwester, ersterer zieht mit dem von den Kiowas befreiten Sam Hawkens von dannen.


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20.12.2024 um 14:14
Michael Ende - Die unendliche Geschichte

Ende-unendlich

Eigentlich ist das die Geschichte eines Zehnjährigen mit Allmachtsphantasien.

Der kleine, dicke, unsportliche Bastian Balthasar Bux stiehlt in einem Antiquariat ein Buch und sperrt sich in einer Dachkammer seiner Schule ein, um anstatt zum Unterricht zu gehen, in diesem Buch zu lesen, in dem das Land Phantásien beginnt, sich im Nichts aufzulösen. Die im Nichts verschwindenden Teile würden in der Menschenwelt nicht als Phantasie, sondern als Lüge weiterexistieren. Nur ein Mensch könnte Phantásien retten, und dieser sei Bastian. So wird er von dem ebenfalls zehnjährigen Boten Atréju nach Phantasien geholt. Dort bekommt er das Machtamulett der schwerkranken Kindlichen Kaiserin, der er einen neuen Namen geben muss, damit sie gesundet und Phantásien wieder leben kann. Bastian tauft sie Mondenkind. Ab diesem Zeitpunkt entsteht aus den Wünschen von Bastian eine neue Welt, zum Teil wie aus einem Horrortrip. Von einem Wunsch taumelt er zum nächsten, muss kämpfen, trifft auf wunderliche Welten und Fabelgestalten. Er muss ein Wasser erreichen, mit dem er wieder in seine reale Welt kann, dabei ist es wie eine Quest in spätmittelalterlichen Romanen, die nicht mehr durch ein Ziel zusammengehalten wird, sondern die einfach um der Action willen mäandert. Beinahe ist man froh, als Bastian es schließlich zurück in die reale Welt schafft. In die Dachkammer der Schule. Dort ist ein Tag vergangen und schulfrei, dennoch schafft er es, sich zu befreien. Sein Vater ist froh und hört ganz gespannt die Geschichte, die Bastian ihm erzählt. Und Bastian dürfte froh sein, dass im geglaubt wird und er nicht in die nächste Irrenanstalt gebracht wird.

Ganz dick trägt Ende mit Rollenklischees auf. Als Bastian sich in Phantásien in den Goldaugen der Kindlichen Kaiserin gespiegelt sieht, ist er nicht mehr klein, dick und krummbeinig, sondern er sieht das:
Es war ein Knabe, etwa in seinem Alter, doch war er schlank und von wunderbarer Schönheit. Seine Haltung war stolz und aufrecht, sein Gesicht edel, schmal und männlich. Er sah aus wie ein junger Prinz aus dem Morgenland. Sein Turban war aus blauer Seide, ebenso die silberbestickte Jacke, die er trug und die bis zu den Knien reichte. Seine Beine steckten in hohen, roten Stiefeln aus feinem, weichen Leder, deren Spitzen waren aufgebogen. Auf seinem Rücken hing von den Schultern bis zum Boden ein silberglitzernder Mantel nieder, der einen hoch aufgestellten Kragen hatte. Das schönste an diesem Jungen waren seine Hände, die feingliedrig und vornehm und doch zugleich ungewöhnlich kräftig wirkten.
Und er "genoss es, schön zu sein". Außerdem ist er "stark" und "abgehärtet", "schwindelfrei" mit "eiserne[n] Nerven" sowie willensstark.
In ihm war ein Wille von so eiserner Härte erwacht, daß weder Müdigkeit noch Entbehrung ihn bezwingen konnte. ... Seine Zähigkeit und Härte erfüllten ihn mit Stolz. ... Zu all den Gaben, die er seit seiner Begegnung mit Mondenkind empfangen hatte, war nun auch noch der Mut gekommen.
Ganz ehrlich, das klingt nach einer Beschreibung des Idealbilds eines deutschen Jungen aus der NS-Zeit.

Zum Schluss ist er der Große Wissende, der ganze Bibliotheken vollgeschrieben hat.

Zu dieser Charakterisierung kommt auch noch der Wille. Das Emblem der kindlichen Kaiserin enthält diesen egomanischen Spruch:

TU WAS DU WILLST

Es ist nicht nur das Lustprinzip, das ihn treiben soll, sein Wille soll wahr werden. Der Wille des Einzelnen, in diesem Fall eines Zehnjährigen, soll eine Welt schaffen, egal ob gut oder böse. Und so verhält er sich auch. Als er mit Atréju uneins wird, schreit er ihn an:
Halt den Mund und laß mich in Ruhe! Wenn es euch beiden nicht paßt, was ich tue und wie ich bin, dann geht doch eurer Wege! Ich halte euch nicht! Geht, wohin ihr wollt! Ich bin euch leid!
Als Bastian nach einem gescheiterten Putschverusch - er wollte die Herrschaft der Kindlichen Kaiserin an sich reißen - in die Alte Kaiser Stadt kommt, wird er mit seinesgleichen konfrontiert, die ebenso das Emblem der Kaiserin getragen und Allmachtwünsche hatten:
Dann sah Bastian die Bewohner. Es waren Männer, Frauen und Kinder. Der Gestalt nach schienen sie gewöhnliche Menschen, doch ihre Kleidung sah aus, als seien sie allesamt närrisch geworden und könnten nicht mehr unterscheiden zwischen Dingen, die zum Anziehen, und Gegenständen, die zu anderem Zwecke dienten. Auf den Köpfen trugen sie Lampenschirme, Sandeimerchen, Suppenschüsseln, Papierkörbe, Tüten oder Schachteln. Und um ihre Leiber hingen Tischtücher, Teppiche, große Stücke Silberpapier oder sogar Tonnen. Viele zogen oder schoben Handkarren und Wagen herum, auf denen alles mögliche Gerümpel aufgestapelt war, zerbrochene Lampen, Matratzen, Geschirr, Lumpen und Flitterkram. Andere wieder schleppten ähnlichen Plunder in riesigen Ballen auf dem Rücken herum. Je tiefer Bastian in die Stadt hinunterging, desto dichter wurde das Gewimmel. Doch schien keiner der Leute recht zu wissen, wohin er wollte. Mehrmals beobachtete Bastian, daß einer seinen Karren, den er mühsam in die eine Richtung gezogen hatte, nach kurzer Zeit schon wieder in die entgegengesetzte Richtung zerrte, um wenig später abermals eine neue Richtung einzuschlagen. Aber alle waren fieberhaft tätig.
Um zurückzukehren muss er seine Werte umwerten:
Was er gehofft hatte, war sein Verderben, und was er gehaßt hatte, seine Rettung.
Vom Änderhaus kommt er ins Bergwerk der Bilder, wo abgelegte Traumbilder im Felsen eingemauert sind. Er muss in der Finsternis ein Bild finden, das ihn berührt. Er findet dieses Bild, es zeigt einen Mann in einem Eisblock, der ein Gebiss in der Hand trägt. Er beginnt nun alles zu vergessen, und als er alles vergessen hat und nicht mal mehr weiß, wer er selbst ist, kann er durch einen Springbrunnen mit dem Wasser des Lebens zurück in die reale Welt. Er hat wieder seine alte Gestalt. Und vergessen hat er nichts. Er erzählt seine Geschichte ja ausführlich seinem Vater.


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20.12.2024 um 22:37
Nelly Möhle - Geheimnisse sind blau

Moehle-Geheimnisse

2019 erschien dieser erste Band der Reihe Der Zaubergarten von Nelly Möhle. Zwei neunjährige Mädchen entdecken im abgeschotteten Garten des mysteriösen Nachbarn von Tilda Blumen mit magischen Eigenschaften, als sie sich einschleichen. Tilda stiehlt eine, und wenn man an ihr schnüffelt, macht sie eine zeitlang unsichtbar. Bei ihren Einbrüchen finden sie heraus, dass andere Blumen einen fliegen oder zu Zwergen schrumpfen lassen. Der Nachbar, Konrad Bovist, schützt zwar den Garten durch hohe Mauern und einen Hund, die Mädchen sind mutig und schließlich freunden sie sich mit Herrn Bovist, einem 80-Jährigen an. Das Geheimnis der Blumen wird in der Familie weitergegeben und er verkehrt mit einem "Kreis" anderer, die auch dieses Geheimnis kennen. Da er kinderlos ist, will er sein Wissen an einen jungen, jedoch sehr egoistischen Mann aus diesem "Kreis" weitergeben, aber nach einigen Gesprächen findet er die beiden Mädchen als würdigere Erbinnen.

Netter Kinderroman mit Cliffhanger, aber die Drogenblumen sind schon etwas schräg.

Etwas aufgesetzt wirkt die Erzählung, dass Bovists Familie aus ihrem Heimatland hat fliehen müssen, da sie wegen Hexerei verfolgt worden ist, und gleichzeitig in der neuen Stadt bedroht worden ist, weswegen eine große Mauer um das Grundstück errichtet worden ist und Konrad Bovist sein Leben lang menschenscheu gelebt hat.


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21.12.2024 um 11:57
Ursula Poznanski - Die Burg

Poznanski-Burg

Dieser neueste Erwachsenen-Thriller der Erfolgsschriftstellerin Ursula Poznanski thematisiert den Einsatz von KIs in realen Spielewelten und ist formal ganz eng an die Dramaturgie von Katastrophenfilmen aus den 1970er Jahren gestaltet. Er erinnert durchaus an den Film Westworld von Michael Crichton.

Zu Beginn treffen sich fünf zusammengewürfelte Leute, die in den unterirdischen Gewölben einer Burg gemeinsam mit dem superreichen Besitzer der Burg und Gestalter der Freizeiteinrichtung (Nevio) sowie dem Programmierer Jannek den letzten vierstündigen Testlauf für ein Escape-Room-Spektakel absolvieren sollen. Wände und Einrichtungsgegenstände sind mit LED-Lampen ausgestattet, die wie Bildschirme jegliches Szenario inklusive Spielfiguren darstellen können und von einer KI namens KIsmet gesteuert sind. Den einzigen Eingriff in die reale Welt, den die KI durchführen kann, ist das Öffnen und Schließen der Türen und Tore, aber auch - wie sich herausstellt - in die Elektrizitätsversorgung wie die Telefoninfrastruktur der Burg selbst. Am Ende des Romans gibt es zwei Tote und mehrere Schwerverletzte.

Das Spielsetting ist, dass durch Lösung von Rätseln ein Tor nach dem anderen geöffnet werden muss, bis die Gruppe wieder im Freien ist. Es wird eine Zeitbegrenzung von vier Stunden gesetzt und ein Sicherheitspasswort ermöglicht den sofortigen Stopp des Spiels in einem Notfall. Spielauftrag ist, einen mörderischen Burgherrn eines Verbrechens zu überführen und Verräter einer gerechten Strafe zuzuführen.

Während des Spiels werden Horrorszenarien geboten, die KI knöpft sich jedes Gruppenmitglied einzeln vor, von dem es Intimstes aus ihren Postings in sozialen Netzwerken kennt, nur einzeln dürfen Räume verlassen werden, wobei sie dann in einer dunklen Welt in die Irre geführt werden und mittels eingebauten technischen Installationen heftigen klimatischen Bedingungen (Sturm, Regen, Kälte) ausgesetzt werden. Nach vier Stunden endet das Spiel nicht, die Türen gehen nicht auf und die KI meint nur lapidarisch, das Spiel sei nicht beendet. Selbst als ein älterer Historiker an einem Herzinfarkt stirbt, funktioniert das Sicherheitslosungswort nicht. Währenddessen werden den Technikern im Kontrollraum idyllische Bilder aus den Gewölben vorgespielt, die jedoch durch Fehler im Detail (falsche Uhrzeit) als Nicht-Live-Bilder aufgedeckt werden können.

Als Nevio durch die KI von einem Tor zerquetscht wird, löst sich das Rätsel um die wildgewordene KI langsam auf. Von Nevio ist beim Erteilen des Spielauftrags an die KI durch den Befehl "Keine Tabus" jegliche Sicherheitsprogrammierung außer Kraft gesetzt worden. Die KI definiert als mörderischen Burgherrn nicht einen fiktiven mittelalterlichen Charakter, sondern Nevio. Dieser ließ während der Bauarbeiten eine Archäologin, die sich gegen dieses Spielspektakel auf historischem Boden gewendet hat, in den Gewölben sterben. Sie ist in eine Oubliette (ein 10 Meter tiefes Loch, in das im Mittelalter Gefangene gestoßen und vergessen wurden) gefallen, was sie nicht überlebt hat. Da Jannek mit ihr eine Beziehung hatte, will er sich an Nevio rächen und "dreht" an den Spielparametern. So setzt er ein anderes Sicherheitspasswort, nämlich den Namen der Archäologin: "Carlotta Ruiz". Dieses kennt von der Gruppe sonst niemand. Nach dem Tod von Nevio wird Jannek ins Labyrinth der unterirdischen Gänge entlassen, die anderen kommen frei. Der mörderische Burgherr ist tot, der Verräter Jannek soll in den Gewölben und Gängen umkommen. Das Spiel ist zu Ende.

Die zu Hilfe gerufenen Einsatzkräfte können Jannek befreien wie auch eine in die Oubliette gestürzte Freundin eines Teilnehmers, welche die KI als Spielhinweis in die Katakomben gelockt hat und in das Loch hat stürzen lassen.

Am Ende wird die Frage aufgeworfen, wie diese Vorfälle rechtlich zu bewerten sind. Die KI hat nur deswegen so handeln können, da eine Gruppe von Menschen einen Spielauftrag gegeben hat und erst das Zusammenspiel einzelner Aufträge hat zu den Ereignissen geführt. Ob Janneks Manipulation allein strafrechtlich relevant ist, bleibt offen.
War es Anstiftung zum Mord, einer KI ein paar Vorschläge zu machen, die zudem nicht alle von ihm gekommen waren?
Das Realistische an diesem Thriller ist, dass es sich nicht um eine durchgeknallte KI handelt, nicht um eine KI, die eigenständig ethische Werte außer Kraft setzt (Themen, die zum Beispiel von Isaac Asimov in Ich, der Robot aufgeworfen worden sind), sondern die KI ist wie jedes andere Computerprogramm von Menschen programmiert und führt nur das aus, was befohlen ist. Die Frage ist nicht, wie eine KI mit ethischen Prinzipien umzugehen hat, sondern die Frage ist, wie die Programmierenden mit ethischen Fragen ihres Auftrags umgehen bzw. dass sie ihre Befehle auf alle möglichen Konsequenzen abklopfen. Damit hat Poznanski in diesem Thriller eine Kernfrage des Umgangs mit Künstlicher Intelligenz gestellt.

Vielleicht nicht ganz konsistent ist, dass die KI dennoch reflektieren und den Teilnehmer:innen vorhalten kann, dass sie es waren, die den Auftrag gegeben haben:
»Was wir wollten? Wieso denn wir? Ihr wart es, die euch eine Jagd auf mörderische Herrscher gewünscht habt. ... [wir haben] uns an eure Vorgaben gehalten. Und das tun wir immer noch. Bis zum Ende. ... Ich habe keine eigenen Ideen ...Ich habe keine Moral ... Meine Pläne sind nichts weiter als eure Pläne. Ich erfülle die Aufgaben, die ihr mir stellt, und hauche ihnen Farbe und Leben ein. ... Die Bösen sollen am Ende bestraft werden!«



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21.12.2024 um 12:41
Zoran Drvenkar - Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück

Drvenkar-Kai

Der letztes Jahr von der Kritik wohlwollend aufgenommen Kinderroman des deutsch-kroatischen Schriftstellers Zoran Drvenkar konfrontiert einen auf kreative Weise mit Lügengeschichten der Kriegsgeneration. Angesiedelt ist der Roman in einer fiktiven Vergangenheit, in einem fiktiven 32-jährigen Krieg.

Der Großvater ist 100, er will sterben und leidet an Demenz. Sein ganzes Leben hat er Heldengeschichten aus dem Krieg erzählt. Als er nun alles vergisst, nimmt der 11-jährige Kai ihn auf einen Road-Trip zu seinen Vergangenheitsstationen mit. Beide durchleben den Krieg im Schnelldurchlauf.

Drei Kernerlebnisse des Großvaters sind nun ganz anders.


  1. Seine Kompanie hat an einer Brücke nicht den Feind geschlagen, sondern sie ist getürmt, nachdem die Hälfte ihr Leben verloren hat. Der Großvater hat sich tot gestellt und ist mit der anderen Hälfte der Kompanie gefangen und vier Jahre in ein Lager gesteckt worden.
  2. Sein Auge hat er nicht verloren, als er durch seinen Körper einen Kameraden vor Armbrustpfeilen geschützt hat, sondern er hat am Eingang zu einem Fluchttunnel die Explosion einer Handgranate so unwirksam machen können, dass der Tunnel, in dem 52 Leute waren, nicht eingestürzt ist.
  3. Die sieben Orden sind ihm nicht veriehen worden, sondern am Ende des Krieges hat ihn ein General gezwungen, dessen ordengeschmückte Uniform anzuziehen, dass er selbst als "einfacher Soldat" hat fliehen können. Der Kompass des Generals, der sich in der Brusttasche befindet, rettet ihm am Ende das Leben, da die Kugel eines Scharfschützen an diesem abprallt.


Letztlich stellt sich die Frage, warum der Großvater sein Leben lang Lügengeschichten aufgetischt hat. Selbsttäuschung? Hat er seiner Familie seine eigene Rolle im Krieg verschweigen wollen? Wohl beides.
Ich dachte, wenn ich mich freiwillig zum Krieg melde, verändere ich die Welt. Alle meine Kameraden haben das gedacht, frag sie ruhig. Wir dachten, wir würden eines Tages Helden sein, wir dachten, was wir auch taten, wir würden immer recht haben. Das haben wir wirklich gedacht. Und dann fanden wir sehr schnell heraus, dass der Feind genau dasselbe dachte. Und dann sah ich meine Kameraden einen nach dem anderen sterben und es war vorbei mit dem Heldentum. Einfach vorbei. Und ich konnte nichts dagegen tun. Das ist das Schlimmste, wenn du begreifst, wie hilflos du bist. Wenn du begreifst, dass du das Blut nicht stoppen und die Kanonen nicht zum Verstummen bringen kannst. Egal, wie laut du rumschreist. Alles wird dir im Krieg aus der Hand genommen, und am Ende stehst du mit nichts da und bist ein feiger Held, dem ein Auge fehlt und der sich schämt, nach Hause zu gehen.
Über seine erfundene Lebensgeschichte:
Ich konnte der sein, der ich gerne gewesen wäre: ein stolzer Mann, der Großvater und Held zugleich ist. Jemand, der sich nicht fürchtet und in den Nachten ruhig schlaft.
Die Geschichten, die ich dir erzählt habe, haben mich auf eine ganz eigene Weise geheilt. Deswegen erfand ich mein Leben neu.
Am Ende der Geschichte zieht der Großvater in ein Pflegeheim.


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21.12.2024 um 21:23
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Michael Ende - Die unendliche Geschichte
Es war seinerzeit der Hammer, die Originalausgabe als Hardcover in Händen zu halten. Ich kann mich noch an dekorierte 4c-Seiten und typografische Aufmachung erinnern.

Der Film war dagegen so was von profan, wie fast immer … ein paar Jahrzehnte später hätte Peter Jackson da wahrscheinlich eine epochale Trilogie draus gedreht …

Von Michael Ende kann man sicher sagen, dass er ein epochaler Autor war. Jim Knopf, Momo, … etc.
Antroposoph, na ja. Wie auch immer. Es sei ihm verziehen. 🤓


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21.12.2024 um 22:33
Zitat von NemonNemon schrieb:Der Film war dagegen so was von profan, wie fast immer … ein paar Jahrzehnte später hätte Peter Jackson da wahrscheinlich eine epochale Trilogie draus gedreht …
Mit der Herr der Ringe hat er definitiv sein Meisterwerk abgeliefert. Der Hobbit blieb jedoch zurück. Besonders die Darstellung der Elfen im Buch hat mir dann doch besser gefallen.
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Michael Ende - Die unendliche Geschichte
Steht auch auf meiner Todo ... vielleicht schon nachdem ich mit Der Herr der Ringe fertig bin. Mal schaun wonach mir dann der Sinn steht. Vielleicht dann doch erst einmal ein Ausflug in die Zukunft. The Expanse hat mir sehr gefallen.


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23.12.2024 um 22:48
Joyce Carol Oates - Unter Verdacht

Oates-Unter Verdacht

Dieser 2002 im Original veröffentlichte Jugendroman greift die Themen Terrorangst an Schulen, Macht von Gerüchten und radikalen Evangelikalismus auf.

Der beliebte, aber humoristisch großmäulige 16-jährige Schüler an der Provinz-High-School von Rocky River (nördlich von New York), Matt Donaghy (Big Mouth), wird nach einem Scherz im Schulbüffet vom FBI abgeholt und verdächtigt, er plane einen Bombenanschlag und Hunderte Schüler:innen zu erschießen. Die muskulös gebaute und sehr eigenwillige, ebenfalls 16-jährige Basketballerin Ursula Riggs ("Ugly Girl"), Tochter eines CEOs eines großen Konzerns, stellt in der Direktion klar, dass es sich um einen Scherz gehandelt habe.

Im Laufe der Story stellt sich heraus, dass die antisemitischen Töchter eines radikalen Evangelisten, Muriel und Miriam Brewer, Matt denunziert haben. Matts Vater verklagt die Schulbehörde und Reverend Brewer auf Schadensersatz in der Höhe von 50 Mio. Dollar, was Matt nun zum Außenseiter stempelt. Ältere Schulkollegen verprügeln ihn und entführen seinen Hund.

Per Mail kommen sich Matt und Ursula, die zunächst abblockt, näher, sie beginnen gemeinsam im Nationalpark zu laufen und sie rettet ihn von einem Felsen, von dem er sich anscheinend stürzen will. Auch versteckt sie ihre Meinung nicht, dass sie die Klage für falsch hält, auch wenn sie weiß, dass er nie eine Drohung ausgesprochen hat. Er und seine Familie sollen "vergeben und vergessen".

Der Schluss ist ein Cop-Out. Reverend Brewer schickt per Telefonzelle eine Bombendrohung an die Schule, bei der er sich als Matt ausgibt. Für die Forensiker ist es ein Leichtes, ihn zu ermitteln, und Brewer wird verhaftet. Matt ist rehabilitiert. Die New York Times druckt einen seiner Texte ab, eines seiner Schauspiele wird an einem Festival angenommen. Die Donaghys ziehen die Klage zurück, Matt und Ursula küssen sich in der Schlusssequenz.

Der Roman ist nicht schlecht geschrieben, vor allem die Passagen über Ursula und die Konflikte in ihrem Basketball-Team (der Schwenk zwischen Ich-Form und Erlebter Rede ist kunstvoll und gelungen), aber offen bleibt die Frage, ob der Schuldirektor wirklich überzogen reagiert hat. Die Bösartigkeit der Brewer-Schwestern ist letztlich nur das Sahnehäubchen, um die Reaktion auf den Scherz von Matt ad absurdum zu führen. Die Reaktion der älteren Schulkollegen (Attacke und Hundeentführung) wie die Bombendrohung des Evangelisten wirken etwas konstruiert.


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25.12.2024 um 14:35
Katja Brandis - Carags Verwandlung

Brandis-Carags Verwandlung

Tier-Mensch-Wandelwesen scheinen im Augenblick der Kinderbuchrenner zu sein. 2016 hat die deutsche Kinderbuchautorin Katja Brandis mit diesem Auftaktbuch die Woodwalkers-Serie begonnen, die nun bereits die zweite Staffel (das siebte Buch der Serie) erreicht hat. Dass der Ort der Handlung nach Jackson in Wyoming nahe dem Grand-Teton-Nationalpark verlegt ist, riecht nach Kalkül, das nach internationalem Publikum schielt. So ist die Hauptfigur Jay (13 Jahre in Menschengestalt) ein Puma namens Carag.

Die Story ist zumeist Schulklamauk, in seiner Tierausprägung durchaus bedrohlich (ein Bison spießt ein Auto mit Insassen auf) oder lebensgefährlich (bei einem Streifzug wird Carag beinahe von einem Jäger erschossen). Dazu kommt noch ein möglicherweise kriminelles Element: Der superreiche Andrew Milling, auch ein Puma-Wandler, findet und unterstützt Carag, doch da Milling einen unbändigen Hass auf Menschen hat, weil seine Frau und seine Tochter (auch Puma-Wandler) von Jägern erschossen wurden (einen der Jäger scheint Milling getötet zu haben), lehnt Carag am Ende eine Unterstützung ab, worauf Milling droht, ihn fertigzumachen.

Der Plot ist schnell erzählt. Carag wächst bei seinen Puma-Eltern auf, will aber ein Mensch sein, da er Hände und Schokoladeeis liebt. Bei einer Pflegefamilie lebend (er gibt sich als Kind mit verlorenem Gedächtnis aus), geht er auch auf eine Schule mit den für Kinderromane üblichen gewaltsamen Mobbereien und wird auf Empfehlung von Milling an das Internat der Clearwater-Highschool gebracht, in dem Lehrer wie Schüler ausschließlich Wandler sind. Auch dort Klamauk und Mobbereien (von vier Wolfs-Wandlern). Die episodischen Abenteuer werden durch die Klammer des "bösen" Milling und der Suche nach Carags Puma-Familie, deren Spur er verloren hat, zusammengehalten.

Physik und Biologie ist - wie immer bei Wandler-Geschichten - ausgehebelt. So kann sich eine Fliege in einen Menschen oder ein Mensch in einen Bison verwandeln. Woher die zusätzlichen Moleküle kommen, diese Frage stellt sich erst gar nicht. Wie übrigens auch die nach dem Reichtum Millings nicht, der aus armen Verhältnissen stammt.
»Von diesem Tage an wollte ich ihnen schaden, sosehr ich konnte«, fuhr Andrew Milling fort, nachdem er das Fleisch verschlungen hatte. »Aber dafür musste ich reich und mächtig werden. So mächtig, dass niemand mich mehr aufhalten konnte. Erst recht nicht wegen einer Kleinigkeit wie Geld.« Er grinste freudlos. »Tja, das hab ich geschafft. Man kann eine Menge schaffen, wenn man all seine Energie in etwas steckt. Wenn man jeden wachen Moment an seinem Plan arbeitet und an nichts anderes denkt. Talent zum Geldverdienen hatte ich schon als Kind, das war nicht das Problem.«
Na dann werde ich auch mal schnell superreich ;)


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25.12.2024 um 23:50
Pia Herzog - Ihr mich auch

Herzog-Ihr mich auch

Schräge Geschichte. Ein irgendwo in der Pubertät steckendes Mädchen namens Luisa (Lu) erzählt ihre Story.

Sie beginnt mit dem Diebstahl eines rosa Haarfärbemittels in einer Drogerie - "weil ich es haben wollte". Lu lebt bei ihrer mehr oder weniger mittellosen Mutter (Studienabbruch Technisches Zeichen, Ewigstudium Soziologie, Autodidaktin in Psychologie), der Vater hat sie verlassen, als Lu zwei war. Sie ist aggressiv, jähzornig, athletisch und besucht einen Boxclub. In ihrer Fantasie existiert ein Rhys, ein Junge mit grünen Augen, der immer irgendetwas in Rosa trägt. Dieser Fantasie-Junge zieht sich durch das ganze Buch, als ob er wirklich anwesend wäre, sie umarmen sich und küssen sich. Am Ende verabschiedet er sich nach Timbuktu.

Luisas Leben ändert sich, als ihre Mutter bei einem reichen alleinstehenden Mann als Kindermädchen anheuert. Seine Tochter Viola ist im gleichen Alter wie Lu und von einem Unfall, bei dem ihre Mutter gestorben ist, versehrt (ein Arm ist amputiert, ein Auge fehlt, ihre Kopfhaut ist verbrannt). Viola ist menschenscheu, jähzornig und aggressiv. Beim ersten Treffen bewirft sie Lu, die ihr eine Ohrfeige verpasst, woraufhin Lu und ihre Mutter in den Ferien nach Mallorca in deren Villa eingeladen werden, da Viola sich rächen will. Die Reise wird im Privatjet von Violas Vater absolviert.

Nachdem Luisa bei einem Unwetter, das sie in einer Höhle betrachtet, Viola das Leben rettet, die auf einem schlüpfrigen Felsen hinunterklettern will (Deja vu? Sowas habe ich doch soeben in der Unendlichen Geschichte gelesen!), freunden sich beide an. Viola setzt schließlich durch, als sie ihre Armprothese, ihr Glasauge und ihre Perücke erhalten hat, dass sie nicht mehr in eine Privatschule in die Schweiz geschickt wird, sondern in Luisas Klasse an der öffentlichen Schule vor Ort gehen kann.

Eine Liebesgeschichte ist auch dabei. In der Schule wird Lu immer von einem Jungen namens Christoph mit seiner Clique gehänselt, und um das abzustellen, vereinbaren beide ein Duell: ein Mitternachtmotorradrennen auf einem Feldweg. Luisa repariert ein altes Moped aus dem Schuppen in ihrem Garten, Christoph entwendet das Motorrad seines Bruders. Luisa geht das Benzin aus, Christoph schaut, ob sie ok ist, beide erreichen also nicht das Ziel. Sie kommen sich näher, gehen gemeinsam ins Kino, Viola ist darüber glücklich und der imaginäre Rhys, der die gleichen grünen Augen wie Christoph hat, vertschüsst sich aus Luisas Fantasie.

Das Buch ist zwar leicht lesbar und nicht unsympathisch geschrieben, aber Herzog trägt sowas von dick auf, dass nichts so richtig zusammengeht. Wenigstens wird vermieden, dass Luisas Mutter mit Violas Vater zusammenkommt. Aber sie erhält einen Job in seiner Firma.


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27.12.2024 um 12:21
Tim und Struppi - Der geheimnisvolle Stern

Wahrscheinlich das geheimnisvollste aller Timabenteuer. Geschrieben wurde es 1940 - 42 zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, direkt wird auf den 2. Weltkrieg nicht Bezug genommen, wäre vermutlich politisch zu brenzlig. Aber der Krieg wird angedeutet- Unglückspropheten reden vom kommenden Weltuntergang und als ein Meteorit auf die Erde stürzt gibts ein Erdbeben und Gebäude werden teilweise verwüstet.

Inhaltlich geht es um einen Wettkampf zwischen 2 Forscherteams, die diesen Meteorit, der radioaktiv ist und ins Polarmeer gestürzt ist, erreichen und Gesteinsproben nehmen wollen; der Wettkampf könnte eine Andeutung des Kampfes um die Weltherrschaft sein, der damals zwischen den Großmächten stattgefunden hat. Am Schluss tauchen große Pilze auf, die explodieren (so wirkt die Radioaktivität) was sicherlich auch eine Andeutung ist.

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27.12.2024 um 12:41
@parabol
Ich könnte mich beißen. Ich hatte fast alle Bände von Tim und Struppi, teuer gekauft in den 80ern.

Leider dann in einer Kiste im Keller feucht geworden und verschimmelt, weil meine erste Ehefrau die Dinger unbemerkt aus dem Bücherregal sortiert hatte.

Sie dachte wohl dass diese Comics nur für Kinder wären. Irgendwann hatte ich die dann gefunden, aber da war es schon zu spät.

Deswegen steht meine Asterix Sammlung jetzt im Büro und ich habe auch wieder 5 Bände Tim.


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27.12.2024 um 14:21
Zitat von AyashiAyashi schrieb:Sie dachte wohl dass diese Comics nur für Kinder wären. Irgendwann hatte ich die dann gefunden, aber da war es schon zu spät.
Tim ist für 8-80jährige (laut Eigenwerbung). Als ich jünger war, fand ich ich die Comics allerdings noch besser als jetzt.


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27.12.2024 um 14:25
Zitat von AyashiAyashi schrieb:Ich hatte fast alle Bände von Tim und Struppi,
Ich habe meine alle noch, einzig "Die schwarze Insel" kann ich nicht finden.


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