Wolfram Pyta - Die Weimarer RepublikDurchaus lesbare und informative Geschichte über die Weimarer Republik des Stuttgarter Historikers aus dem Jahr 2004.
Das meiste ist bekannt, aber auf den etwa 160 Seiten mundgerecht aufgearbeitet. Wobei für mich die Wählerstromanalyse bezüglich NSDAP-Stimmen der Reichstagswahlen doch neue Informationen erbrachte: es waren nicht die Arbeitslosen, die sich in viel höherem Ausmaß der KPD zuwandten, sondern die mittelständischen wie nicht organisierten protestantischen Wähler des landwirtschaftlichen wie städtischen Raumes, die sich von den angestammten Parteien massivst abwandten. Pyta stützt sich dabei vor allem auf die Studien von Henry Turner aus den 80er und 90er Jahren.
Der zweite Aspekt, der über eine Faktendarstellung hinausgeht, ist seine Bewertung des präsidialen Aspekts der Weimarer Republik.
Stabilisierend wertet er die präsidialen Notverordnungen Eberts auf Basis des Artikel 48 der Weimarer Verfassung während der Krisen zu Beginn der Weimarer Republik, die auch die Reichswehr zum Einsatz brachten (vor allem gegen die kommunistischen Aufstände in Bayern und Thüringen).
Konsequent hätte er eine präsidiale Regierung unter Nutzung des Notverordungsrechts Ende 32/Anfang 33 für die richtige Maßnahme gehalten, um eine NSDAP-Regierung zu verhindern. Die Schleicher-Notregierung wäre für ihn eine bessere Option gewesen als die Hitler-Papen-Hugenberg-Regierung, die Hindenburg am 30. Jänner 1933 als parlamentarische Regierung angelobt hat.
Dass der parlamentarische Aspekt der Weimarer Republik auch seine Löcher hatte, zeigt Pyta an der Möglichkeit der Ermächtigungsgesetzgebung, die nicht von Hitler erfunden war, sondern von ihm ausgenutzt wurde, um sich vom Reichstag unumschränkte, die Verfassung brechende Macht zusichern zu lassen. Ermächtigungsgesetze brauchten eine Zweidrittelmehrheit und waren damit einem Verfassungsgesetz gleichgestellt. Eine Notbremse gab es nicht.
Da Pyta keinerlei Ansatzpunkte liefert, wie diese Defizite einer parlamentarischen Republik zu beheben sind, steht das halt so da und ich kann weder konstatieren, dass er einer parlamentarischen Republik positiv zugeneigt ist noch dass er es nicht ist.
Unter Beschuss kam Pyta als Porsche-Geschichtsschreiber.
Wikipedia: Wolfram Pyta#Kritik