Welches Buch lest ihr gerade?

lateral schrieb:Zieht sich wie Kaugummi, aber das Ende ist vielleicht gut.

Ist das nicht anstrengend? Vor allem wenn man nicht weiß ob es sich am ende lohnt oder nicht.

Ldex97 schrieb:Ist das nicht anstrengend? Vor allem wenn man nicht weiß ob es sich am ende lohnt oder nicht.

Ja stimmt schon, aber ich denke halt das Ende könnte gut sein und dann kann ich es nicht unerledigt liegen lassen :D
Die Rezensionen sind auch super, deswegen möchte ich gerne mein eigenes Urteil bilden können.

lateral schrieb:aber ich denke halt das Ende könnte gut sein und dann kann ich es nicht unerledigt liegen lassen

Woher der Optimismus, wenn es bisher zäh ist? :D


Mein letztes Buch war ein Zufallstreffer, den meine Frau vom Grabbeltisch mitgebracht hat.





Allein der Titel wäre mir schon zu esoterisch vorgekommen, um es in die Hand zu nehmen.
Zum Glück hat sich meine Frau davon nicht abschrecken lassen, denn das Buch war ein echter Glücksgriff und sicher nicht das letzte Buch, das ich von Louise Erdrich gelesen habe.

Kurz zum Inhalt.

Der Teenager Joe lebt mit Mutter und Vater in einem Indianerreservat in den USA.
Eines Tages wird seine Mutter vergewaltigt und beinahe getötet (nur mit Glück konnte sie ihrem Peiniger entfliehen, der sie tatsächlich töten wollte). Danach ist nicht nur für die Mutter nichts mehr wie vorher, auch Sohn und Vater sind schwer mitgenommen von der Tat und ihren Folgen. Da der Täter versuchen könnte die Mutter noch zu töten, wagt sie sich nicht mehr aus ihrem Zimmer. Joe beschließt den Täter ausfindig zu machen und zu töten.

Vielschichtiger Roman, der gleichzeitig ein einfühlsamer comming of age Roman ist (Joe wird vom Jungen zum Mann) und spannender Krimi. Darüberhinaus und wie nebenbei wird zusätzlich das Leben der Indianer im Reservat beschrieben.

@Groucho
Ich befürchte, die Protagonistin bildet sich die Gespräche mit ihrem Mann nur ein und ich muss da halt einfach hinter kommen :D

lateral schrieb:ich muss da halt einfach hinter kommen :D

Watt mott, dat mott. :D

Von Joel C. Rosenberg: The Ezekiel Option (auf englisch). Beginnt als Polit-Thriller - ein gekidnapptes russisches Flugzeug im Anflug auf Washington muß abgeschossen werden, nach der gültigen 9/11-Doktrin, dummerweise saßen viele wichtige russische Persönlichkeiten (Politiker, Sportler, ein Oligarch) und auch Kinder darin und die russische Öffentlichkeit tobt, angeheizt von einem hitlerähnlichen Demagogen, der kurz danach in einem Staatsstreich in Russland die Macht übernimmt. Ein israelischer Ex-Geheimdienstler in Pension erkennt in den weltweiten politischen Veränderungen - der wahre Hintermann hinter dem Kidnapping ist der Iran - Prophezeiungen aus dem Alten Testament wieder, aus den Büchern Daniel und Ezekiel, wo es um die "letzten Tage" geht. So mutiert die Geschichte langsam in Richtung von Endzeitserien wie "Left behind", ohne dabei jemals ganz unglaubwürdig zu werden - ganz im Gegenteil wirken die geschilderten Veränderungen ziemlich erschreckend wie aus dem realen Leben gegriffen - aber aus irgendeinem Grund endet das Buch nach dem Feuerregen, der den Aufstieg des Antichristen im neuen Babylon ermöglicht.
Wenn man die Website des Autors googelt (bitte nicht mit einem bereits verstorbenen SF-Autor verwechseln!), stellt man fest, daß der Mann den Hintergrund seiner Geschichte als evangelikaler Christ und Endzeit-Gläubiger, außerdem intimer Kenner der Verhältnisse im Nahen Osten samt Terrorismus anscheinend durchaus ernst nimmt.
Auch für Nicht-Endzeit-Gläubige: Lesenswert!

Der Untergeher von Thomas Bernhard

Das Buch ist von Thomas Bernhard und das sagt schon viel. Das Buch ist gänzlich eine Erzählung, es gibt keine Dialoge. Man ist in seinem innernen Monolog 200 Seiten gefangen. Es geht um einen Philosoph, Mitte 50, der einst mit zwei "Freunden" namens Glenn und Wertheimer das Klavierspiel erlernt hat. Alle drei sind aus einer reichen und angesehenen Familie. Berühmt wurde nur Glenn, der in die USA zog und die Goldbergvariationen spielte. Wertheimer ging in die Geisteswissenschaften und er selbst in die Philosophie. Wertheimer und Glenn haben sich mit 50 selbst umgebracht. Nun bleibt der Erzähler zurück und denkt nach, denkt nach, denkt nach. Wertheimer soll zwanzig Jahre mit seiner Schwester in Wien zusammengelebt haben, als sie nach Zizers in die Schweiz zog und einen Industriechemiker heiratete. Wertheimer kommt über diesen Schmerz nie hinweg, verbringt seine Zeit im Jagdhaus und in der Wiener Wohnung, eigentlich dazwischen hin und herfahrend, ehe er sich erhängt. Rückblickend schildert der Erzähler das Geschehen, indem er die Orte (Jagdhaus, etc.) aufsucht.

Wer sich Spannung oder Aktion erwartet, wird enttäuscht. Vielmehr ist es eine Beleidigung und Demaskierung der Oberen Gesellschaft, ganz so, wie man es von Bernard gewohnt ist. Man muss auch Bernhard kennen und versthen, um mit dem Buch etwas anfangen zu können.

Funkystreet schrieb:Berühmt wurde nur Glenn, der in die USA zog und die Goldbergvariationen spielte

Und besser gehen sie wohl nicht, die Goldbergvariationen.

Glenn Gould 1955: Klassische Musik (Seite 26) (Beitrag von Narrenschiffer)
Glenn Gould 1981: Klassische Musik (Seite 19) (Beitrag von Narrenschiffer)

Gould war übrigens immer Kanadier, da hat Bernhard etwas geflunkert ;)

Nach Breakthrough von Michael Grumley habe ich letzte Woche den 2. Band In der Tiefe zu Ende gelesen und bin enttäuscht, 5/10.
Die Story knüpft nur sehr sachte an dem ersten Teil an und verläuft recht flach, echte "aha Momente" fehlen. "In der Tiefe" lässt auf etwas anderes schließen, dabei geht es nur um eine Pflanze an Land. Wie gesagt, für mich enttäuschend.
Kommenden Part 3 werde ich dennoch lesen, in der Hoffnung dass er sich auf das wesentliche der Serie konzentriert und abliefert.

Paradox² hingegen fand ich im Anschluss zum ersten Teil sehr gut, wenn auch zu wenig Seiten, hätten gerne mehr sein dürfen. Der 3. Teil ist für mich ein Musthave, wenn er erscheint.

Original anzeigen (0,2 MB)


Noch nicht angefangen zu lesen, aber ich habe sie schon mal.

Wikipedia: Michael Tsokos

Rechtsmediziner an der Charité Berlin und beschreibt in seinen Büchern wahre Kriminalfälle, bzw. deren Untersuchung.

Michael Oren - Six Days of War



Der aus den USA stammende israelische Historiker hat mit diesem Werk unter Verwendung von Quellen aus israelischen, arabischen, russischen und amerikanischen Quellen eine minutiöse Darstellung des Sechstage-Kriegs im Juni 1967 und dessen Vorgeschichte vorgelegt.

Interessant ist zu lesen, wie sehr die Sowjetunion Nasser in den Truppenaufmarsch am Sinai gedrängt hat, und bis heute ist nicht geklärt, was die sowjetische Motivation dazu war.

Sehr breiten Raum nehmen quellenbasierte Darstellungen der innerarabischen Konflikte zwischen Ägypten, Syrien und Jordanien ein wie auch Konflikte innerhalb der politischen und militärischen Eliten dieser Staaten, welche letztlich mit ein Grund der katastrophal schlechten arabischen Kriegsführung war.

Ob Nasser den Krieg wirklich wollte und einen gemeinsamen Angriff mit Jordanien und Syrien auf Israel plante oder ob sein Ziel war, die arabische Position zu stärken und die israelische zu schwächen, bleibt offen. Fix ist, dass nach der Remilitarisierung Sinais, dem Rausschmiss der UNO-Truppen vom Sinai schließlich die Blockade der Straße von Tiran am Eingang zum Roten Meer als casus belli gesehen wurde.

Die USA versuchte halbherzig einen internationalen Schiffskonvoi zu organisieren, um die Straße für den internationalen Schiffsverkehr zu öffnen, doch letztlich versandete.

Nach hitzigen Debatten entschied sich Israel schließlich für eine militärische Aktion, die nach fünf Tagen mit der Zerschlagung der agyptischen wie jordanischen Armee und dem Vormarsch in Syrien endete. Israel hatte ganz Jerusalem, das Westjordanland und die Golan-Höhen.

Obwohl Nasser noch drei weitere Jahre über Ägypten herrschte, war der Pan-Arabismus Geschichte. Palästinische Guerillaorganisationen wie radikalislamische Vereinigungen wie die ägyptischen Muslimbrüder erhielten in diesem ideologischen Vakuum verstärkt Zulauf.

Israel band sich nach diesem Krieg enger an die USA, da Frankreich - als bisheriger Hauptverbündeter - sich in diesem Krieg eher auf Distanz hielt.

Ein sehr intensiv zu lesendes quellenreiches Standardwerk zu diesem Krieg.

Shoko Tendo - Ich, Tochter eines Yakuza

Der Titel suggerierte etwas, was der Inhalt nicht halten konnte, ich hatte mir anderes vorgestellt. Der Lebensweg der Autorin ist zwar durch ihren Vater, einen Yakuza, geprägt, dennoch läßt sich ihr Abstieg in Drogensucht, sexuelle Gewalt und Abhängigkeit, nicht komplett darauf zurückführen. Als Shoko mit zwölf Jahren beginnt, nachts mit ihrer älteren Schwester aus dem Fenster zu klettern, um sich in den Bars herumzutreiben, ist das keine Trotzreaktion auf die Hänseleien und Diskriminierungen in Schule und Nachbarschaft, die die allseits bekannte Mitgliedschaft ihres Vaters bei der Yakuza mit sich bringt, sondern pubertärer Abenteuerlust geschuldet, wie sie selbst sagt.

Insgesamt erfährt man nicht besonders viel über die Aktivitäten des Vaters oder der Yakuza, dieser Aspekt wird nur am Rande gestreift, dafür umso mehr über die Abwärtsspirale, in der sich die Autorin befindet, die sich immer mehr im Speed Rausch verliert und sich mit den falschen Männern, meist Yakuza Mitgliedern, die zu exzessiver Gewalt neigen, einläßt. Auch wenn Frauen in den Organisationen der Yakuza bis zum heutigen Tag keine sichtbare Rolle spielen, zeichnet sich im Privaten das Verhalten der Männer durch einen extrem autoritären Umgang aus, der absoluten Gehorsam von Frauen verlangt. Shoko bezahlt ihre Aufmüpfigkeit mit Prügeln und zahlreichen Narben, bevor sie irgendwann den Absprung schafft.

Empfehlenswert ist das Buch auf jeden Fall, zumal es eine Seltenheit darstellt, daß eine japanische Frau, die traditionell erzogen wurde, ihre Stimme laut erhebt, um ihre Lebenserfahrungen zu schildern und dabei auch kein Blatt vor den Mund nimmt. Sie läßt die Maske auf drastische Weise fallen. Im Zuge ihrer Metamorphose entstand auch das großflächige Rückentattoo, das auf dem Cover des Buches zu sehen ist. Interessant sind auch die im Anhang befindlichen Anmerkungen von Manabu Miyazaki, einem gesellschaftskritischen japanischen Bestsellerautor, der den besonderen Status von Yakuza Familien innerhalb der japanischen Gesellschaft kommentiert.

cat_and_go schrieb:Rechtsmediziner an der Charité Berlin und beschreibt in seinen Büchern wahre Kriminalfälle, bzw. deren Untersuchung.

Gute Wahl, den les ich ganz gern :Y:

@KFB
Ich habe angefangen, zu lesen, ich bin absolut begeistert!
Nur sollte erwähnt werden, das man beim Lesen der Bücher nicht unbedingt essen sollte^^
Er beschreibt sehr detailreich die Folter-/Mord-/Suizidopfer.

cat_and_go schrieb:Nur sollte erwähnt werden, das man beim Lesen der Bücher nicht unbedingt essen sollte

Naja, der eine ist da sicherlich empfindlicher als der andere ;) Beim Lesen esse ich aber eh nicht weil ich sonst das Buch einsauen könnte.
Ich hab mir auch zwei neue Bücher geholt, muss ich morgen mal reinschauen.

Eins davon ist dieses hier


Original anzeigen (0,3 MB)

@KFB
ich muss zu meiner Schande gestehen, ich bin keine leserin von büchern^^ich lese, ja, im i-net.

ich bin auf Umwegen und weiterleitenden Links auf Herrn Tsokos gestoßen und war fasziniert, das er als Rechtsmedziner Bücher heraus gebracht hat von echten Kriminalfällen, die er untersucht hat.
Habe mit "Der Totenleser" angefangen und war schon vom ersten Fall fasziniert und auch erstaunt.

@cat_and_go
Mit Lesen tue ich mich auch schwer, das liegt aber primär daran dass mir häufig die Zeit fehlt (und ich meine Brille nicht finde :D )


Kennst du Mark Benecke? Der hat auch einiges in der Richtung, schlägt aber gelegentlich andere Wege ein. Kriminalbiologe ist er, meine ich, geht daher viel auf irgendwelche Einsekten ein.
Auch sehr interessant

@KFB
Ja den Mark kenne ich :) Den finde ich auch faszinierend.
Ich schaue unheimlich gerne Medical Detective, Autopsie oder aber Anwälte der Toten (Kriminalfälle aus D), da ist er auch des öfteren wegen Insektenbefall an einer Leiche oder aber Blutspuren zu sehen und erklärt diese.

@cat_and_go
Das war immer witzig, an seinen Tattoos konntest du sofort erkennen obs ne alte oder neuere Folge ist :D