@MonacoFranze ja, die Kontakte hin oder her. Dieser ganze Fall ist an Bizarrheit echt nicht zu überbieten. Ich hab in den letzten Tagen echt ziemlich viel versucht, alte Geschichten aus meine Gedächtnis zu fischen. Was mir immer mehr aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass Eltern und Kinder in zwei Parallelwelten lebten. ich hatte im aktuellen XY Beitrag immer noch den Eindruck, dass die beiden Eltern die komplette Sachlage und auch Ihre Tochter irgendwie falsch einschätzen. Die Außendarstellung der Familie und das Gebaren der Mädels (ich spreche hier primär für die große Schwester) passten überhaupt nicht zusammen. Ich bin komplett aus den Latschen gekippt, als ich die Wohnung das erste mal betreten habe. Ich kannte ja nur die Schwester (hatte ich auf der obligatorischen Berlinfahrt kennengelernt, damals war auch die Schwester an der Maria-Ward-Schule); die war jedoch ausgesprochen attraktiv, ne echte Schnitte, hip, aufgeschlossen, Szenetyp (im positiven Sinne) – und dann die Wohnung der Eltern und das Verhalten an sich: stockkonservativ, Schrankwand Eiche rustikal, Wandteppich, Schrebergarten – alles unter dem strengen Patriarchat des Vaters. Ich hatte mir das alles völlig anders vorgestellt – junge Eltern, hübsch, nett, freundlich. Das passte alles irgendwie überhaupt nicht zusammen – auch wenn die Mama echt ne extrem Nette ist; den Eindruck hatte ich immer noch im XY Beitrag. Ich dachte damals einfach, dass ein so tolels Mädel andere Eltern haben muss, aber na ja. Und dann war die Tochter nur mit abgebrochenen Typen unterwegs – keine schlimmen Jungs, ich zähl mich da ja auch zu, aber letzenendes immer Jungs (auch in sexuellen Beziehungen), die überhaupt nicht zu Ihr und Ihrem Erscheinungsbild passten. Ich erinnere mich noch an einen Ausflug an einen See – meines Wissens hatte die Familie dort einen Wohnwagen….(<- sicher bin ich mir da nicht mehr); aber wir waren alle zusammen (zwei Kumpels, Schwester, Sonja, Mama/Papa E.); dann haben wir da schön Zelt aufgebaut und so; wir Jungs sahen damals halt echt zum Fürchten aus – auf jeden Falle der Familie in keinster Weise angemessen. das wurde von den Eltern aber komplett toleriert – zu meinem großen Verwunden. Ich glaub, die haben das einfach nicht kapiert. Sonjas Schwester wechselnderweise mit unterschiedlichen Loosern liiert, sicher: alle am Gymnasium, aber so als Traumschwiegersohn würde ich die alle (zu diesem Zeitpunkt!) nicht bezeichnen. Von einem war sie dann auch schwanger, hat sich dann aber vor der Geburt von ihm getrennt. Worauf ich hinauswill: der (damals wirklich enge) Freundeskreis war letzlich genauso unpassend und bizarr wie Sonjas Verschwinden – das ist alles nicht schlüssig…Ich vermute mal: falls keiner der Kandidaten Markbert etc. singt, wird’s richtig schwierig, wobei ich auch vermute, dass die Polizei weit mehr weiss, als kommuniziert wurde. Alle meine Ausführungen sollten der Polizei ja längst bekannt sein, das ist ja alles kein Geheimnis und alle damals mit Ihrer Schwester befreundeten Personen hätten exakt das gleich ausgesagt wie ich…..Weiss man eigentlich etwas über die Identität von Markbert? Auch das finde ich echt seltsam: warum gibt sich die 19 Jährige Sonja mit nem 17jährigen ab – geht gar nicht; war sicher extrem uncool, oder es gab andere Gründe.
Fazit: ich halte es für durchaus möglich, dass es Kontakte in bereich gab, von denen niemand etwas wusste, insbesondere, weil die Eltern sicherlich nicht Herr der Lage waren. Herr E. hat zwar immer schön kommandiert, Zugang zu den Mädels hatte er sicherlich nicht. Und er wusste auch überhaupt nicht, was die treiben, da bin ich mich sicher. Das auf der anderen Seite dann Freundeskreis und nicht unbedingt perfekter Umgang gedultet wurden ist halt einfach seltsam – wie der komplette Fall an sich.
Dass Eltern, die zwischen Schrankwand und Schrebergarten existieren Kinder haben, die sich im Gothic, Punk oder ähnlichen Milieus bewegen kommt öfter vor (um nicht zu sagen, dass ist schon fast der Normalfall). Das da was nicht zusammenpasst mag zwar stimmen, aber zu glauben, dass Eltern und Kinder in Paralellwelten gelebt haben müssen und die Eltern von garnichts überhaupt keine Ahnung hatten, halte ich für fraglich.
Immerhin ist es zwischen den Eltern und der älteren Tochter nicht zum Bruch gekommen als die ein uneheliches Kind bekam. Die Eltern haben die Tochter offenbar nach Kräften unterstützt, damit sie trotzdem eine Ausbildung machen konnte.
Und Ihr, die "zum Fürchten" aussehenden Jungs, wurdet nicht nur geduldet, nein, Ihr durftet sogar mit auf Familienausflüge.
(Meine Cousine wurde mal nachts von einem Punker heimgebracht. Meine Tante rief ohne Umschweife die Polizei als sie ihn durchs Fenster sah. Weil sie nicht glauben konnte, dass er ihrer Tochter nichts tun wollte und die sich freiwillig mit "so einem" abgab. Das war zwar anderhalb Jahrzehnte vor Sonjas Verschwinden. Aber ich schreibe es hier, um mal zu zeigen, was in wirklich konservativen Familien in solchen Fällen abging.)
Was ich sagen will: Bei allen äußerlichen Gegensätzen scheint es in dieser Familie einen Grundkonsenz gegeben zu haben: Wir gehören zusammen und stehen zueinander. Ganz gleich wie du aussiehst, was du tust oder wer deine Freunde sind.
Das die Mutter dabei wahrscheinlich manche Woge zwischen den Töchtern und dem strengen Vater glätten mußte und man dem Vater wohl auch manches nicht erzählte, tut dem keinen Abbruch.