Der Fall Sonja Engelbrecht
25.05.2013 um 02:44@Aggie
Nur zur Info:
26.03.2003
Süddeutsche Zeitung
Neue Hinweise auf den Mörder von Kristin Harder
Polizei richtet Sonderkommission ein – Tat könnte mit Verschwinden von zwei weiteren Frauen zusammenhängen
Von Christian Rost
Kristin Harder ist 1991 ermordet worden, Sonja Engelbrecht verschwand 1995, Bettina Trabhardt ist seit 1997 vermisst. Die Mordkommission der Polizei untersucht derzeit alle drei Fälle neu. Arbeitsgruppe (AG) „Kristin” heißt die Sonderkommission, die am Donnerstag einen Mann vernommen hat und ihn als Beschuldigten führt. Der heute 38 Jahre alte Diplom- Mathematiker mit Vornamen Wolfgang hatte Kristin Harder zuletzt gesehen.
Es war die Nacht zum 12. Dezember 1991, als die 28-Jährige verschwand. Wolfgang lernte sie in der Gaststätte Frundsberg kennen, ging mit ihr ins Nachtcafé und verabschiedete sich dann nach eigener Aussage von Kristin. Sie wollte noch ins Schumann’s. Seither wurde sie nicht mehr gesehen. Im April des folgenden Jahres fand man im Wald von Neubiberg ein mit einer Säge abgetrenntes Bein, im August ’92 einen Arm in der Wasserkraftanlage Altheim. Die Körperteile, die vor dem Abtrennen tiefgefroren waren, stammten von Kristin Harder.
Die Polizei vernahm zig Zeugen und Verdächtige, auch den Mathematiker. Am Donnerstag nun wurden die Beamten bei dem Mann erneut vorstellig, holten ihn um 6.30 Uhr aus dem Bett und vernahmen ihn zwölf Stunden lang. Seine Wohnung wurde auf den Kopf gestellt, die Ermittler suchten – zwölf Jahre nach dem Mord – nach Kleidungsstücken und Schlüsseln des Opfers. Der verdächtige Wolfgang gab eine DNA-Probe ab, der Garten seiner Eltern in der Nähe von Darmstadt wurde auf der Suche nach Leichenteilen umgegraben. Ohne Ergebnis. Wolfgang wurde entlassen.
In diesem wie in den Fällen Engelbrecht und Trabhardt, die verschwanden, als hätte sie der Erdboden verschluckt, gebe es Spuren und neue Hinweise, begründet Polizei-Sprecher Wolfgang Wenger die Maßnahmen. Nach einer TV-Sendung habe die Polizei neue Anhaltspunkte. „Ich bin überzeugt, dass es irgendwo noch Mitwisser gibt”, sagte der Chef der Mordkommission, Josef Wilfling, bei der Vorstellung der AG „Kristin”. Tatsächlich gingen bei der Polizei Hinweise ein.
Einige davon betreffen offenbar den Mathematiker. Obwohl ihm der frühere Chef der Mordkommission, der heutige Hamburger Polizeipräsident Udo Nagel, nach den ersten Vernehmungen 1991 bescheinigt hatte, er komme als Täter kaum in Frage, rückte der 38-Jährige wieder ins Visier der Ermittler. Nagel hatte gesagt, Wolfgang verfüge nicht über Kenntnisse, wie eine Leiche zerteilt werde und er habe auch keine Möglichkeit zum Tiefkühlen gehabt. Ein möglicher Grund, dass der 38-Jährige wieder für die Polizei interessant ist: Es könnte gelungen sein, von den gefundenen Leichenteilen der jungen Frau einen genetischen Fingerabdruck (DNA) des Täters herauszufiltern. Das würde den Eifer der Polizisten bei der Jagd nach dem Frauenmörder schüren, der möglicherweise auch Sonja und Bettina auf dem Gewissen hat.
Wolfgangs Anwalt Thomas Etzel hat nun einen offenen Brief an die Staatsanwaltschaft geschickt, in dem er sich bitter über die Vorgehensweise der Polizei beklagt. Seinem Mandanten seien unzulässige Fragen gestellt worden – beispielsweise über dessen Sexualpraktiken. Ein Polizeibeamter rechtfertigte die Provokationen beim Verhör: Es handle sich schließlich um Mord und nicht um Hühnerdiebstahl.
Nur zur Info:
26.03.2003
Süddeutsche Zeitung
Neue Hinweise auf den Mörder von Kristin Harder
Polizei richtet Sonderkommission ein – Tat könnte mit Verschwinden von zwei weiteren Frauen zusammenhängen
Von Christian Rost
Kristin Harder ist 1991 ermordet worden, Sonja Engelbrecht verschwand 1995, Bettina Trabhardt ist seit 1997 vermisst. Die Mordkommission der Polizei untersucht derzeit alle drei Fälle neu. Arbeitsgruppe (AG) „Kristin” heißt die Sonderkommission, die am Donnerstag einen Mann vernommen hat und ihn als Beschuldigten führt. Der heute 38 Jahre alte Diplom- Mathematiker mit Vornamen Wolfgang hatte Kristin Harder zuletzt gesehen.
Es war die Nacht zum 12. Dezember 1991, als die 28-Jährige verschwand. Wolfgang lernte sie in der Gaststätte Frundsberg kennen, ging mit ihr ins Nachtcafé und verabschiedete sich dann nach eigener Aussage von Kristin. Sie wollte noch ins Schumann’s. Seither wurde sie nicht mehr gesehen. Im April des folgenden Jahres fand man im Wald von Neubiberg ein mit einer Säge abgetrenntes Bein, im August ’92 einen Arm in der Wasserkraftanlage Altheim. Die Körperteile, die vor dem Abtrennen tiefgefroren waren, stammten von Kristin Harder.
Die Polizei vernahm zig Zeugen und Verdächtige, auch den Mathematiker. Am Donnerstag nun wurden die Beamten bei dem Mann erneut vorstellig, holten ihn um 6.30 Uhr aus dem Bett und vernahmen ihn zwölf Stunden lang. Seine Wohnung wurde auf den Kopf gestellt, die Ermittler suchten – zwölf Jahre nach dem Mord – nach Kleidungsstücken und Schlüsseln des Opfers. Der verdächtige Wolfgang gab eine DNA-Probe ab, der Garten seiner Eltern in der Nähe von Darmstadt wurde auf der Suche nach Leichenteilen umgegraben. Ohne Ergebnis. Wolfgang wurde entlassen.
In diesem wie in den Fällen Engelbrecht und Trabhardt, die verschwanden, als hätte sie der Erdboden verschluckt, gebe es Spuren und neue Hinweise, begründet Polizei-Sprecher Wolfgang Wenger die Maßnahmen. Nach einer TV-Sendung habe die Polizei neue Anhaltspunkte. „Ich bin überzeugt, dass es irgendwo noch Mitwisser gibt”, sagte der Chef der Mordkommission, Josef Wilfling, bei der Vorstellung der AG „Kristin”. Tatsächlich gingen bei der Polizei Hinweise ein.
Einige davon betreffen offenbar den Mathematiker. Obwohl ihm der frühere Chef der Mordkommission, der heutige Hamburger Polizeipräsident Udo Nagel, nach den ersten Vernehmungen 1991 bescheinigt hatte, er komme als Täter kaum in Frage, rückte der 38-Jährige wieder ins Visier der Ermittler. Nagel hatte gesagt, Wolfgang verfüge nicht über Kenntnisse, wie eine Leiche zerteilt werde und er habe auch keine Möglichkeit zum Tiefkühlen gehabt. Ein möglicher Grund, dass der 38-Jährige wieder für die Polizei interessant ist: Es könnte gelungen sein, von den gefundenen Leichenteilen der jungen Frau einen genetischen Fingerabdruck (DNA) des Täters herauszufiltern. Das würde den Eifer der Polizisten bei der Jagd nach dem Frauenmörder schüren, der möglicherweise auch Sonja und Bettina auf dem Gewissen hat.
Wolfgangs Anwalt Thomas Etzel hat nun einen offenen Brief an die Staatsanwaltschaft geschickt, in dem er sich bitter über die Vorgehensweise der Polizei beklagt. Seinem Mandanten seien unzulässige Fragen gestellt worden – beispielsweise über dessen Sexualpraktiken. Ein Polizeibeamter rechtfertigte die Provokationen beim Verhör: Es handle sich schließlich um Mord und nicht um Hühnerdiebstahl.