biene99 schrieb:Ob eine Therapie helfen kann, wenn jemand seine Tat oder Schuld anscheinend noch nicht im Ansatz eingesteht - wage ich als Laie einfach mal zu bezweifeln. Ich würde ihm erst mal ein bisschen Zeit zum Nachdenken geben.
Ziel einer Therapie kann es nicht sein, dass jemand Schuld vor Anderen eingesteht. Dann wäre sie zum Scheitern verurteilt. Es kann die Folge einer erfolgreichen Therapie sein, bei der es das Ziel "geheilt" sowieso nicht geben kann. Sondern nur einen Prozess, bei dem der Klient sich in Richtung einer stärker werdenden Kohärenz bewegt. D.h. Gedanken und Gefühle werden zu einer harmonischeren Einheit.
Vielleicht schreibt er einmal einen Brief an Marias Familie und er entschuldigt sich, Maria getötet zu haben. Wäre ein Riesending für ihn.
Für einen Mord braucht im Übrigen kein großes Selbstbewusstsein, im Gegenteil. Hätte F. ein ordentliches Selbstwertgefühl gehabt, hätte er entweder Maria verlassen - oder mit ihr einen gemeinsamen Weg gefunden. Weil er in den Untiefen seiner Seele sich selbst wenig zutraute, abhängig war, fixiert auf unerreichbare Objekte seiner Begierde, nicht glaubte, liebens- und begehrenswert zu sein, betäubte und missbrauchte er Schwächere und geriet er gegenüber einer Stärkeren in den Konflikt, der ihn zum Mörder werden ließ.
Das ist jedenfalls die psychologische Erklärung für das, was schlichtere Gemüter als "böse" bezeichnen.
Und es ist keine Beleidigung zu vermuten, dass hier Forum auch Narzissten unterwegs sind. Im Grunde neigt jeder Mensch mit seiner Persönlichkeit in die eine oder andere Richtung (depressiv, schizoid, zwanghaft, hysterisch) und ein gewisses Maß an Narzissmus hat jeder gesunde Mensch.