Maria Baumer
17.08.2020 um 16:27
Außenstehende haben also wahrgenommen, dass er quasi, ich breche das mal ganz dumpf runter auf alte Rollenbilder, nicht 'die Hosen anhatte'. Er hat getan, was in vielen Beziehungen immer noch die Frau tut: Sich im Hintergund halten, Häppchen servieren, 'den Rücken freihalten'. Sie hatte den Studienberuf, er war 'nur' Krankenpfleger. Sie hätte den Großteil des Einkommens verdient, dass er das als Krankenpfleger nicht konnte, ist klar. Zudem wünschte sie sich von ihm, dass er ihren Traum leben und Medizin studieren sollte, was ja anscheinend von Anfang an zu seiner Überforderung beigetragen hat.
Es zeichnet sich doch immer deutlicher ab, wie unterschiedlich die beiden waren. Nicht nur äußerlich (er der kleinere, schmächtigere), sondern auch vom Wesen her, scheint Maria eher, ich nenne es mal (und ich meine es nicht wertend), tonangebend, gewesen zu sein. Es liest sich schon so, als ob sie in vielen Bereichen die Marschrichtung vorgegeben hat und das ist ebenfalls nicht wertend gemeint, denn es gibt nicht wenige glückliche Beziehungen, in denen das ebenso oder ähnlich ist. Wie gesagt, ich werte das nicht, denn die Beziehungsstrukturen können total unterschiedlich sein und wichtig ist nur, dass beide glücklich sind damit.
Was hier anscheinend aber auch nicht der Fall war.
So wird Puzzlestück für Puzzlestück klarer, wie die Ereignisse geschehen konnten. Und es ist so tragisch, denn hätte er mit ihr geredet, wäre er offen gewesen, dann wäre all das ja nicht möglich gewesen.
Dazu kamen die Probleme, die durch die finanzielle Situation der Familie F. entstanden. Der Ruf muss spätestens nach der Nummer mit der Caritas im Umfeld doch völlig ruiniert gewesen sein und Maria, die ja alleine schon durch ihre Familiengeschichte das hatte, was man einen guten Ruf nennt, hat ja dann auchs elber sehr repräsentative Aufgaben übernommen- ebenfalls im Bereich der katholischen Kirche, wo doch ihre Schwiegerfamilie in spe da gerade jedes Vertrauen zerstört hatte. Seinen Namen nicht annehmen zu wollen mit der Hochzeit, mit dieser Begründung- das muss für die Beziehung eben auch sehr schwer auszuhalten gewesen sein. Es ging ja wahrscheinlich eben nicht darum, dass sie ihren Namen aus anderen Gründen behalten wollte, das ist ja ohnehin zum Glück alles problemlos möglich mittlerweile. All das, was sich da aufgebaut hatte, hatte das Zeug zum Pulverfass und es ist schlimmstmöglich hochgegangen.
Bleibt die Frage nach den Motiven: Warum wollte Maria ihn dennoch heiraten? Und warum sprach er nicht mit ihr, statt diesen irrsinnigen Weg zu gehen, der Maria das Leben gekostet hat und soviele Menschen tief getroffen hat?
Dass Maria impulsiv war, dass es es nicht immer einfach war, das wurde mehrfach gesagt. Aber alle anderen konnten doch damit umgehen. Gerade, weil sie geradeheraus war und nicht nachtragend.