Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

https://mads.de/der-fall-daniela-klette-warum-wissen-wir-so-wenig-ueber-die-raf/

Hier finde ich doch tatsächlich meine Annahme bestätigt, was ich vorhin zu der Möglichkeit sagte, Klette würde aussagen.

„Über die Anzahl der Mitglieder der RAF Mitte Ende der 80er-Jahre gibt es keine gesicherten Informationen, außer auf der Ebene des Verfassungsschutzes“, sagt Wolff. Deswegen ist die Öffentlichkeit von den Aussagen der ehemaligen RAF-Mitglieder wie Klette abhängig, die es nach Wolffs Prognose aber nicht geben wird. „Wenn man ihr alles nachweisen kann, was sehr unwahrscheinlich ist, dann wird sie am Ende eine Strafe von weniger als zehn Jahren Haft bekommen“, sagt Wolff. Wenn man Verkürzungen und Untersuchungshaft einrechne, sei Klette voraussichtlich nach wenigen Jahren wieder frei. Wolff erklärt: „Eine Kronzeugenaussage ist bei ihr völlig irrelevant. Sie hätte nichts davon, außer in dem eignen Milieu als Verräterin zu gelten.“ Es wird also seiner Prognose nach noch dauern, bis es weitere Informationen zu den anderen Anschlägen der RAF geben wird.

@Smoover
Man weiß nicht, ob es für Garweg zehnmal schwieriger wird bzw. für die Ermittlungsbehörden zehnmal einfacher wird Garweg zu finden.
Ich bin eher der Ansicht man hätte Garweg im Zuge eines klügeren Zugriffs bei Klette stellen können, indem man ihr nicht ermöglicht hätte ihn frühzeitig, noch vor der Festnshme und deren Bekanntgabe zu warnen. Garweg hatte so einen Vorsprung von min. 24 Stunden, den er natürlich genutzt haben wird. Er hat vermutlich Geld, Pässe und Waffen dabei - bei einer extrem hektischen Flucht (wenn Garweg es erst, wie alle anderen am 27.02. erfahren hätte) wäre das so nicht möglich gewesen.
Darüber hinaus erinnere ich nochmal an die (sehr guten) Bilder von Staub aus dem Jahr 2016, die auch direkt 2016 veröffentlicht worden sind - er hat danach noch den späteren Tatort in Cremlingen observieren können und einen aus seiner Sicht erfolgreichen Überfall durchführen können. Damals war man davon ausgegangen, dass man Staub mit diesen hervorragenden Bildern identifizieren und zeitnah festnehmen kann. Nichts passierte.
Garweg hat alle Möglichkeiten durch Bart, Brille, Mützen, Glatzen etc. sein Aussehen so zu verändern, dass er anderenorts problemlos die verstärkte Fahndung aussitzen kann.

louis1949 schrieb:Ich bin eher der Ansicht man hätte Garweg im Zuge eines klügeren Zugriffs bei Klette stellen können, indem man ihr nicht ermöglicht hätte ihn frühzeitig, noch vor der Festnshme und deren Bekanntgabe zu warnen.

Damit hast du nicht Unrecht. Aber immer erst hinterher ist man klüger :D .
Ich denke nämlich, dass man bei der Festnahme von Klette nicht mal ansatzweise damit gerechnet hat, dass Garweg eigentlich so nah gewesen wäre.

wobel schrieb:Ich glaube nicht dass sie Garweg und Staub verrät - Ehrenkodex...

Ehrenkodex hin oder her... was soll sie schon groß verraten, sie wird nicht wissen wo die jetzt sind.

fischersfritzi schrieb:Ehrenkodex hin oder her... was soll sie schon groß verraten, sie wird nicht wissen wo die jetzt sind.

Sehe ich genauso. Woher soll sie wissen, wo sich die beiden gerade verstecken.
Um die beiden geht es auch nicht, sondern um die ungeklärten Mordfälle. Da will man endlich weiterkommen und erhofft sich von Klette Insiderwissen.

emz schrieb:„Wenn man ihr alles nachweisen kann, was sehr unwahrscheinlich ist, dann wird sie am Ende eine Strafe von weniger als zehn Jahren Haft bekommen“, sagt Wolff. Wenn man Verkürzungen und Untersuchungshaft einrechne, sei Klette voraussichtlich nach wenigen Jahren wieder frei

Das überrascht mich etwas.
Wobei "wenige Jahre" etwas vage gehalten ist.

Wie dumm zu denken, dass man für mehrfachen Mordversuch plus dutzendfachen schweren Raub lediglich ein paar Jahre absitzen muss.
Das verzapfen auch nur naive Verteidiger ihren Klienten, wenn sie keine Ahnung haben, was die Anklage im Ärmel hat.

Von den Mordversuchen auf die amerikanische Botschaft kam ganz abgesehen.

Smoover schrieb:Wie sollen die denn die Ermittlungen verfolgt und gewusst haben, dass es keine Spuren zu ihnen gab?

Na wenn man 20 Jahre lang in einer Mietwohnung unter falscher Identität lebt, kann man so ziemlich sicher sein, das die Zielfahnder die Spur komplett verloren hatten.
Brauchst doch nur mal hier zu schauen, wo sie überall vermutet wurde.

Smoover schrieb:Und das Ergebnis ihres Leichtsinns sehen wir jetzt.

Komplett unrealistische Aussage
Man kann sich ja nicht 30 Jahre lang komplett vom Leben ausschließen und in der Konspiration untergetaucht bleiben. Dadurch macht man sich ja erst recht verdächtig.

Klette hat halt auch ein Leben geführt, mit Hobbys, Vorlieben usw. Ist ja auch lange gut gegangen.
Und das mit der KI Erkennung war noch zum Zeitpunkt der Fotos für 10 Jahren SiFi.

Ich denke auch, es wäre auffälliger gewesen die Frau hätte sich um jedes Gruppenbild in ihrem Verein auffällig herum gedrückt.

Nu ist halt vorbei, wie bei den meisten irgendwann.

fischersfritzi schrieb:Das überrascht mich etwas.
Wobei "wenige Jahre" etwas vage gehalten ist.

Warten wir doch erst mal ab, wie die Anklage überhaupt aussehen wird.
Geht es nur um die Raubüberfälle, oder wird auch Mordversuch angeklagt.
Bis jetzt sind noch nicht mal die Funde aus der Wohnung Klettes ausgewertet.
Da ist noch ein ganz langer Weg bis dahin.

Jetzt geht es erst mal um vernünftige Haftbedingungen.
Bei dem Anwalts-Team scheint sie in guten Händen zu sein.
Einem Anwalt den Laptop verweigern zu wollen, es ist nicht zu fassen.

BTW
irgendwo hatte ich gelesen, dass der Haftrichter in Verden sitzt.
Finde das aber leider nicht mehr.

@emz
Sie wurde nicht nur wegen der RAF-Attentate wegen Verdacht auf versuchten Mord verhaftet:

Nach zahlreichen Überfällen auf verschiedene Einkaufsmärkte holt das Trio 2015 gleich zweimal zum großen Schlag aus und will wieder Geldtransporte überfallen, zum ersten Mal im Juni. Vergebens. Nach dem gescheiterten Versuch in Groß Mackenstedt erlässt die Polizei nicht nur einen Haftbefehl wegen des versuchten schweren Raubs, sondern auch wegen Verdacht auf versuchten Mord. Im Dezember kommt es zum zweiten Versuch in Wolfsburg, der ebenfalls scheitert. In beiden Fällen soll die Polizei DNA-Spuren des Trios gefunden haben.

Quelle: https://www.fr.de/panorama/klette-berlin-raf-terroristin-taten-leben-verbrechen-ueberfaelle-versuchter-mord-festnahme-daniela-zr-92858402.html

emz schrieb:Einem Anwalt den Laptop verweigern zu wollen, es ist nicht zu fassen.

Damit hat er halt wahrscheinlich Zugang zum Internet (und womöglich sie durch ihn?); vielleicht deshalb.

fischersfritzi schrieb:Ehrenkodex hin oder her... was soll sie schon groß verraten, sie wird nicht wissen wo die jetzt sind.

Da geht's weniger darum Garweg und Staub zu kriegen sondern um Aufklärung.

emz schrieb:Um die beiden geht es auch nicht, sondern um die ungeklärten Mordfälle. Da will man endlich weiterkommen und erhofft sich von Klette Insiderwissen.

Genau das.

fischersfritzi schrieb:Das überrascht mich etwas.
Wobei "wenige Jahre" etwas vage gehalten ist.

Naja, es gibt bei Wikipedia eine lange Liste der RAF-Terroristen, inklusive ihrer Haftstrafen. Wenn Du da mal schaust wie "kurz" die teilweise eingesessen haben, und da war noch nichts verjährt, dann wunderst Du Dich schon.

Swagger schrieb:Wie dumm zu denken, dass man für mehrfachen Mordversuch plus dutzendfachen schweren Raub lediglich ein paar Jahre absitzen muss.
Das verzapfen auch nur naive Verteidiger ihren Klienten, wenn sie keine Ahnung haben, was die Anklage im Ärmel hat.

Von den Mordversuchen auf die amerikanische Botschaft kam ganz abgesehen.

Erstmal muß man ihr das nachweisen können. Und da reicht wie gesagt ein Haar im Fluchtauto eben nicht um sie auch nur für die Beteiligung zu anzuklagen, geschweige denn für Mordversuch.
Es würde mich sehr wundern wenn in diesem Zusammenhang überhaupt was passiert.
Für die Raubüberfälle ja, klar. Aber je nachdem wie das läuft ist die Mindeststrafe selbst bei schwerem Raub auch nur 3 Jahre...
Ich denke das ist sehr realistisch zu denken dass sie höchstens 10 Jahre kriegt wenn nicht sogar deutlich weniger.

Nightrider64 schrieb:Komplett unrealistische Aussage
Man kann sich ja nicht 30 Jahre lang komplett vom Leben ausschließen und in der Konspiration untergetaucht bleiben. Dadurch macht man sich ja erst recht verdächtig.

Doch, das kann man durchaus. Haben die drei doch bewiesen.

emz schrieb:Einem Anwalt den Laptop verweigern zu wollen, es ist nicht zu fassen.

Ja, klingt erstmal krass.
Andererseits hat keiner der Anwälte die ich in meinem Leben bisher aufgesucht habe (ja OK, das waren nicht viele) ein Laptop benutzt sondern Notizen von Hand gemacht. Ist nicht so als wäre das nicht machbar.

@cetraria
@emz
@fischersfritzi

Da hatte ich mich unsauber ausgedrückt, mein Fehler. Die Polizei hatte nicht im ganzen Block geklingelt, sondern im ganzen HAUS. Bin halt kein Großstädter😎.

Daher war meine Vermutung: Der Hinweisgeber kannte die Anschrift, aber nicht das Stockwerk oder an der Anschrift verwendete Namen.

Anschrift im Sinne von Straße + Hausnummer.

wobel schrieb:Fluchtauto

wobel schrieb:Und da reicht wie gesagt ein Haar im Fluchtauto eben nicht um sie auch nur für die Beteiligung zu anzuklagen, geschweige denn für Mordversuch.

Wie du das beurteilst ist unerheblich, sondern wie der Richter dies sieht. Da bei den Schüssen auf die Botschaft,wie bereits verlinkt, mehrere Personen geschossen haben müssen, ist dies durchaus nicht unwahrscheinlich. Zudem sind bereits andere der RAF, wie bei Buback, wegen Indizien mindestens zur Beihilfe verurteilt worden.

Swagger schrieb:Wie du das beurteilst ist unerheblich, sondern wie der Richter dies sieht.

Es stellt sich die Frage, ob das Auto schon lange in deren Besitz war, oder kurz vor der Tat geklaut oder gemietet wurde. Ist ersteres der Fall, sind Haarspuren kein Beweis für eine Mittäterschaft.

Swagger schrieb:Wie du das beurteilst ist unerheblich, sondern wie der Richter dies sieht. Da bei den Schüssen auf die Botschaft,wie bereits verlinkt, mehrere Personen geschossen haben müssen, ist dies durchaus nicht unwahrscheinlich. Zudem sind bereits andere der RAF, wie bei Buback, wegen Indizien mindestens zur Beihilfe verurteilt worden.

Die Beihilfe ist aber längst verjährt - das ist ja der Punkt.
Wie ich das sehe ist unerheblich, klar. Wenn's nach mir ginge, wär da garnichts verjährt.

SomertonMan schrieb:Es stellt sich die Frage, ob das Auto schon lange in deren Besitz war, oder kurz vor der Tat geklaut oder gemietet wurde. Ist ersteres der Fall, sind Haarspuren kein Beweis für eine Mittäterschaft.

Das ist auch sonst schwierig - Haare werden einfach viel zu leicht übertragen.
Ich hatte da ja schon das Beispiel mit dem Postboten gebracht der sich bei mir im Windfang mein Lametta einfangen kann und dann bei XYZ wieder verlieren kann. Ich weiß nicht wie oft ich meinem Gefährten schon Haare von mir von den Klamotten gezupft habe - der verschleppt die ja auch überall hin. Jeder in unserer Stammkneipe oder im Supermarkt oder oder oder kann die weiter tragen. Und plötzlich bin ich tatverdächtig wenn der dann einen Überfall begeht und ein Haar von mir wird in seinem Auto gefunden? Neeee - so einfach ist das dann auch nicht.

wobel schrieb:Ja, klingt erstmal krass.
Andererseits hat keiner der Anwälte die ich in meinem Leben bisher aufgesucht habe (ja OK, das waren nicht viele) ein Laptop benutzt sondern Notizen von Hand gemacht. Ist nicht so als wäre das nicht machbar.

Ich denke auch, das man hier versucht an die Isolationsfolter Märchen der 70er anzuschließen um vielleicht noch Sympatisanten zu gewinnen.

Ich denke, der Staat , bzw. die Vollzugsorgane haben aber auch daraus gelernt und werden Klette alles zugestehen, was normalen Strafgefangenen auch zugesteht.
Sicherlich auch Schreibwerkzeug. Und wenn es ein Bleistift ist.
Niemand weis, aus welchem Grunde und unter welchen Umständen dem Verteidiger sein spezieller Laptop untersagt wurde.

Nightrider64 schrieb:Ich denke auch, das man hier versucht an die Isolationsfolter Märchen der 70er anzuschließen um vielleicht noch Sympatisanten zu gewinnen.

Hm... Da bin ich zwiegespalten. Es gab schon Fälle bei denen man durchaus mit Recht von "Isolationsfolter" sprechen konnte, z.B. bei Ulrike Meinhofs erster Unterbringung. Nur spätestens bei den Stammheimern kann man da wirklich nur noch von "Märchen" reden, die hatten traumhafte Bedingungen, Männlein und Weiblein zusammen und den ganzen Tag die Möglichkeit zusammenzuhocken, Fernsehen, Radio, sämtliche Bücher und Zeitschriften die sie haben wollten usw.. Aber genau da wurde das Schlagwort "Isolationsfolter" geboren und aufgebauscht bis Anschlag, ganz klar vor allem um Sympathisanten zu sensibilisieren.

Aber wenn man damit jetzt wieder anfängt könnte das wirklich nach hinten losgehen.
Zudem: Das ist jetzt erstmal U-Haft, da herrschen ja nochmal andere Bedingungen.

wobel schrieb:emz schrieb:
Im Moment scheint man aber die Schiene zu fahren: wenn du uns nichts sagst, gibt's auch keinen Kugelschreiber und nichts zum Lesen. Wer da die besseren Nerven behält, das wird sich zeigen.

Die werden nicht die gleichen Fehler machen wie schon mal und das Thema "Isolationsfolter" etc. wieder hochkochen lassen.
Dann muß es halt ein Bleistift tun (oder was da halt als Schreibgerät erlaubt ist) und die "normalen" Zeitschriften.

Dass einem Anwalt nichts besseres einfällt, als in den Medien zu monieren, seiner Mandantin würde ein Kugelschreiber vorenthalten und dabei unerwähnt lässt, dass ihr andere Schreibgeräte erlaubt sind?

wobel schrieb:emz schrieb:
Einem Anwalt den Laptop verweigern zu wollen, es ist nicht zu fassen.

Ja, klingt erstmal krass.
Andererseits hat keiner der Anwälte die ich in meinem Leben bisher aufgesucht habe (ja OK, das waren nicht viele) ein Laptop benutzt sondern Notizen von Hand gemacht. Ist nicht so als wäre das nicht machbar.

In NRW ist es meines Wissens nach seit mehr als 10 Jahren gestattet, bei Besuchen von Mandanten in der JVA einen Laptop mitzuführen. Diese Regelung mag Ländersache sein, und in Niedersachsen anders geregelt sein, ich vermag es nicht einzuschätzen. Der Grund für die Verwendung eines Laptops ist ja auch, dass man nicht mehr Berge von Akten bei Besuchen in der JVA mitschleppen muss. Für einen Anwalt, der in Berlin ansässig ist, ist das doch eher umständlich. Wobei dieses Problem ja nun erledigt ist.

Nightrider64 schrieb:Ich denke auch, das man hier versucht an die Isolationsfolter Märchen der 70er anzuschließen um vielleicht noch Sympatisanten zu gewinnen.

Ich denke, der Staat , bzw. die Vollzugsorgane haben aber auch daraus gelernt und werden Klette alles zugestehen, was normalen Strafgefangenen auch zugesteht.

Wer sollte denn Interesse haben, Sympatisanten zu gewinnen und zu welchem Zweck, was sollen die denn bewirken? Das erschließt sich mir überhaupt nicht.

Würde man Klette alles zugestehen, so wie anderen U-Häftlingen auch, warum äußert man das dann nicht Seitens der Gefängnisleitung, sondern argumentiert damit, dazu könne man nichts sagen, wegen Klettes Persönlichkeitsrechten. Merkwürdig.

emz schrieb:Würde man Klette alles zugestehen, so wie anderen U-Häftlingen auch, warum äußert man das dann nicht Seitens der Gefängnisleitung, sondern argumentiert damit, dazu könne man nichts sagen, wegen Klettes Persönlichkeitsrechten. Merkwürdig.

Vielleicht teilen sie die Einschätzung des Anwalts hinsichtlich ihrer psychischen Verfassung nicht. Mit einem Bleistift könnte man sich übrigens auch Verletzungen zufügen. Filzstift vielleicht nicht so sehr (je nach Machart).

Vielleicht wollen sie auch verhindern, dass sie ihr Fenster mit einem Slogan markiert (Fluchtgefahr).