louis1949 schrieb:Wolfgang Kraushaar ist da skeptisch. Der Hamburger Politologe gilt als einer der renommiertesten RAF-Forscher. "Ich halte es für ziemlich wahrscheinlich", sagt Kraushaar, "dass die drei mit einem Teil des Geldes militante Strukturen finanzieren." Linksextreme also, die mit Gewaltaktionen den Staat bekämpfen, aber keine Morde begehen. "Die Beute ist eigentlich zu hoch, um sie allein zu verbrauchen."
Ich kann die Einschätzung des Hamburger Politologen Wolfgang Kraushaar, zitiert in dem von Louis1949 angeführten Spiegel-Bericht, schwerlich nachvollziehen.
„Die Beute ist eigentlich zu hoch, um sie allein zu verbrauchen“, sagt Kraushaar mit Blick auf die kolportierten 600 000 Euro, die dem Trio beim Überfall in Cremlingen in die Hände gefallen sein sollen. Deswegen halte er es für „ziemlich wahrscheinlich, dass die drei mit einem Teil der Beute militante Strukturen finanzieren“.
Das ist in meinen Augen eine gewagte These. Der Überfall ereignete sich Mitte 2016, ist also sieben Jahre her. Wenn die Beute tatsächlich 600 000 Euro betrug, dann hatte das Trio seitdem pro Jahr rund 85 000 Euro zur Verfügung, also pro Person unter 30 000 Euro.
Davon mussten sie -in Ermangelung anderer Einkünfte- offenkundig ihren gesamten Lebensunterhalt finanzieren (von Ernährung über Kleidung bis zu Mieten und Nebenkosten).
Hinzu kämen womöglich diverse Sonderausgaben für ein Leben im Untergrund. Denkbar wäre zum Beispiel, dass für medizinische Leistungen einiges an Geld benötigt wird. Außerdem müssen Ausgaben für die Vorbereitung von Überfällen wie etwa der Erwerb von Fluchtfahrzeugen eingeplant werden.
Wie das alles pro Person mit monatlich weniger als 2 500 Euro bewältigt werden konnte und gleichzeitig noch eine finanzielle Unterstützung militanter Aktionen möglich gewesen sein soll, erschließt sich mir nicht.
Vielmehr dürfte das Trio meiner Einschätzung nach mittlerweile wieder so klamm sein, dass eine neue Aktion zur Geldbeschaffung - sprich: Überfall- unmittelbar bevor stehen könnte.