Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

louis1949 schrieb:Was ich nicht ganz verstehe - warum ist dieses Hotelzimmer in Hamburg durchsucht worden. Ging es darum den Bruder dort anzutreffen? Hat man Burkhard Garwegs persönlich dort vermutet, da ja seinem Bruder, eigentlich wohnhaft in der Schweiz, konspiratives Verhalten vorgeworfen wird?

Man hatte Hinweise darauf, dass die Familie Kontakt zu Garweg hat und hat nun Laptop und Handys beschlagnahmt sowie auch DNA Material genommen, um es mit dem nach den Überfällen gefundenen zu vergleichen. Es gibt offenbar von Garweg kein DNA Material zum Abgleich mit dem an den Tatorten gefundenen. Also wird man vermutlich jetzt familiäre DNA abgleichen.

Ich vermute, sie warteten, bis der Bruder in Hamburg ist, weil ein Einsatz in der Schweiz schwieriger wäre.

Laut Presseberichten gelten die Verwandten nicht als Beschuldigte, sondern als Zeugen.

Ja, aber die Vorgensweise ist doch schon recht rabiat. Ich weiß nicht - riecht irgendwie danach als wüsste die Familie doch etwas mehr.

Es gibt News:

https://www.spiegel.de/panorama/vermutlich-briefe-von-burkhard-garweg-gefunden-post-vom-ehemaligen-raf-mann-a-77c3f697-36eb-4e1c-be51-d835df512bc9

Bei den Durchsuchungen im familiären Umfeld des mutmaßlichen ehemaligen RAF-Mitglieds Burkhard Garweg stellte die Polizei in der vergangenen Woche unter anderem zwei Briefe sicher, die Garweg zugeordnet werden. Eine labortechnische Überprüfung der undatierten Schriftstücke soll klären, wann die Briefe abgeschickt wurden und ob da­ran DNA-Spuren von Garweg haften. Der Gruß am Ende der Briefe an einen Elternteil Garwegs ist unvollständig. »Dein B.«, heißt es dort.

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich auch davon ausgegangen war, dass Briefe von Garweg an seine Familie existieren. Es wurden darin sicher keine Treffpunkte vereinbart oder Ähnliches - wie oben zu lesen, wohl nur persönliche Mitteilungen vielleicht zum Geburtstag oder Ähnliches.

Mich würde interessieren, wer die Info über die drei Durchsuchungen bei den Familienangehörigen von Garweg beim Spiegel durchgestochen hat und warum er das überhaupt getan hat.

Ich würde annehmen, ohne diesen Informanten hätte die Öffentlichkeit nichts davon erfahren.

Eigentlich ist das auch eine Recht belanglose Information, man müsste eigentlich ohnehin davon ausgehen, dass bei den Garwegs schon sämtliche Schubladen nach Briefen des Sohnes durchsucht wurden. Dass da auch der ein oder andere Brief auftaucht aus 30 Jahren Flucht ist kaum verwunderlich und sagt auch gar nichts über einen möglichen Aufenthaltsort aus.

louis1949 schrieb:Eigentlich ist das auch eine Recht belanglose Information, man müsste eigentlich ohnehin davon ausgehen, dass bei den Garwegs schon sämtliche Schubladen nach Briefen des Sohnes durchsucht wurden. Dass da auch der ein oder andere Brief auftaucht aus 30 Jahren Flucht ist kaum verwunderlich und sagt auch gar nichts über einen möglichen Aufenthaltsort aus.

Ich schätze Mal schon, dass es einen aktuellen Anlass gab, der uns nur nicht mitgeteilt wurde. Es wäre ja auch nicht sehr klug, alle Ermittlungsschritte öffentlich zu machen

Edna schrieb:Ich schätze Mal schon, dass es einen aktuellen Anlass gab, der uns nur nicht mitgeteilt wurde. Es wäre ja auch nicht sehr klug, alle Ermittlungsschritte öffentlich zu machen

Was wir auch nicht wissen, gab es im Vorfeld schon an anderen Orten Durchsuchungen?
Wird es, nach Auswertung der beschlagnahmten Datenträger, weitere Durchsuchungen geben?
Werden wir hierüber etwas erfahren?

@emz
Durchaus möglich, dass es vorher schon andere Durchsuchungen gab. Sowas muss ja nicht zwingend kommuniziert werden. Die gefundenen Briefe sind ja nicht "verfahrensrelevant" - somit ist dadurch auch kein größerer Ermittlungserfolg zu erwarten. Von den Laptops und Mobiltelefonen verspreche ich mir auch nicht viel. Ich schließe aber nicht aus, dass es unter den Geschwistern Garweg einen Kontakt mit Burkhard Garwegs gab, der zu den Ermittlungen geführt hat. Dieser wiederum war konspirativ abgesichert - zumindest soll sich Garwegs Bruder ja in der Vergangenheit konspirativ verhalten haben.

Eine labortechnische Überprüfung der undatierten Schriftstücke soll klären, wann die Briefe abgeschickt wurden und ob da­ran DNA-Spuren von Garweg haften.

Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/vermutlich-briefe-von-burkhard-garweg-gefunden-post-vom-ehemaligen-raf-mann-a-77c3f697-36eb-4e1c-be51-d835df512bc9 , eigene Hervorhebung

Daraus, dass die Schriftstücke undatiert waren, lässt sich vermuten, dass sie auch nicht mehr in einem Briefumschlag steckten, auf dem bspw. eine Briefmarke klebte, auf der ein Poststempel (Ort, Datum, Uhrzeit) erkennbar war.

Also kann man den Weg der Schriftstücke nicht mehr verfolgen. "Angeleckte" Briefmarken, gummierte Kuvert-Verschlüsse, usw. sind ja auch immer gute Spurenquellen, hier wohl - wenig überraschend - Fehlanzeige.

sören42 schrieb:Also kann man den Weg der Schriftstücke nicht mehr verfolgen.

So wie ich das verstanden habe, ist das Briefgeheimnis in Deutschland bei Terrorismus ausgehebelt.
Es ist gut möglich, dass der gesamte Briefverkehr der Angehörigen überwacht wurde und bei Briefen, die bspw. keinen Absender hatten, die Behören misstrauisch wurden.
Daher ist evtl. auch der Zeitpunkt zu erklären, weil eben bei der Post verdächtige Briefe gemeldet wurden.

https://www.n-tv.de/politik/Post-Mitarbeiter-helfen-Sicherheitsbehoerden-article20037125.html
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/ueberwachung-deutsche-post-schickt-sendungsdaten-in-die-usa-a-910043.html

sören42 schrieb:Also kann man den Weg der Schriftstücke nicht mehr verfolgen. "Angeleckte" Briefmarken, gummierte Kuvert-Verschlüsse, usw. sind ja auch immer gute Spurenquellen, hier wohl - wenig überraschend - Fehlanzeige.

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass jemand der in der Lage ist über mehrere Jahrzehnte abzutauchen und mit gewisser Regelmäßigkeit Verbrechen zu begehen, Briefe mit Hinweisen auf den Aufenthaltsort oder Spuren wie Körperflüssigkeiten/Fingerabdrücke etc. verschickt. Aber probieren kann man es ja mal...

Ich habe irgendwie den Eindruck, dass die EB hier einfach mal "auf den Busch" klopfen. Eventuell um zu suggerieren, etwas in der Hinterhand zu haben und damit die Unterstützer/Familie zu verunsichern oder in Fehler zu treiben. Aber das ist jetzt nur Spekulation.

Swagger schrieb:Es ist gut möglich, dass der gesamte Briefverkehr der Angehörigen überwacht wurde und bei Briefen, die bspw. keinen Absender hatten, die Behören misstrauisch wurden.
Daher ist evtl. auch der Zeitpunkt zu erklären, weil eben bei der Post verdächtige Briefe gemeldet wurden.

Das wäre schon vorstellbar. Allerdings steht ja in dem Spiegel-Artikel, dass unklar sei, wann die Briefe abgeschickt wurden. Das deutet vielleicht eher darauf hin, dass es sich doch nicht um aktuelle Briefe handeln könnte.

Swagger schrieb:So wie ich das verstanden habe, ist das Briefgeheimnis in Deutschland bei Terrorismus ausgehebelt.

Gut, es ist natürlich auch die Frage, wer schreibt heutzutage noch Briefe? Besonders hoch schätze ich den Anteil derer, die Terrorismus-Absichten hegen und überhaupt Briefe schreiben, geschweige denn sich inhaltlich dazu austauschen, nicht ein.

Es werden zwei Briefe gefunden, wie wir erfahren dürfen.
Von wann sie stammen, welchen Inhalt sie haben, darüber können wir lediglich spekulieren.
Mir scheint, wir sollen so mit nebensächlichen Dingen beschäftigt werden.

sören42 schrieb:Besonders hoch schätze ich den Anteil derer, die Terrorismus-Absichten hegen und überhaupt Briefe schreiben, geschweige denn sich inhaltlich dazu austauschen, nicht ein.

So unwahrscheinlich finde ich das nicht, denn so wie ich es verstanden habe, ging es in den besagten Briefen ja nicht um tatrelevante Dinge.
Nehmen wir mal an, ich will als jemand, der im Untergrund lebt, meinen Eltern/Geschwistern/Freunden.... ein Lebenszeichen geben, aber ich habe nicht die technischen Kenntnisse, eine nicht zurückzuverfolgende Mail o. Ä. zu schreiben bzw. meine alten Eltern nutzen sowas nicht. Telefonieren will ich nicht, weil der Anschluss vielleicht abgehört wird.

Ein Brief hat immerhin den Vorteil, dass ich ihn irgendwo in einen Briefkasten werfen kann und schon längst über alle Berge bin, wenn er zu Hause ankommt. Und DNA-Spuren sind dann letztlich auch egal, denn wenn der Brief irgendwo der Polizei in die Hände fällt, ist ja relativ klar, von wem er stammt, egal ob nun DNA gesichert werden kann oder nicht.

Der Ort des Einwurfs kann ja nebenbei genutzt werden um eine falsche Spur zu legen.

https://amp.focus.de/regional/niedersachsen/raf-trio-narrt-polizei-seit-jahren-jetzt-spricht-cdu-mann-unschoene-wahrheit-aus_id_187682096.html

Vielleicht hat die Anfrage des Abgeordneten nochmal etwas mehr Aktionismus ausgelöst - wer weiß...
Jedenfalls glaube ich erstmal (leider) nicht an großartige, bahnbrechende Neuigkeiten.

louis1949 schrieb:Die gefundenen Briefe sind ja nicht "verfahrensrelevant" - somit ist dadurch auch kein größerer Ermittlungserfolg zu erwarten

Das stimmt so nicht! Der Inhalt der Briefe ist nicht verfahrensrelevant. Ob die Briefe selbst verfahrensrelevant sind, wird zum jetzigen Zeitpunkt vermutlich noch gar nicht feststehen, da sie noch untersucht werden.

@Edna
Das stimmt. Inwieweit die Briefe selbst relevant werden können, wenn der Inhalt es nicht ist, wurde aber schon hier ein wenig andiskutiert.

sören42 schrieb:Besonders hoch schätze ich den Anteil derer, die Terrorismus-Absichten hegen und überhaupt Briefe schreiben, geschweige denn sich inhaltlich dazu austauschen, nicht ein.

Ich schätze ihn wesentlich höher ein, als den Anteil an elektronischer Kommunikation, zumindest bei schlauen und gebildeten Terroristen.
Dieser Weg ist wohl weitaus sicherer als Mails oder gar Telekommunikation, allein aus Gründen der Nachverfolgbarkeit und Sicherheit.

sören42 schrieb:Also kann man den Weg der Schriftstücke nicht mehr verfolgen

Im Grunde weiß man nicht einmal, ob der Brief tatsächlich mit der Post an die Eltern verschickt wurde. Möglich wäre ja auch, dass er an eine andere Adresse verschickt wurde, aus dem möglichen Unterstützer:innenkreis, und persönlich bei den Eltern eingeworfen wurde.