borchert schrieb:Nein, das weiß ich nicht, beziehungsweise ich weiß, dass Christoph Seidler freigesprochen wurde. Birgit Hogefeld bekam lebenslänglich - zu recht, oder nicht? Die Beweislage war in ihrem Fall wohl nicht gerade schwach - und sie wurde nur wegen eines Mordes verurteilt. Was die Mitglieder der 2. Generation betrifft, kenne ich mich nicht so gut aus. Silke Maier-Witt bekam nur einige Jahre hinter Gittern. Inge Viett auch. Also, deine Behauptung, RAF-Mitglieder seien pauschal etwa zu lebenslänglich verurteilt, stimmt gar nicht. Christian Klar ist wohl eine Ausnahme - die Einzige, die du erwähntest.
Hallo Borchert,
Silke Maier-Witt, Susanne Albrecht, Inge Viet und die ganzen anderen, die in der DDR untergetaucht waren, konnten die Kronzeugenregelung in Anspruch nehmen und kamen daher sehr glimpflich davon. Christopf Seidler konnte belegen, daß er die ganze Zeit in Nahost war und nichts mit den Anschlägen in Deutschland zu tun hatte.
Aber die Mitglieder der zweiten Generation, die im Untergrund blieben, bis sie verhaftet wurden (u.A. Christian Klar, Brigitte Mohnhaupt, Siglinde Hoffmann, Adelheid Schulz, Stefan Wiesniewski, Peter-Jürgen Boock), wurden alle drakonisch verknackt, meist ohne konkrete Beweise konkreter Taten, sondern eben als Mitglieder der Kommandoebene und damit angeblich automatisch mitschuldig an allem, was gelaufen ist.
Später noch Eva Haule, und auch die von Dir erwähnte Birgit Hogefeld - die wurde u.a. wegen des Mordes an dem GSG9-Mann in Bad Kleinen verurteilt, obwohl Grams geschossen hat und sie zu dem Zeitpunkt schon gefesselt in der Unterführung lag.
Schau mal hier z.B.:
http://www.taz.de/!1438799/Ich will die Gewalttaten der RAF wirklich nicht gut heißen, aber die Reaktion des Staates auf die ganze Sache ging weit über das hinaus, was man als rechtsstaatlich faire Prozesse bezeichnen könnte. (Dazu kommen ja noch diverse Gesetzesverschärfungen, Kontaktsperren, Abhören der Gespräche mit Anwälten usw usf)
Da das LKA behauptet, bei der Knastsprengung in Weiterstadt Haare von Daniela Klette gefunden zu haben, ebenso bei dem Anschlag auf die US-Botschaft, haben die drei sehr viel zu verlieren, wenn man sie fassen sollte. Schon alleine die GT-Überfälle werden ja als Mordversuch gewertet.
Ok, es mag sein, daß sich die Zeiten geändert haben, die Hysterie ist weg, heute hat man berechtigterweise sehr viel mehr Angst vor irgendwelchen durchgeknallten Dschihadisten. Und das Verfahren gegen Beate Zschäpe ist ja auch extrem ausführlich und detailliert - in den 70ern hätte man sie binnen 2 Monaten zu Lebenslänglich verknackt, da bin ich sicher.
FAZIT: Man weiß nicht genau, was aufgefahren würde, sollte man die drei erwischen. Aber ein Spaziergang wird es nicht, und Menschen, die in einer derartig heftigen Ablehnung des Systems schon ihr ganzes Erwachsenenleben verbracht haben, werden sich garantiert weder stellen, noch allzu leicht verhaften lassen (dh: ohne Schießerei), und werden ganz sicher nicht aussagen, sollten sie jemals vor Gericht landen.