Mordfall Daniela Kammerer - Innsbruck 2005
19.02.2013 um 20:04
Hab mich mit jemandem unterhalten, der Kampfsport macht und das total interessant gefunden: Derjenige sagt, dass z.b. bei Schlägereien der, der da nicht so erfahren ist und halt einfach zurückschlägt, um sich zu verteidigen, meist beim Schlagen unbewusst die Augen zumacht. Beim Boxen und im Kampfsport lernt man, in solchen Situationen immer die Augen offen und den Überblick zu behalten.
Der Kampfsportler meinte, das könne man auch auf Messerstechereien umlegen. Wenn man wieder von einem Mordfall mit -zig Messerstichen hört, waren, wie wir ja wissen, extreme Emotionen im Spiel - und dabei hatte bestimmt kaum ein Ersttäter bei allen 10, 20 oder mehr Messerstichen die Augen offen. Da wird blind drauflosgestochen.
Jemand, der weiß, was er tut, der uU in Kampfsportarten ausgebildet ist (oder Bundesheer z.b.) weiß, dass er die Situation im Auge behalten muss und denkt auch in einer emotionalen Situation dran. Und damit sieht er auch, wohin er sticht/schlägt/schießt.
Macht ziemlich Sinn für mich, was meint Ihr? Ich hab immer schon gedacht, dieser einzelne, direkte Stich ins Herz - letztlich "zählt" der zweite Stich gar nicht mehr, weil der 1. schon tödlich war - ich war immer überzeugt, dass der Täter genau wusste, wohin er stechen muss, um den größtmöglichen Effekt, nämlich den Tod, zu erzielen.
Der Kampfsportler hat mir dann auch noch gesagt, dass z.b. beim Bundesheer bei Schießübungen immer "Dupletten-(sp???) Schüsse" abgegeben werden, immer zwei, kurz hintereinander, um "sicherzugehen". Und er hat mir gezeigt, wie man sowas auf eine Messerattacke umlegen kann, wie das jemand ausführen würde, der sich damit auskennt:
Messer rausziehen, von unten rauf zustechen, zack und dann sofort nochmal zack. Zwischen den beiden "zacks" kommt natürlich eine Reaktion vom Opfer, in dem Fall ist Daniela sicher nach hinten gestrauchelt und hat sich im Fluchtinstinkt weggedreht. Und da kam gleich der zweite Stich -der Duplettenstich, um sicherzugehen. Warum da kaum Blut auf dem hinteren Teil des T-Shirts zu sehen war: Sie war im Wegdrehen, dabei zu flüchten, und der Stich wird nicht mehr direkt, mit der Wucht, mit der er geplant war, angekommen sein. Aber der erste Stich, durchgeführt mit offenen Augen und dem Wissen, er will töten - da hat er auch genau gewusst, wo er hinstechen muss. Sollte es wirklich, wie von Lohengrin vermutet, Abwehrverletzungen an den Armen gegeben haben, kann ich mir nur vorstellen, dass die bei Danielas Flucht in Richtung Telefonzelle entstanden sind - den 1. Stich hat sie ganz bestimmt nicht kommen sehen.
D.H., mein Beitrag zum Täterprofil: Jemand, der sich in Kampfsportarten, Boxen oder einfach dem Kämpfen allgemein auskennt. Wo er das gelernt hat? Keine Ahnung - im Verein, im Park, beim Bundesheer, beim Sport, vom Vater, wer weiß das schon. Jemand, der generell Messer mit sich herumträgt, Streits nicht aus dem Weg geht, und dem seine Ehre und sein Ego über alles geht. Sicher vorher schon auffällig, das war kein Kind von Traurigkeit. Und ich glaube auch nicht, dass er sich nach dem Mord größere Gedanken darüber gemacht hat, was er angerichtet hat. Ich glaube, er hat sich das für sich selber schön geredet, so auf die Art: "Hätte sie das (nicht) getan/gesagt), hätte ich sie nicht umbringen müssen".
Muss ein unglaublich widerwärtiger Kerl sein...