Ich hab mir noch ein paar Gedanken zum Fahrtziel Marquartstein gemacht:
Der Täter äußerte diesen Fahrtwunsch zu einem Zeitpunkt, als er sich schon sehr sicher fühlte. Ob zu Recht oder zu Unrecht, müssen wir hier gar nicht diskutieren, weil es für den Punkt gar nicht von Belang ist. Dass er zumindest GLAUBTE, seine Spuren ausreichend verwischt zu haben, beweist jedenfalls der Umstand, dass er sich wenig später DIREKT zum Tatort chauffieren ließ. Er sah sich also gar nicht veranlasst, noch falsche Spuren auszulegen.
Zumal unklar ist, wozu diese falsche Spur hätte dienen sollen, wenn er sich wenig später trotzdem an den Tatort lenken ließ. Auch die Überlegung, er hätte die Langendonks bereits in Marquartstein kennengelernt oder gekidnappt oder er hätte in ihrem Geldbeutel eine Rechnung des Restaurants gefunden, ist nicht schlagkräftig, denn in diesem Fall hätte er ja vielmehr Grund gehabt, von Marquartstein ABZULENKEN. Zumal ich ja bezweifle, dass die Langendonks überhaupt in Marquartstein waren (siehe oben).
Was also wollte er in Marquartstein? Versetzen wir uns einmal in seine Lage. Welche Ziele könnte man nach einen solchen langen Nacht haben? Folgende Ideen:
1) zu seinem Fahrzeug, um es abzuholen und weiterzufahren
2) nach Hause
3) zur Arbeitsstelle
4) zu einem Komplizen
5) zu einer Frau
6) um seine Fahrt von dort anders fortzusetzen
1 - Fahrzeug scheidet aus, da sein Fahrzeug höchstwahrscheinlich in der Nähe des Tatorts stand.
2 - nach Hause: dazu später mehr
3 - zur Arbeit: Selbst wenn man annimmt, dass der Täter einer geregelten Arbeit nachging (was ich eher bezweifle) und er wirklich am Sonntagmorgen arbeiten hätte müssen, konnte er doch in DEM Aufzug und dermaßen derangiert nicht an seinem Arbeitsplatz erscheinen. Der Arbeitgeber hätte das gerade am Sonntag kaum geduldet und vor allem hätte er sich verdächtig gemacht. Er hätte also auf jeden Fall vorher kurz nach Hause gehen müssen, um sich umzuziehen und sich frischzumachen. Scheidet für mich also aus.
4 - Komplize: Unter Umständen möglich, aber da er die ganze Aktion anscheinend alleine durchgezogen hat, würde es, nachdem sie fast vollendet war, wahrscheinlich auch keinen großen Sinn mehr ergeben, sich einen Mitwisser zu schaffen.
5 - Frau: Auch nicht unmöglich, aber ich würde eher vermuten, dass der Täter erst die Angelegenheit zum Abschluss bringen wollte, bevor er zu seiner Freundin fährt.
6 - Fortsetzung der Fahrt: Dafür kam Marquartstein - gerade in den frühen Morgenstunden - kaum in Frage. Traunstein wäre da der wesentlich günstigere Ort mit besserer Verkehranbindung gewesen. Marquartstein ist sonntagmorgens eine Sackgasse. Daher ist dies auch nahezu auszuschließen.
Es bleibt also im Grunde nur (2), er wollte nach Hause. Was auch durchaus verständlich wäre. Er wollte vermutlich nur schlafen, sich ausruhen, vielleicht sich etwas frisch machen. Er musste auch mal wieder etwas essen und trinken. Der Wunsch, nach Hause zu kommen, musste auch bei einem solchen Menschen übermächtig geworden sein. Und sein zuhause war, so unglaublich das erscheint, Marquartstein.
Zumindest war es sein vorübergehendes Zuhause. Vielleicht wohnte er bei einem Kumpel oder wirklich bei einer Frau oder im Hotel. Oder auf einem Campingplatz. Er muss auch nicht direkt in Marquartstein gewohnt haben, das Fahrtziel dürfte eher so gedacht gewesen sein, dem Taxifahrer eine grobe Richtung zu geben. Aber auch nicht sehr weit entfernt, denn wenn er z.B. in Traunstein wohnhaft gewesen wäre, hätte er sicher das genannt. In Frage kommen also neben Marquartstein die umliegenden Gemeinden wie Rottau, Grassau, Staudach-Egerndach, Unterwössen...
Klar erhebt sich da die Frage, warum ihn in Marquartstein und Umgebung keiner erkannt hat. Ich glaube, es war
@überwälder, der dargelegt hat, wie klein Marquartstein ist und dass dort praktisch jeder jeden kennt. Ich habe darauf momentan auch keine Antwort, bin aber dennoch ziemlich sicher, dass er in Marquartstein irgendwie wohnhaft war, zumindest vorübergehend oder kurzfristig.
Die Fokussierung auf den Aspekt "Marquartstein als Fahrtziel" hätte übrigens den Vorteil, dass man
a) dem Täter so vielleicht doch noch auf die Spur kommen könnte (wenn auch sehr unwahrscheinlich)
b) all die anderen heiß diskutierten Fragen, wie der Täter die Langendonks kennenlernte oder was er am Tatort suchte, gar nicht mehr so große Relevanz haben