@Menedemos Einen Raubüberfall schließe ich deshalb übrigens nicht aus, aber der Täter hat anscheinend in größeren Dimensionen gedacht. Er hat Geld weggeworfen (!) und für seine Flucht sogar noch eine erhebliche Menge (Taxikosten) investiert. Er hat nicht geknausert, wo es möglich gewesen wäre (z.B. auf einen Zug zu warten). Die Geige hat er keines Blickes gewürdigt, obwohl er sie während der Fahrt irgendwo im Gebüsch hätte deponieren können, um sie gegebenenfalls später abzuholen; auch auf den Fotoapparat legte er keinen gesteigerten Wert.
Wenn also der Täter die Langendonks des Geldes wegen ermordet hat, dann wegen sehr viel Geld - nicht wegen "Peanuts". Die Frage ist bloß, weshalb er sich Hoffnungen machte, bei den Langendonks wesentlich mehr zu erbeuten als man üblicherweise von durchschnittlichen Reisenden erhoffen kann.
Und das Wasser stand ihm nicht zum Hals, einen verzweifelten Junkie kann man daher nahezu ausschließen. Die Schilling dürften seine eigenen gewesen sein, die Francs vielleicht auch; außerdem schmeißt ein Drogensüchtiger kein Geld in den Graben - never ever. Das fühlte sich für ihn so an, als würde er seinen Stoff selbst wegschmeißen.
Ein interessanter Ansatz.
Vielleicht sollte man einfach mal die Scheuklappen zur Seite legen. Alles auf Anfang setzen und alles nochmals neu durchleuchten?
Konnte der Täter die Langendonks von früher her kennen? Gab es eine, wie auch immer gelagerte, Verbindung und Beziehung zwischen Harry Langendonk und dem Täter?
Perücke oder nicht. Dem Täter ordnen Zeugen blonde Haare im Prinz-Eisenherz-Schnitt zu. Kann er gelegentlich in die NL gereist sein oder hat er gar dort gearbeitet? Gab es dort beiläufig einen Kontakt mit dem Opfer? Fakt ist, dass sehr viele Leute in den NL blond sind.
Die Tatwaffen: 1. Die Pistole, eine Tokarew und 2. ein Messer
Es ist nicht außergewöhnlich, wenn jemand ein (Klapp)Messer mit sich führt. Er konnte es auch im Wohnmobil gefunden haben? Aber die Pistole gibt wieder Rätsel auf. Urlaubern mit einer Waffe das Reisegeld abzuknöpfen, das könnte durchaus passiert sein oder eben auch eine Nummer zu übertrieben gewesen sein?
Cui bono? Nach über 18 Jahren scheint da nicht viel ans Licht gekommen sein?
Die drei verheirateten Töchter werden die bitter-süße Erbschaft angetreten haben.
Gab es daneben andere Profiteure, die durch den Tod der Langendonks in den Genuss immaterieller Vorteile kamen, die man nicht gleich auf dem ersten Blick bemerkte?
Warum Nürnberg? War das überhaupt sein Ziel? Wollte er weiter Richtung Norden fahren? Hatte er den absurd klingenden Auftrag, es nach NL zurückzuführen? Wenn ja, von wem? Konnte er das Wohnmobil nicht irgendwo anders abstellen? Warum hatte er es überhaupt abgefackelt? Wäre es nicht ausgebrannt und er hätte sich für einen zentralen Abstellplatz entschieden, dann wäre es doch sicherlich erst viele Tage später entdeckt worden? Wenn er dann noch die Leichen anderswo abgelegt hätte, man wäre ihm sicherlich nicht auf die Spur gekommen und es gäbe jetzt kein Phantombild.
Überhaupt: War "Blondie" vom Phantombild nur ein Lockvogel und ein zweiter Täter führte die Tat aus? Oder wurde er nur dafür bezahlt, das Wohnmobil in Richtung Norden zu verbringen? Quasi ein "lukrativer Nebenjob", für den danach gut entlohnt wurde? Konnte er es sich deshalb leisten, mit dem Taxi zurückzufahren? Hatte er für diesen Fahrdienst in eine Art Klamottenkiste gegriffen und Anzug, Krawatte und ggf. eine Perücke angezogen? Klingt in der Tat sehr abenteuerlich. Aber je nach Zugang und Haushalt gibt es im Dachboden oder im Keller Schränke oder Kartons, die genau sowas beinhalten.
Unterstellen wir dem Täter, dass er die vielen seltsamen Begebenheiten dieses Falls bewusst so eingefädelt hatte? Waren die ausländischen Devisen nur eine Masche, um die Ermittler zu verwirren? Hatte er doch DM dabei, wenn die Taxler Francs oder die Schillinge nicht akzeptiert hätten? Selbst der Hinweis auf die Kreditkarte war war wahrscheinlich eine Finte?
Was mich überraschte, war das Alter von den Langendonks. Er feierte ein paar Tage vor der Abfahrt in NL mit der Familie seinen 63. Geburtstag und befand sich schon im Ruhestand. Gut, wer war selbständig und hatte ein Unternehmen für LKW-Bremsen. Tochter Karin wird wie folgt zitiert: "Vater hatte früher ein Geschäft für Lkw-Bremsen, als Rentner hatte er einen unglaublichen Spaß, Campingwagen einzurichten – und das, obwohl er selbst eigentlich kein passionierter Urlauber gewesen ist."