Hi Zeitzeuge,
darauf kann ich eingehen.
Zeitzeuge-WL schrieb:Die notwendigen Ortskenntnisse, sind nicht so schwierig zu erlangen, als daß man sich täglich oder sehr oft in dem Wald aufgehalten haben muß. Insofern kann ich die Orientierung zu Wald, Bäumen und Jagd nicht nachvollziehen.
Zunächst die Grundlagen:
- nur relativ wenige Menschen gehen allein in einen großen, abgelegenen Wald, davon mehr Männer als Frauen.
- von diesen bereits relativ wenigen Menschen gehen noch weniger regelmäßig, oft oder sehr oft und zu verschiedenen Tageszeiten in einen großen, abgelegenen Wald.
Dies bezeichne ich mit Affinität zu Wäldern.
- wer sich häufig und gern in Wäldern aufhält, der entwickelt entweder erst noch eine besondere, positive Beziehung zu Bäumen, oft zu bestimmten Baumarten oder zu alten oder besonderen Bäumen, oder aber die besondere Beziehung zu besonderen Bäumen war bereits ausgeprägt, was wahrscheinlicher ist. Wer mit alten oder besonderen Bäumen aufwächst und diese positiv reflektiert, wird sehr viel eher auch einen großen Wald nicht meiden sondern ihn aktiv suchen. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Täter im Wald, am Waldrand oder auf einem Grundstück mit alten oder besonderen Bäumen im direkten Wohnumfeld gelebt hat - als Kind oder Jugendlicher oder noch immer.
- Um eine gute bis sehr gute Ortskenntnis und möglichst perfekte Orientierung zu erlangen in einem abgelegenen und ausgedehnten Waldgebiet mit seinen vielen Details (wie markante Bäume, Schonungen, Wildzäune, Senken, Lichtungen, Ansitze, guten Pilzstellen, Sonnenplätze, Wildwechsel, trockenes Laub oder lärmend knackende Zweige am Boden, aber auch menschlicher Bewegungen etc.) genügt es nicht, nur gelegentlich in dem Waldgebiet zu verweilen. Sicherheit gewinnt man erst durch besondere Kenntnis des gesamten Umfeldes. Dazu muss man das gesamte Gebiet mehrfach und intensiv erforscht haben und sich in dem Wald "eingelebt" haben.
Ich gehe davon aus, dass sich der Täter nicht zufällig zweimal in diesem Waldgebiet aufgehalten hat und er sehr wohl zuvor genau erkundet hat, wie sein "Revier" aussieht, wo er seine Stärken und Schwächen nutzen oder ausgleichen konnte. Seine ausgeführten Taten zeugen davon, dass er sich sicher fühlte und das (ihm bekannte) Umfeld ihn nicht nervös machte, während die Opfer gleichzeitig diese Vorteile kaum haben konnten. So war nicht nur der Überraschungseffekt auf Seiten des Täters, sondern auch die Gewissheit, dass das gesamte Umfeld dem Täter sehr bekannt war und kaum unvorhergesehene Begebenheiten zu erwarten waren. Das konnte er nur durch längere Erfahrung wissen und durch eine gewisse "Professionalität". Erfahrungen aus dem Jagdwesen (aktiv oder indirekt beteiligt) sind einer solchen Professionalität zuträglich. Wenn alles nur purer Zufall war, dann liege ich sicher falsch. An diese Zufallstheorie mag ich indes nicht glauben. Ich gehe davon aus, dass schon der erste Doppelmord nicht ungeplant geschah. Der Täter war vorbereitet. Er hatte sich vorbereitet und eine solche Tat mindestens einkalkuliert. Unabhängig von den Motiven dazu, kann man wohl von zwei möglichen Varianten ausgehen:
1. die ersten Opfer liefen dem Täter nur zufällig über den Weg und er nutzte seine "Chance", wie es dieser Zufall hergab.
2. Der Täter suchte sich seine Opfer selbst aus, beobachtete sie, verfolgte sie und tötete sie, weil er es so wollte.
Ich neige zur 2. Variante, da sich der Täter mit dem Erkunden des Geländes mit viel Akribie hingegeben haben muss, wenn beide Morde nicht aus puren Zufällen entstanden sind und es sich um einen Täter handelt. Denn auch der zweite Mord fand in seinem "Revier" statt und dürfte nach ähnlichem Muster mindestens begonnen worden sein. Die Mordtage waren einmal Sonntag und einmal Mittwoch. Wenn ich richtig im Bilde bin, wurden die Fahrzeuge beider Opferpaare jeweils in der Nähe des Forsthauses Röthen abgestellt (an der K13). Der Täter kann folglich bereits in der nahen Umgebung dieser Parkstellen nach Opfern gezielt Ausschau gehalten haben, ist den Opfern gefolgt und hat dann seine Taten vollzogen. Das setzt Planung voraus und die Bereitschaft, warten zu können. Wenn man einen bestimmten Ort lange genug beobachtet, kann man einschätzen, wie oft oder wie selten sich genau an diesen Ort Spaziergänger einfinden an einem Sonntag, einem Mittwoch, einem Samstag oder gar innerhalb einer Woche. Das setzt auch eine gute und lange Vorbereitung voraus und sehr viel Willen.
Aus einem solchen planmäßigen Verhalten kann man durchaus Rückschlüsse ziehen auf das mögliche berufliche Umfeld des Täters. Natürlich bleibt das immer nur im Konjunktiv, da Muster weiche Flanken haben und wir von dem Täter keine realen Angaben haben.
Wegen der Schusswaffe: dazu kann ich nichts wirklich Konstruktives hinzufügen. Nur soviel: wer mit einer geladenen Handfeuerwaffe in den Wald geht, macht das nicht aus Zufall. So viel ich verstanden habe, ist aber nur für den zweiten Doppelmord der Schusswaffengebrauch nachgewiesen worden. Ist das korrekt?
Gruß!