@Zeitzeuge-WL @maif
Dann bin ich doch noch einmal bei der Senke als 2. Tatort:
...
Zwar ist der Tatort, wo die anderen Ermordeten gefunden wurden, nur achthundert Meter Luftlinie von ihnen entfernt, doch geschieht der zweite Mord in einer Senke, aus der keine Geräusche dringen. Auch das wurde später überprüft.
"Der Fall seines Lebens" Süddeutsche Zeitung vom 17.10.2010
@Zeitzeuge-WL, wir hatten das hier schon häufiger. Michael Jürgs hat in seinen Artikeln mehrere fehlerhafte Darstellungen. Bis hin zu einem Artikel, in dem er die Jagen (138/147) für die betreffenden Tötungsdelikte falsch, also umgekehrt, darstellte.
Fehler in der Darstellung unterlaufen jedem Journalisten in deren Artikeln. Mal mehr, mal weniger. Man findet sie in fast jedem Artikel zu den Göhrde-Morden, ganz gleich von welcher Zeitung und ganz gleich wann (Zeitpunkt).
Entscheidend ist doch, dass man die Darstellungen der unterschiedlichen Journalisten auf deren Richtigkeit überprüfen muss, um Inhalte, die hier im Forum als vermeintlich "neue Informationen" dankbar aufgegriffen werden, zu validieren. Die Beerensammler kamen aus Hamburg und wenn noch 3, 4 oder noch mehr Journalisten eine andere Stadt nennen. Es wird sich nichts daran ändern.
Und es wird im zweiten Tötungsdelikt auch keine Senke aus dem Tat- respektive Fundort werden. Es ist eine Verwechselung mit dem Tatort 1. Der Schusstest erfolgte am Tatort 2 und Beamte hielten sich am Tatort 1 auf, um festzustellen, ob man den Schuss hätte hören können. Und dieser Schusstest erfolgte mit einer Dienstwaffe der Polizei, also einer Waffe mit einem Kaliber 9mm und somit auch mit einer deutlich höheren Geräuschentwicklung, als sie bei einer Waffe mit dem Kaliber 6,35 entstehen würde.
Und selbst wenn ein solcher Schusstest positiv im Hinblick auf die Wahrnehmung des Geräusches ausgefallen wäre, welcher Polizist im Team der Spurensicherung wird in einem Wald bei der Aufnahme eines Tötungsdeliktes (Tatort 1) wirklich unruhig, wenn er einen Schuss hört? Niemand hätte zu dem Zeitpunkt ernsthaft damit gerechnet, dass bei der umfangreichen Polizeipräsenz ein zweites Tötungsdelikt stattfindet.
Als ich mit
@Boccer am Tatort 1 war, hörten wir vermehrt Schüsse und sie war wirklich in Sorge, sagte sogar die Schüsse kämen näher. Kamen sie aber nicht. Sie stammten aus einer Jagdwaffe größeren Kalibers, die vom Schießstand des Revierförsters in Röthen durchgeführt wurde, wie wir später von ihm selbst erfuhren, weil einer der Jäger, der zu der Jagdgesellschaft gehörte, die an dem WE "beim Bockschießen" dabei waren, eine neu erworbene Waffe auf deren Justierung überprüfen wollte, weil er sie bisher nicht eingesetzt hatte.
Solche Justierungs-Tests sind auch beim Militär üblich. Nach jeder Grundausbildung wurden damals die Gewehre (damals G3) einer Grundausbildungseinheit in die Waffen-Inst., also die Waffen-Instandhaltung gegeben, um zu überprüfen, ob die Waffen noch justiert waren. Für diese Schusstests wurden für mehrere Tage ausgebildete Scharfschützen aus anderen Einheiten abkommandiert. Warum? Weil sie in der Regel "Fleck schossen", wie man das nannte. Sie waren in der Lage bei 5 Schuss fünfmal die 12 zu treffen, also den schwarzen Mittelkreis, den man "Fleck" nannte.
Wenn nun ein Scharfschütze eine dejustierte Waffe schoss, schoss er möglicherweise fünfmal "7 links oben" (Beispiel), was der Waffen-Inst. den Hinweis gab in welcher Form die Waffe zu justieren war. Nach der Justierung erfolgte der Schusstest erneut. Fiel er positiv aus, wendete man sich der nächsten Waffe zu. Das wurde so lange wiederholt, bis alle Waffen wieder als "justiert" eingestuft wurden und gingen sodann zurück in die Einheit/Kompanie, aus der sie stammten.
Da ich selber eine Scharfschützen-ATN (Bezeichnung der Bundeswehr für Allgemeinen Tauglichkeits-Nachweis) habe, habe ich solche Schusswaffentests häufiger durchführen müssen.
Beim Militär habe ich als Scharfschütze noch das G11 (K2) geschossen, dass sich in meiner Militärdienstzeit bereits in der Endphase zahlreicher zuvor gefertigter Prototypen befand. So etwa 20, aber davon habe ich nur 3 selbst geschossen.
Das G11 war revolutionär, weil es hülsenlose Patronen führte, über enorme Magazininhalte (500, 240 oder 100 Patronen) verfügte, je nach Kaliber und als Zielfernrohr ein sogenanntes Reflexvisier hatte, was später abgelöst wurde.
Das G11 war als Einzelschussgewehr (besondere Anfertigung) einmalig, bei Einsatz hoher Schussfolge kam es jedoch zu z.T. massiven Überhitzungen und sogar zur Selbstentzündung, da der Auswurf der Hülsen fehlte, also dem damit in Verbindung stehenden natürlichen Abkühlungsmechanismus einer Waffe.
1993 kam dann das endgültige Aus der Waffe, als Eignung für die Bundeswehr. Ein wichtiger Faktor, der bei der Entwicklung der Waffe im Vordergrund stand, wurde nicht erfüllt (geringe Störanfälligkeit).
Eines möchte ich aber noch anmerken. Ich schoss damals zumeist mit einem Kaliber 4,73 x 33 mm und kurzzeitig 5,56 x 45mm.
Das Kaliber ist und bleibt (in diesem Fall) nicht die entscheidende Überlegung. Wohl aber die Treibladung, also die Energie, die dahintersteht. Ich habe seinerzeit auch bei kleinen Kalibern Erfahrungen mit "Hochgeschwindigkeitsgeschossen" machen dürfen, deren "Durchschlagskraft" verheerend ausfällt. Deshalb immer wieder mein Hinweis - die Treibladung ist das Entscheidende, nicht das Kaliber.