@VorsichtfalleDein Bespiel mit den Angaben zur Phantomzeichnung versinnbildlicht vor allem wie schwierig es ist Informationen alleine zu diesem einen Punkt zusammenzustellen. Man kann nicht ohne Weiteres davon ausgehen , dass die Phantomzeichnung aufgrund der Angaben der Bad Bevenser Tercel- Zeugen erstellt worden ist.
Ich werde mal die Angaben zu der Entstehungsgeschichte der Zeichnung etwas aufdröseln:
Im Spiegel Bericht von 1996 kann man zur Entstehung der Phantomzeichnung folgendes erfahren:
"Immerhin hatten sie am Abend dieses Tages, an dem die Toten gefunden wurden, eine erste mögliche Täterbeschreibung. Den Beerensammlern war auf ihrem Weg zum Revierförster, wo sie ihren grausigen Fund melden wollten, ein Mann aufgefallen: kräftig, braunes Haar, einen dunklen Beutel in der Hand, der nicht leer gewesen ist. Viel mehr wußten sie nicht zu berichten, zu groß war der Schock. Aber es reichte später für ein erstes Phantombild."
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9089608.htmlIm Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 28.2.2009 steht zur Entstehung der Phantomzeichnung folgendes:
" Weil sich die Beerensammler nach dem ersten Schock daran erinnern, kurz vor dem Erreichen des Forsthauses im Wald einem kräftigen Mann mit braunem Haar begegnet zu sein, der einen dunklen Beutel in der Hand trug, gibt es sogar eine Phantomzeichnung des möglichen Täters. Mit dieser bewaffnet, klappern Ermittler sämtliche Hotels, Pensionen, Krankenhäuser, Kurkliniken der weiteren Umgebung ab."
http://www.sueddeutsche.de/panorama/verbrecherjagd-ueber-jahrzehnte-der-fall-seines-lebens-1.485216-2Im Hamburger Abendblatt vom 5.10.1989 wird eine Phantomzeichnung erstmals veröffentlicht und es heißt zum Zustandekommen der Zeichnung:
"Bei der Fahndung nach dem Göhrde-Mörder ist die Kriminalpolizei Lüneburg einen großen Schritt weitergekommen: Auf der Grundlage von Zeugenaussagen konnte ein Phantombild von einem Mann angefertigt werden, der möglicherweise der Täter ist. Wie berichtet, waren im Waldgebiet Göhrde die Eheleute Reinold aus Lohbrügge und in unmittelbarer Nähe ein Paar aus Niedersachsen ermordet aufgefunden worden. Dieses Paar war zuletzt am 12. Juli mit einem weißen Toyota Tercel gesehen worden.§
"Am 24. Juli wurde der Wagen auf der Straße Am Klaubusch in Bad Bevensen entdeckt. Nach Zeugenaussagen ist er zwischen dem 12. und 19. Juli täglich von einem Mann gefahren und jeweils auf der Straße abgestellt worden. Der Mann ist etwa 40 bis 50 Jahre alt, 1,75 bis 1,80 Meter groß, schlank und hat mittellange, braune Haare. Er trug ein grünliches Hemd, eine dunkle Hose und vermutlich dunkle Schuhe. Er hatte eine dunkle Tasche bei sich und dürfte im Besitz einer Schußwaffe sein."
http://www.abendblatt.de/archiv/article.php?xmlurl=http%3A%2F%2Farchiv.abendblatt.de%2Fha%2F1989%2Fxml%2F19891005xml%2Fhabxml891012_472.xml&pdfurl=http%3A%2F%2Farchiv.abendblatt.de%2Fha%2F1989%2Fpdf%2F19891005.pdf%2FASV_HAB_19891005_HA_003.pdfHiernach sieht es so aus, als sei zumindest die Phantomzeichnung, die uns von den Zeitungen her bekannt ist, nach Aussagen der Bad Bevenser Tercel-Zeugen erstellt worden.
Erste Anhaltspunkte, dass dem so ist und die Zeichnung auf den Angaben dieser Zeugen beruhen, ergeben sich auch aus dem Bericht der Lüneburger Zeitung vom 5.8.1989:
"Die Polizei ist sich sicher, dass der Toyota noch nach dem 12. Juli gefahren worden ist, vermutlich vom Mörder. Erst am 24. Juli wurde der Wagen abgestellt auf dem Parkplatz der Diabetes Klinik in Bad Bevensen entdeckt. Zeugen versichern, dass sie das Fahrzeug erstmals am 18. sicher aber am 19. 7. gesehen zu haben. Aus den Beobachtungen entwickelt die Polizei derzeit die Täterbeschreibung. Näheres wollte Michaelis dazu gestern nicht sagen, es fehlten die Details."
Wieso wird dann aber später in den Zeitungsberichten aus 1996 und 2010 erwähnt, dass eine Phantomzeichnung nach Angaben der Beerensammler erstellt worden sei. Im Spiegel-Bericht wird die uns bekannte Phantomzeichnung auch noch abgebildet, so dass kein Zweifel daran bestehen kann, dass sich die Angaben über ihre Entstehung ( Aussage der Beerensammler) gerade auf diese Phantomzeichnung beziehen. Was bedeutet die Formulierung im Spiegel " erstes Phantombild"? Gab es mehrere Bilder aufgrund von unterschiedlichen Aussagen?
Genauso problematisch wie die Entstehungsgeschichte ist auch die Handhabung der späteren Veröffentlichung.
Das Besondere an der Veröffentlichung ist, dass die Phantomzeichnung in regionalen Zeitungen und auf einem Wurfzettel gezeigt wurde, der an die Haushalte im Göhrde-Gebiet verteilt wurde, nicht aber in der xy-Sendung, die im Dezember 1989 ausgestrahlt wurde. Was hat es damit auf sich? Wurde die Veröffentlichung in der Sendung mit breiter Medienwirkung durch den zuständigen Richter nicht genehmigt? Standen andere Gründe der bundesweiten Veröffentlichung entgegen?
Fragen über Fragen.
Ich meine, dass man hieran ermessen kann, dass die Mühen groß sind etwas zu einem Punkt zusammenzustellen und der Ertrag vielleicht gering ist. Ich zolle jedem Respekt, der bereit ist, diese Arbeit dennoch auf sich zu nehmen.