@Slaterator klar, dass es eine Vorsatztat, also ein Mord war, dass er Pläne geschmiedet hat, wie er sie umbringen könnte, dass er auch den Mord geplant und vorbereitet hatte, daran besteht auch für mich kein Zweifel.
Aber ich denke, dass die dann konkrete Ausführung, was Ort, Zeit und Tötungsmethode betrifft, nicht seinem Plan entsprach. Erst die Verbringung und das Verschwindenlassen der Leiche entsprachen dann wieder seinem Plan.
Es stellt sich dann die Frage, warum er entgegen seinem Plan Karen zu diesem Zeitpunkt, an diesem Ort und auf diese Weise getötet hat. Ich kann mir dafür nur zwei Erklärungen vorstellen, die eine, dass es zu einem handfesten Streit kam und er sie nicht geplant und bewusst in dem Moment getötet hat, sondern blindwütig ausgerastet ist, dass es also eben doch keine geplante Tat war, sondern er quasi seinem eigenen Plan zuvorkam.
Oder, und das ist meiner Ansicht nach die wahrscheinlichere Erklärung, dass er sich durch die Entwicklung der Dinge gezwungen sah, seinen Mordplan vorzeitiger auszuführen und dabei zu improvisieren.
Dafür sehe ich unter anderem zwei Anhaltspunkte:
- der Bruder sagte zum Zustand seiner Schwester, als sie davon erfuhr, dass Michael P ein zweites Kind gezeugt hatte: ""Ich habe meine Schwester noch nie so aufgelöst und verletzt erlebt wie damals, als sie davon erfuhr." (Quelle:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50578090.html )
- der Vater von Karen sagt im Interview aus dem Gespräch mit ihr kurz vor ihrem Tod, sie habe bezogen auf den angesetzten Termin wörtlich gesagt "jetzt setze ich ihm die Pistole auf die Brust, der muss jetzt kommen und seine Verhältnisse offenlegen"
Für mich deutet das darauf hin, dass es möglich ist, dass Karen Michael unter Druck gesetzt hat (um mal das Wort "erpresst" zu vermeiden), möglicherweise damit, über ihn Informationen an die Öffentlichkeit zu tragen, zB. auch an seinen Arbeitgeber, die ihm schaden würden.
@frauZimt hatte vor längerer Zeit das mal geschrieben:
frauZimt schrieb am 24.04.2018:Ob sie auch beruflich etwas gegen ihn in der Hand hatte? (Das wäre meine Sekulation)
Dann hätte er sich auf seinen beiden Wirkungsfeldern angegriffen gefühlt.
damals hatte ich diese Möglichkeit noch eher für unwahrscheinlich gehalten, inzwischen bin ich zur Überzeugung gelangt, dass das durchaus gut denkbar ist. Zwar hätte sich Karen in Sachen Unterhalt selbst geschadet, wenn sie zB. etwas gegen ihn in der Hand hatte und publik gemacht hätte, was für ihn zu Arbeitsplatzverlust geführt hätte, aber von jemandem, der "aufgelöst und verletzt" ist, kann man eine solche kühle Überlegung nicht unbedingt erwarten, vielleicht war sie in einem Zustand und dazu wildentschlossen, Michael P zu schaden, auch unter Inkaufnahme dessen, dass sie sich damit selbst schadet...
Dh. ich halte es für möglich, dass sie an dem Abend im Streit mit Michael P ihm drohte bzw. dazu entschlossen zeigte, am nächsten Tag zB. seinem AG etwas mitzuteilen, was ihm beruflich erheblich geschadet hätte. Und um dies zu verhindern, sah sich Michael P im Zugzwang, den für einen späteren Zeitpunkt und andere Rahmenbedingungen geplanten Mord sofort auszuführen, um sie sofort zum Schweigen zu bringen!