Kaietan schrieb:Wenn die Spurenlage darauf hindeutet, dass das Opfer zerstückelt wurde, kann das bedeuten, dass der Täter dies machte, um den (oder beide) Leichen unauffällig in Etappen aus der Wohnung zu transportieren. Macht in einer Stadt ja durchaus Sinn. Er könnte die Leiche aber dadurch auch verschwinden gelassen haben. Mehrere kleinere Säcke in einem oder verschiedenen Müllcontainern fallen doch nicht auf. Wir haben einmal in einem Haus gewohnt, in dem die Container von der Strasse zugänglich waren. Niemals wäre es aufgefallen, wenn da nachts jemand etwas entsorgt. Geht der Hausmüll in die Verbrennungsanlage, gibt es danach keinen Leichnam mehr.
Ich halte das für viel wahrscheinlicher als eine aufwändige Verbringung in den Wald um Hannover. Wenn er noch die Küche schrubben musste, hatte er dafür auch kaum genug Zeit.
1) heftig
2) aber das Zerteilen einer Leiche ist nur im Fernsehen einfach. Mörder, die sowas gemacht haben, haben üblicherweise dafür viele Stunden gebraucht, umso mehr, wenn die "Einzelteile" dann so klein sein sollten, dass sie in normalen Mülltüten unauffällig entsorgt werden können. Und Erfahrung auf dem Bereich des Zerteilens hatte er ja auch nicht, war nicht zB. als Jäger oder Metzger darin bei Tieren bereits geübt.
3) man denkt zunächst nicht daran, aber tatsächlich werden Mülltonnen von erstaunlich vielen Menschen durchwühlt, von Obdachlosen auf der Suche nach Pfandflaschen oder anderem Brauchbarem, von Nachbarn, die Müllpolizei spielen wollen usw. Wenn er die vollständige Leiche einer erwachsenen Person in so kleine Teile teilen wollte, damit diese in Mülltüten verpackt unauffällig entsorgt werden können, dann wäre das mindestens ein Dutzend oder noch mehr Tüten, und da viele gleiche Tüten auch auffallen, hätte er die dann auch noch auf ein Dutzend Müllbehälter verteilen müssen. Dass nicht mindestens ein Stück davon auffällt, gefunden wird, oder dass er nicht dabei zumindest einmal gesehen wird, zB. von einem Hausbewohner ("Hey, was machen sie da? Einfach den Müll hier reinwerfen, das geht doch nicht, ich ruf die Polizei...!") halte ich für unwahrscheinlich.
Kurzum: ausschliessen kann man das nicht, aber ich halte es nicht für so wahrscheinlich
Kaietan schrieb:Die verschiedenen Aussagen zum Grund der Leihe des Mietwagens deuten darauf hin, dass er sich da im Vorfeld keine Gründe zurechtgeolegt hatte und evtl. improvisieren musste. Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass man ihm auf die Schliche kommt, wenn er den Wagen in einer anderen Stadt anmietet? Es war sicher so geplant, dass er nicht mit seinem eigenen Auto beim Verladen der Säcke gesehen wird und unter Umständen auch keine Spuren in seinem Wagen hinterlässt.
gerade die Tatsache, dass er dafür keine plausible Begründung hatte, improvisieren musste, sät bei mir Zweifel!
Dass bei einer Anmietung eines Autos die Daten des Mieters aufgenommen werden, dass der Vermieter dazu sogar indirekt gesetzlich verpflichtet ist (StVG §21 (1) 2. Bis zu einem Jahr Gefängnis droht einem Vermieter, der nicht beweisen kann, dass der Mieter über eine Fahrerlaubnis verfügt, also wird jeder Vermieter aus Selbstschutz sich Ausweis und Führerschein vorlegen lassen und die Daten notieren oder kopieren), hätte jemandem wie Michael P, der bei einem Reiseunternehmen arbeitete und selbst wohl auch viel gereist ist, bekannt sein müssen.
Aber selbst wenn er das nicht wusste, spätestens nach der Anmietung wusste er es, wusste sogar, dass diese spezielle Vermietung noch einen Schritt weiterging und den Mieter mit dem Wagen fotografierte!
Dass er nach dem Verschwinden von Karen überprüft würde und man dabei auch diese Anmietung herausfinden würde, muss ihm also auch klar gewesen sein.
Selbst wenn es also sein ursprünglicher Plan gewesen sein mag, den Wagen zB. für die Verbringung der Leiche einzusetzen, spätestens bei der Anmietung muss ihm klargeworden sein, dass der Wagen dafür "verbrannt" ist. Spätestens dort müsste er von diesem Plan Abstand genommen haben und sich auch überlegt haben, wie er die Anmietung des Wagens irgendwie anders erklären kann. Eine Erklärung hätte er ja leicht fabrizieren können, einmal in den Baumarkt fahren, eine Leiter oder einen Teppich kaufen ("Der passte nicht in mein Auto, also habe ich mir ein Auto gemietet, mit dem ich das abfahren konnte"), schon hat er eine plausible Erklärung.
Gerade dass er keine plausible Begründung irritiert daher. Sich keine Erklärung vorzubereiten, ist normalerweise eher gerade Zeichen eines reinen Gewissens, würde also eher darauf hindeuten, dass er nicht erwartete, eine Erklärung zu brauchen, weil er nicht der Täter war... Das fällt mir aber schwer zu glauben.
Ich kann mir dies nur so erklären, dass er den Wagen bei der Tat nicht eingesetzt hat. Und daher auch annehmen konnte, dass dort keine Spuren sind und daher auch nicht befürchtete, zum Wagen näher befragt zu werden. Dass er aber unbemerkt eben doch minimale, aber eben forensisch nachweisbare Spuren in das Auto getragen hat. Und dass er damit konfrontiert eben aus dem Konzept rausgebracht war.
FrokenLisbeth schrieb:Der Mietwagen ist in der Tat seltsam. Er muss gewusst haben, dass das herauskommt. Aber wenn er nur als Ablenkungsmanöver hätte dienen sollen, warum hätte er das Risiko eingehen sollen und die Ablagefläche überhaupt zu benutzen - und so wie geschehen, möglicherweise zu kontaminieren. Bei einer Probefahrt hätte er vermutlich den Kofferraum gar nicht benutzt.
ganz richtig. Aber eine solche Kontamination geschieht so schnell und einfach, dass muss nicht bewusst gewesen sein. Ein Paar Schuhe, eine Jacke, auf der sich eine winzige, unbemerkte Blutspur befindet, abgelegt, das eingetrocknete Blut fällt ab, schon ist die Spur da. Oder an der Uhr eine kleine Menge getrockneten Blutes, kurz mal den Staub von der Ablage gewischt oder geklopft, das Blutschüppchen fällt runter, da ist die Spur... Viel mehr als das war es ja nicht, was man gefunden hat. Aber es reichte, um ihn, das Auto, Karen und ihren Tod in Verbindung zu setzen!
FrokenLisbeth schrieb:Ich halte das Unterhalts- bzw. gemeinsames-Kind-Motiv dennoch für sehr stark. Das war nicht sein Plan und hätte im Lauf der Jahre eine große finanzielle Last und damit lästig werden können.
Da die beiden wohl sehr unterschiedlich waren und Karen auch Druck gemacht hat, hatte sich mittlerweile wahrscheinlich auch eine sehr starke Abneigung gegen sie entwickelt.
'Bolzenschussgerät' und Unterschied 'Mord und Totschlag' zu googeln lässt da vermutlich tief blicken.
'Hass' und Geld in Kombination ergeben auf jeden Fall ein Motiv.
in Kombination dürfte das richtige Stichwort sein, und ich denke, "Hass" war der größere Treiber, was auch immer der Grund für diesen Hass gewesen sein mag.
Geld allein ist schon deshalb als Grund keine hinreichende Annahme, als dass er ja noch für ein zweites Kind unterhaltspflichtig war und keine Anstalten gemacht hat, auch diese Mutter und ihr Kind aus dem Weg zu räumen.
Aber es ist natürlich durchaus so, dass es deutlich mehr wurmt, einem verhassten Menschen Geld zahlen zu müssen... Und dass dann darauf aufbauend eben doch Geld zum Mord führen kann, aber eben nur als "Topping" auf einen anders entstandenen Hass, als Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.