Freispruch nach 23 Jahren Todeszelle
17. Januar 2014 05:22 Uhr, B.Z. | Aktualisiert 05:22
Für Debbie Milke beginnt am Freitag ein neues Leben. Die gebürtige Berlinerin soll freigesprochen werden.
Auf diesen Tag, diesen Moment hat Debbie Milke mehr als 23 Jahre lang gewartet: Am Freitag soll sie endlich freigelassen werden! Zuletzt war die 49-Jährige auf Kaution frei, musste eine elektronische Fußfessel tragen.
Die gebürtige Berlinerin saß mehr als zwei Jahrzehnte in einer US-Todeszelle, weil man ihr vorwarf, sie habe ihren Sohn Christopher (4) ermorden lassen. Ein Fehlurteil, wie außer Debbie Milke auch Rechtsexperten beteuern!
Jetzt also soll der Tag sein, an dem ein neues Leben für die 49-Jährige beginnt. Um 14 Uhr (US-Ortszeit) will Richterin Rosa Mroz einen Schlussstrich unter das Verfahren ziehen, das so wohl nie hätte stattfinden dürfen. Experten gehen davon aus, dass Juristin Mroz die Beschuldigte Debra Milke (genannt Debbie) endgültig auf freien Fuß setzen wird.
Für die gebürtige Lichterfelderin und ihre krebskranke Mutter Renate Janka (70) wird ein Traum wahr. Endlich Gerechtigkeit!
Debbie Milke hatte stets behauptet, mit dem brutalen Tod ihres Jungen nichts zu tun zu haben. Dennoch verurteilte sie das Gericht in Phoenix/Arizona am 12. Oktober 1990 wegen Anstiftung zum Mord. Ein Vernehmungsbeamter hatte damals behauptet, sie habe die Tat gestanden – doch Beweise hat er dafür bis heute nicht vorgelegt. Kein Tonband, keine Notizen, keine weiteren Zeugen. Und Aussagen möchte der Officer auch nicht noch mal.
Nur eines scheint in dieser tragischen Geschichte klar zu sein: Debbie Milkes Mitbewohner Jim Styers (66) und sein Schulfreund Roger Scott (65) haben den kleinen Christopher am 2. Dezember 1989 in der Wüste Arizonas erschossen. Angeblich, um eine Lebensversicherung zu kassieren. Die Männer wurden 1990 wegen Mordes zum Tode verurteilt, warten seither im Gefängnis auf die Vollstreckung.
Noch ist unklar, ob Debbie Milke nach dem beendeten Verfahren nach Deutschland zurückkehren möchte – sie lebt seit 1965 in Arizona, ihre Mutter in Baden-Württemberg. Während der Haft-Zeit hat sich die Welt rapide verändert: Online-Banking, Facebook, Smartphone und Apps. Worte und Dinge, die es bei Debbies Inhaftierung noch nicht gab.
Dennoch ist eine Sache jetzt wohl am wichtigsten – nämlich am Grab ihres kleinen Christopher Abschied zu nehmen.
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