Zum Thema Probleme und Jugendamt:
Ich arbeite seit Jahren mit Jugendlichen, die Schwelle, sich an Ämter zu wenden, wird bei vielen Jugendlichen immer geringer. Es wird durchaus auch als "Drohung" eingesetzt, um ggf. bei den Eltern mehr durchzusetzen. Würde ich also auch in diesem Fall nicht überbewerten.
Zum Thema bekannte Straftäter:
In den letzten Jahren ist das Augenmerk der Öffentlichkeit deutlich mehr auf Mißbrauchstatbestände gelegt worden. Es wird also über derartige Taten berichtet, über die Täter berichtet, es wird auch mit Kindern offener über die Thematik gesprochen. Sicherlich wird es zahlreiche Täter gegeben haben, die damals im direkten Umfeld straffällig geworden sind in diesem Bereich. Ob das aber immer berichtet worden wäre? Ich denke nein. Es war - auch in der Arbeit mit Jugendlichen - Ende der 90er immer noch ein großes Tabu-Thema.
Um nur zwei "bekannte" Tatkomplexe zu nennen (und ich vermute, es gibt unzählige mehr, die in den nächsten Jahren öffentlich werden könnten):
Das erste bekannte Täterbild in der näheren Umgebung wäre das so genannte "Uni-Phantom". Die EK Messer ermittelt bis heute, die bislang bekannten Taten liegen im Zeitraum zwischen 1994 und 2002. Zwischen 1997 und 2001 gab es eine "Pause", zumindest bei den angezeigten Taten. Die Taten fanden alle im Raum Sprockhövel / Ennepe-Ruhr-Kreis / Bochum statt. Die Entfernung nach Wuppertal-Nächstebreck ist sehr gering. (Sprockhövel ist vom Hölken etwa 9 km entfernt)
Quelle:
https://web.archive.org/web/20110721231717/http://www.polizei-nrw.de/bochum/Aktuelles/fahndungen/ek-messer/Der zweite "Täter", über den die Öffentlichkeit nicht mehr wirklich viel erfahren hat, wurde 2019 im Bereich Dellbusch in Wuppertal überprüft. Ein Rentner, der ehrenamtlich Jugendlichen bei den Hausaufgaben geholfen hat. Im Haus wurden unfassbare Mengen an kinderpornographischem Material gefunden. Der Garten des Hauses wurde umgegraben (man vermutete dort ggf. verscharrte Überreste), jedoch ohne Funde.
Im Juni 2019 fanden die ersten Durchsuchungen nach Hinweisen statt
Quelle:
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/wuppertal-kinderpornografie-fall-garten-von-senior-wird-umgegraben-a-1274763.htmlHier wird explizit erwähnt (und das hat damals in Wuppertal viele AUCH an Tanja Mühlinghaus denken lassen), dass im Haus Zeitungsartikel über vermisste Kinder gefunden wurden.
Bevor die Ermittlungen richtig Fahrt aufgenommen hatten, wurde der Mann im September 2019 tot in seinem Haus aufgefunden.
Quelle:
https://www.wuppertaler-rundschau.de/stadtteile/uellendahl-doenberg/dellbusch-ermittlungen-wegen-kinderpornografie-83-jaehriger-tot_aid-44776375Ob hier noch weiter ermittelt wurde? Ich vermute, nein. Es gab keine Anzeigen, es wurden keine Indizien für ausgeübte Taten gefunden. Ob dieser Mann mit Tanjas Verschwinden zu tun hat? Er hat die Antwort auf die Frage mit ins Grab genommen.
Der Dellbusch ist keine 3 km vom Hölken entfernt...
Ich vermute und hoffe, dass in den nächsten Jahren bei der Aufklärung eines derartigen Tatkomplexes auch Tanjas Fall endlich geklärt werden wird.