Der Fall Jeffrey MacDonald

Ja Jana, es sieht alles eindeutig nach einer Beziehungstat aus. Es wäre unwahrscheinlich, dass fremde Eindringlinge mit solch roher Gewalt auf eine schwangere Frau und ihre kleinen Töchter von 2 und 5 Jahren einschlagen, sie regelrecht übertöten, und den einzigen Mann vor Ort lassen sie mit ein paar kleinen Schrammen davonkommen. Wahrscheinlich hätte er sogar bei einem Kampf allein mit Colette noch mehr abbekommen, wenn sie sich richtig gewehrt hätte, aber sie versuchte wahrscheinlich die ganze Zeit nur, ihre Mädchen vor ihm zu beschützen, deswegen hat sie sich nicht richtig (kämpfend) gegen ihn gewehrt sondern nur wie ein Schutzschild zwischen ihn und die Kinder geschmissen. Daher auch ihre beiden gebrochenen Arme. Es ist so schrecklich, diese letzten Minuten sich vorzustellen, er muss völlig ausgerastet sein!

Aber richtig.Daher empfind ich auch das er gerechtertweise im Gefängniss einsitz.Und nie mehr wieder rauskommt.Ich kann mir lebhaft vorstellen,wieso einige menschen an seiner Unschuld glauben.Es ist sein Auftreten sein Charisma,was ihn so unschuldig erscheinen lässt.

Ja, bei mir war es vor allem auch eine Weile, dass ich einfach nicht glauben konnte, dass ein so erfolgreicher sympathischer junger Mann, der ja scheinbar alles hatte, was man sich nur wünschen kann, mit einem Schlag sich in so ein brutales Monster verwandeln kann, das zu so einer grauenvollen Tat gegen die eigenen Kinder und Frau fähig ist, obwohl es weder vor noch nach der Tat irgendwelche Fälle von cholerischen Ausrastern bei ihm gab. Das ist auch das, was ich bis heute eigentlich nicht verstehen kann, wie einem Menschen so ein einmaliger (!) Ausraster geschehen kann, soooo heftig. Das macht Angst, weil man scheinbar echt niemandem trauen kann! Naja, aber es waren die 60er Jahre, man weiß auch nicht, ob es vielleicht Ausraster in der Ehe gab, die Colette ihrer Familie verschwiegen hat... damals sprachen die Frauen über sowas ja noch nicht so offen wie heute, zumal, welche Wahl hatte sie, mit bald 3 Kindern, und dann ohne Mann?! Sie nahm ja auch seine Affairen hin. Also vielleicht dann auch den einen oder anderen Wutausbruch?!

Der Film ist echt lohnenswert und super besetzt, das merkt man, wenn man vorher mal eine Doku über den Fall gesehen hat, die Umsetzung im Film ist fast 1:1, so kann man es sich noch viel besser vorstellen, was damals geschehen sein muss, wenn man es in laufenden Bildern sieht.

Wer spielt denn als Besetztung mit?

Gary Cole spielt Jeffrey MacDonald (ich kannte den vorher nicht vom Namen her, aber sein Gesicht kennt man, er spielt in Krimiserien meist Bösewichte oder Polizisten), Karl Malden spielt MacDonalds Schwiegervater Freddy Kassab. Die beiden finde ich perfekt besetzt, Gary Cole sieht dem echten MacDonald teils auch von der Mimik her so ähnlich, dass ich bei den alten Fotos von beiden 2x hingucken muss um zu sehen, ob es der "echte" MaCDonald ist oder Gary Cole.

Eva Marie Saint spielt Mildred Kassab. Saint ist auch eine grossartige klassische Schauspielerin, die Mildred fast deckungsgleich abbildet.
Barry Newman spielt MacDonalds Anwalt, er hat ja Erfahrung mit Anwaltsrollen ("Petrocelli") und macht das sehr gut, teilweise auch witzig.
Andy Griffith ("Matlock") spielt Victor Woerheide, den Anwalt der Anklage und dies in einem herrlich ironischen Unterton.
Insgesamt ein Klasse Cast in einem grossartigen TV-Film.

Ich habe mir die Originalbilder der Familie angeschaut. Die echte Mildred war eine bildschöne Frau, auf Bildern der 40er und 50er Jahre könnte sie problemlos mit jeder Filmschönheit mithalten, so ein bisschen Typ Audrey Hepburn mit ihren braunen Haaren, Rehaugen und der zarten Figur. Man sieht aber auch sehr deutlich, welchen Schlag ihr die Morde verpasst haben, denn auf den Bildern nach den Morden ist sie geradezu schockierend gealtert. Sie sieht da so verletzlich, traurig und verloren aus wie ein kleiner Vogel, man möchte sie in den Arm nehmen und beschützen. :( Ich finde Eva Marie Saint auch super besetzt als Mildred. Der Film hat mich mehrmals zu Tränen gerührt, so einfühlsam ist er gedreht worden, aber ohne jede Effektheischerei.

@Comtesse

Volle Zustimmung.
Jeder der sich für den Fall interessiert, sollte sich auch den Film ansehen.

Cool wie hiess der denn nochmal.Andy Griffith ist sowieso ein absolut Genialer Schauspieler.Schade das die Serie Matlock nicht mehr kommt.Gary Cole kenn ich,mag ihn nur nicht allzu gern.Karl malden kennt jeder spielte der nicht mit Michael Douglas" Die Strassen San Fransisco´s" mit??

Ja das ist der. :)

Ja, im Film kommt Gary Cole auch nicht so sympathisch rüber, aber ich glaube, seine Darstellung trifft die Vorlage ziemlich gut... Ich fänd ja eigentlich gut, wenn sie den Fall noch mal neu aufrollen würden nach den aktuellen Möglichkeiten der Forschung und Technik, wie es MacDonald seit Jahren schon versucht... es würde einem Gewissheit geben, wenn er auch nach heutigen Möglichkeiten als Täter überführt werden würde, wobei die das 1979 schon sehr gut rekonstruiert haben nach den verschiedenen Blutgruppen. Was glaubt Ihr, war wohl der Auslöser? Ich denke ja, es war weil er total übermüdet war nach der 24-Std.-Schicht + ehrenamtliche Tätigkeit + Sport + abends mit den Kids allein Zuhause, wahrscheinlich hat er was aufputschendes eingeworfen, was in der Nebenwirkung aggressiv machend wirkt, dann wollte er nach dem Tag abends nur noch in sein Bett, da hatte aber Kimberley reingemacht, und dann ist er ausgerastet. Er sagte ja, er habe das schlafende Kind in ihr Bett getragen und sei dann zum Schlafen auf die Couch gegangen, ich denke aber, er war vorher auf der Couch eingeschlafen, und als er dann in sein Bett wollte und sie da reingemacht hatte, ist er ausgeflippt, hat das Kind nicht in sein Bett getragen sondern sie brutal aus dem Schlaf gerissen und geschlagen, davon wachte Colette auf und ging auf ihn los, und dann ist er völlig ausgeflippt, und als dann Kimberley und Colette blutend / bewusstlos am Boden lagen, hat er sich zu dem fatalen Schritt entschieden, alle 3 zu töten und es als einen Überfall aussehen zu lassen, weil er zu feige war, sich dem was er getan hatte, zu stellen - wie hätte er dann dagestanden, der hochdotierte Arzt und Green Baret, der seine schwangere Frau und kleine Tochter krankenhausreif geschlagen hat? Schrecklich, dass es ihm scheinbar weniger schlimm vorkam, sie alle zu töten incl. der kleinen schlafenden Kristen. :(

Und am Übelsten von allem finde ich, dass er aus dem Blut von Colette "PIG" an ihr Bett schrieb... das ist so, als würde er das Opfer noch im Tod verhöhnen und entwürdigen. Hätte er das nicht getan, würde ich ihm ja noch irgendwie abnehmen dass er die Tat irgendwann im Nachhinein bedauert hat als ihm klar wurde, was er getan hat, was er verloren hat. Aber so... ich glaube, das Einzige, was ihm Leid tat war, dass sie ihn verwischt haben.

Du hast es genau richtig beschrieben. So sehe ich das auch.
Und mal ehrlich - wer hatte noch nie einmal den GEDANKEN "ich bringe euch um", wenn mal alles wieder zusammenkommt, ohne ihn natürlich in die Tat umzusetzen?

Der Fall wird leider nicht mehr aufgerollt werden. MacDonalds Anwälte probieren es seit 20 Jahren, aber es wird immer wieder abgeschmettert und auf Sicht wird sich daran nix ändern. Zudem ist MacDonald ja auch schon ziemlich alt mittlerweile...

Ich habe mir jetzt die YouTube-Fime angesehen - noch nicht ganz zu Ende, bis zum Teil 13, den Rest schau ich mir heute noch an.

Das ist ist echt krass! Klar, nach dem Film ist man von seiner Schuld überzeugt!

Überzeugt hat mich aber wirklich, diese Geschichte mit den nicht übereinstimmenden Blutgruppen und deren Verläufe am Tatort! Das stimmt nu mal so gar nicht mit den Äußerungen von J. Mc. D. überein. Und auch das mit dem T-Shirt: Die kriminaltechnische Untersuchung hat doch ergeben, dass es Stiche und nicht Abwehrmerkmale waren.

Mit dem Wort "PiG",wollte er es wohl wie die Mansonmorde es aussehen lassen.

Ich denke, er hat nicht damit gerechnet, dass die Spurensicherung so genau ermitteln würde. Er dachte sich, eine Menge Blut und Einstiche in seinem Pyjamatop, das er extra auf Colette legte, damit es möglichst blutig ist, das reicht schon, um sich selbst als Opfer eines Überfalls darzustellen. Dass die Spurensicherung Tropfen für Tropfen, Faser für Faser und Einstich für Einstich so genau untersuchen würde und KANN, damit hat er nicht gerechnet. Es war meines Wissens auch der erste Fall in der Kriminalgeschichte, der nur aufgrund solcher Mikro-Indizien ohne Geständnis zu einer Verurteilung kam. MacDonald hat die kriminaltechnischen Untersuchungsmöglichkeiten einfach unterschätzt. Anfangs dachte ich noch, dass überall an ihm Blut von den Opfern war und seine Pyjamafasern überall verteilt, kann auch durch die Wiederbelebungsmaßnahmen gekommen sein - was mich von seiner Schuld überzeugte, war dann dass eben da, wo er angeblich angegriffen worden sein will, kein Blut war und sogar noch die Valentinskarten in den Regalen noch aufrecht standen, die aber sofort umfielen, als Freddy Kassab nur einmal fest aufstampfte. Dass da ein Kampf auf Leben und Tod von 4 Personen stattgefunden haben soll ist einfach undenkbar.

@jana36
Ja, aber dazu muss man trotzdem in der Lage sein, sowas mit dem Blut der eigenen Ehefrau da hinzuschreiben. Kaltblütig ist das in meinen Augen!

Ich finde immer wieder erstaunlich, wie mich dieser Fall fasziniert, ich habe das Buch von McGinniss schon 3x gelesen und jetzt hätte ich schon wieder Lust dazu. Irgendwie sucht man immer noch nach dem EINEN Hinweis, der einen 100% überzeugt, dass nur er es gewesen sein KANN. Dieser winzige Restzweifel lässt es gedanklich nicht ruhen.

@jana36

Exakt. Er hatte kurz zuvor in der aktuellen Esquire-Ausgabe darüber gelesen.

Stimmt,was ja neben der Couch auf der er schlief gelegen hat.

Der Gedanke ist ja auch naheliegend, die Manson-Morde waren zu der Zeit in aller Munde wie heute der Fall Magnotta aktuell, dann war auf dem Stützpunkt dort tatsächlich eine große Hippiekommune anwesend und MacDonald hatte auch durch seinen Job mit denen zu tun und wusste, wie durchgeknallt die oft auf Droge sind - was wäre einfacher als diese irre Tat denen in die Schuhe zu schieben?