Kopernicus schrieb:Dem entgegen wird wohl nur die abstrakte, jedoch nicht gänzlich auszuschließende Möglichkeit stehen, dass KK doch den Weg nach Hause zu Fuß antrat und hier auf einen SuspektZero traf
Also das kann man m.E. KOMPLETT ausschließen. Nach Hause sind es drei Stunden zu gehen, und zwar tagsüber und bei gutem Wetter. In stockfinsterer Nacht und bei Eisregen eigentlich undenkbar. Außerdem wollte sie eigentlich um 19 Uhr zuhause sein und stand zu der Zeit noch am Bushäuschen.
Was man meiner Meinung nach auch ausschließen kann, ist, dass Katrin jemals auf einen Bus gehofft hat. Dagegen spricht eigentlich schon, dass sie bereits vor Verlassen des Freundes und damit vor Ankunft am Bushäuschen (und dem dort aushängenden Fahrplan) diverse Bekannte per SMS und Telefonanrufen um eine Heimfahrt gebeten hat.
Weiterhin hatte Katrin kein Geld dabei, sie hätte das Ticket also gar nicht bezahlen können.
Außerdem sollte man mal den HEUTIGEN Fahrplan zu Rate ziehen:
https://www.vnn.de/regionen/luechow-dannenberg/fahrplaene/Der kann sich zwar innerhalb 15 Jahren verändert haben, aber wird wohl kaum grundstürzend anders sein. So Buslinien sind in ihrem Verlauf und auch in ihrer Taktung meiner Erfahrung nach erstaunlich konservativ.
Und das sieht dann so aus: In Katrins Richtung (von Bergen nach Clenze) fahren nur zwei Buslinien, nämlich der 8030 und der 8033.
Der 8033 ist wohl so eine Art Schulbus, verkehrt nur an Werktagen bis ca. 16 Uhr. Der ist also ganz ungeeignet.
Und der 8030 fährt an Feiertagen auch nur bis höchstens 18 Uhr. Und zwar nur nach Clenze. Damit hätte Katrin erst die Hälfte ihres Weges absolviert gehabt.
Ich gehe davon aus, dass Katrin diese Gegebenheiten im Wesentlichen kannte. Sie war aus der Gegend, hatte noch keinen Führerschein und war sicher nicht zum ersten Mal in Bergen. Sie musste einfach wissen, dass von Bergen aus kein Bus nach Groß-Gaddau (ihrem Wohnort) fährt.
Wenn Katrin sich um 19 Uhr an eine Bushaltestelle gestellt hätte, in der Hoffnung, dass ein Bus vorbeikommt, der sie nach Groß-Gaddau fährt, wäre das, als ob ich mich um 3 Uhr nachts an eine U-Bahn-Station stelle, in der Hoffnung, dass ein Zug vorbeikommt, der mich von Nürnberg nach Erlangen bringt... Obwohl ich kein besonders eifriger Nutzer des ÖPNV bin, weiß ich sehr genau, dass um 3 keine U-Bahnen mehr fahren und weiß auch, dass keine U-Bahn nach Erlangen fährt.
Und wenn es noch ein Argument braucht: Spätestens bei Ankunft am Bushäuschen hätte Katrin durch einen Blick auf den Fahrplan festgestellt, dass kein Bus mehr kommen wird. Trotzdem verweilte sie dort noch mindestens 20 Minuten. Sie muss also einen anderen Grund gehabt haben, am Bushäuschen zu stehen.
Also entweder wollte sie per ANHALTER fahren. Wofür es aber meines Wissens keine klaren Belege gibt; dass sie die Mitfahrgelegenheit bei dem zufällig vorbeikommenden, zügig fahrenden Bekannten ausgeschlagen hat, spricht sogar eher dagegen.
Oder sie hatte eine feste VERABREDUNG, noch per Handy vereinbart. Das halte ich für am wahrscheinlichsten. Dass sie hoffte, dass sich doch noch einer erbarmt, der vorher abgesagt oder sich nicht zurückgemeldet hat, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Es fährt doch bei diesem Wetter keiner wegen eines vagen Verdachts nach Bergen zum Bushäuschen. Entweder jemand sagt zu oder er kommt sicher nicht.
Was
@Sillyrama ins Gespräch gebracht hat, ist natürlich auch bedenkenswert: Dass sie ihre Pläne änderte. Dass sie eigentlich eine Verabredung hatte, aber, als diese nicht kam, doch per Anhalter fuhr. Aber in diesem Fall würde ich mich wundern, dass derjenige, mit dem sie die Verabredung ursprünglich hatte, sich nicht bei der Polizei gemeldet und sein Ausbleiben erklärt hat. Derjenige hätte vermutlich auch noch versucht, Katrin Bescheid zu geben, so in etwa: "Sorry, aber ich habe jetzt erst bemerkt, in welchem Zustand die Straßen sind, hab auch keine Winterreifen, du musst dir jemand anderen suchen, ich kann nicht kommen." Auch wenn Katrins Handy ausgeschaltet war, hätte die Polizei einen solchen KontaktVERSUCH später feststellen können. Und ich denke wirklich, wenn jemand Katrin eine solche Zusage gemacht hätte, hätte derjenige sie nicht einfach im Eisregen stehen lassen, wenn er es sich anders überlegt hätte, ohne ihr wenigstens kurz Bescheid zu geben (und sei es nur per SMS).
Aber einen solchen Anruf oder so eine SMS gab es nicht. Das heißt, wenn Katrin eine Verabredung hatte, ist derjenige mit recht großer Sicherheit auch gekommen.