Da
@domlau gerade die Rekonstruktion auf dem FH-Gelände im Sept. 2007 anspricht, hier der 16vor-Bericht von damals dazu.
(Original 16vor-Quelle ist nicht mehr online.)Nahm Tanja Gräff doch den Shuttle-Bus?Verwirrung im Vermisstenfall Tanja Gräff: Nachdem die Soko FH sich in den vergangenen Wochen vor allem auf die Suche nach einem bis dato noch immer unbekannten Peugeot-Fahrer konzentrierte, schließen die Ermittler jetzt nicht aus, dass die seit dem frühen Morgen des 7. Juni spurlos verschwundene Studentin nun doch einen der Shuttle-Busse vom FH-Gelände in die Innenstadt genommen hat. Das zumindest habe die Rekonstruktion der letzten Momenten vor Verschwinden der Korlingerin ergeben. Die Soko erhofft sich nun neue Hinweise von den Fahrgästen der Shuttle-Busse.
TRIER. Was geschah am frühen Morgen des 7. Juni 2007 zwischen 4 und 5 Uhr? Diese Frage beschäftigt nun schon seit drei Monaten die Ermittler im Vermisstenfall Tanja Gräff. Doch während die Soko FH sich bis gestern vor allem auf die Beobachtungen mehrerer Zeugen im Bereich des Drachenhauses konzentrierte und hierbei insbesondere den Aussagen eines FH-Sommerfest-Helfers besondere Bedeutung einräumte, bringen die Ermittler nun ein mögliches Szenario ins Spiel, das den bisherigen Annahmen völlig widerspricht. Demnach sei nicht ausgeschlossen, dass Tanja Gräff unmittelbar nach 4 Uhr das FH-Gelände verließ und mit einem Shuttle-Bus in Richtung Innenstadt fuhr. Zwar konnte bislang nicht geklärt werden, ob die Studentin – was die Soko nie ausgeschlossen hat – einen der Busse nahm. Doch dass nach einer am Mittwoch erfolgten Rekonstruktion des Hergangs vor dem Verschwinden der Studentin, an der insgesamt zehn Zeugen teilnahmen, nun diese “Ereignisalternativen deutlich werden” (O-Ton Polizei), muss für einige Verwirrung sorgen.
Widersprüchliche ZeitangabenDie letzten Begegnungen mit der vermissten Studentin am Morgen des 7. Juni waren am Mittwoch über vier Stunden auf dem Gelände der Fachhochschule nachgestellt worden. Wesentliches Ziel sei dabei gewesen, den Weg der Studentin so genau wie möglich nachzuvollziehen, so die Polizei. “Im Klartext: Wo sie um welche Zeit haargenau mit wem zusammen war”.
So habe “die 21-Jährige exakt um 4.00 Uhr ganz kurz telefoniert”, heißt es in einer Mitteilung der Ermittler. Diese Information widerspricht jedoch der bisherigen Darstellung, wonach jenes letzte Telefonat, das Tanja Gräff mit ihrem Handy geführt hatte, auf exakt 4.13 Uhr datiert. Als gesichert darf derweil gelten, dass die Studentin zuletzt mit einem Bekannten telefonierte, der am besagten Morgen an der Porta Nigra auf sie wartete. Nach der bisherigen Darstellung hatte Tanja Gräff seinerzeit telefonisch zugesagt, den nächsten Shuttle-Bus in die Stadt zu nehmen, weshalb ihr Bekannter dort weiter wartete – vergeblich. Als dieser daraufhin erneut bei der Studentin anrief, war diese auf ihrem Mobiltelefon nicht mehr erreichbar.
Dass die Studentin den Shuttle-Bus nehmen wollte, hatte sie in ihrem letzten Telefonat also selbst geäußert. Doch dass sie diesen dann auch tatsächlich nahm, diese Möglichkeit schien bei den Ermittlern in den vergangenen Monaten doch sehr in den Hintergrund gerückt zu sein. Offenbar bis zur gestrigen Rekonstruktion auf dem Festgelände, wo ausgemacht werden konnte, wo sich die Vermisste unmittelbar vor ihrem Verschwinden aufgehalten hat: “Sie stand bei einem Getränkekühlwagen in der zweiten Einfahrt zu den Parkplätzen der Fachhochschule. Diese Einfahrt ist die zweite hinter der großen grünen Maschinenhalle der Fachhochschule”, heißt es in der heutigen Pressemitteilung der Polizei. Ob Tanja Gräff in der sie umgebenden Menschenansammlung allein oder in Begleitung stand, konnte jedoch nicht geklärt werden.
Neu ist allerdings diese Information: “In einem kurzen Gespräch mit einem der Zeugen äußerte Tanja die Absicht, ins Stadtgebiet zu wollen. Von diesem Zeugen, der Tanja zuletzt lebend gesehen hat, entfernte sie sich danach in Richtung Stuckradweg, wo sich ihre Spur verliert.” Bislang hieß es, ein Bekannter habe die Korlingerin zur besagten Zeit in Begleitung eines Mannes angetroffen, der sinngemäß geäußert haben soll: “Lass Tanja in Ruhe!” Dass die Vermisste dem Zeugen gegenüber ankündigte, in die Stadt zu wollen, war der Öffentlichkeit so noch nicht bekannt.
Aufruf an FahrgästeFür die Ermittler “erscheint es aufgrund der gestrigen Rekonstruktion durchaus wahrscheinlich, dass Tanja Gräff von dem Kühlwagen zur Bushaltestelle gegangen sein könnte, um mit dem Shuttle-Bus in die Stadt zu fahren”, vermeldete nun heute die Polizeipressestelle. Weiter heißt es: “Laut Fahrplan fuhren insgesamt vier dieser Busse am 7. Juni zwischen 4.10 und 4.25 Uhr vom FH-Gelände weg zu den Endhaltestellen Castelforte/Trier-Nord, Nikolaus-Kochplatz/Porta Nigra und Messepark.” Diese Formulierung wirft die Frage auf, ob zwischenzeitlich nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte, wie viele Busse im besagten Zeitraum nicht nur “laut Fahrplan”, sondern tatsächlich von der FH aus abfuhren. Die Polizei bittet nun “dringend” darum, dass “Fahrgäste, die in der fraglichen Zeit einen dieser Busse benutzt haben und sich dabei an eine junge, schlanke, rotblonde / rothaarige Frau erinnern, sich mit der Soko FH in Verbindung zu setzen”.
Die Schwierigkeit für die Ermittler liegt darin, dass sie neben der noch immer offenen “Peugeot-Spur”, wonach Tanja Gräff möglicherweise mit einem Pkw mit mutmaßlich luxemburgischem Kennzeichen das Gelände von Richtung Drachenhaus aus kommend verlassen hat, weiteren denkbaren Alternativen nachgehen muss. So sei bei der Rekonstruktion auch deutlich geworden, dass besonders die noch immer offene “Drachenhausspur” für die Ermittlungen von Bedeutung ist. Diese Spur habe im Juni “in den Medien nur wenig Beachtung” gefunden, “und es haben sich keine weiteren Zeugen gemeldet”.
Soko erinnert an “Drachenhaus-Spur”Tatsächlich hatte zumindest 16vor immer wieder über diese Beobachtung berichtet. Nicht zuletzt deshalb, weil diese in einem direktem Zusammenhang mit der so genannten Peugeot-Spur stehen könnte. Der Sachverhalt: Zwei Festbesucher berichteten der Soko, dass sie beim Verlassen der FH-Fete kurz nach 5 Uhr, es war schon recht hell, beim Drachenhaus einer rothaarigen jungen Frau begegnet sind, die “Tanja” gerufen wurde. Die Frau habe auf die Zeugen einen beziehungsgestressten Eindruck gemacht. Sie sei in Begleitung eines jungen Mannes gewesen, der ihr hinterherlief. Ob die junge Frau die vermisste Studentin Tanja Gräff war, konnten die Zeugen nicht mit Sicherheit sagen. Haarfarbe, Statur und Schmuck zeigten jedoch Parallelen auf. Auch die Beschreibung des Mannes, der ihr nacheilte, weist Ähnlichkeiten zu jenem Unbekannten auf, in dessen Begleitung Tanja Gräff kurz vor 4 Uhr zuletzt gesehen wurde.
Die Ermittler möchten nun erneut wissen, wer weitere Angaben zu dieser Begegnung beim Drachenhaus machen kann. Zudem interessiert sie: “Gibt es eine FH-Sommerfest-Besucherin, die ebenfalls wie die Vermisste ‘Tanja’ heißt und die oben geschilderte Situation kurz nach 5 Uhr selbst erlebt hat?”
Solange der Weg, den die Studentin nach 4 Uhr genommen hat, nicht zweifelsfrei geklärt ist, müssten alle Spuren weiter verfolgt werden – “auch wenn sie sich scheinbar – wie die hier angesprochenen – in zeitlicher Hinsicht widersprechen”, bittet die Polizei um Verständnis für die in der Tat verwirrenden Informationen. “Die Ermittlungen werden fortgesetzt, bis das rätselhafte Verschwinden von Tanja Gräff geklärt ist”, versichert die Soko.
Quelle: 16vor.de; 06. September 2007
Link:
http://www.16vor.de/index.php/2007/09/06/tanja-graff-neues-szenario-wirft-fragen-auf/ (Archiv-Version vom 09.10.2007) (ist nicht mehr online)