@lupenreinMir tut die Polizei irgendwie leid. Momentan ist da das große bashing angesagt.
Irgendwie war ja auch die Erwartungshaltung, nachdem Tanja gefunden wurde, so, als ob die Polizei jetzt sofort Neuigkeiten wie ein Kaninchen aus dem Hut zaubern müsste...
Ich sage es mal vorsichtig so: Durch meinen Job habe ich indirekt bis direkt mit der Polizeiarbeit zu tun. Und bei den Ermittlungen sind die Beamten nunmal auf verschiedene Dinge angewiesen:
- Beweise
- Zeugen(aussagen)
- Erfahrungen (Parallelen zu vergleichbaren Fällen, persönliche Erfahrungen, die nunmal niemand so völlig ablegen kann...)
Und daraus wird dann ein schlüssiges Bild entworfen, wie ein Zwischenfall sich ereignet haben könnte.
Bei diesem Fall ergaben sich aber mehrere Unsicherheiten:
- Es gab bis vor ein paar Tagen keine gesicherten Anhaltspunkte für ein mögliches verbrechen. Weil eben der heuhaufen fehlte.
- es gab Zeugenaussagen von solchen Zeugen, die Tanja persönlich kannten. Die aber offenbar teilweise widersprüchlich waren, oder unklar und zweifelhaft, da Alkohol im Spiel war.
- es gab für die Zeit (und hier wiederhole ich mich wieder mal) für die Zeit nach der letzten Handyortung keine Zeugenaussagen mehr von Leuten, die Tanja sicher kannten und etwas über den weiteren Verlauf von Tanjas Nacht sagen konnten. Das bedeutet nicht, das es keine Zeugen für das, was passierte gab (wobei das auch Täter einschließen würde, falls ein verbrechen stattfand), sondern dass diese Zeugen ihr Wissen nicht offenlegten.
- mögliche Tanja-Sichtungen waren vage, widersprüchlich und subjektiv gefärbt, müssen also nicht der Realität entsprechen. Wie: Das streitende Paar. Scheinbar hatte der Zeuge lediglich den Eindruck, dass es sich um ein Pärchen handelte, das sich stritt. Aber das war seine Vermutung. Er konnte ja nicht wissen, was fünf Minuten früher oder später passierte. Oder um was es ging.
Oder die andere Sichtung, wo Tanja genervt war (genervt telefonierte?). Das wird immer gerne als Grundlage für die Spekulation genommen, dass die Clique sie abserviert hätte. Aber: Nichts genaues weiß man nicht.
Könnte ja auch genauso gut sein, dass Tanja mal fünf Minuten sauer darüber war, dass es zu wenig Toiletten gab und diese verstopft waren. Oder ihr ein Fingernagel abgebrochen ist. Falls es sich um Tanja handelte. Es könnte ja auch alles ganz anders gewesen sein...
So. Und nun entwerfe man als Ermittlungsbeamter bitte danke mal ein schlüssiges Bild...
Dazu kommt ja noch erschwerend, dass in den Tagen und Wochen nach Tanjas verschwinden die Bevölkerung ziemlich aufgeschreckt war und gleich alles, was man sich nicht erklären konnte, an die Polizei gemeldet wurde. Das ist ja auch gut und richtig, besser als andersrum. Aber trenne mal die Spreu vom Weizen!
Und dann kamen noch privat ermittelnde Verschwörungstheoretiker hinzu, die auch noch Öl ins Feuer kippten und u.u. der Polizei einen Bärendienst erwiesen.
Ganz ehrlich? Ich habe Mitleid mit der Polizei. Und ich hätte in diesem Fall nicht deren Arbeit machen mögen.
Es gab ja keine gesicherten Beweise, keine Anhaltspunkte, nichts. Nur ein fischen im trüben.
Wer sagte das nochmal? Frau Gräff? Es war so, als sei Tanja vom Erdboden verschluckt worden...